Wilhelm-Furtwängler-Garten

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Wilhelm-Furtwängler-Garten
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Wilhelm-Furtwängler-Garten

Wilhelm-Furtwängler-Garten, ursprünglich auch Wilhelm-Furtwängler-Park, ist eine kleine Grünanlage im Festspielbezirk in der Altstadt der Stadt Salzburg.

Geschichte

Frauengarten

Bis ins 16. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle ein großer Garten mit einer weitläufigen Obstbaumwiese und Gemüsebeeten, genannt der Frauengarten der Petersfrauen oder Frohngarten. Er diente im Wesentlichen landwirtschaftlichen Zwecken und reichte von den Häusern der Getreidegasse und der heutigen Sigmund-Haffner-Gasse und bis zum Klausentor. Unter Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron wurde (schon 1617 war das Humanistische Gymnasium errichtet worden) 1622 in einem Teil dieses Gartens die Benediktineruniversität unter maßgeblicher Leitung des Benediktinerstifts St. Peter errichtet.

Von 1632 bis 1820 wurde das Grünareal als Kollegiumsgarten der Benediktineruniversität genutzt. In den Baumgarten hinein wurde 1694 bis 1707 nach Plänen Fischer von Erlachs die Kollegienkirche errichtet, der verkleinerte Baumgarten blieb aber auch danach noch lange bestehen. Nach Auflassung des Kollegiumsgartens im Jahr 1780 pflegte bis 1820 der Salzburger Kaufmann und Pflanzensammler Franz Anton Ranftl einen privaten botanischen Garten und trieb dabei Handel mit seiner Pflanzensamenbörse.

Botanischer Garten

Im linken Bildteil der einstige Wilhelm Furtwängler-Park in seinen parkartigen Gestalt um 1955.
Hauptartikel Botanischer Garten

1780 entstand auf dem Gelände aus dem Kollegiumsgarten ein erster privater botanischer Garten. 1835 wurde der Garten erst in Teilen, dann zur Gänze k. k. botanischer Garten der medizinisch-chirurgischen Lehranstalt. Die Anlage wurde bis 1935 maßgeblich von Gärtnern der k.k. Monarchie und dann von der Republik betreut. Ab 1934/1935 bemühten sich Stadtverein und Universitätsverein mit mangelhaftem Erfolg um die Pflege, 1937 übernahm die Stadtgärtnerei die Anlage.

Die heutige Grünanlage und die Kunstwerke der Moderne

Skulptur im Furtwängler-Garten
Der Wilhelm-Furtwängler-Garten vor dem Abriss des Sparkassenstöckls (rechts im Bild, der flache Bau).

In den Nachkriegsjahren wurde die Anlage als öffentlicher kleiner Grünraum eingerichtet, der am 17. Dezember 1954 in posthumer Ehrung der Verdienste des großen Dirigenten Wilhelm Furtwängler (* 1886; † 1954) in Wilhelm-Furtwängler-Park[1] umbenannt wurde. Bei späteren Neugestaltungen wurde der Grünbestand aber nicht mehr als (großräumiger) "Park" sondern auch als "Garten" bezeichnet. Bei den weiteren Umgestaltungen wich der Idee eines landschaftsgerrechten Parks mit verschlungenen Wegen zunehmend der Idee eines architektonisch gestalteten Garten mit geraden und rechtwinkeligen Wegachsen.[2]

Im nördlichsten Teil der Grünanlage befand sich zeitweise ein Sportplatz und kurzzeitig auch ein Parkplatz. Die damals mehrfach veränderte Gartenanlage wurde 1977 und den Folgejahren durch Otto Prossinger und Martin Windisch neu gestaltet. Die heutige Gestaltung wurde 20072008 umgesetzt. Auch sie wurde meist als Wilhelm-Furtwänger-Garten bezeichnet.[3]

Dabei wurden die bisherigen Gestaltungselemente, abgesehen von drei Bäumen aus der Zeit des Botanischen Gartens, gänzlich entfernt und die Gestaltung auf eine einheitliche pflegeleichte Rasenfläche mit zugehörigen Wegen reduziert. Historische Bezüge sind nicht mehr erkennbar. Die Grünanlage wurde also mehrfach modernisiert und verlor dabei immer mehr seine früheren Strukturelemente. Zurück blieb eine fast banal wirkender Grünanlage mit wenigen jungen Bäumchen, mit lediglich kurzen Hainbuchenhecken, ohne Brunnen und fast ohne Blumen. Sie wurde zur monotonen Rasenfläche mit Wegen.[2]

Kunstwerke

Das 1866 angefertigte Schiller-Denkmal, das ursprünglich im Baron-Schwarz-Park stand, wurde - nachdem es der Stadt geschenkt worden war - 1941 zum 136. Todestag des Künstlers hierher übersiedelt.

