Bei der Geburt wird er uns einfach gegeben: unser Name. Was aber, wenn man sich mit ihm irgendwann nicht mehr identifizieren kann? Wir haben mit vier Menschen gesprochen, die sich alle für eine Namensänderung entschieden haben: Jacob Skye, weil er trans ist. Jane, weil ihr Nachname sie an ihren Vater erinnert. Yodhako, weil er ins Kloster zog. Und Minnie, weil ihren eigentlichen Namen kaum jemand richtig aussprechen kann.

"Einmal wollte mich ein Kontrolleur im TGV nach Paris fast aus dem Zug schmeißen, weil der weibliche Name auf meinem Perso nicht mit meinem männlichen Aussehen zusammenpasste. Ich habe ihm dann einen Zettel gezeigt, den ich vorher auf Französisch geschrieben hatte. Darauf stand: Ich bin trans, deswegen sehe ich nicht so aus wie auf dem Ausweis. Den Namen auf meinem Personalausweis verbinde ich nicht mehr mit mir. Das ist mein deadname, ein toter Name. 

Nach meinem Outing vor drei Jahren kam es noch oft vor, dass ich diesen alten Namen hören oder in offiziellen Briefen lesen musste. Das war extrem schwierig für mich, weil mich das an eine Zeit erinnert, in der es mir gar nicht gut ging. An eine Person, die ich nie war. An das Gefühl, nicht 'normal' zu sein. Und nicht selbst entscheiden zu können, wem ich meine Geschichte erzähle, weil ich diesen deadname auf dem Ausweis ständig erklären musste.

Den Namen Skye habe ich mir damals mit 15 ausgesucht, weil ich noch keinen klar männlichen Namen wollte. Zu der Zeit habe ich 'Grandia' gespielt und da heißt der beste Freund der Hauptfigur so. Später habe ich mir noch den Namen Jacob gegeben. Den fand ich schon als Kind schön.

Mein Umfeld hatte am Anfang natürlich Schwierigkeiten, mich auf einmal anders zu nennen. Das hat sich bei den meisten nach ein paar Monaten gelegt. Bei anderen funktionierte das weniger gut: Meine Eltern hatten ziemlich lange Probleme damit, auch einige Klassenkameraden. Es gab Situationen, in denen sie mich getestet haben, auf welchen Namen ich reagiere. Das war ziemlich verletzend. Wer meinen alten Namen benutzt, akzeptiert mich nicht.

Vor fast einem Jahre habe ich dann den Antrag gestellt, meinen Namen auch offiziell ändern zu lassen. Das war ziemlich teuer und dauert relativ lange: Die rund 1.000 Euro Bearbeitungsgebühr konnte ich nur dank meiner Familie aufbringen, und bis ich die beiden Gutachten zusammenhatte, ist fast ein halbes Jahr vergangen. Für die Gutachten musste ich später nochmal 1.400 Euro nachzahlen.

Für das erste Gutachten habe ich meinem Arzt zwei Stunden meine Lebensgeschichte erzählt. Meine Therapeutin, bei der ich seit zwei Jahren in Therapie bin, hat das zweite Gutachten geschrieben. Für die Namensänderung muss man nicht unbedingt in Therapie sein, die Gutachten werden im Verfahren erstellt. Erst als beide vorlagen, bekam ich endlich Post für einen Gerichtstermin, bei dem mein Name rechtskräftig wurde. Das war natürlich sehr cool, da wurde alles irgendwie real und jetzt ist es offiziell: Seit gut drei Monaten heiße ich ganz offiziell Jacob Skye."

Jacob Skye Bauert, 18, macht gerade einen Bundesfreiwilligendienst im Kindergarten.