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40-MP-Sensor und Bildstabilisierung

Fujifilm X100VI im Test

Wie kaum eine andere Kamera auf dem Markt vereint die Fujifilm X100VI diametrale Tugenden wie Tradition und Innovation. Die neueste, 6. Generation bleibt optisch dem Vorbild analoger Vorfahren treu. Doch im Innern bietet die X100VI aktuelle Fujifilm-Technik inklusive des 40-Megapixel-Sensors und erstmal auch der Bildstabilisierung.

Autor: Wadim Herdt • 19.3.2024 • ca. 13:50 Min

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März 2024
Fujifilm X100VI im Test
Fujifilm X100VI im Test: 40-MP-Sensor und Bildstabilisierung
© Fujifilm

Fujifilm hat sich rund vier Jahre Zeit genommen, um die 6. Generation der X100-Serie auf den Markt zu bringen. Die rund 1800 Euro teure X100VI bleibt optisch die Alte – soweit man sie mit dem Vorgängermodell vergleicht. Nach wie vor ist es eine kompakte Kamera mit großem APS-C-Sensor und fest eingebauter Optik im klassischen Look. Sucher und Monitor bleiben unverändert. Doch das technische Herz der Kamera wurde aufgewertet. Die X100VI bietet den 40-MP-Sensor aus der X-H2 und der X-T5 sowie einen aktuellen Bildprozessor, dank dem die Neue jetzt auch die Motiverkennung jenseits des Augen-AF beherrscht.

Außerdem ist die X100VI die Erste ihrer Art mit einem Bildstabilisator. Konzeptionell ist die Fujifilm X100-Reihe eine Ausnahme im Kameramarkt. Vergleichbares bieten Ricoh mit der GR III (APS-C mit 24-MP-Sensor) für ca. 980 Euro (hier unser Test) und Leica mit der Q-Serie, deren jüngstes Mitglied mit einem 60-MP-Sensor im KB-Format ausgestattet ist. Die Leica kostet allerdings knapp 6000 Euro und spielt damit preislich in einer anderen Liga.

Klassische Linien

Das Gehäuse der X100VI spricht eine klare Formsprache. Auch wenn sie keinen ausgeprägten Fingergriff hat, lässt sie sich dennoch sicher halten: zum einen wegen der rutschhemmenden Beschichtung, zum anderen wegen der kompakten Optik, die den Schwerpunkt nicht nach vorne verlagert. Die obere und die untere Gehäuseplatten der Kamera sind aus Alu gefertigt. Zudem dichtet Fujifilm die X100VI ab, um das Eindringen von Staub und Spritzwasser zu verhindern.

Die Abmessungen sind im Vergleich zur X100 fast gleich geblieben: Die Kamera ist ein klein wenig schwerer geworden und wiegt jetzt 521 Gramm. An Schnittstellen offeriert die X100VI WLAN, Bluetooth, HDMI und USB-C. Die X100VI wird in Silber und Schwarz angeboten. Fotografen, die oft mit einem Stativ unterwegs sind, werden sich über die Platzierung des Speicherkartenslots ärgern. An diesen kommt man von unten über den Akkudeckel heran. Doch leider blockiert eine normal große Stativplatte diesen Deckel und die Karte kann nicht herausgeholt werden.

Technische Daten: Fujifilm X100VI

Vollbild an/aus
Gerät Fujifilm X100VI
Bildsensor 40 MP X-Trans CMOS, 23,6 x 15,6 mm, 7728 x 5152 Pixel
Empfindlichkeit ISO auto, manuell ISO 64-51200
Dateiformat JPEG, HEIF, RAW (14 bit)
Optik Fujinon 2/23 mm
Autofokus Hybrid-AF, 425 AF-Felder, Einzel, Zonen, Weit/Verfolgung, Motiverkennung: Gesichts-/Augen-AF, Tiere, Autos, Motorfahrzeuge, Flugzeuge, Züge; Tracking
Belichtungsmessung TTL-Messung, 256 Zonen
Belichtungssteuerung P, A, T, M, Szenen
Monitor 3-Zoll, 540000 RGB-Pixel, schwenkbar, touchfähig
Sucher Optischer Sucher: 95% Bildfeld; OLED-Sucher: 0,5 Zoll, 1230000 RGB-Bildpunkte, 100% Bildfeld, 066x eff.
Ausstattung Bildstabilisator, Video: 6240 x 3150p30, 4096 x 2160p60, 1920x1080p60, Blitzschuh, Blitz, Wi-Fi, Bluetooth, HDMI, USB 3.1 Typ C
Maße und Gewicht 128 x 75 x 53 mm, 521 g
Preise 1800 Euro

