Guebwiller

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Guebwiller
Guebwiller (Frankreich)
Guebwiller (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin / Europäische Gebietskörperschaft Elsass (68)
Arrondissement Thann-Guebwiller
Kanton Guebwiller (Hauptort)
Gemeindeverband Région de Guebwiller
Koordinaten 47° 54′ N, 7° 13′ OKoordinaten: 47° 54′ N, 7° 13′ O
Höhe 254–620 m
Fläche 9,68 km²
Einwohner 11.137 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.151 Einw./km²
Postleitzahl 68500
INSEE-Code
Website www.ville-guebwiller.fr

Guebwiller und Umgebung

Guebwiller (deutsch Gebweiler, elsässisch: Gawill’r) ist eine französische Stadt mit 11.137 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Haut-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est. Bis zum 31. Dezember 2014 war die Stadt Sitz der Unterpräfektur (frz. sous-préfecture) des Arrondissements Guebwiller. Sie gehört zum Kanton Guebwiller und zum Gemeindeverband La Région de Guebwiller.

Die Ortschaft liegt im Oberelsass am Austritt des Flüsschens Lauch aus den Vogesen in die Oberrheinebene auf 268 m ü. NHN. Das Gemeindegebiet von Guebwiller ist Teil des Regionalen Naturparks Ballons des Vosges.

Der Bahnhof Guebwiller lag an der Bahnstrecke Bollwiller–Lautenbach.

In der Umgegend, im Gebweiler Tal, tritt Felsgestein auf.[1]

Die älteste erhaltene Erwähnung von Guebwiller (lateinisch Gebvilla)[2] – als Gebunvillare – stammt von 774 und steht in einer Schenkungsurkunde, in der das Kloster Murbach bedacht wird. Damals handelte es sich lediglich um ein Hofgut. Bis zur Französischen Revolution war Gebweiler Hauptort des gleichnamigen Amtes Gebweiler (Vogtei Gebweiler) der Fürstabtei Murbach im Heiligen Römischen Reich und zugleich die einzige Stadt im gesamten Amt.[3] Zur Stadt entwickelte sich Gebweiler im 12. Jahrhundert um die Kirche Saint-Léger und eine Burganlage, die heute Burgstall genannt wird und dem Fürstabt des Klosters Murbach als Residenz diente. Eine Stadtmauer wurde zwischen 1270 und 1287 errichtet. Während der Pestpogrome wurden 1348/49 die jüdischen Einwohner ermordet.[4] Im Jahr 1394 lebten in dem Ort 1350 Einwohner.

Einem Bericht zufolge soll der Abt von Murbach in der Nacht des Martinsfests 1448 vom Schloss aus die Bürger der Stadt überfallen und sie um ihre städtischen Freiheiten und Privilegien gebracht haben, die sie seit 400 Jahren besessen hatten.[5]

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1634 von Schweden geplündert, und 1635 plünderte sie die in Colmar stationierte französische Garnison vollständig aus.[5] 1657 lebten in der Stadt nur noch 176 Einwohner. Im Jahr 1680 wurde die deutsche Ortschaft aufgrund von Beschlüssen der Reunionskammern von Breisach und Metz vom Königreich Frankreich annektiert.[6]

Im Lauf des 19. Jahrhunderts entstand eine bedeutende Textilindustrie mit besonderen Arbeitervierteln. Die Stadt war nach Mülhausen deren größter Standort; es wurden Wolle und Baumwolle verarbeitet. Um 1900 hatte die Stadt eine evangelische und zwei katholische Kirchen, die Synagoge von Guebwiller, ein Gymnasium, ein Amtsgericht und eine Oberförsterei.[7]

Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde die Synagoge geplündert und demoliert. Die jüdischen Einwohner der Stadt wurden nach Südfrankreich ausgewiesen und dann deportiert. Nach Angaben von Yad Vashem wurden vierunddreißig ehemalige Einwohner Opfer des Holocaust.[8]

