Todesursache: derzeit noch unklar
Der führende Oppositionspolitiker Alexej Nawalny stirbt am 16. Februar 2024 in einer sibirischen Strafkolonie. Der 47-Jährige brach laut Angaben der Gefängnisverwaltung nach einem Spaziergang zusammen und verlor sofort das Bewusstsein. Trotz umgehend eingeleiteter Wiederbelebungsversuche von Sanitätern sei er gestorben. Die Todesursache ist Gegenstand von Ermittlungen.
Nawalny überlebte 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok: Er fiel während eines Inlandflugs in Ohnmacht, nachdem er eine Tasse Tee getrunken hatte. In Deutschland wurde er gegen die Wirkung des Gifts behandelt und überlebte. Nach seiner Rückkehr nach Russland im Januar 2021 wurde er sofort verhaftet und wegen «Extremismus» zu insgesamt 19 Jahren Lagerhaft verurteilt. Der Kreml-Kritiker galt international jedoch als politischer Gefangener.
Nawalny war ein scharfer Kritiker der Korruption in Russland und einer der profiliertesten Gegner Putins. Die Regierungspartei «Einiges Russland» bezeichnete er als «Partei der Gauner und Diebe». Er galt als populärster Herausforderer Putins, nicht zuletzt, weil er auch nationalistische Positionen vertrat.
Todesursache: Sturz aus dem Fenster
Der laut «Forbes» reichste russische Abgeordnete Pawel Antow stirbt bei einem Sturz aus dem Fenster. Der 65-Jährige wird am 27. Dezember 2022 in einer Blutlache vor einem Hotel in der ostindischen Stadt Rayagada gefunden. Er sei aus dem dritten Stock eines Hotels gestürzt, teilte das russische Generalkonsulat in Kalkutta später mit. Wenige Tage zuvor starb im selben Hotel sein Mitreisender Wladimir Budanow. Todesursache soll ein Herzinfarkt gewesen sein.
Im Juni dieses Jahres hatte Antow sich Berichten zufolge im Internet kritisch über Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine geäussert und russische Raketenangriffe als «Terror» bezeichnet. Sein Eintrag wurde später wieder aus dem Netz gelöscht. Antow bat öffentlich um Entschuldigung und sprach von einem technischen Fehler.
Todesursache: Stumpfe Gewalt am Kopf
Der russische Politiker und Medienmanager Michail Jurjewitsch Lessin wird am 5. November 2015 im Nobelhotel The Dupont Circle in Washington, D.C. tot aufgefunden. Russischen Medien zufolge soll er an einem Herzinfarkt gestorben sein. In einem Gutachten der Washingtoner Gerichtsmedizin heisst es allerdings, Lessin sei durch die Auswirkungen «stumpfer Gewalt» am Kopf gestorben. Schliesslich wurde sein Tod nach einer einjährigen Untersuchung durch die US-Behörden als ein Unfall aufgrund exzessiven Alkoholkonsums eingestuft.
Lessin war 2005 massgeblich an der Gründung des Auslandsfernsehsenders Russia Today (RT) beteiligt. Im Sommer 2014 wurde vom republikanischen Senator aus Mississippi, Robin Wicker, eine Untersuchung gegen Lessin eingeleitet. Grund dafür war der Verdacht auf Geldwäsche und Korruption.
Todesursache: Schusswunden
Am späten Abend des 27. Februar 2015 ist der bekannteste Regierungsgegner Russlands mit seiner Freundin im Zentrum Moskaus unterwegs, als ihm ein Attentäter viermal in Rücken und Hinterkopf schiesst. Boris Nemzow stirbt in Sichtweite des Kremls, seine Freundin Anna Durizkaja bleibt unverletzt. Der 55-jährige Nemzow, einst Vize-Ministerpräsident unter Boris Jelzin und kurzzeitig Putins aussichtsreichster Rivale, ist einer der Führer der Solidarnost-Bewegung, eines Bündnisses der russischen Opposition.