Bildstabilisierung

Die Fujifilm X100VI ist mit dem rückwärtig belichteten X-Trans-CMOS-5-HR-Sensor mit 40,2 Megapixeln ausgestattet. Er ist derzeit der Champion im APS-C-Bereich: Mehr Auflösung gibt es nicht. Nach X-H2 und X-T5 ist die X100VI erst die dritte Fujifilm-Kamera mit diesem Sensor. Im Vorgängermodell steckte ein Bildsensor mit 26 Megapixeln.

Dem neuen Sensor steht ein aktueller Bildprozessor zur Seite: Der X Prozessor 5 liefert die nötige Rechenpower für Datenverarbeitung und optimierte AF-Performance inklusive KI-gestützter Algorithmen für Motiverkennung. Die zweite wesentliche Neuerung ist die kameraseitige Bildstabilisierung: Die X100VI ist die erste Kamera der X100-Produktserie mit dieser Funktion. Bei Aufnahmen in der Dunkelheit ist der Stabi eine echte Hilfe. Eine Pixel-Shift-Funktion wie die X-T5 bietet die Kamera aber nicht.

Der ISO-Bereich ist etwas gewachsen. Als Standardempfindlichkeit bietet die X100VI ISO 125, im erweiterten Modus ist auch ISO 64 möglich. Am anderen Ende steht, wie schon bei der X100V, als maximale Einstellung ISO 51200 zur Verfügung.

Die Optik

Das Objektiv übernimmt die Neue vom Vorgängermodell X100V. Die überarbeitete Version der 2/23-mm-Festbrennweite (35 mm KB) kam erstmals in der X100V zum Einsatz, womit Fujifilm damals auf einen der wesentlichen Kritikpunkte reagierte. Den starken Randabfall der ursprünglichen 2/23-mm-Rechnung haben die Fujifilm-Ingenieure in den Griff bekommen. Die überarbeitete Festbrennweite zeigt bereits bei offener Blende eine sehr überzeugende Leistung in Verbindung mit dem 26-MP-Sensor.

Wie beim Vorgängermodell haben wir die Optik auch jetzt einem vollständigen Objektivtest unterzogen, um die Leistung in Verbindung mit dem 40-Megapixel-Sensor zu untersuchen. Der Randabfall ist auch bei der X100VI kein wirkliches Thema. Offen messen wir einen Rückgang der Auflösung um ca. 24 %, abgeblendet sowie bei F5,6 sind es 15-13 %.

Der Kontrast büßt zum Rand hin bei allen Blenden 7-6,5 %. In der Bildmitte steigt die Auflösung bei Blende F2 um ca. 300 LP/BH, verglichen mit den Ergebnissen der Optik in der X100V. Zugleich wird abgeblendet sowie bei Blende F5,6 die Niquist-Grenze erreicht.

Leise ist die Optik auch kaum – man hört deutlich die AF-Verstellung. Der eingebaute ND-Filter ist immer noch Teil der Ausstattung. Wer will, kann digital auf 50 oder 70 mm KB zoomen: Das elektronische Sucherbild wird automatisch an den gewählten Blickwinkel angepasst, im optischen Sucher wird ein entsprechender Rahmen eingeblendet.

Im Alltag sind die geringen Abmessungen der Optik meist ein großer Segen, nur wenn man am liebsten manuell scharf stellt, stößt man an gewisse Schwierigkeiten wegen des schmalen Fokusrings: Die Finger haben schlicht zu wenig Platz für eine optimale Kontrolle. Der Blendenring hat dieses Problem nicht – dank zweier „Ohren“ an den Seiten.

Fujifilm X100VI im Test
Fujifilm X100VI im Test
© Fujifilm

Autofokus

Das hybride AF-System übernimmt die X100VI im Wesentlichen von der spiegellosen System-Schwester X-T5. Die wichtigste Verbesserung gegenüber der X100V sind die auf KI- und Deep-Learning-Technologien basierenden Algorithmen zur Motiverkennung. Sie unterscheiden zwischen Menschen (Gesichts- und Augenerkennung), Tieren, Vögeln und Fahrzeugen wie Autos, Motorrädern, Zügen und Flugzeugen. Das Vorgängermodell X100V beherrschte allein Gesichts- und Augenerkennung.