Bevölkerungsentwicklung

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Bevölkerungsentwicklung bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1780 etwa 400 Feuerstellen (Haushaltungen)[9]
1793 3005 [10]
1821 3703 davon 3284 Katholiken, 350 Protestanten und 69 Juden[2]
1836 3873 [11]
1856 8971 [10]
1861 10.680 [12]
1866 12.218 [13]
1872 11.338 am 1. Dezember, in 1042 Häusern[14]
1880 12.452 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 980 ha, in 1078 Häusern, davon 10.875 Katholiken, 1194 Evangelische und 345 Juden[15]
1885 12.388 davon 10.805 Katholiken, 1194 Protestanten und 346 Juden[16]
1890 12.367 [12]
1900 13.254 meist katholische Einwohner[7]
1905 13.313 [12]
1910 13.024 davon 11.332 Katholiken, 1346 Evangelische und 295 Juden (318 Franzosen)[17][18][12]
Anzahl Einwohner seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2017
Einwohner 10.568 10.840 11.072 10.689 10.942 11.525 11.609 11.094

Die Gemeinde Guebwiller ist einer der bedeutendsten Weinbauorte im Elsass. Die im Jahr 1975 geschaffene Appellation Alsace Grand Cru definiert seit 2007 herausgehobene Einzellagen im Weinbaugebiet Elsass. Die 51 Lagen verteilen sich auf 47 Gemeinden. Guebwiller weist als einzige Gemeinde vier dieser Grand-Cru-Lagen auf:

Die Grand-Cru-Weinlagen Kitterlé (rechts, oben) und Saering (vorn links)
  • Kessler (28,53 ha)
  • Kitterlé (25,79 ha)
  • Saering (26,75 ha)
  • Spiegel (18,26 ha, teilweise auf Bergholtzer Gebiet)

Sehenswürdigkeiten

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Talaufwärts liegt die Ruine der ehemaligen Burg Hugstein (13. Jahrhundert) auf einer Anhöhe an der Straße nach Murbach. Auf dem sich nördlich der Stadt erhebenden Bergrücken des Oberlinger befinden sich geringe Reste einer großen mittelalterlichen Burganlage. Acht Kilometer westlich liegt der Große Belchen, der mit 1.424 m höchste Berg der Vogesen.

Persönlichkeiten

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Hauswand mit Porträt von Théodore Deck in Guebwiller

Städtepartnerschaften

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Guebwiller unterhält Städtepartnerschaften mit der italienischen Gemeinde Castelfiorentino in der Toskana sowie aus historischen Gründen mit Luzern.

Commons: Guebwiller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gebhard: Geologische Mittheilungen aus dem Gebweiler Thal. Band 2, Colmar 1877 (books.google.de).
  2. a b Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 121–123 (books.google.de).
  3. Georges Bischoff: Recherches sur la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach (1229–1525) = Publications de la Société Savant d’Alsace et des Régions de l’Est. Série recherches et documents XXII. Libraire Istra, Strasbourg 1975, S. 81, 129, 159.
  4. Guebwiller. alemannia-judaica.de, aufgerufen am 23. Dezember 2024.
  5. a b Johann Gottfried Haymann: Neue Europäische Staats- und Reisegeographie worinnen die Lande des oberrheinischesn Kreises ausführlich vorgestellet werden. Band IV, Dresden/Leipzig 1754, S. 721–722 (books.google.de).
  6. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870–1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Verlag Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 6–7 (books.google.de).
  7. a b Gebweiler. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 7: Franzensbad–Glashaus. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1907, S. 423 (Digitalisat. zeno.org).
  8. Gebweiler (Elsass). Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, aufgerufen am 23. Dezember 2024.
  9. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten. Basel 1782, S. 118–120 (books.google.de).
  10. a b Gebweiler – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich.
  11. Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend. Colmar 1838, S. 452–455. (books.google.de).
  12. a b c d Michael Rademacher: Landkreis Gebweiler, Elsass-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 18 (books.google.de).
  14. C. Stockert: Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten. Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 53 (books.google.de) und S. 78 (books.google.de).
  15. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 60, Ziffer 759 (books.google.de).
  16. Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins: Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt. Straßburg 1894, S. 41 (books.google.de).
  17. [1]Gebweiler, Landkreis Gebweiler, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gebweiler)
  18. Kreis Gebweiler, Elsass-Lothringen – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021).
  19. Offizielle Homepage (Memento des Originals vom 15. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ville-guebwiller.fr