Wildbienen – und wie Du ihnen helfen kannst

Wildbienen – und wie Du ihnen helfen kannst

Mit steigenden Temperaturen lassen sich auch die Wildbienen wieder blicken. Wir erklären, was die fleißigen Insekten von der Honigbiene unterscheidet – und wie Du sie mit einer Nisthilfe unterstützen kannst.

Zu dieser Jahreszeit sind Wildbienen auf der Suche nach Nistplätzen für die Nachzucht: auch in Gärten, Hinterhöfen, an Häusern, auf Balkonen. Doch keine Sorge: Wildbienen sind friedliebende Tiere. Anders als die staatenbildenden Honigbienen sind sie zumeist auch Einzelgänger:innen. Dies ist nur eine von vielen Verschiedenheiten der beiden Artengruppen.

Es besteht also keinerlei Gefahr, wenn Wildbienen in menschlicher Nähe auf Nistplatzsuche gehen. Bei den pelzigen Besuchern, die alles besiedeln, was eine kleine runde Öffnung hat, handelt es sich sehr häufig um Gehörnte Mauerbienen. Sie gehören zu den 585 deutschlandweit dokumentierten Wildbienenarten und beweisen immer wieder große Kreativität bei der Nistplatzsuche.

Was Honigbienen und Wildbienen unterscheidet

Fast 600 Wildbienenarten sind in Deutschland heimisch. Was vielen neu ist: auch Hummeln gehören dazu. Die Vielfalt an Farben, Größen und Lebensweisen der Wildbienen ist enorm. Die kleinsten Arten sind winzige vier Millimeter groß. Mit drei Zentimetern ist die auch in Leipzig anzutreffende Holzbiene die stattlichste der heimischen Wildbienenarten. Rostbraun, gelb gestreift oder blauschwarz, pelzig, füllig oder langgestreckt – kaum eine Wildbienenart gleicht der anderen.

Die meisten Wildbienenarten nisten im offenen Boden. Andere Arten legen Nistplätze in Totholz, Pflanzenstängeln oder leeren Schneckenhäusern an. Weltweit gibt es dagegen nur neun Honigbienenarten, wovon vier in der Imkerei Deutschlands zum Einsatz kommen. Ein Honigbienenvolk zählt mehrere zehntausend Tiere, die gemeinsam in Bienenstöcken leben.

Fleißiges (Honig)Bienchen?

Gurken, Erdbeeren, Melonen, Kaffee und Kakao – eine Vielzahl unserer Kulturpflanzen profitieren von einer Insektenbestäubung oder sind davon abhängig. Die Honigbiene hat das Image, die fleißigste Bestäuberin zu sein. Tatsächlich erledigen wilde Bestäuber, zu denen neben den Wildbienen beispielsweise auch Schmetterlinge, Käfer oder Fliegen gehören, den Großteil der Bestäubung.

Zwei Drittel der gesamten Bestäubungsarbeit wird durch wilde Bestäuber:innen geleistet. Der Nektar, den die Honigbiene als Wintervorrat in den Bienenstock einträgt, wird zu Honig verarbeitet. Wildbienen stellen keinen Honig her. Sie fressen den Blütennektar, um Energie für viele Flugkilometer zu tanken.

Wildbienen: Bedrohte Spezialisten auf Nahrungssuche

Während die Honigbiene durch die Abhängigkeit und direkte Unterstützung vom Menschen vor dem Aussterben bewahrt ist, stehen mehr als die Hälfte aller Wildbienen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Für das Artensterben gibt es verschiedene Ursachen: Nicht versiegelte, unbewachsene, also offene Bodenflächen sind auf dem Land und in der Stadt gleichermaßen rar geworden. Dadurch mangelt es für mehr als die Hälfte der Wildbienenarten an geeigneten Nistplätzen. Ohne Nistplätze gibt es auch keinen Nachwuchs.

Neben dem Lebensraumverlust mangelt es den Tieren an einem vielfältigen Nahrungsangebot. Zwischen heimischen Wildbienen- und Pflanzenarten sind über lange Zeiträume enge Beziehungen entstanden. Es gibt Wildbienenarten, die eine einzige Pflanzenart besuchen und es gibt wiederum Pflanzen, die von der Bestäubung nur einer bestimmten Wildbienenart abhängig sind. Für beide ist diese einst sinnvolle Zusammenarbeit heute verhängnisvoll: Wächst die Pflanzenart nicht mehr, stirbt die Wildbienenart aus - stirbt die Wildbienenart aus, hat die Pflanzenart keine Überlebenschance.

Selbst die Wildbienenarten, die weniger wählerisch bei den Blütenbesuchen sind, haben es schwer ausreichend Nahrung zu finden. Alle zwei Wochen rattern die Rasenmäher und verhindern, dass Wiesenblumen jemals in Blüte gehen. Kahle Schottergärten und die Beliebtheit exotischer Gehölze und Blumenarten oder Züchtungen mit gefüllten Blüten, die für Insekten wertlos sind, tun ihr Übriges. Nektar und Pollen sind für die Tiere schwer zu finden.

