Eberhard II. von Regensberg
Eberhard II. von Regensberg (* um 1170; † 1. Dezember 1246 in Friesach, Kärnten) war jener Erzbischof von Salzburg mit der längsten Regentschaft (1200–1246). Wegen seiner außergewöhnlichen Leistungen wird er zu Recht als Vater des Landes Salzburgs bezeichnet.
Leben
Eberhard wurde als Sohn des Adeligen Luitold II. von Regensberg aus dem Geschlecht der Freiherren von Regensberg in der heutigen Schweiz geboren. Seine Mutter stammte aus dem Geschlecht derer von Vatz. Sein Onkel Diethelm, Bischof von Konstanz, berief ihn in das Konstanzer Domkapitel und förderte auch die Wahl Eberhards zum Bischof von Brixen.
Seine Wahl zum Erzbischof von Salzburg anerkannte Papst Innozenz III. zuerst nicht, da er dem Mann in seinem bekannt eigenständigen kritischen Denken und Handeln misstraute. Nach einer erneuten Wahl zum Erzbischof fuhr Eberhard selbst nach Rom und konnte dort "mit viel Mühe und Schweiß" seine Anerkennung samt der Verleihung des Palliums doch noch durchsetzen. Als Gegenleistung musste sich Eberhard offensichtlich verpflichten, im Thronstreit des römisch-deutschen Reiches die Partei des Papstes zu ergreifen, welcher Otto IV. zum König erklärt wissen wollte.
Aber schon im September 1201 war Eberhard beim gewählten König Philipp, der dem Erzbistum Salzburg für seine Treue die Reichsabteien Frauenchiemsee und Seeon schenkte. In der Folge verhielt sich Eberhard im Streit Ottos und Philipps um die Königswürde weiterhin betont diplomatisch und letztendlich neutral. Die ausdrückliche Unterstützung Ottos unterließ Eberhard trotz mehrmaliger Ermahnungen, worauf Otto in einem Gewaltstreich Eberhard gefangen setzte und erst frei ließ, nachdem dieser sich schriftlich und durch Eid verpflichtet hatte, dem König Treue und Gehorsam gegen jedermann zu leisten. Dieser Gewaltakt des jähzornigen Königs gegen den sehr angesehenen Kirchenmann hatte dem König und dessen Ansehen aber keineswegs geholfen.
Eberhard verhielt sich in der Folge weiterhin diplomatisch neutral. Der nach einer Revolte gegen den gebannten Kaiser Otto von etlichen Reichsfürsten und mit Unterstützung von Innozenz III. gewählte Staufer Friedrich II. bedankte sich beim Erzbischof mit der Schenkung der reichseigenen Güter im Lungau und bestätigte die Rechte des Erzbischofs über das Bistum Gurk und die Errichtung eines eigenen Bistums nächst der Abtei Frauenchiemsee. 1214 bestätigte er zudem die erzbischöflichen Rechte über das Bistum Seckau. Das Bistum Chiemsee sollte nun seinen Sitz im Kloster Herrenchiemsee erhalten. 1216 schenkte der Erzbischof dem Bistum Chiemsee Grund in Arnsdorf in der Wachau.
Der Beauftragte des Papstes Albert Beham exkommunizierte damals in eher grotesker Weise zahlreiche Kirchenführer und Fürsten in Deutschland, weil diese die Exkommunikation des römisch-deutschen Kaisers seiner Meinung nach nicht oder nicht ausreichend kundmachen wollten, erreichte damit aber nur Unverständnis und allgemeine Verunsicherung. Der sonst stets besonnene greise Eberhard verlor angesichts der Eskapaden des päpstlichen Agenten die Beherrschung, trat die Exkommunionsurkunde, die ihm während einer feierlichen Priesterweihe im Dom überbracht worden war, demonstrativ mit Füßen und ohrfeigte den Überbringer. Eberhard ließ zudem die Gebirgspässe für Alberts Beauftragte sperren, um eine Zustellung seiner Urkunden zu erschweren, worauf Albert Kinder und alte Frauen als heimliche Briefträger beauftragen musste.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der Leichnam dieses überaus großen Kirchenfürsten und Staatsmannes, der im Kirchenbann gestorben war und daher nicht beerdigt werden durfte, 40 Jahre unbestattet über dem Gewölbe der Kirche von Altenmarkt im Pongau (der heutigen Altenmarkter Kirche) liegen musste. Wegen seines Bannes fand sich auch kein zeitgenössischer Chronist, der eine gesammelte und umfassende Würdigung niedergeschrieben hätte. Erst nach der Aufhebung des Bannes konnte Eberhards Leichnam 1288 im Salzburger Dom begraben werden. Es waren gerade die Gebeine des heiligen Virgils in einen eigenen Altar umgebettet worden. Daher konnte Eberhards Leichnam in dem alten freigewordenen Virgil-Grab beigesetzt werden.