Auch die Zuverlässigkeit beim Fokussieren und Verfolgen von Motiven, speziell unter schlechteren Lichtverhältnissen und beim Filmen, hat Fujifilm verbessert. Die Empfindlichkeit der Phasen-AF-Felder gibt Fujifilm wie beim Vorgängermodell mit -5 EV an. Ob mit Phasen- oder Kontrast-AF gearbeitet wird, entscheidet die Kamera automatisch, der Fotograf kann nichts voreinstellen.

Der Fotografierende hat im Einzel-AF-Modus Zugriff auf bis zu 425 Einzelfelder in sechs wählbaren Größen. Man kann aber auch bei Einzelfeldmessung von 425 auf 117 umschalten, um bei der Messfeldwahl schneller von A nach B zu kommen.

Zonen stehen in mehreren, auch benutzerdefinierten Größen zur Verfügung: neben den Standardgrößen mit 7 bis 49 Messpunkten kann der Fotografierende zusätzlich drei Custom-Zonen mit 1 bis maximal 13 AF-Bereichen in der Vertikale oder Horizontale vorprogrammieren.

Das AF-C-Untermenü hält fünf vorprogrammierte Einstellungen für unterschiedliche Bewegungsarten bereit. Weitere Custom-Optionen ergänzen diese Liste: Hier kann der Nutzer Reaktionsgeschwindigkeit und Empfindlichkeit individuell einstellen. In der Praxis konnte die X100VI die Motive gut verfolgen und erkannte auch die voreingestellten Motive recht zuverlässig.

Wie bei allen anderen Kameras können die Motive nur bis zu einer bestimmten Größe erkannt werden: Die kurze Brennweite der Optik ist in dieser Hinsicht zumindest keine Hilfe, da sie die Motive kaum heranholt. Bei Menschen klappt die Erkennung am zuverlässigsten.

Bildstabilisator

Prinzipiell sind 23 mm in der Praxis weniger wackelanfällig als längere Brennweiten. Dennoch, ab einem bestimmten Belichtungswert führen die Handbewegungen zu verschwommenen Abbildungen und die Fotos sind nicht mehr zu gebrauchen. Mit der gestiegenen Sensorauflösung ist die X100VI grundsätzlich anfälliger den Wacklern gegenüber als das Vorgängermodell.

Fujifilm X100VI im Test: Bildstabilisator
(links) Fujifilm X100VI, JPEG, ISO 400, 1,2 s, mit Bildstabilisator (rechts) Fujifilm X100VI, JPEG, ISO 400, 1,2 s, ohne Bildstabilisator
© TestLab, Wadim Herdt

Die kameraseitige Bildstabilisierung ist daher sinnvoll. Dieses Bilderpaar wurde bei ISO 400 und 1,2 Sekunden aufgenommen – das ist eine wirklich lange Belichtungszeit. Umso beeindruckender, wie effizient der Bildstabilisator arbeitet. Ohne Bildstabilisator (Bild 2) ist die Aufnahme völlig verwackelt, mit dem Stabi (Bild 1) zwar nicht knackig scharf, aber absolut brauchbar.

Belichtung und Serientempo

Der mechanische Verschluss arbeitet von 30 s bis 1/4000 s – wie beim Vorgängermodell. Mit dem elektronischen Verschluss kann die X100VI lautlos bis zu 1/80 000 s belichten. Die X100V vermochte als kürzeste Zeit, 1/3200 s einzustellen. Mit dem mechanischen Verschluss schafft die X100VI nach wie vor 11 B/s trotz höherer Auflösung, mit den elektronischen 13 B/s bzw. 20 B/s, wenn der 1,25x Crop gewählt wird.

Filmen mit 6K

Dank des neuen Bildsensors und ebenfalls neuen Bildprozessors hat die Fujifilm X100 VI im Videobereich mehr als das Vorgängermodell zu bieten. Die X100VI filmt maximal in der 6,2K-Qualität mit 6240 x 3150 Pixeln und 30 B/s. Darunter stehen verschiedene 4K- und Full-HD-Einstellungen bereit, wobei bei 4K maximal 60 B/s und bei Full-HD Sequenzen mit 240 B/s möglich sind: Im Vergleich zu der X100V wurde die Frequenz bei 4K und Full-HD verdoppelt.