Stadt-Imkerei sorgt für Nahrungskonkurrenz

Es gibt immer mehr Honigbienenvölker im urbanen Raum, denn Imkern liegt im Trend. Die Bestäubungsengpässe in der Landwirtschaft werden durch die Stadt-Imkerei nicht gelöst. Eine Honigbiene sucht ihre Nahrung im Durchschnitt in einem Radius von drei bis zehn Kilometern. Der Radius von Wildbienen hingegen ist deutlich kleiner. Kaum eine “Stadtbiene” wird jemals Landluft schnuppern und Agrarpflanzen bestäuben. Stattdessen buhlen die vielen Stadt-Honigbienen mit den heimischen Wildbienen um die wenigen Blüten im urbanen Raum und stehen somit in einer Nahrungskonkurrenz.

Wie kann ich Wildbienen helfen?

Die gute Nachricht ist: Jeder kann etwas für Wildbienen tun! Auch oder besser vor allem, in der Stadt. In einem wissenschaflichen Experiment haben Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) unlängst herausgefunden, dass sich Wildbienen in der Stadt wohler fühlen als auf dem Land. Der städtische Raum spielt offenbar für den Erhalt der Artenvielfalt eine wichtige Rolle.

Eine wichtige Maßnahme ist es, allerorts Nahrungsangebote zu schaffen. Das kann auf verschiedene Weise passieren: eine vielfältige Begrünung mit heimischen Blühpflanzen, die zeitversetzt in Blüte gehen, bewirtet viele verschiedene Wildbienenarten in Deinem Hinterhof, auf Deinem Balkon und sogar auf der Fensterbank. Wir Ökolöwen haben einige Mitmach-Angebote und Inspirationen für Dich:

  • Die bunte Saatgutmischung von uns Ökolöwen erfüllt genau diese Kriterien. Mit den darin enthaltenen 36 wilden Arten ist ein optimales Nahrungsangebot für Wildbienen geschaffen. Dein kostenfreies Saatguttütchen kannst du ab Ende März bestellen.
  • Gestalte Deinen Garten oder Deinen Balkon abwechslungs- und strukturreich. Viele Anregungen, wie Du Lebensräume für Wildbienen schaffst und welche Gehölze und Blühpflanzen die Tiere optimal versorgen, findest Du in unserem Handout zur naturnahen Gartengestaltung.
  • Hast Du Lust ein Baumbeet vor Deiner Tür insektenfreundlich zu bepflanzen und somit einen kleinen Naschgarten für Wildbienen anzulegen? Dann werde Blühpat:in bei unserem Projekt Leipzig blüht auf.
  • Viele Kletterpflanzen tragen Blüten, die von Wildbienen angeflogen werden. So kann auch in der Vertikalen eine Versorgungsquelle entstehen. Gerne beraten wir Dich im Rahmen unseres Projektes Kletterfix - Grüne Wände für Leipzig zu einer bestäuberfreundlichen Fassadenbegrünung.
  • Wir Ökolöwen haben die Vision von Leipzig als einer Stadt, in der Menschen gerne leben und die auch Vögeln, Insekten und anderen Tieren natürliche Lebensräume bietet. Das willst Du auch? Dann unterschreibe unseren Appell und fordere mit uns Mehr Grün für Leipzig!

Bauanleitung für Deine Wildbienen-Nisthilfe

Materialien: Was Du brauchst
  • eine Konservendose oder anderes wetterfestes Gehäusematerial mit einer Tiefe von mindestens 8 Zentimetern
  • hohle Röhrchen mit einem Durchmesser von 3-10 Millimetern (zum Beispiel aus Bambus, Stroh, Staudenknöterich) oder Pappröhrchen, die speziell für den Nisthilfen-Bau angeboten werden
  • Schere/ Säge
  • Gips
  • Wasser
  • bei Röhrchen aus Naturmaterialien: Schleifpapier/ eine lange Schraube
Anleitung: Wie es geht
  1. Röhrchen auf die Länge der Büchse zuschneiden oder zusägen.
  2. Mit der Schraube überstehende Pflanzenteile im Inneren des Röhrchens vorsichtig entfernen.
  3. Die Schnittflächen sauber abschmirgeln.
  4. Die Büchse auf eine stabile Unterlage stellen.
  5. Ein wenig Gips anrühren und in den Büchsenboden einfüllen.
  6. Die Röhrchen dicht an dicht in die Büchse stellen und im Gips verankern.

Die Nisthilfe wird wettergeschützt an einem sonnigen Standort angebracht. Wenn im März die Frühlingssonne lacht, ziehen die ersten Besucher:innen ein; meist werden es Mauerbienenarten sein.

Wildbienen-Nisthilfen reduzieren Berührungsängste

Selbstgebaute Nisthilfen sind eine gute Idee, um einige der heimischen Wildbienenarten besser kennenzulernen und Berührungsängste abzubauen. Wie Schraubenlöcher in Gartenliegen oder Dübellöcher schwedischer Pressspanmöbel werden die Röhrchen in Nisthilfen schnell und gern zur Brutablage erobert. Dort legen die Wildbienenweibchen zwischen März und September ihren Nachwuchs ab.

Die Larven werden mit Pollen versorgt ins Röhrchen gelegt. Zum Schutz wird die Brutkammer mit lehmigem Boden oder anderen Materialien verschlossen. Erst ab dem kommenden Frühjahr schlüpft der Wildbienennachwuchs. Zum Artenschutz tragen Wildbienen-Nisthilfen dagegen (noch) nicht bei. Aktuell sind die Arten, die hier einziehen, die hohlraumbewohnenden Wildbienen, nicht gefährdet.

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