Axel Springer hat dies direkt geteilt
Ich war fast 40 Jahre Journalist, jetzt bin ich Pressesprecher. Interessant, was man so über den Beruf lernt, wenn man auf der anderen Seite steht. Hier auf LinkedIn mein schlampig geführtes Tagebuch. Was schert uns die Wahrheit, wenn der Beitrag schon fertig ist? Die Recherchefähigkeit oder -Lust meines telefonischen Gegenübers bezweifelte ich schon, als er auf mein fröhliches „Hallo Köln“ ein genauso fröhliches „Hallo Hamburg“ erwiderte. Axel Springer ist seit gut zwei Jahrzehnten in Berlin. Aber ich, selbst einer, verzeihe Rheinländern grundsätzlich alles und erklärte sehr ausführlich im Hintergrund, was der Redakteur offenbar nicht wissen wollte: Wie nämlich das tatsächlich gewesen war, was er selbst natürlich viel besser wusste. So etwas erkennt man immer sehr schnell an kaum kaschierten Fangfragen. Ich bin dann immer etwas enttäuscht, dass sich die Journalisten nicht mehr Mühe geben. Jaja, neinnein, aberaber, sagte er, dankedanke, aber jetzt ist auch bald Deadline. Kenn´ ich doch, sagte ich und bot ihm an, meine Antworten on the record nochmal schriftlich zu schicken. Klar, sagte er, das wäre super. Später hörte ich den Beitrag. Alle Fragen wurden beantwortet. Nur nicht von mir. Sondern von einem Experten. Und zwar genau so, wie sie gestellt worden waren: Mit maximaler Empörung und minimalem Gehalt. Unser Gespräch kam gar nicht vor. Könnte es etwa sein, dass der Beitrag schon fertig war und einfach nicht mehr geändert wurde? Ich schrieb dem Kollegen, dass ich das seltsam fand. Schließlich hatte er mich angerufen und nicht ich ihn. Geantwortet hat er nicht. Vielleicht steht er ja mit einem Fässchen Kölsch vor dem Axel-Springer-Haus, um sich persönlich zu entschuldigen. Aber leider wohl in Hamburg.