Videos können intern gespeichert oder auf externe Geräte via HDMI exportiert werden. Intern sind auch Aufnahmen mit 4:2:2 10-Bit-Farbabtastung möglich. Die Videos und Fotos kann man wie zuvor mit diversen Farb-Stilen veredeln, um ihnen eine individuelle Note zu verleihen. Neben dem mechanischen Bildstabilisator kann der Filmer beim Aufnehmen auch einen digitalen nutzen.

Die Kamera kann auch als Webcam verwendet werden. Insgesamt bietet die Kamera ein ordentliches Video-Paket für Fotografen, die gelegentlich auch bewegte Bilder aufnehmen wollen. Motiverkennung gibt es auch im Video-Modus, wobei die Optik bei kurzen Entfernungen zum Motiv manchmal hörbar pumpt: Beim Fotografieren ist das kein Problem, beim Filmen schon.

Hybrid-Sucher

Eine Besonderheit der X100-Baureihe ist der hybride Sucher, welchen sich die X100-Kameras und die XPro-Modelle traditionell teilen: Beim Fotografieren und Filmen kann der Fotograf zwischen einem optischen und einem elektronischen Sucherbild wechseln. Die X100VI übernimmt den Sucher von der X100V, welche diesen wiederum von der X-Pro3 erbte. Sofern es den Hybrid-Sucher angeht, ist es nach wie vor die aktuellste Version, auch wenn diese seit Ende 2019 auf dem Markt ist.

Der optische Sucher bietet 95% Bildfeld sowie die Parallaxen-Korrektur. Der elektronische OLED-Sucher hat 100% Bildfeld sowie eine Auflösung von 1 230 000 RGB-Pixeln. Die effektive Vergrößerung des OLED-Suchers liegt beim Fujifilm bei 0,66x, sein optischer Kollege kommt auf 0,52x.

Die Vorteile des optischen Suchers liegen im hellen Bild und der Stromabstinenz – das verlängert spürbar die Akkulaufzeit und ist vorteilhaft bei sehr sonnigen Tagen. Er flackert grundsätzlich nicht, was gerade bei der Verfolgung von Motiven für die Augen entspannter ist.

Fujifilm X100VI im Test - Sucher
Fujifilm X100VI im Test - Sucher
© Fujifilm

Fujifilm blendet ausgewählte Grundeinstellungen sowie die Position des Fokuspunktes ein. Bestimmte Funktionen – wie Motiverkennung – sind mit dem optischen Sucher nicht nutzbar.

Der OLED-Sucher kann mehr Informationen einblenden und erlaubt auch eine Vorschau von Belichtungseinstellungen, Filmsimulationen oder anderen Effekten. Seine Helligkeit ist regelbar. In dunklen Umgebungen wird das Sucherbild aufgehellt – rauscht dann aber auch sichtbar – und erlaubt so eine bessere Motivkontrolle.

Die Auflösung des Suchers ermöglicht eine gute Detailkontrolle – am genauesten gelingt es mit der Lupe-Funktion. Die Kontraste können angepasst werden. Grundsätzlich neigt die Kamera nicht zu deren überzogenen Anhebung, sodass die Schatten nicht zulaufen.

Zudem gibt es einen Anzeigemodus „natürliche Liveansicht“ für eine noch natürlichere Darstellung. Das Flackern stört nicht, beim Mitziehen spürt man kaum eine Verzögerung. Bei Serienaufnahmen schafft die Kamera es jedoch nicht, die Übergänge sauber darzustellen: Sie springt von Bild zu Bild. Zwischen dem optischen und dem elektronischen Sucher wechselt man mit dem Umschalter vorne.

Monitor

So wie der Sucher, so ist auch der Monitor von dem Vorgängermodell übernommen. Das Display hat eine 3-Zoll-Diagonale eine Auflösung von 540 000 RGB-Pixeln. Seine Helligkeit und die Farben lassen sich regulieren. Auch kann der Nutzer Gitterrahmen, Horizont, Histogramm sowie andere Informationen ein- oder ausblenden lassen.

Der Monitor ist gut ablesbar, es sei denn die Sonne knallt direkt herunter. Beim Wechsel von Dunkel auf Hell dauert es manchmal einen Augenblick, bis sich das Display an die veränderten Bedingungen anpasst.

