Vor zehn Jahren wurde der Verein Artgerechte Haltung Bildende Künstler als Netzwerk der Kreativität in Esslingen gegründet, und er hat seither mit zahlreichen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Am Samstag und Sonntag, 30. Juni und 1. Juli, öffnen Mitglieder des Künstlervereins jeweils von 13 bis 18 Uhr die Türen ihrer Ateliers.
EsslingenVor zehn Jahren ist der Verein Artgerechte Haltung Bildende Künstler in Esslingen angetreten, um aktuelle zeitgenössische Kunst zu fördern und zu thematisieren und um ein Forum zum Erfahrungs- und Ideenaustausch zu schaffen. Und er hat diesen Anspruch seither auf vielfältige Weise eingelöst. Mit zahlreichen Aktionen haben die Künstlerinnen und Künstler den Facettenreichtum der örtlichen Szene gezeigt und unterschiedliche Künstler-Positionen immer wieder zu einem großen Ganzen vereint, das jedem genügend Freiraum lässt, den eigenen Stil zu pflegen. Das nimmt man auch im Esslinger Rathaus beifällig zur Kenntnis. „Zehn Jahre verdienen Respekt“, erklärt zum Beispiel der Oberbürgermeister, der dem Künstlerverein bescheinigt: „Über einen solch langen Zeitraum mit großem Engagement und durch eine Vielzahl an Ausstellungen an unterschiedlichsten Orten in der Stadt Präsenz zu beweisen und Kontinuität zu entwickeln – dafür braucht es Durchhaltewillen, Kraft und sehr viel Einsatz.“ Um die Kreativität und Vielfalt der künstlerischen Positionen zu zeigen, die sich unter dem Dach des Künstlervereins vereinen, steht das kommende Wochenende unter dem Motto „Atelier offen“. Dann werden Künstlerinnen und Künstler aus den Reihen der Artgerechten Haltung die Türen ihrer Arbeitsräume öffnen und zum Dialog einladen.
Wer die vergangenen zehn Jahre Revue passieren lässt, stößt immer wieder auf Aktionen, mit denen der Künstlerverein in Esslingen Akzente gesetzt hat. Da war etwa 2010 die Ausstellungs- und Projektreihe „Switch“, mit der die Artgerechte Haltung über viele Monate hinweg im Bahnwärterhaus präsent war und die der Galerie-Leiter Andreas Baur hinterher als „die reinste Wunderkammer“ adelte. Oder 2013 der „Kunstraum Weiherstr. 39“, der ein ehemaliges Geschäftszentrum in Oberesslingen vor seinem Abriss für einige Wochen zu einem Ort der Kunst machte. Oder 2014 das Ausstellungsprojekt „Garten Eden“, mit dem 30 Künstler 16 Orte in Esslingen bespielten. In der Weststadt war und ist die Artgerechte Haltung ebenfalls präsent – sei es 2016/17 mit dem Projekt „Weststadtkunst“, mit der „Kunstwerkstatt West“ oder dem Projekt „Black Box“, das mit Hilfe temporärer Architektur Räume für Kunstereignisse und -prozesse schafft. In Zusammenarbeit mit dem Buchcafé Vividus wurde in der Küferstraße die Reihe „Zwei Positionen“ aufgelegt. Und eine Ausstellung in den Räumen von Südwestmetall, einem der architektonisch reizvollsten neueren Gebäude der Stadt, ist in Vorbereitung.
An Ideen hat es den Mitgliedern des Künstlervereins noch nie gefehlt – allein die begrenzten Möglichkeiten setzen ihrem Einfallsreichtum immer wieder Grenzen. „Es ist bedauerlich, dass eine Stadt von der Größe Esslingens keinen geeigneten Ort anbietet, an dem regionale Künstler ausstellen können“, beklagt etwa Jürgen Niederer und verweist nicht zuletzt aufs Bahnwärterhaus, das der Artgerechten Haltung nicht mehr zur Verfügung stehe. Dafür hat der Verein inzwischen zumindest eine Anlaufstelle für seine Sitzungen: Tante Gerdas Kulturpalast am Esslinger Bahnhof. „Dass wir den nutzen können, ist ein Glücksfall“, sagt Claudia Bohnenstengel. Ihr Vorstandskollege Tim Stefan Heger hofft derweil auch für die kommenden Jahre auf die Unterstützung der Stadt: „Ich denke, wir haben Esslingen durch unsere Arbeit und viele spannende Projekte bereichert. Wenn wir das Bahnwärterhaus für unsere Projekte wieder nutzen könnten, wäre das sehr hilfreich.“
Der Fahrplan für die Aktion „Atelier offen“
Termin: Mitglieder des Vereins Artgerechte Haltung Bildende Künstler werden am Samstag und Sonntag, 30. Juni und 1. Juli, jeweils von 13 bis 18 Uhr die Türen ihrer Ateliers öffnen, um Einblick in ihre vielfältige Arbeit zu geben und mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. Zum gemeinsamen Ausklang trifft man sich dann am Sonntag ab 18 Uhr am Stadtstrand.
Shuttle-Bus: Im 30-Minuten-Takt verkehren während der Aktion „Atelier offen“ zwei Performance-Shuttle-Busse zwischen den Ateliers. In einem Bus zeigt Angela Hildebrandt ihre Performance „Fliegender Wechsel – Shuttle Heiline“, im anderen Bus ist Claus Staudt mit „Controlling – art o calypse no“ live zu erleben.
Adressen: Folgende Künstler öffnen die Türen ihrer Ateliers (in der Reihenfolge der Bus-Shuttle-Strecke). Regine Schaupp mit ihrem Gast Leni Marx, Tim Stefan Heger, Jürgen Niederer mit seinem Gast Albrecht Weckmann und Bertl Zagst (alle Sulzgrieser Steige 20). Steindruckerei Hans Ulrich (Mittlere Beutau 48A, geöffnet nur am Sonntag), Bodo Nassal (Schlachthausstraße 15), Matthias Kunisch (Martinstraße 41), Ade Weeth mit ihren Gästen Agnes Riske und Heidrun Füssenhäusser (Maille 4), Petra Pfirrman mit ihrer Aktion „Volles Rohr“ (Hochschul-Campus), Margit T. Schranner (Blumenstraße 52), Claudia Bohnenstengel mit ihrem Gast Judith Wenzelmann (Reutlinger Straße 26/1), Norbert Edel und Wolfgang Scherrieble (Reutlinger Straße 26/1), Katharina Schick mit ihrem Gast Micha Hartmann (Plochinger Straße 62) sowie das Projekt Black Box auf dem Stadtstrand-Gelände (Fleischmannstraße 50).