Brevet-Rang
Brevet ist eine dem englischen Sprachgebrauch entnommene Bezeichnung für einen Titularrang oder Rang auf Zeit.[1] Brevet-Ränge waren in einigen Armeen, insbesondere der britischen und der US-amerikanischen, üblich.
Brevet-Ränge wurden erstmals 1776 in der Continental Army während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges an zunächst 36 ausländische, zumeist französische, Offiziere verliehen. Bis 1784 erhielten weitere 50 Offiziere den Rang. Dieser Rang hatte nur eine zeitlich begrenzte Auswirkung auf das Recht eines höheren Kommandos oder einer höheren Bezahlung.[2]
Der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika bestätigte 1806 in den 101 Articles of War diese Möglichkeit der Verleihung der Brevet-Ränge. Damit sollten Soldaten – sowohl Mannschaften als auch Offiziere – für im Kampf erworbene Verdienste auf Zeit befördert und ausgezeichnet werden; ein Anspruch auf Dienststellung ergab sich daraus nicht, und nur teilweise auf ein höheres Kommando oder eine höhere Besoldung. Oft kam es auch vor, dass einem gewöhnlichen Soldaten oder Offizier eine ranghöhere Aufgabe übertragen wurde, im Stellenplan aber keine der Aufgabe entsprechende Stelle vorhanden war und er zunächst im höheren Brevet-Rang ohne höhere Besoldung die Aufgabe wahrnahm. Üblich war allerdings die Verwendung des höheren Rangs in Anrede und Korrespondenz.
Beispiele:
- Winfield Scott: 1814 Brevet-Rang als Generalmajor und 1855 als Generalleutnant; 1841 regulärer Generalmajor als Commanding General of the United States Army.
- George Armstrong Custer: 1864 Brevet-Rang als Generalmajor; letzter regulärer Rang Oberstleutnant.[3]
- Nelson Appleton Miles: Brevet-Rang 1864 als Brigadegeneral und 1865 als Generalmajor der Freiwilligen Armee, Brevet-Rang 1867 als Brigadegeneral und 1867 auch als Generalmajor der regulären Armee; regulär 1880 als Brigadegeneral, 1890 als Generalmajor und 1900 als Generalleutnant und letzter Commanding General of the United States Army.
Der Titularrang diente zudem zwei weiteren Zwecken: Zum einen wurde er bei Kriegsgerichten berücksichtigt, da die Richterschaft nur aus Offizieren gebildet werden konnte, die im Rang höher standen als der Angeklagte.
Zum anderen kam er im Konfliktfall zur Anwendung. Hintergrund war die Zusammensetzung der Streitkräfte aus regulären Einheiten und Miliztruppen. Die militärisch geschulten Berufssoldaten der US Army führten eher kleine Einheiten und damit auch niedere Ränge. Die größeren Milizkontingente hingegen wurden oft von Politikern geleitet, die dann höhere Ränge beanspruchten, denen es aber an militärischer Erfahrung mangelte. Wenn reguläre und Miliz-Einheiten zusammen kämpften, ging das Oberkommando an den ranghöheren Befehlshaber – durch Verweis auf den Titularrang sollten dabei die kampferprobten Berufssoldaten bevorzugt werden.
Eine aus heutiger Sicht leicht verwirrende Situation ergab sich, wenn Offiziere regulärer Einheiten von ihrem Dienst abgezogen und zu einer Miliztruppe abgestellt wurden. Sie besaßen neben ihrem Rang in der US Army noch den Rang, den ihnen die Miliz verlieh, darüber hinaus konnten sie in beiden Truppen einen Titularrang erworben haben, insgesamt also bis zu vier verschiedene Dienstgrade führen. Im Bürgerkrieg machten die Nordstaaten besonders häufig von der Möglichkeit der Verleihung von Brevet-Rängen Gebrauch. Zu Beginn wurden nur verdiente Soldaten ausgezeichnet, mit Fortdauer des Konfliktes dann alle im Felde stehenden Offiziere und schließlich auch die in der Etappe. Diese Praxis führte bei den im Kampf ausgezeichneten Offizieren zu Verstimmungen, daher wurde ab 1866 weitgehend auf die Verleihung von Titularrängen verzichtet und stattdessen Ehrenzeichen verliehen. Nach 1945 wurden nur noch wenige Brevet-Ränge verliehen und 1956 wurden sie abgeschafft.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Encyclopædia Britannica - Brevet (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Übersetzung in dict.cc
- ↑ Roger D. Hunt, Jack R. Brown: Brevet Brigadier Generals in Blue, Olde Soldier Books, 1997, ISBN 1-56013-002-4
- ↑ John H. und David J. Eicher: Civil War High Commands. Stanford University Press, 2001, abgerufen am 9. April 2020 (englisch, Lebensdaten Custers S. 196).
- ↑ Beschreibung in Geschichte-Wissen.de