Gaisberg (Berg)
Der Gaisberg ist ein 1 287 m ü. A. hoher Berg, der sich östlich der Stadt Salzburg erhebt.
Geografie
Der Gaisberg befindet sich am Nordrand der Nördlichen Kalkalpen in der Osterhorngruppe, und wird teilweise auch den Salzkammergut-Bergen zugeordnet. Er ist zurecht wegen seiner Aussicht[1] bekannt und mittels der Gaisberg Landesstraße leicht zu befahren.
Der westliche Teil des Gaisbergs mit dem Gaisberg-Plateau gehört zur Stadtgemeinde Salzburg, südöstliche Teile zur Gemeinde Elsbethen und nordwestliche zur Gemeinde Koppl. Am Fuß des Gaisbergs grenzen die Salzburger Stadtteile Aigen und Parsch. Postalisch gehört der Gaisberg zum Hauptpostamt 5020. Sein Teil innerhalb der Stadtgrenze gehört zum Landschaftsraum Gaisberg, einer der Landschaftsräume der Stadt Salzburg. Ein großer Teil des Waldes ist im Besitz der Bundesforste.
Unter Gaisberg im engeren Sinn wird nur das Gaisberg-(Gipfel)-Plateau mit seinen umliegenden, meist bewaldeten Bergflanken bezeichnet. Im allgemeinen Salzburger Sprachgebrauch werden unter Gaisberg im weiteren Sinn auch noch der Kühberg und der Nockstein im Norden, der Klausberg im Osten und der Rauchenbühel im Süden verstanden.[2]
Das Gaisberg-Plateau, auch Gaisbergspitze genannt, ist ein flaches Gipfelplateau um die höchste Erhebung des Berges.
Geologie
Der Gaisberg markiert den Nordrand der Nördlichen Kalkalpen. Nach Norden hin grenzt mit dem Heuberg die Flyschzone an den Gaisberg. Östlich und nordöstlich waren die Senken um den Berg durch einen Ausläufer des Traungletschers entstanden, im Westen schürfte der Salzachgletscher an den Hängen des Gaisbergs.[2]
Den Sockel des Gaisberges bildet norischer Hauptdolomit. Die aufragende Kuppe des Berges besteht aus grauen, dem Dachsteinkalk ähnlichen, obernorischen Plattenkalken. Neben einigen anderen Formationsgliedern geringerer Ausdehnung treten in größerem Flächenausmaße Konglomerate der Gosauformation auf, die der Westseite des Berges an liegen, jedoch nur bis zur Zistel emporreichen. Die 8,9 Kilometer lange Gaisberg Landesstraße führt von Kilometer 0 in Guggenthal bis auf die Gersbergmulde, Kilometer 1,3 über Hauptdolomit, weiter bis zur Judenbergalpe, Kilometer 3,4 über Moräne, Plattenkalke, Dolomite und Mergel der Kössener Schichten, weiter bis zur Zistel, Kilometer 7 über Gosaukonglomerat und bis zur Bergspitze, Kilometer 8,9 über die Plattenkalke der Gipfelzone. Der Gipfelbereich besteht aus Dachsteinkalk und Plattenkalk, der Nockstein aus Hauptdolomit.[3]
Geschichte
Kurz vor 780 n. Chr. ist der Berg in den "Notitia arnonis" bereits als "Gaizloberch" (Gaizlobergh usque ad pontes ut nunc locantur stega - Kapitel 7, 8) und in Breves Notitiae, um 800 als "Keizperch" (Kapitel 4, 10), urkundlich erwähnt. Das Wort lässt sich von gemeingermansich "gheido-s" herleiten (ahd und mhd "geiz", gotisch "gaits"). Der Berg war schon früh ein wichtiges Weideland. Schon im Mittelalter nutzten auf dem Berg die Klöster St. Peter und Nonnberg die Weiden für ihre Geißen und für andere Weidetiere.
Mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts begann eine zunehmende Entdeckung des Gaisberges durch den Fremdenverkehr. Der Berg wurde mit Reitpferden oder zu Fuß bestiegen. Wer nicht gut zu Fuß war, konnte sich von Sesselträgern, die in der Stadt Salzburg beim Salzburger Glockenspiel ihren Standplatz hatten, bequem hinauf tragen lassen. 1874 wurde ein Weg von der Gersbergalm zur Gaisbergspitze eröffnet. 1888 erhielt der Gaisberg sein Gipfelkreuz. Das 1887 erbaute Hotel Gaisbergspitze auf dem Gaisberg-Plateau, unweit der heutigen Sendeanlage, brannte 1939 aus ungeklärter Ursache ab.
In den 1930er-Jahren befand sich auf der Zistel ein Segelflugzentrum. Hans Wolf führte am 2. November 1930 den ersten Salzburger Segelflug-Zielflug vom Gaisberg-Plateau zum Flugfeld Maxglan mit einer "Zögling" durch.