2014 bezeichnete er Russland gegenüber der ARD als Mafiastaat mit Putin an der Spitze. Am Tag vor seiner Ermordung kündigte er neue Enthüllungen über den Krieg in der Ost-Ukraine an. Als Tatverdächtige werden schon am 5. März fünf Tschetschenen verhaftet und später verurteilt. Die Annahme, die Mörder hätten aus islamistischen Motiven gehandelt, bezeichnen Regierungskritiker allerdings als unsinnig; sie diene der Ablenkung.
Todesursache: Schusswunden
Der vormalige russische Informationsminister und liberale Duma-Abgeordnete Sergej Juschenkow wird am 17. April 2003 im Moskauer Stadtteil Tuschino erschossen, als er aus seinem Dienstwagen steigt. Kurz zuvor hat er seine neue Liberale Partei für die Wahlen im Dezember registrieren lassen. Juschenkow war Mitglied im Geheimdienstausschuss der Staatsduma und Vize-Chef einer Kommission, die eine Serie von angeblich tschetschenischen Bombenanschlägen in Moskau untersuchte. 2002 veröffentlichte er einen Film, in dem er dem Geheimdienst FSB eine Verwicklung in die Anschläge vorwarf. Vier Täter, bei denen zum Teil erhebliche Zweifel an ihrer Schuld bestehen, wurden verurteilt.
Todesursache: Flugzeugabsturz
Jewgeni Prigoschin, der sich während des Ukraine-Kriegs als Chef der brutalen Söldner-Truppe einen Namen gemacht hat, ist gemäss russischen Angaben am 24. August 2023 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Als Absturzursache wird ein Abschuss vermutet.
Sein Tod kommt für viele nicht überraschend, seit er vor zwei Monaten eine Meuterei gegen die russische Regierung gestartet hat. Laut dem ETH-Militärexperten Marcel Berni hat Prigoschin sein Schicksal damit besiegelt. Zwar gebe es noch zu wenig Informationen zum Absturz, so Berni, aber er glaube nicht an Zufälle.
Todesursache: Schusswunden
Der russische Generalmajor Wladimir Makarow wird am Morgen des 13. Februars 2023 von seiner Frau tot in ihrem Landhaus in Golikowo, nordwestlich von Moskau, gefunden. Dies kurz nachdem er im Januar als Leiter der Hauptdirektion zur Bekämpfung von Extremismus im Innenministerium entlassen worden war. Er soll sich mit einer Schusswaffe das Leben genommen haben.
Laut Informationen der Webseite rucriminal.info hat Makarow nach seiner Entlassung an Depressionen gelitten und wusste laut Angehörigen nicht mehr, was er mit sich anfangen sollte.
Todesursache: Sturz aus dem Fenster
Russia: Renowned economist Valentina Bondarenko fell out of her window in Moscow and died.
— Igor Sushko (@igorsushko) July 23, 2024
"Injuries sustained were not compatible with life."
Her career focused on long-term socio-economic forecasting and modeling in Russia. ?? pic.twitter.com/tkROfmsPIX
Die angesehene Wirtschaftsexpertin Valentina Bondarenko stürzt im Juli 2024 aus dem Fenster ihrer Wohnung in einem mehrstöckigen Gebäude in Moskau. Die 82-Jährige erliegt ihren schweren Verletzungen. Bondarenko war Forscherin an der Russischen Akademie der Naturwissenschaften und der Internationalen Akademie für Zukunftsstudien. Von 1993 bis zu ihren letzten Lebenstagen war sie geschäftsführende Direktorin der nach N. D. Kondratjew benannten Stiftung für Wirtschaftsforschung. Die russischen Behörden vermuten, sie sei versehentlich gestürzt, doch die Umstände ihres Todes geben Anlass zu Spekulationen.
