Bei den Motiven des „Orientalismus“ denkt man unvermittelt an große Abenteuer vor exotischer Kulisse, monumentale Pyramiden, sinnliche Romantik und freizügige Haremsdamen. Darstellungen einer geheimnisvollen, verführerischen und zugleich dekadenten, „fremden“ Welt.

Die Orientbilder stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die späten 1880er Jahre hinein. Der „Orientalismus“ umfasst aber auch noch weitere Werke in Bild und Text aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts. Nah- und fernöstliche Motive haben neben der Malerei und den angewandten Künsten ebenso Architektur, Musik und Literatur beeinflusst. Oft ließen sich die Künstler durch Reisen in den Orient und ihre Erfahrungen dort inspirieren. Oder auch von Importgütern, wie zum Beispiel durch Porzellan aus China.

Der Begriff „Orientalismus“ ist noch relativ jung. 1978 prägte ihn der US-amerikanische Literaturkritiker Edward Said. Die Deutung orientalistischer Werke ist nicht ganz unumstritten. Die einen sehen darin einen chauvinistischen Blick Europas auf die arabische Welt und den Nahen und Fernen Osten. Westliche Machtfantasien im Schatten kolonialer Gebietsansprüche. Für andere wiederum sind Orientbilder schlicht ein romantisierender Blick auf den Orient. Eine unbekannte und faszinierende Welt, in die man sich schwärmerisch versenken will.

Bekannte Vertreter des „Orientalismus“ sind die französischen Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres und Eugène Delacroix. Auf deutscher Seite unter anderen Gustav Bauernfeind, Eugen Bracht oder Georg Macco. Sowie der Österreicher Leopold Carl Müller.