Am Morgen des 12. März 1933 wurden Truppen des Österreichischen Bundesheeres aus den Kasernen für einige Tage auf den Gaisberg befohlen um nicht in Gefechte mit paramilitärischen Gruppen zu geraten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde auf dem Gaisberg-Plateau eine militärische Forschungsstation mit drei Richtfunk-Antennen betriebe. Das Plateau war zum großen Teil militärisches Sperrgebiet.
Seit 1998 befindet sich ein weltweit einzigartiges Blitzforschungsprojekt im Sender Gaisberg auf dem Gaisberg-Plateau.
Auf der Judenberg entstand 1953 aus dem alten Bauerngut Mitterjudenberg das Hotel Kobenzl. Schon ein Jahr vorher fand im Bereich der Zistel (oberhalb von Mitteregg) ein Skispringen mit Bubi Bradl statt. Nach 1945 gab es auch Skirennen vom Gaisberg-Plateau nach Mitteregg.
Esoterik zum Gaisberg
Es gibt einen esoterischen Personenkreis, der das Wort "Gaisberg" nicht vom indogermanischen Wortstamm "ghaido-s" (Geiß, seit dem 16. Jahrhundert als Artname durch das Wort Ziege verdrängt) abgeleitet wissen will, sondern von einem alt-irisch-gälischen, also nordwest-keltischen Wort "Geis", das "Heiliges" Tabu bedeutet.[4] Die alt-irische Sprache hat allerdings wenig Bezüge zur altkeltischen Sprache der Alpenbewohner. Es wird in diesen Kreisen behauptet, dass für die Kelten der Gaisberg bei Salzburg ein heiliger Berg gewesen sei. Historische Belege oder auch nur wissenschaftliche Indizien dafür fehlen aber vollständig. Der Gaisberg ist laut einiger vom ehemaligen Hotel Kobenzl beauftragten anonymen Geomanen ein "Venusberg". Auf dem Grundstück Mitterjudenberg-Kobenzl wurden bei geomantischen Forschungen im Auftrag der Hoteleigentümerin über 20 Energieplätze gefunden. Hotelgäste konnten diese Energieplätze zur Regeneration nutzen. Auch diese Initiative der Eigentümerin konnte aber das Ende des Hotelbetriebes nicht mehr aufhalten.
Aufstiegshilfen im Laufe der Geschichte
Die Gaisbergbahn
- Hauptartikel Gaisbergbahn
Von 1887 bis 1928 fuhr vom Bahnhof Parsch aus eine Zahnradbahn, System Riggenbach, auf den Gaisberg.
Die Gaisbergstraße
- Hauptartikel Gaisbergstraße
Sie wurde 1929 als erste rein aus fremdenverkehrsfördernden Überlegungen als Mautstraße eröffnet.
Der Gaisberg-Sessellift
- Hauptartikel Gaisberg-Sessellift
Der Sessellift verband von 1954 bis 1972 Parsch mit dem Judenberg. Immer wieder tauchen Projekte einer Seilbahn auf den Gaisberg auf.
Sportveranstaltungen
Die Gaisbergrennen
- Hauptartikel Gaisbergrennen (historisch)
Auf der Gaisbergstraße fanden zwischen 1929 und 1969 internationale Gaisbergrennen für Automobile und Motorräder sowie die "Großen Bergpreise von Österreich" statt. Seit 2003 finden im Rahmen eines nostalgischen Oldtimer-Bewerb Wertungsläufe statt.
Motocross
In den 1960er-Jahren gab es einige Motocross-Bewerbe auf dem Gaisberg.
Die Gaisberg-Radrennen
Bereits in der Zwischenkriegszeit gab es Radrennen auf den Gaisberg. Das SALZBURGWIKI hat einen Beitrag über das spätere Zistelradrennen 1949 archiviert. Die Tradition der Radrennen auf der Gaisbergstraße wurde in den späten 1970er-Jahren unterbrochen. Der Streckenrekord von Guggenthal auf das Gaisberg-Plateau von Anton Schöllberger mit 25:21,5 Minuten, aufgestellt bei der österreichischen Bergmeisterschaft 1976, blieb somit lange bestehen. 2002 wurde die Bestmarke beim ersten Gaisbergradrennen seit langem von Hans-Peter Obwaller auf 23:34 Minuten (Schnitt 22,9 Stundenkilometer) verbessert. Das Rennen fand seither jährlich bis 2014 statt. 2005 schraubte Maurizio Vandelli den Rekord auf 23:20 Minuten. 2006 wurde es als österreichische Bergmeisterschaft ausgetragen. Das Rennen führte vom Start in Hallein über 27 Kilometer.
Wintersport
- Hauptartikel Wintersport am Gaisberg (historisch)
Neben Skispringen auf zwei Schanzen gab es Skirennen und Rodelwettbewerbe.
Der Flugberg
Segelflug
- Hauptartikel Segelflug
Bereits am 2. November 1930 führte Hans Wolf den ersten Salzburger Zielflug von der Gaisbergspitze zum Flugfeld Maxglan mit einer "Zögling" durch. Diesen Flug wiederholte er am 28. Mai 1950 als erster Pilot in der Nachkriegszeit mit einem Segelflieger. Auf dem Berg gab es damals auch eine Alpine Segelflugschule Gaisberg.