Der Tanzschritt, eine Bronzeplastik von Giacomo Manzù, steht im Norden der Grünanlage. Die Gurken - eine Kunstobjektgruppe des österreichischen Künstlers Erwin Wurm - stehen seit 2011 im Südwesten des Parks. Das A.E.I.O.U. - Kunstwerk von Anselm Kiefer - wurde 2002 von der Mitte der Grünanlage an der Rückseite der Kollegienkirche und damit auf den Max-Reinhardt-Platz hin übersiedelt.

Römische Funde

Archäologische Grabungen, die im Winter 2007-2008 anlässlich der Neugestaltung der Grünanlage durchgeführt wurden, brachten weitere Erkenntnisse über das Leben der Römer in Salzburg. Man fand dabei alte Fibeln, Keramikscherben, Handwerksgerät, Metallgegenstände aus Bronze, Gürtelbeschläge und Teile von Verzierungen von Riemenzungen sowie einige Münzen.

Dass auf dem Areal dieser Grünfläche zur Römerzeit ein Handwerksviertel lag, war bereits bekannt. Neu war hingegen die Erkenntnis, dass die Leute auch unmittelbar an ihrem Arbeitsplatz lebten. So wurden Reste von Grundmauern von Wohnhäusern mit Fußboden- und Wandheizungen freigelegt, dicht daneben Werkstätten und Feuerstellen. Den gefundenen Resten nach dürften Metall, Leder und Ton verarbeitet worden sein.

Wilhelm-Furtwängler-Park oder -Garten?

Der Umbenennung des ehemaligen botanischen Gartens in Wilhelm-Furtwängler-Park wurde am 17. Dezember 1954 in Gemeinderat beschlossen. Bürgermeister Stanislaus Pacher brachte im Namen des Stadtsenats im Gemeinderat den Antrag ein, den Botanischen Garten in Wilhelm-Furtwängler-Park umzubenennen, was einstimmig angenommen wurde. Die damalige parkartige Gestalt ist allerdings längst Geschichte, die späteren Gestaltungen im Auftrag der Stadt Salzburg waren und sind Gartenanlagen und wurden auch so benannt. Die Grünanlage wurde seither auch deutlich verkleinert. Niemals wurde die Grünanlage in der heutigen Gestalt gemäß einem bekannten Gemeinderatsbeschluss Wilhelm-Furtwängler-Park getauft.

Wie Dr. Reinhard Medicus anmerkt, ist ein Gemeinderatsbeschluss zwar für Straßennamen, nicht aber zwangsläufig auch für Grünanlagen bindend. Zudem fasste der Gemeinderat bzw. der Stadtsenat bei späteren Neugestaltungen (derzeit aber noch nicht mit Quellen belegte) neuerliche Beschlüsse über Gestalt und Namen der Grünanlage. Das zuständige Gartenamt der Stadt nennt diese Grünanlage jedenfalls Wilhelm-Furtwängler-Garten. In der Grünanlage stehen derzeit zwei Schilder unterschiedlichem Inhalts: Einmal als "Park" bezeichnet, einmal als "Garten". (Die Tafel mit der "Parkordnung" ist allerdings stadtweit normiert und wird in allen Gärten und Parks gleichermaßen aufgestellt). Den Stadtsalzburgern ist diese Grünanlage sowohl als "Furtwänglergarten" als auch unter dem heute fragwürdigen Namen "Furtwänglerpark" bekannt.

Bilder

 Wilhelm-Furtwängler-Garten – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
 Wilhelm-Furtwängler-Garten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Quellen

Einzelnachweise

  1. siehe Diskussion
  2. 2,0 2,1 Reinhard Medicus: Salzburgs Stadtberge und Stadtgärten im Wandel der Zeit. Anton Pustet Verlag, Salzburg 2021, ISBN 978-3-7025-1005-3.
  3. Diese Aussage stützt sich auf eine Internetrecherche, bei der beide Namen in unterschiedlichen Dokumenten aufscheinen.