Kippen lässt sich der Monitor um 90 Grad nach oben und etwa 30 Grad nach unten – das kann bei bestimmten Perspektiven hilfreich sein. Auf die Touch-Angaben reagiert das Display gut. Den sensiblen Bereich kann man auf Wunsch reduzieren – hierzu bietet das Menü mehrere Optionen.

Fujifilm X100VI im Test - Display
Das Display hat eine 3-Zoll-Diagonale eine Auflösung von 540 000 RGB-Pixeln.
© Fujifilm

Bedienung

In puncto Bedienung setzt Fujifilm auf Bewährtes. Die X100VI bietet ein identisches Ensemble an mechanischen Bedienelementen wie die X100V und dazu wie das Vorgängermodell auch noch die Steuerung per Touch. So praktisch und schnell die Anpassung von Einstellungen per Touch-Eingaben seien mag, bei der Bedienung der X100VI spielen die mechanischen Räder und Tasten die wichtigere Rolle. Das liegt zum einen an der Funktionalität der Touchbedienung.

Vor der Aufnahme kann der Fotograf per Touch den Fokuspunkt auswählen, Auslösen oder die Kameraeinstellungen im Q-Menü verändern. Beim Betrachten der Bilder kann man mit zwei Fingern zoomen und in der Galerie durchblättern.

Das Menü lässt sich jedoch per Touch nicht bedienen. Wie die X100V bietet die Neue zudem vier Funktionen, welche per horizontalem oder vertikalem Wisch abgerufen werden. Das funktioniert auch dann, wenn man durch den Sucher schaut. Die Position und die Funktionalität der mechanischen Bedienelemente sind gut durchdacht und erlauben einen schnellen Zugriff auf die wesentlichen Aufnahmeeinstellungen: Nach kurzer Eingewöhnung lassen sich die wichtigsten Parameter schnell anpassen und das egal, ob man dabei durch den Sucher oder auf den Monitor schaut.

Weiteres Plus ist die große Anpassungsfähigkeit mechanischer Bedienelemente an die Bedürfnisse der Nutzer. Die meisten lassen sich umprogrammieren und das auf eine einfache Weise. Dazu genügt langes Drücken auf die betreffende Taste und schon blendet die Kamera die Optionen zum Umprogrammieren ein.

Die wichtigsten Räder sind auf der Kameraoberseite zu finden. Belichtungskorrektur, ISO und Zeit lassen sich direkt vor der Aufnahme einstellen. An der Funktionalität dieser Räder kann nichts verändert werden – das ist auch gut so. Gleich neben dem Auslöser ist eine Fn-Taste – sie kann ganz nach persönlichem Geschmack umprogrammiert werden. Sinnvollerweise wählt man eine oft benutzte Funktion. Wie schon beim Vorgängermodell hätten wir uns für diese Taste ein anderes Finish als beim Rest der Kamera gewünscht, damit man sie einfacher ertasten kann.

Die Blende wählt man am besten direkt an der Optik. Der Fokusring kann ebenfalls mit unterschiedlichen Funktionen belegt werden, die alle nur bei AF aktiviert sind. Hinten auf der Kamera sind drei Bedienelemente besonders wichtig: das horizontale Steuerrad, der Joystick und die Q-Menü-Taste.

Der Joystick könnte einen etwas stärkeren Durchmesser und zugleich eine griffigere Oberfläche haben – damit sich dieser nicht bei längerer Benutzung in die Finger bohrt. Für die Umschaltung zwischen AF-S/AF-C und MF hat die X100VI weiterhin einen mechanischen Schieber an der linken Kameraseite.

Einzig das Einstellrad vorne ist etwas komplizierter zu handhaben, da seine Funktionen wie schon bei der X100V von mehreren anderen Einstellungen beeinflusst werden. Über langes Drücken kann man zwischen Zeiten, Blende, ISO und Belichtungskorrektur wählen. Um dann zum Beispiel ISO zu verstellen, muss das ISO-Rad auf die C-Position gestellt werden.

Klingt doppelt gemoppelt – schließlich sind ja die Räder dafür da. Doch manchmal ist man mit dem vorderen Einstellrad schneller und hat zumindest bei ISO und Belichtungskorrektur eine höhere Verstellbandbreite.