Todesursache: Sturz vom Balkon
Marina Yankina, a high-level official in Russia's Ministry of Defense and had criticized the Kremlin for losses in Ukraine, has died, apparently after falling from the 16th floor of a St Petersburg building. She was 58 years old. https://t.co/5gJMbZk2a0 pic.twitter.com/g2DqP36O6V
— Frida Ghitis (@FridaGhitis) February 16, 2023
Passanten finden Marina Jankina im Februar 2023 leblos auf dem Gehweg vor einem Hochhaus im Bezirk Kalininski in St. Petersburg. Die 58-jährige Abteilungsleiterin im Verteidigungsministerium – sie war Chefin des Finanzdepartements des westlichen Militärbezirks – soll vom Balkon gefallen sein. Auf dem Balkon wurden angeblich Dokumente von ihr gefunden. Laut Medienberichten aus Grossbritannien war Jankina eine Schlüsselfigur bei der Finanzierung des Krieges in der Ukraine. Sie soll für Putin zentrale Aufgaben zu Beginn der Invasion und anschliessend bei mehreren Teilmobilisierungen übernommen haben.
Todesursache: Ertrinken
Der 39-jährige Iwan Petschorin kommt im September 2022 bei einem Bootsunfall vor der Küste von Wladiwostok im Fernen Osten Russlands ums Leben. Der hochrangige Beamte fiel von einem Motorboot ins Japanische Meer. Er war Geschäftsführer der russischen Gesellschaft zur Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis. Die Wirtschaftsförderung in diesen Regionen gilt als bedeutend, weil unter anderem die Arktis eine wichtige Quelle für Gas und Öl ist.
Todesursache: Vergiftung
Im November 2006 wird der ehemalige KGB-Mann und Putin-Kritiker Alexander Litwinenko in einem Londoner Hotel mit dem radioaktiven Metall Polonium vergiftet. Seine Agonie vollzieht sich vor den Kameras der Weltpresse; der sterbende Litwinenko, der durch die Strahlenkrankheit alle Haare verloren hat, macht Putin für seinen Tod verantwortlich.
Der 44-jährige Geheimdienstmann, der 2003 zum britischen Auslandsgeheimdienst MI6 überlief und seit 2006 auch die britische Staatsbürgerschaft besass, soll vor seinem Tod im Fall der ermordeten Anna Politkowskaja ermittelt haben. 1998 hatte er vor den Medien über Korruption und Inkompetenz der Armee in Tschetschenien berichtet. Die britische Staatsanwaltschaft erliess Haftbefehle gegen zwei russische Geheimdienstmitarbeiter, die aber von Russland nicht ausgeliefert wurden.
Todesursache: Herzstillstand
Yet another mysterious death of a top-manager in Russia:
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) July 22, 2023
Anton Cherepennikov, owner of Russian IKS Holding, died. He was 40 years old. The preliminary cause of death, according to official sources, was a heart stop.
Cherepennikov's IKS Holding is the largest company in Russia in… pic.twitter.com/sKUQDkCoqs
Der russische IT-Multimillionär und Putins Mann für Abhörtechnologie, Anton Tscherepennikow, wird am 21. Juli 2023 leblos in seinem Büro in Moskau aufgefunden. Todesursache soll laut russischen Medienberichten ein Herzstillstand sein. Allerdings gibt es offene Fragen zum Tod des Mannes: Ein Freund, so berichtet die britische «Sun», habe Zweifel an den Darstellungen angemeldet. So sei die Todesursache bereits vermeldet worden, bevor eine Obduktion durchgeführt worden sei.
Tscherepennikow war Gründer der ICS Holding, zu der mehrere IT-Firmen gehörten. Diese sollen nach Medienberichten grosse Teile des russischen Datenverkehrs im Internet überwacht haben. Seine Firma Citadel soll mehrere Abhörspezialisten beschäftigt haben. Die Firma des IT-Oligarchen war offenbar auch massgeblich für die Überwachung des «Yarovaya»-Gesetzes zuständig.
Todesursache: Sturz aus dem Fenster
Anti-Putin Investment Banker Found Dead Under Mysterious Circumstances in D.C.
