Wir trauern. #Magdeburg
Beitrag von DGB - Deutscher Gewerkschaftsbund
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"Auch Leserinnen und Leser, die nichts mit Landwirtschaft zu tun haben, werden dieses Buch mit Interesse lesen, denn es vermittelt wichtige Grundsatzeinsichten. Ob es um die Speicherung von Kohlenstoff im Boden geht, um den Verzicht aufs Pflügen oder um klimaresistente Gemüsegärten: Entscheidend ist die Haltung, die wir alle gegenüber Boden und Tieren auf dieser Erde einnehmen."
Daniel Etter – Feldversuch
swr.de
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Wozu dient die Biodiversität? Brauchen wir alle Arten? Wie viele Naturschutzgebiete sind genug? Solche Fragen interessieren im Vorfeld der Biodiversitätsinitiative. Zwei Beispiele helfen vielleicht, einer Antwort etwas näher zu kommen. Vor den Aleuten, einer Inselkette im Südosten Alaskas, leben Orkas. Sie machten Jagd auf Walkälber, solange es diese noch gab. Dann stellten sie auf Seelöwen um. Doch die Menschen übernutzten auch die reichen Fischgründe masslos, was zum Zusammenbruch der Seelöwen-Population führte. Die Schwertwale fanden in den Seeottern eine neue Beute. Nun gehören Seeotter zu den wenigen Tieren, welche die stacheligen Seeigel knacken können. Ohne diese Jäger vermehrten sich die Seeigel rasant und weideten die Unterwasservegetation vollständig ab. Riesige Kelpwälder vor den Küsten Alaskas fielen ihnen zum Opfer, und mit ihnen das vielfältige Lebensnetz, das darin heimisch war. Der Seeotter scheint hier eine Schlüsselart zu sein: Ob er vorkommt oder nicht, hat einen dramatischen Effekt auf das gesamte Ökosystem. Niemand hatte seine entscheidende Rolle im Küsten-Ökosystem von Alaska gekannt. Das Beispiel ist typisch: Wir verstehen oft nicht, ob der Panda, die Stechmücke oder die Orchidee das ganze System am Laufen hält. Erst nach seinem Zusammenbruch suchen wir Ursachen – und finden eine übersehene Schlüsselart, die unserem Fehlverhalten zum Opfer fiel. Franz Hohler hat diese unverstandenen Abhängigkeiten schon 1983 (!!!) im Gedicht «Der Weltuntergang» eindringlich besungen. Das Video ist beklemmend sehenswert. Selten verläuft die Kettenreaktion in positiver Richtung. Im Yellowstone Nationalpark wurden 1995 Wölfe wieder angesiedelt. Diese jagten die Wapiti-Hirsche, die in den Flussauen alles aufkommende Ufergehölz abgeweidet hatten. Nun erholten sich Espen und Weiden und versorgten die Biber mit Nahrung und Bauholz. Deren Dämme bremsten die Erosion, und das Wasser in den Flüssen wurde sauberer. Wasservögel und Fische siedelten sich an. Es entstanden neue Tümpel, die Amphibien und Libellen Lebensraum boten. Die Wölfe jagten auch Kojoten, was bodenbrütenden Vögeln besseren Bruterfolg brachte. Davon profitierten verschiedene Greifvögel, die nun wieder zahlreicher wurden. Fachleute diskutieren noch, ob der Wolf oder der Biber die Schlüsselart war, die alles ins Rollen gebracht hat. Wir begnügen uns festzustellen, dass beide zusammen ein vielfältiges Ökosystem noch komplexer gemacht haben und so dem Artenreichtum einen Kick gaben. Gibt es also wichtige und unwichtige Arten? Die Frage zielt am Wesentlichen vorbei: Natur braucht Raum. Und sie braucht Schonung vor Übernutzung, vor unseren Giften, unseren Störungen. Damit all die noch unerkannten Schlüsselarten sicher überleben. Geben wir der Natur Raum und Schonung. Denn wir sind abhängig von der Natur. Ich sage JA zur Biodiversitätsinitiative und stelle damit die Weichen für eine Zukunft, in der eine reiche biologische Vielfalt unsere Existenz auch weiterhin trägt.
Franz Hohler - Weltuntergang (13.05.1983)
https://www.youtube.com/
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