ISO-Vergleich: JPEG gegen RAW

ISO-Vergleich: JPEG gegen RAW bei ISO 125
Bild 1: JPEG, ISO 125; Bild 2: RAW, ISO 125
© TestLab, Wadim Herdt
ISO-Vergleich: JPEG gegen RAW bei ISO 800
Bild 3: JPEG, ISO 800; Bild 4: RAW, ISO 800
© TestLab, Wadim Herdt

Dank des 40-MP-Sensors liefern die X100VI-JPEGs eine hohe Detailauflösung bei ISO 125 (Bild 1). Mit steigernder Empfindlichkeit verschlechtert sich diese graduell. Bei ISO 800 (Bild 3) sind die Verluste sichtbar, aber moderat. Bei ISO 1600 (Bild 5) sind diese deutlicher ausgeprägt, insgesamt noch im Rahmen, sodass ISO 1600 durchaus als Arbeitsempfindlichkeit betrachtet werden kann.

Eine Stufe höher, bei ISO 3200 (Bild 7) nimmt die Zeichnung zu stark ab: Die Rauschfilter arbeiten effektiv, aber eben auf Kosten von Details. Bei schlechteren Lichtverhältnissen empfehlen wir den Wechsel zum RAW-Format. Die RAW-Aufnahmen haben wir mit dem Lightroom Denoise-Tool entrauscht.

Mit RAW gewinnen die Bilder schon bei niedrigen Empfindlichkeiten an Schärfe und Details, doch die Vorteile bei ISO 125 (Bild 2) sind klein. Mit steigender ISO-Zahl wächst der qualitative Vorsprung von RAWs vor JPEGs. Bei ISO 3200 (Bild 8) verlieren sie kaum an Zeichnung und das Bildrauschen ist nicht auffällig.

ISO-Vergleich: JPEG gegen RAW bei ISO 1600
Bild 5: JPEG, ISO 1600; Bild 6: JPEG, ISO 1600
© TestLab, Wadim Herdt
ISO-Vergleich: JPEG gegen RAW bei ISO 3200
Bild 7: JPEG, ISO 3200; Bild 8: RAW, ISO 3200
© TestLab, Wadim Herdt

Bildqualität

Im Labortest hinterlässt die X100VI einen gespaltenen Eindruck. Auf dem Papier wirken 40 Megapixel als deutliches Plus gegenüber der 26-MP-Auflösung des Vorgängers. Die X100VI legt auch tatsächlich bei der Bildqualität zu, allerdings nur bei niedrigeren ISO-Empfindlichkeiten.

Ab ISO 1600 verliert sie den Vergleich mit der 5. Kamerageneration. Die X100VI erreicht bei ISO 125 eine Auflösung von 2865/2265 LP/BH. Im Vergleich dazu schafft die X-T5 mit dem gleichen X-Trans-CMOS 5 HR (40,2 MP) eine Auflösung von 3257/2784 LP/BH. Immerhin bietet die X100VI bei ISO 125 eine weit bessere Feinzeichnung als das Vorgängermodell, welche 2024/1842 LP/BH erreichte.

Bei ISO 400 bleibt die Auflösung der X100VI stabil und knickt erst eine Stufe höher ein – Ähnliches haben wir auch bei der X-T5 gesehen. Bei ISO 800 verliert die Kamera gute 600/300 LP/BH, baut weitere 120/150 LP/BH bei ISO 1600 und bleibt ab da quasi gleich.

nders verhalten sich die Messungen an den farbigen Dead-Leaves-Strukturen, die mit steigernder Empfindlichkeit kontinuierlich abnehmen. Hier startet die X100VI mit 1222/1095 LP/BH: Es sind 300/250 Linienpaare mehr als beim Vorgängermodell, aber 150/150 weniger als bei der X-T5. Bei ISO 800 beobachten wir den ersten nennenswerten Rückgang um ca. 200/100 Linienpaare.

Auch visuell ist der Verlust an Zeichnung im Vergleich zu ISO125/400 sichtbar, doch noch performt die Kamera auf gutem Niveau und ist der X100V überlegener – der visuelle Bildvergleich bestätigt dies. Bei ISO 1600 ist es nicht mehr so eindeutig. Die Dead-Leaves-Messung liefert mit 851/686 Linienpaaren zur X100V vergleichbare Werte.

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FujifilmX100VI
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März 2024

Bei den Siemenssternen ist die Neue überlegener, beim Rauschen die Alte. Als Ergebnis erreicht die X100VI eine niedrigere Punktzahl. Beim Blick auf die Bilder bleibt die Entscheidung schwierig, denn je nach Strukturbeschaffung liegt mal die eine, mal die andere Kamera vorne.