— James Davis43 (@JamesDavis43) August 18, 2022
Dan Rapoport was found dead in front of a luxury apartment building, with a Florida driver’s license, a stack of cash, and orange flip-flops.https://t.co/ZcDwcGm8hz pic.twitter.com/kNydzQ6Omk
Der Investment-Banker Daniil Rapoport wird am 14. August 2022 tot vor einem Wohnhaus in Washington, D.C. gefunden. Er soll aus einem Fenster des Hochhauses gestürzt sein, die Umstände gelten allerdings als ungeklärt. Laut Polizei hatte er einen Führerschein aus Florida, einen schwarzen Hut, Flip-Flops und etwa 2500 Dollar bei sich, als er gefunden wurde. Zuvor verurteilte er den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mehrfach öffentlich in den sozialen Medien.
Der in Lettland geborene Rapoport hielt im russischen Finanzmarkt hohe Positionen inne, bevor er dem Land 2012 den Rücken kehrte. Nach vier Jahren in den USA siedelte er in die ukrainische Hauptstadt um, wo er bis zu seinem Tod gelebt hatte.
Todesursache: Sturz aus dem Fenster
📰 Travel in time with #Russia. Available time slot: from 2022 to 1992.
— KyivPost (@KyivPost) September 1, 2022
Lukoil’s CEO Ravil Maganov is the latest #Russian big shot to die in broad daylight. According to the reports, he fell out of a fifth-floor hospital window. pic.twitter.com/lKLettoEcC
Am 1. September 2022 berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax, dass Rawil Maganow, Vorsitzender und Vizepräsident des zweitgrössten russischen Ölproduzenten Lukoil, nach einem Sturz aus einem Fenster eines Moskauer Spitals starb. Lukoil bestätigte den Vorfall in einer Mitteilung.
Als wahrscheinlichste Ursache gilt laut russischen Medienberichten ein Suizid. Denn beim 67-Jährigen sei im Spital neben Herzproblemen eine Depression diagnostiziert worden.
Todesursache: Schusswunden
A body of Yuri Voronov, 61, was found floating in the pool of his mansion in the suburbs of St Petersburg with bullet in his head.
— Denis Kazakiewicz (@Den_2042) July 5, 2022
Mr Voronov ran transport company which had contracts with Gazprom. pic.twitter.com/uOgD0wPuK1
Juri Woronow wurde am 4. Juli 2022 mit einer Kugel im Kopf in seinem Pool in einem Vorort von St. Petersburg gefunden. Die Waffe und leere Patronenhülsen lagen am Pool-Rand. Er war bei seinem Tod 61-jährig. Woronow leitete ein Transportunternehmen, das Verträge mit Gazprom hatte.
Todesursache: Krötensekret
Former top manager of Lukoil Alexander Subbotin, 43, was found dead in Mytishchi, a city just northeast of Moscow on May 9 reportedly after being treated with toad venom to cure a hangover pic.twitter.com/yIRFH0cWOO
— Denis Kazakiewicz (@Den_2042) July 5, 2022
Alexander Subbotin, ehemaliger Top-Manager von Lukoil, wurde am 9. Mai 2022 in Mytischtschi bei Moskau tot aufgefunden. Der 43-Jährige habe von einem Schamanen Krötensekret verabreicht bekommen, um einen Kater zu behandeln, wie russische Quellen behaupten. Dies habe zu seinem Tod geführt.
Todesursache: Erhängen (Familie: Stichwunden)
3/ Sergey Protosenya (net worth $433 million ) a former employee of Novatek was found dead hanging in his luxury villa in Spain on 4/19
— max gagliardi (@max_gagliardi) July 26, 2022
His wife and 18 year old daughter were also found dead in the apartment with stab wounds. Authorities have claimed murder/suicide pic.twitter.com/7hVgvPEHFS
Der 55-jährige Sergey Protosenya war ehemaliger stellvertretender Leiter des russischen Gasriesen Novatek. Am 21. April 2022 wurde er erhängt in einer Ferien-Villa im spanischen Lloret de Mar aufgefunden.
Seine Frau und seine 18-jährige Tochter lagen mit Stichwunden ebenfalls tot in ihren Betten. Da neben der Leiche von Protosenya eine Axt und ein Messer gefunden worden seien, ermittle die Polizei auch in die Richtung, dass Protosenya seine Frau und sein Kind ermordete, bevor er sich selbst erhängte, wie spanische Medien berichteten.