Gleitschirmfliegen
Der Gaisberg ist heute einer der beliebtesten Flugberge für Gleitschirmflieger und Drachenflieger in Salzburg. Tausende Starts und Landungen pro Jahr sorgen für ein buntes Treiben über dem Berg. Auch für Streckenflüge in die Osterhorngruppe, deren nördlichste Erhebung der Gaisberg darstellt, ist das Gaisberg-Plateau ein guter Ausgangspunkt. Es wurden schon Strecken von über 100 km geflogen. Der weiteste bekannte Flug mit einem Gleitschirm ging bis ins steirische Trieben[5][6].
Der Club DRAPAS (1. Drachenflieger- und Paragleiterclub Salzburg) ist Eigentümer der drei Startplätze, die der Flugpionier Otto von Steinhart dem Club geschenkt hatte.
Der Wanderberg
Von Parsch über Gersberg oder die Judenbergalm, von Aigen über Straßen oder durch den Aigner Park, von Glasenbach über die Vorderfager sowie von Koppl über den Nockstein führen verschiedene Wanderwege auf den Hausberg der Salzburger. 1979 wurde der Gaisberg Rundwanderweg eröffnet.
Mountainbiking
Mountainbiking auf dem Gaisberg brachte in den 2010er-Jahren Probleme mit sich.
Die Salzburger Stadtpolitik versucht seit 2018, einen legalen Trail des Gaisbergs mit den Grundbesitzern auszuverhandeln. Sie erhofft sich damit, die Radfahrer, die wild vom Salzburger Hausberg abfahren, in geordnete Bahnen zu lenken. Doch die Chancen dafür werden jedes Jahr schlechter. Die Grundbesitzer spielen nicht mit. Bei der ersten Variante nach Aigen hinunter haben drei Grundbesitzer gesagt: "Nur über meine Leiche." Und bei der zweiten Variante nach Guggenthal war 2023 auch ein Grundbesitzer dagegen. Vom Start bei der Nockbergkehre bis zum Rundwanderweg wären zwei Bauern als Grundbesitzer betroffen gewesen. Im unteren Bereich hätten alle zugestimmt: die Bundesforste, das Romantik Hotel Die Gersberg Alm sowie die Besitzer von Gut Guggenthal. Gersbergalm-Eigentümer ist der ÖVP-Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat Florian Kreibich, der auch als Gaisbergkoordinator fungiert. Die Gespräche zum Gaisberg-Trail seien "abgeflaut", berichtet er. Die Bereitschaft der Grundeigentümer sei "sehr verhalten".[7]
Sonstiges
Auch eine Schule gibt es auf dem Berg, die Privatschule Tiere hautnah - Schule für das Leben.
Persönlichkeiten mit Bezug zum Gaisberg
- Friedrich Pflauder hatte sein Fotoatelier auf dem Gaisberg-Plateau in der Villa Pflauder
- Hans Siller, Jäger und als Jagdleiter für die jagdlichen Aufgaben wie die Abschussplanung am Gaisberg verantwortlich
- Peter Jackson Hauser, Max Hauser und Johann Hauser vom Hotel Restaurant Zistelalm auf der Zistel
Bilder
- Gaisberg (Berg) – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
- Gaisberg (Berg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Weblinks
- www.salzburg.info/Gaisberg Wanderwege
- Homepage des DRAPAS mit Webcam und Wetterinfos
- [1] 1956 - Geologische Bundesanstalt, Beiträge zur Geologie des Gaisbergs und seine Umgebung
- Lage auf AMap (korrigierter neuer Link, Datenstand 4. November 2022)
Quellen
- Eberhard Fugger: Die Gaisberggruppe, ein Beitrag im Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1906, 5. Band, 2. Heft, Seite 213ff[8]
- SALZBURGWIKI-Beiträge
- Marianne von Buseck
- Dr. Reinhard Medicus
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar.
Einzelnachweise
- ↑ Zitat nach Erich Seefeldner in "Salzburg und seine Landschaften, eine geographische Landeskunde", Seite 505
- ↑ 2,0 2,1 Paul Heiselmayer, Hermann Suida: Der Gaisberg, Natur- und Erholungslandschaft, im Internet als pdf www.zobodat.at, abgefragt am 20. Dezember 2017
- ↑ ANNO,"Salzburger Chronik", Ausgabe vom 12. Juni 1928, Seite 9, ein Beitrag des Landesarchäologen Dr. Martin Hell
- ↑ Georg Rohrecker: "Die Kelten", Seite 139 sowie u. a. Geis_(Mythologie) und dortiger Link zur irischen Sprache
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Trieben
- ↑ Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des SALZBURGWIKIs
- ↑ www.sn.at, 14. Oktober 2023
- ↑ docplayer.org, pdf
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