Leistungen als Landesherr
Eberhard konnte seinem Land den Frieden sichern und einen gewaltigen kulturellen und materiellen Aufschwung in seinem Land herbeiführen. Dies wiegt umso mehr, als seine Regentschaft im gnadenlosen Kampf zwischen Kaiser und Papst äußerst schwierig war. Der hohe Grad an wirtschaftlichem und kulturellem Wohlstand konnte nach diesem Herrscher für drei Jahrhunderte (!) nicht mehr erreicht werden. Er förderte dabei den Fernhandel und sorgte für die Sicherheit der Handelswege. Die wichtigsten Handelsplätze erhob Eberhard zu Städten oder baute solche aus, die Städte Mühldorf, Pettau, Hallein und Laufen an der Salzach entwickelten sich unter seiner Regentschaft zu wichtigen Zentren. Zu Märkten erhob er in den Besitzungen im Raum Niederösterreich Traismauer, weiters im Raum Kärnten St. Andrä und in der Untersteiermark Rann an der Save. Die Münzprägung in Friesach erlebte unter Eberhard ihren Höhepunkt.
Auch Katastrophen konnten an dem landesweiten Wohlstand nichts ändern: Damals wurde der Lungau von einem starken Erdbeben heimgesucht, das in mehreren sich über mehr als ein Jahr hinziehenden Einzelbeben unter anderem die Burg Katsch (Burg Rauchenkatsch?) zum Einsturz brachte und die Bewohner der Burg unter sich begrub. Die Stadt Salzburg brannte unter Eberhards Regentschaft zweimal hintereinander weitgehend ab.
Leistungen als Politiker des Reiches
Eberhard von Regensberg zählt zu den größten und fähigsten Erzbischöfen Salzburgs. Er hat in seiner außergewöhnlich langen Regentschaft von 46 Jahren in einer sehr bewegten Zeit mit klarem und zielbewusstem politischem Konzept wie kaum ein anderer Salzburger Landesherr die Politik Europas seiner Zeit maßgeblich mit bestimmt.
Leistungen als Erzbischof
Eberhard erwarb sich bei der Kirchenorganisation und der Klosterreform besondere Verdienste. Zu seinen Leistungen zählen auch die Gründung der drei Eigenbistümer Chiemsee, Seckau und Lavant. In dem von Papst Gregor IX. angeordneten verstärkten Kampf gegen die "Ketzer" im Wege der Inquisition verhielt sich Eberhard trotz Ermahnungen des Papstes betont milde. (Die Mörder des fanatischen Inquisitors Konrad aus Marburg, dessen wahnsinniges Treiben weitum Entsetzen hervorgerufen hatte, sprach aber selbst der Papst gegen das Gelöbnis der Teilnahme am Kreuzzug frei.)
Würdigung
Da der Erzbischof im Bann verstorben war, gibt es wohl auch deshalb keinen Biographen. Den zahlreichen Urkunden und erzählenden Quellen kann man über das Aussehen des Bischofs nichts entnehmen, doch machen sie klar, dass er entschlossen, tatkräftig, zielbewusst und konsequent war. Er war ein herausragender Vertreter der Personen, die sowohl ihr Hirtenamt ernst genommen haben als auch als weltliche Fürsten Herausragendes geleistet haben. Er nutzte hierbei alle Mittel aus, mit Bann und Interdikt ging er nicht nur gegen Feinde der Kirche vor, sondern auch gegen sein eigenes Domkapitel. Alle seine Leistungen sind umso höher einzuschätzen als dass sie in einer politisch schwierigen Zeit erbracht wurden.[1]
Sonstiges
1201 beteiligte Eberhard die Zisterzienserabtei Salem am Salzbergwerk Hallein. Die Zisterzienser waren führend in der Bergbautechnik (z.B. Sinkwerkverfahren: Auslaugen des Gesteins untertage) und brachten so einen Innovationsschub von großer Tragweite nach Hallein.
Am 9. Oktober 1210 bezeugte Eberhard urkundlich, dass der Kastellan (Aufsichtsbeamter der Festung Hohensalzburg) Conrad, als er sich zur Reise nach Palästina anschickte, im Salzburger Dom vor dem Altar des hl. Rupert, in Gegenwart des Erzbischofs und des Domkapitels der Propstei Baumburg, eine Mühle und ein Grundstück in Pfaffing geschenkt habe.<ref>ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 9. Oktober 1896,Seite 3, "Geschichtskalender für Stadt und Land Salzburg" (rechts unten).
Quellen
- Dopsch, Heinz: Erzbischof Eberhard II. und die Anfänge des Salzburger Landesfürstentums. In: Geschichte Salzburgs-Stadt und Land, Gesamtherausgeber Dopsch, Heinz; Spatzenegger, Hans; Bd.I/1, hg. von Dopsch, Heinz, 2. Aufl. 1983, S. 308 - 336.
- Das Erzbistum Salzburg in seiner Geschichte, Teil 2, Seite 17 (wo Leichnam 40 Jahre aufbewahrt wurde und wann Beisetzung im Salzburger Dom erfolge)
Einzelnachweis
- ↑ Heinz Dopsch: Geschichte Salzburgs S. 335
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