Todesursache: Schusswunden
A body of Vladislav Avaev, 51, former vice president of Gazprombank was found with gunshot wound in his multi-million dollar Moscow apartment on April 18. pic.twitter.com/zxXkHp9i5g
— Denis Kazakiewicz (@Den_2042) July 5, 2022
Der ehemalige Vizepräsident der Gazprom-Bank, Wladislaw Awaew, wird am 18. April 2022 tot in seiner Moskauer Luxuswohnung gefunden. Neben der Leiche des 51-Jährigen werden auch die sterblichen Überreste seiner Frau und seiner 13-jährigen Tochter gefunden. Weil die 26-jährige Tochter Anastasia die Familie nicht erreicht hatte, schlug sie Alarm.
Die Wohnung sei von innen verschlossen gewesen und in Awaews Händen sei eine Pistole gefunden worden, wie russische Medien berichten. Darum würden die Ermittler von einem erweiterten Suizid ausgehen.
Todesursache: Erhängen
6/ Ukrainian-born oligarch Mikhail Watford, who made his fortune in oil & gas, was found hanged in the garage of his home in Surrey, England on 2/28. The investigation is still ongoing but British police are saying they don’t believe he died under suspicious circumstances pic.twitter.com/wxa5HEXpex
— max gagliardi (@max_gagliardi) July 26, 2022
Michail Watford wird am 28. Februar 2022 tot in der Garage seines Hauses in Grossbritannien aufgefunden. Watford wurde in der Ukraine als Michail Tolstosheya geboren. Er hat sich einen Namen als Öl- und Gasmagnat gemacht. Die Polizei von Surrey sagte laut Medienberichten, die Umstände seines Todes seien nicht verdächtig.
Todesursache: Erhängt
Alexander Tulyakov, 61, top finance and security manager at Gazprom, was found hanged on February 25. pic.twitter.com/NLtacbdIen
— Denis Kazakiewicz (@Den_2042) July 5, 2022
Alexander Tyulyakow wird am 25. Februar 2022, einen Tag nach Kriegsbeginn, erhängt in der Garage einer Hütte bei St. Petersburg gefunden. Der 61-Jährige war stellvertretender Generaldirektor von Gazprom. Neben seiner Leiche wird eine Notiz gefunden, die auf Suizid hindeutet, wie die russische Polizei bekannt gab.
Am Vorabend seines Todes behauptete eine russische Nachrichtenagentur, dass Zeugen gesehen hätten, wie Tyulyakow verprügelt worden sei.
Todesursache: Aufgeschlitzte Handgelenke
Leonid Shulman, 60, head of the transport department at Gazprom Invest was found with his wrists slit in pool with his blood in the village of Leninskoye on January 30. pic.twitter.com/rkRfqD7yjb
— Denis Kazakiewicz (@Den_2042) July 5, 2022
Der 60-jährige Leiter des Transportdienstes Gazprom Invest, einer Tochtergesellschaft des russischen Energieriesen Gazprom, wird am 30. Januar 2022 tot im Badezimmer eines Landhauses nahe St. Petersburg gefunden. Laut Polizei handelt es sich um Selbstmord – neben Shulman lag ein Abschiedsbrief, in dem er über Schmerzen wegen seines gebrochenen Beins klagte. Laut der russischen Mediengruppe RBC war Shulman krankgeschrieben, als er starb.
Todesursache: Strangulation
Der Oligarch lebt seit 2000 im Exil. Sein Haus in England ist mit schusssicherem Glas ausgestattet, weil er sich vor dem langen Arm Putins fürchtet, seines ehemaligen Protegés und späteren Intimfeinds. Doch am 23. März 2013 wird Boris Beresowski, einst einer der reichsten Männer Russlands, tot aufgefunden. Todesursache ist Strangulation – aber hat sich Beresowski selbst das Leben genommen oder ist er umgebracht worden? Die offizielle Untersuchung der britischen Behörden kommt zum Schluss, dies sei nicht zweifelsfrei festzustellen. Der deutsche Rechtsmediziner zweifelte die Version Tod durch Erhängen vor dem Untersuchungsgericht in Berkshire allerdings an. Anhand von Fotos und Obduktionsberichten kam er zum Schluss, dass Beresowski erdrosselt worden sei.
