Die regionalen Köstlichkeiten aus der Landwirtschaft können gleich an Ort und Stelle verspeist werden. Foto: Landratsamt Ludwigsburg/Andrea Würth

Vor 25 Jahren kamen der damalige Landrat Rainer Haas und der Landwirt Karl Schmid aus Korntal-Münchingen auf die Idee, einen gemeinsamen Markt zu veranstalten. Ein Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte.

Das hätte sich Rainer Haas wohl auch nicht träumen lassen, als er Anfang Januar 1996 seinen Dienst als Ludwigsburger Landrat antrat: dass er einmal einen Markt auf dem Gelände seiner Behörde gründen würde. Doch von Anfang an stand für ihn fest, dass er sich erst einmal in allen Gemeinden des Landkreises umschauen und Gespräche mit Vertretern von Verbänden und anderen Organisationen führen wollte. „Ich wollte wissen: Was ist überall los?“, erinnert sich Haas. So lud er eines Tages auch den damaligen Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Ludwigsburg, Karl Schmid aus Korntal-Münchingen, zu sich ins Büro ein, der ihm über die Sorgen und Nöte der Landwirte berichtete.

Dabei wollte es Haas aber nicht bewenden lassen. Er fragte deshalb, ob das Landratsamt da irgendetwas tun könne, beispielsweise mit einer Ausstellung landwirtschaftlicher Produkte. Der Vorschlag stieß bei Schmid auf offene Ohren, und bald einigten sich die beiden auf das Landratsamt als Veranstaltungsort. Doch Schmid meinte auch: „Nur landwirtschaftliche Produkte zu zeigen, ist zu wenig. Deshalb kommt niemand. Wir brauchen noch einen extra Anreiz.“ Und so kam Haas auf die Idee, auch Partner des Landkreises aus dem In- und Ausland mit ins Boot zu holen. Indes: „Die hatten zuerst kein großes Interesse an einer solchen Schau“, erinnert sich der ehemalige Behördenchef. „Nur Ungarn war von Anfang an dabei und auch Sachsen, wenig später kam dann Frankreich mit dazu, irgendwann dann auch noch Israel.“

Großes Engagement der Landfrauen und eines Mitarbeiters

Dennoch wäre das Ganze ohne die tatkräftige Unterstützung der Landfrauen nicht in die Gänge gekommen, ist sich Haas sicher: „Die haben sich richtig reingehängt und auch Landwirte für die Idee gewonnen.“ Diese allerdings hätten ihr Erscheinen bei der ersten Veranstaltung noch als Entgegenkommen ihrerseits betrachtet. „Das Ganze war noch zu unbekannt, und es war auch noch nicht viel los“, räumt Haas ein. „Wir haben uns ernsthaft überlegt, ob wir das noch einmal machen wollen.“ Erst später sei Schwung in die Sache gekommen.

Glücklicherweise habe sich außer den engagierten Landfrauen auch der damalige Fachbereichsleiter Franz-Josef Scherf von Anfang an für den Markt begeistert. Er hatte übrigens auch die Idee für den ungewöhnlichen Namen: „Spätling“ als ein schwäbischer Begriff aus der Landwirtschaft für den Herbst. Denn: „‚Herbstmarkt’ war uns viel zu beliebig“, so Rainer Haas, der sich mit einem Schmunzeln daran erinnert, dass sich der Begriff bei manchen so festgesetzt habe, dass Anrufer in der Telefonzentrale „den Herrn Spätling“ anstelle des Herrn Scherf zu sprechen verlangt hätten.

Fulminante Entwicklung

Wie auch immer: Trotz des bescheidenen Starts mit nur sieben Ausstellern hat der Markt eine fulminante Entwicklung hingelegt. Längst werden nicht nur die Erzeugnisse von Bauern, Winzern, Metzgern und Bäckern angeboten, sondern auch eine Vielfalt verschiedenen Kunsthandwerks, ebenso wie Seifen, Stoffe oder Taschen. Inzwischen müssen Interessenten darauf warten, dass einer der bisherigen Standbetreiber aufgibt. Denn: „Die, die von der ersten Stunde an mit dabei sind, sind gesetzt“, betont Haas, der sich sehr darüber freut, dass auch sein Nachfolger Dietmar Allgaier den Markt auf mehreren Etagen des Landratsamts wie selbstverständlich fortführt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Standbetreiber, die ansonsten nur einen Obolus für Geschirr entrichten müssen, am Ende der Veranstalter traditionell einen individuellen Geldbetrag für einen guten Zweck spenden.

Übrigens ist der Spätlingsmarkt seiner Kenntnis nach die einzige derartige Veranstaltung – was aber nicht daran liegt, dass der eine oder andere Landkreis ihn nicht gern kopiert hätte. „Von zwei Nachbarlandkreisen waren Vertreter da und haben sich das angeschaut“, verrät Haas. Die seien auch begeistert gewesen. Letzten Endes sei eine Nachahmung aber wegen des geringeren Platzangebots anderswo gescheitert. „Da haben wir in Ludwigsburg einfach Glück mit den großzügig geplanten Freiflächen.“

Info

Eröffnung
Die offizielle Eröffnung des Jubiläums-Spätlingsmarkts findet am Montag, 7. November, um 18.30 Uhr im Kreishaus in der Hindenburgstraße 40 statt. Gäste sind herzlich willkommen.

Öffnungszeiten
Der Spätlingsmarkt findet vom 7. bis 12. November in den Räumen des Landratsamts und in der angrenzenden Eugenstraße statt. Montags und donnerstags hat er von 11 bis 22 Uhr geöffnet, am Dienstag, Mittwoch und Freitag von 11 bis 20 Uhr und am Samstag von 9 bis 14 Uhr.

Aussteller Außer Erzeugern aus der Region sind Aussteller aus dem italienischen Bergamo, aus dem sächsischen Partnerlandkreis Zwickau, aus dem französischen Département Vaucluse, dem ungarischen Komitat Pest und der Region Oberes Galiläa vertreten.