Das stärkere Bildrauschen der X100VI ist meist nicht störend und die ISO-1600-Empfindlichkeit bleibt immer noch eine Option. Bei ISO 3200 fallen die Dead-Leaves-Werte deutlich auf 501/253 LP/BH: Feinere Strukturen werden kaum noch sauber wiedergegeben. Auch das Rauschen und die Artefakte nehmen nun sichtbar zu. Bei dieser Empfindlichkeit ist die höhere Pixeldichte zu einem richtigen Nachteil mutiert. Das gilt auch für ISO 6400, bei der die Kamera nochmals abbaut. Ab ISO 3200 ist die X100VI im Vergleich zu der 26-MP-Version in klarem Nachteil.

Mit RAW-Format lassen sich die JPEG-Schwächen bei höheren Empfindlichkeiten geschickt umschiffen. Dank fortschrittlicher Rauschfilter wie dem Lightroom Denoise-Tool kann das Bildrauschen effizient entfernt werden, ohne dass die Details darunter leiden. So nimmt die Feinzeichnung der RAW-Aufnahmen von ISO 125 zu ISO 3200 nur moderat ab. Der qualitative Vorsprung von RAW wird mit steigender Empfindlichkeit immer größer.

DxO PureRaw 4.0 im Test
KI-gestützte Rauschunterdrückung DxO PureRaw 4.0 und Lightroom Denoise im Vergleich

JPEG-Vergleich: X100VI gegen X100V

JPEG-Vergleich: X100VI gegen X100V bei ISo 125/160
Bild 1: Fujifilm X100V, JPEG, ISO 160; Bild 2: Fujifilm X100VI, JPEG, ISO 125
© TestLab, Wadim Herdt

Die X100VI kann das Vorgängermodell qualitativ überholen, allerdings gilt es nur für niedrige Empfindlichkeiten von ISO 125/160 (Bilder 1 und 2) bei ISO 800 (Bilder 3 und 4) und der Vorsprung wird kleiner, je größer die ISOZahl.

JPEG-Vergleich: X100VI gegen X100V bei ISO 800
Bild 3: Fujifilm X100V, JPEG, ISO 800; Bild 4: Fujifilm X100VI, JPEG, ISO 800
© TestLab, Wadim Herdt
JPEG-Vergleich: X100VI gegen X100V bei ISO 1600
Bild 5: Fujifilm X100V, JPEG, ISO 1600; Bild 6: Fujifilm X100VI, JPEG, ISO 1600
© TestLab, Wadim Herdt

Bei ISO 1600 zeigen die Aufnahmen der X100VI mehr Artefakte (Bild 6), weil sie im Vergleich zur X100V (Bild 5) intensiver gegen das Bildrauschen vorgehen muss: Der Vorteil der höheren Sensorauflösung ist hier nicht mehr eindeutig, stellenweise aber noch da.

JPEG-Vergleich: X100VI gegen X100V bei ISO 3200
Bild 7: Fujifilm X100V, JPEG, ISO 3200; Bild 8: Fujifilm X100VI, JPEG, ISO 3200
© TestLab, Wadim Herdt

Bei ISO 3200 (Bilder 7 und 8) kann die X100V die niedrigkontrastigen Strukturen eindeutig besser wiedergeben.

Fazit

Die Fujifilm X100VI ist keine günstige Kamera: 1800 Euro sind ordentlich viel Geld für eine Kompakte mit dem APS-C-Sensor. Doch sie überzeugt mit hoher Abbildungsleistung und guter Ausstattung: Dazu zählen wir vor allem die kameraseitige Bildstabilisierung, aber auch den guten Sucher und den Monitor sowie das schnelle AF-System mit moderner Motiverkennung. Dazu kommt ein durchdachtes und intuitives Bediensystem. Freilich ist der qualitative Gewinn gegenüber dem Vorgängermodell recht einseitig und ist nur bei ISO 125 bis ISO 800 wirklich deutlich. Es sei denn, man fotografiert mit RAW und umgeht damit die JPEG-Schwächen bei höheren Empfindlichkeiten. Kauftipp Kompakt.

Fujifilm X100VI

Vollbild an/aus
Fujifilm X100VI
Hersteller Fujifilm
Preis 1800 Euro
Wertung 52 Punkte
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