Der einstige Multimillionär hat die russische Opposition gegen Putin finanziell unterstützt. Er ist von russischen Medien aber auch mehrfach verdächtigt worden, in den Tod von seinen Freunden und Putin-Gegnern wie Alexander Litwinenko oder Anna Politkowskaja verwickelt gewesen zu sein. Damit habe er die russische Regierung auf der Weltbühne diskreditieren wollen, so der Vorwurf. Auch mit dem Tod von Paul Klebnikow ist Beresowski in Verbindung gebracht worden.
Todesursache: Schusswunden
Als wäre es ein Geburtstagsgeschenk: Am 7. Oktober 2006, Putins Geburtstag, treffen fünf Kugeln die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Anna Politkowskaja im Aufzug ihres Wohnhauses in Moskau. Die 48-Jährige gilt als Putin-Gegnerin und wird wegen ihrer kritischen Berichterstattung in der Zeitung «Nowaja Gaseta» über den Krieg in Tschetschenien in nationalistischen russischen Kreisen gehasst; ihre Ermordung macht international Schlagzeilen. Fünf aus Tschetschenien stammende Männer werden 2014 zu langjährigen Strafen verurteilt. Die Auftraggeber des Verbrechens sind jedoch bis heute im Dunkeln geblieben. Manche Beobachter vermuten, dass der Premierminister der Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, im Hintergrund die Strippen gezogen hat.
Todesursache: Schusswunden
Mehrere Kugeln, die aus einem fahrenden Auto heraus abgefeuert werden, töten den in den USA geborenen und aufgewachsenen Chefredaktor des russischen «Forbes»-Magazins vor dem Redaktionsgebäude in Moskau. Paul Klebnikow hat seine Stelle erst wenige Monate zuvor angetreten. Der 41-Jährige erregte Aufsehen, als er erstmals eine Liste der reichsten Russen veröffentlichte. In seinem Buch «Godfather of the Kremlin: The Decline of Russia in the Age of Gangster Capitalism» («Der Pate des Kreml – Boris Beresowski und die Macht der Oligarchen») informierte Klebnikow über Aufstieg und Aktivitäten verschiedener russischer Oligarchen, darunter besonders Boris Beresowski. Wegen des Mordes wurden drei tschetschenische Verdächtige angeklagt, aber zunächst freigesprochen.
Todesursache: Vergiftung
Der «Nowaja Gaseta»-Journalist und Duma-Abgeordnete Juri Schtschekotschichin fällt nach mehreren Tagen Unwohlseins einer mysteriösen Vergiftung zum Opfer. Die Diagnose lautet offiziell auf eine heftige allergische Reaktion, das sogenannte Lyell-Syndrom. Die russischen Behörden lehnen die Autopsie seiner Leiche ab, seine Krankenakte wird eingezogen und als geheim eingestuft. Angehörige Schtschekotschichins können aber eine Hautprobe in London untersuchen lassen. Diagnose: Thallium. Es handelt sich um ein hochgiftiges Metall, das schon der sowjetische Geheimdienst KGB einsetzte. Schtschekotschichin ist der zweite Journalist der «Nowaja Gaseta», der ermordet wird. Er war Mitglied in einem Duma-Ausschuss zur Überprüfung von Korruption der Ämter und Amtspersonen Russlands und galt als Experte für Korruption und organisiertes Verbrechen.
Todesursache: mit Axt erschlagen
Der Journalist beim tadschikischen Kanal von Radio Free Europe/Radio Liberty wird in seiner Wohnung in Moskau mit einer Axt getötet. Der 46-jährige Chatloni hatte zu Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien recherchiert. Die Ermittlungen in seinem Fall werden ergebnislos eingestellt.
