Ringpark
Ringpark | |
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Park in Würzburg | |
Ringpark nahe Klein-Nizza | |
Basisdaten | |
Ort | Würzburg |
Ortsteil | Altstadt |
Angelegt | 1878–1896 |
Umgebende Straßen | , Martin-Luther-Straße, Friedrich-Ebert-Ring |
Technische Daten | |
Parkfläche | 34 ha[1] |
Der Ringpark (auch Glacis[1] genannt) ist eine Grünanlage um die Würzburger Altstadt. Er entstand auf dem Gebiet der im 19. Jahrhundert geschleiften Schanzanlage.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Würzburger Glacis bestand zunächst aus einer von Mauern und Wällen umgebenen, leicht nach außen abfallenden und bis zu 50 Meter breiten Fläche. Vor den Stadtwällen wurde 1804 eine Pappelallee angelegt. Das Glacis diente dann als Weide, Ackerfläche, dem Garten- und Rebbau sowie zu Exerzierzwecken und wurde ab 1820 zunehmend als Parkanlage gestaltet.[2] 1868 kaufte die Stadt Würzburg dem Königreich Bayern das Glacisgelände ab. Mauern und Bastionen bzw. Werke[3] wurden im Zuge der 1870 einsetzenden[4] Entfestigung abgerissen, die bis zu 12 Meter tiefen Gräben zugeschüttet.[5]
Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Georg von Zürn, angeregt[6] durch die in Wien von ihm gesehene Ringstraße, wurde der durch Umgestaltung des ehemaligen Glacis entstehende Parkbau 1878 in Angriff genommen. Der erste Teilabschnitt um das Kriegerdenkmal wurde von Heinrich Siesmayer gestaltet. Danach wurde vom schwedischen Landschaftsarchitekten Jens Person Lindahl, welcher von August 1880 bis 1887 erster hauptamtlicher Stadtgärtner von Würzburg war, der Würzburger Ringpark entworfen und bis 1886 realisiert.[7]). Kennzeichen seiner Landschaftsgestaltung sind geschwungene Wege, Baumgruppen, Gewässer und ein landschaftliches Hügelrelief.[8] Wahrscheinlich wegen Finanzierungsschwierigkeiten und seit 1885 begonnener Auseinandersetzungen[9] um die Ringparkanlage mit der Bürgerschaft bzw. ständiger Streitereien mit den Gemeindebevollmächtigten erschoss er sich und wurde am 22. November 1887 tot im Ringpark in den Glacisanlagen an der Ottostraße aufgefunden.[10][11] Engelbert Sturm, Lindahls Nachfolger als Stadtgärtner, gestaltete im Anschluss das Klein-Nizza, eine Teich- und Blumenlandschaft entlang der Befestigung des Hofgartens. Diese kostete damals 85.400 Mark. (Heute umgerechnet etwa 712.667 Euro.) Mit der Teichanlage wurde 1900 die Gesamtanlage des Ringparks vollendet[12] und am 8. Juli 1903 mit einem Denkmal in der Nähe des Bahnhofs für den in Würzburg geborenen Prinzregenten Luitpold komplettiert.[13]
Verlauf und Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der sauerstoffspendene Grüngürtel verläuft halbkreisförmig um die Altstadt vom Mainufer an der Friedensbrücke zum Mainufer an der Ludwigsbrücke (Löwenbrücke). Er tritt damit an die Stelle des Glacis auf dem ehemaligen freien Feld vor der barocken Stadtmauer. Er ist ca. 3,5 km lang[1], bis zu 240 m breit und hat eine Fläche von ca. 34 Hektar[1]. Er wird von Hauptbahnhof und Berliner Platz unterbrochen, grenzt an den Hauptfriedhof und an den Hofgarten der Residenz, von dem er durch einen Teil der ehemaligen Befestigungsmauern getrennt ist.
