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deutscher Schriftsteller (1919-1999) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Horst Krüger (* 17. September 1919 in Magdeburg; † 21. Oktober 1999 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Kulturjournalist und Schriftsteller. Seine Erinnerungen Das zerbrochene Haus. Eine Jugend in Deutschland gilt als exemplarische, kritische Darstellung einer Jugend in Deutschland zur Zeit des Dritten Reichs und fand dementsprechend internationalen Anklang. Seine Reiseerzählungen aus vielen Teilen der Welt fanden ein großes Publikum.
Krüger wurde als Sohn von Fritz und Margarethe Krüger geboren.[1] Seine Zwillingsschwester Ruth starb drei Monate nach der Geburt.[2] Der Vater war ein deutsch-national orientierter Beamter im gehobenen Dienst, der schließlich als Amtsrat im Preußischen Kultusministerium arbeitete.[3][4][5][6] Seine Kindheit und Jugend verlebte er in Berlin. Vier Jahre besuchte er die Wald-Grundschule in Eichkamp[7], neun Jahre das Grunewald-Gymnasium, wo er 1939 das Abitur machte. Krügers ältere Schwester Ursula verübte 1938 mit 21 Jahren Suizid.[8] Seine Eltern starben 1945.[9]
Er studierte Philosophie und Literaturwissenschaften, zunächst an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin bei Nicolai Hartmann, Eduard Spranger und Romano Guardini.[10][11] Im Dezember 1939 wurde er verhaftet und saß im Untersuchungsgefängnis Moabit in Gestapo-Haft. Ihm wurde Vorbereitung zum Hochverrat vorgeworfen, weil er als Kurier für eine von Ernst Niekisch gegründete Gruppe von Nationalbolschewisten gearbeitet hatte. Im März 1940 wurde er auf Bewährung entlassen.[10] Er setzte sein Studium bei Martin Heidegger in Freiburg fort.[10][12][13] 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Zwei Jahre später wurde er bei der Schlacht um Monte Cassino schwer verwundet. Nach seiner Genesung lief er Ostern 1945 bei Unna zu den Alliierten über, kam daraufhin in das amerikanische Kriegsgefangenenlager bei Cherbourg, aus dem er 1946 nach Freiburg entlassen wurde.[11][14][15]
Nach 1946 arbeitete er zunächst als Mitarbeiter im Verlag Herder, ab 1947 als literarischer Mitarbeiter für das Feuilleton der neugegründeten Badischen Zeitung in Freiburg. Von 1952 bis 1964 leitete er das Literarische Nachtstudio des Südwestfunks in Baden-Baden.[16][17] Dort versuchte er vor allem die Literatur der verbannten und emigrierten Schriftsteller wieder bekannt zu machen. Zu seinen im Radio übertragenen Gesprächsrunden kamen unter anderem Theodor W. Adorno, Arnold Gehlen, Ernst Bloch und Alexander Mitscherlich.[18]
1964 zog er als freier Schriftsteller nach Frankfurt am Main.[19] Er freundete sich mit dem hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer an, beobachtete auf dessen Einladung vier Wochen lang den ersten Frankfurter Auschwitzprozess.[20][21] Der Prozess wurde zum Auslöser seiner Erinnerungen über seine Jugend in der Zeit des Nationalsozialismus, die 1966 erschienen und sehr häufig wieder aufgelegt wurden, zuletzt 2023.[22] Ab 1969 schrieb er vor allem Reise-Erzählungen, die oft eine sozial-ethnographische Perspektive einnahmen und bei aller Eloquenz auf feuilletonistische Beliebigkeit verzichteten. Krügers Themen waren stets auch die nationalsozialistische Vergangenheit und ihre Folgen, die deutsche Teilung und die Erinnerungen an seine Jugend in Berlin.
Zwischen 1963 und 1987 schrieb er für das Feuilleton der Wochenzeitung Die Zeit.[23] Seine Texte trug er regelmäßig im Rundfunk vor. Dabei fiel er durch den sogenannten Krüger-Sound auf: ein lyrisches Parlando, das Punkte, Kommata und andere Satzzeichen ausließ.[24][25] Seine Lesungen lösten stets viel Hörerpost an die Rundfunkanstalten aus.[26] Für ARD und ZDF drehte er Dokumentarfilme, darunter mit István Bury die Städteporträts Der Kurfürstendamm – Glanz und Elend eines Boulevards (1982), Frankfurt am Main – Plädoyer für eine verrufene Stadt (1983), San Francisco – Beschreibung einer Faszination (1983) und Einladung nach Budapest (1985).
In seinen letzten Lebensjahren hinderten ihn Krankheiten am Weiterschreiben.[27] Seinen 80. Geburtstag hatte er bereits schwer erkrankt auf einer Intensivstation verbracht.[28]
Er war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und des Autorenrats im Freien Deutschen Autorenverband.[24]
Von 1948 bis zur Scheidung 1955 war er mit der Psychotherapeutin Hildegard Lange-Undeutsch verheiratet.
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