Todesursache: mit Hammer niedergeschlagen
Der Journalist, der seit Oktober 1998 für die regierungskritische Zeitung «Nowaja Gaseta» schrieb, wird am 12. Mai 2000 im Treppenhaus seiner Moskauer Wohnung mit einem Hammer niedergeschlagen und in einer Blutlache liegengelassen. Ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, stirbt Domnikow zwei Monate später im Krankenhaus. Sein Mörder wird 2003 verhaftet und 2007 verurteilt. Die Auftraggeber des Verbrechens werden in der «Nowaja Gaseta» genannt, kommen aber nie vor Gericht. Domnikow ist der erste Journalist der «Nowaja Gaseta», der seine Arbeit mit dem Leben bezahlt.
Todesursache: Krankheit in Untersuchungshaft
480 Beschwerdebriefe schreibt Sergej Magnizki während seiner fast einjährigen Untersuchungshaft – keiner wird beantwortet. Der 37-jährige Anwalt und Wirtschaftsprüfer, bei seiner Verhaftung noch völlig gesund, stirbt schwer krank am 16. November 2009 in seiner Zelle. Jede ärztliche Hilfe wird ihm verweigert. Man nimmt an, dass Wärter ihn zu Tode geprügelt haben. Niemand wird für seinen Tod zur Verantwortung gezogen – als offizielle Todesursache geben die Behörden zuerst Pankreatitis an, später Herzinfarkt. Eine Obduktion wird nicht erlaubt.
Magnizki war im Rahmen seiner Tätigkeit für das Unternehmen Hermitage Capital Management illegalen Steuerrückerstattungen auf die Spur gekommen, mit denen sich korrupte Beamte im russischen Innenministerium bereicherten. Er wurde darauf selbst wegen Mittäterschaft zur Steuerhinterziehung verhaftet. 2013 spricht ihn ein Gericht postum des Steuerbetrugs schuldig. Der Fall Magnizki belastet die Beziehungen zwischen den USA und Russland erheblich, da die USA mit dem Magnitsky Act russischen Beamten, die für Magnizkis Tod verantwortlich sind, die Einreise in die USA verweigern und ihre Vermögen eingefroren haben.
Todesursache: Schusswunden
Ihre Leiche wird am Nachmittag des 15. Juli 2009 in einem Waldstück in der russischen Teilrepublik Inguschetien gefunden: Die Geschichtslehrerin, Menschenrechtlerin und Journalistin Natalia Estemirowa, die am Vormittag vor ihrem Wohnhaus in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny entführt worden war, ist mit mehreren Schüssen getötet worden. Die 51-jährige Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Memorial hat mit Berichten über verschwundene Zivilisten in Tschetschenien den Zorn der Machthaber auf sich gezogen. Sie hinterlässt eine 15-jährige Tochter.
Die Ermittlungen haben auch zehn Jahre nach der Bluttat kaum greifbare Ergebnisse gebracht. Mit ihrer Ermordung soll Ramsan Kadyrow zu tun haben, der ihr öffentlich mit dem Tod drohte. Estemirowa hatte wiederholt die Todeskommandos des kremltreuen Präsidenten Tschetscheniens für Entführungen verantwortlich gemacht.
Todesursache: Schusswunden
Der Anwalt und Bürgerrechtler Stanislaw Markelow stirbt zusammen mit der jungen «Nowaja Gaseta»-Reporterin Anastasia Baburowa im Zentrum Moskaus – niedergeschossen auf offener Strasse. Der 34-jährige Markelow hat sich Feinde im russischen Militär gemacht, seit er die Familie einer ermordeten Tschetschenin vertritt. Als deren Mörder, der russische Offizier Jurij Budanow, frühzeitig aus der Haft entlassen werden soll, hält Markelow eine Pressekonferenz mit Baburowa ab, in der er ankündigt, dass er gegen Budanows Entlassung klagen werde. Kurz danach fallen die tödlichen Schüsse. Die Mörder können diesmal überführt werden, sie sind Mitglieder einer rechtsradikalen Organisation.
Dieser Artikel wurde im August 2023 schon einmal publiziert. Dies ist eine aktualisierte und überarbeitete Version.