Der Park im Stil englischer Landschaftsgärten ist eine der wenigen heute noch gut erhaltenen Ringparkanlagen Deutschlands des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Als „Grüne Lunge“ der Stadt Würzburg mit 35 Baumarten[14] erzeugt der Ringpark Sauerstoff, gleicht die klimatisch bedingte Trockenheit aus und mildert durch Verdunstung Temperaturspitzen im Sommer ab.[15]
Artenvielfalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit über 300 verschiedenen einheimischen wie exotischen Gehölzarten ist er auch einer der artenreichsten Parks Deutschlands. Markante und exotische Bäume im Park sind mit deutscher und lateinischer Bezeichnung gekennzeichnet. Außerdem finden sich auf dem Gelände zahlreiche Denkmäler und Brunnen. Bäume und Gehölze stammen aus China, Nordamerika und Europa. Blüh-Blumen werden der Jahreszeit entsprechend immer neu eingesetzt. 43 Vogelarten wurden beobachtet.[16]
Denkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zahlreiche Denkmale erinnern an historische Begebenheiten:
- Fragment der Mauer am Berliner Platz
- Kriegerdenkmal in der Fläche zwischen Husarenstraße und Rennweg
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Klein-Nizza findet jedes Jahr im August das Ringparkfest statt. Veranstalter dieses Bürgerfests mit kleiner Bühne, Musikdarbietungen und Kinderprogramm ist die Stadt Würzburg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Umweltreferat und Stadtarchiv Würzburg (Hrsg.): Der Würzburger Ringpark. Kulturdenkmal und Naherholungsgebiet. Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 1996, ISBN 3-87717-778-6.
- Ulrich Wagner: Jens Person Lindahl – Gestalter des Würzburger Ringparks. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), S. 61–63 und 1253.
- Harm-Hinrich Brandt: Würzburger Kommunalpolitik 1869–1918. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), S. 64–166 und 1254–1267; hier: S. 100 und 134–138.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Ringpark. Stadt Würzburg, 2018, abgerufen am 29. April 2019.
- ↑ Horst-Günter Wagner: Die Stadtentwicklung Würzburgs 1814–2000. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 396–426 und 1298–1302, hier: S. 397 f.
- ↑ Wilhelm Engel in: Willy Schmitt-Lieb, Wilhelm Engel: Würzburg im Bild. Wisli-Mappe, Würzburg 1956, S. 17.
- ↑ Horst-Günter Wagner (2007), S. 399.
- ↑ Stadt Würzburg, Gartenamt und Eigenbetrieb Congress, Tourismus, Wirtschaft (Hrsg.): Würzburger Gärten und Parks. Faltblatt ca. 2003.
- ↑ Winfried Schenk, Rüdiger Glaser, Moritz Nestle: Würzburgs Umwelt in der Transformation von der vorindustriellen Zeit in die Dienstleistungsgesellschaft. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2 (I: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. 2001, ISBN 3-8062-1465-4; II: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. 2004, ISBN 3-8062-1477-8; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band III (2007), S. 351–368 und 1295 f., hier: S. 354.
- ↑ Jens (auch Jöns) Person Lindahl hatte bereits bei der Gestaltung des landgräflich hessischen Parks in Philippsruhe bei Hanau seine Fähigkeiten gezeigt. Vgl. Wilhelm Engel (1956), S. 17.
- ↑ Horst-Günter Wagner: Die Stadtentwicklung Würzburgs 1814–2000. 2007, S. 409.
- ↑ Harm-Hinrich Brandt: Würzburger Kommunalpolitik 1869–1918. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), S. 64–166 und 1254–1267; hier: S. 100.
- ↑ Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1225–1247; hier: S. 1232.
- ↑ Ulrich Wagner (2007), S. 62 f.
- ↑ Stadt Würzburg, Gartenamt und Eigenbetrieb Congress, Tourismus, Wirtschaft (Hrsg.): Würzburger Gärten und Parks. Faltblatt ca. 2003.
- ↑ Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. 2007, S. 1234.
- ↑ Ulrike Schulz: Die beschilderten Baumarten im Glacis ( des vom 12. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- ↑ Winfried Schenk, Rüdiger Glaser, Moritz Nestle: Würzburgs Umwelt in der Transformation von der vorindustriellen Zeit in die Dienstleistungsgesellschaft. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2 (I: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. 2001, ISBN 3-8062-1465-4; II: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. 2004, ISBN 3-8062-1477-8; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band III (2007), S. 351–368 und 1295 f., hier: S. 361.
- ↑ Stadt Würzburg, Gartenamt und Eigenbetrieb Congress, Tourismus, Wirtschaft (Hrsg.): Würzburger Gärten und Parks. Faltblatt ca. 2003.
Koordinaten: 49° 47′ 28″ N, 9° 56′ 28″ O