Kinderarmut in Deutschland 2020 – die Zahl wächst weiter

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Jedes 5. Kind ist stark benachteiligt

Neues Spielzeug, Theater oder ein Zoobesuch bei schönem Wetter – Kinder aus einkommens-schwachen Haushalten müssen auf diese Dinge verzichten.

Und auf noch viel mehr. Dabei ist Kinderarmut in Deutschland nicht erst 2020 Thema, sondern seit Jahrzehnten.

Kinderarmut Deutschland – aktuelle Zahlen & Infos

Deutschland besitzt ein hohes Wohlstandsniveau. Allerdings gilt das nicht für jeden, der hier lebt, und schon gar nicht für unsere Kinder: über 20 % der Heranwachsenden haben mit Armut zu kämpfen – und die Zahl wächst!

Dabei ist Kinderarmut immer eng mit Familienarmut verknüpft. Kein Kind oder Jugendlicher wächst freiwillig in armen Verhältnissen auf. Und sie haben auch keine Möglichkeit, sich aus eigener Kraft daraus zu befreien. Aus diesem Grund bleibt Armut für satte 66% der betroffenen Kinder ein schrecklicher Dauerzustand.

Vgl. auch Kinderarmut erkennen – subtile Anzeichen

 

Kinderarmut ist ein gesellschaftliches Problem

Egal welche Zahlen man zugrunde legt, ob es jedes 4. oder 5. Kind in Deutschland ist, das in Armut lebt – Fakt bleibt: Eine riesige Zahl von Kindern wächst unter starken Einschränkungen auf, die zu zahlreichen Problemen im Erwachsenenalter führen, wie viele Untersuchungen immer wieder beweisen.

Obwohl Kinderarmut seit den 1960er Jahren in Deutschland immer wieder Thema ist, hat sich in den vergangenen Jahren leider wenig getan.

 

Kinderarmut – Definition: relative Armut

Was bedeutet Kinderarmut in Deutschland?

Sobald das Wort Armut fällt, denken die meisten von uns an schreckliche Bilder aus Indien oder Afrika. Armut und vor allem Kinderarmut hat jedoch viele Gesichter und zeigt sich hier anders:

 

Kinderarmut in Deutschland bedeutet relative Armut.
Und die endet nicht bei zerschlissenen Klamotten und Lebensmitteln vom Discounter.

 

Wir sprechen hier von relativer Armut, weil bedürftige Menschen in Deutschland meistens etwas Geld zum Leben, ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen haben. Im Gegensatz zur absoluten Armut ist hier das nackte Überleben gesichert.

Mehr aber auch nicht.

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Relative Armut bedeutet, nur vom Allernötigsten zu leben.

Für Klassenfahrten oder Theater reicht das Geld nicht. Auch nicht für neue Schulsachen, wie Stifte, Bücher oder Schulranzen. Die finanziellen Probleme und materiellen Nöte sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Viel heftiger sind die Ausmaße im sozialen und gesellschaftlichen Leben der betroffenen Kinder.

Ein Leben in Armut mit all seinen Einschränkungen begrenzt Kinder nicht bloß in ihren Entwicklungsmöglichkeiten. Armut sorgt auch für:

  • tiefsitzende Schamgefühle (Stichwort: „verschämte Armut“ vgl. Kinderarmut & Scham)

  • soziale Ausgrenzung & Isolation (vgl. Soziale Armut)

  • hohes Krankheitsrisiko & Gesundheitsprobleme

  • langfristige Beschränkungen für die berufliche, soziale und private Zukunft

 

Kinderarmut in Deutschland
2019 und 2020

Wo gibt es Kinderarmut in Deutschland?

Kinderarmut gibt es wirklich überall in Deutschland, nur nicht gleichmäßig verteilt. Sieht man sich die Infografik vom ZDF zum Thema an, fallen regionale Unterschiede deutlich ins Auge.

(Quelle 4)


Offiziell lebten im Jahr 2019 genau 1.871.880 Kinder & Jugendliche in einem Sozialempfänger-Haushalt. Die höchsten Armutsquoten verzeichnen Berlin und Bremen. Im Süden sind die Raten tendenziell etwas niedriger.

Generell machen sich Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bemerkbar. In den östlichen Bundesländern hat sich die Zahl ein wenig verbessert: von 22,1 auf 16,9 % Kinderarmutsquote. Im Westen Deutschlands stagniert die Quote bei 13 %. Enorme Unterschiede zeigen sich auch in Kreisen und Städten, bei einigen sind ganze 40 % der Kinder bedürftig, bei anderen nur 2 %.

 

Mangel an Sozialer Teilhabe & Gemeinschaft

Die größte Gefahr für Kinder aus armen Verhältnissen

Das Besondere an dieser Studie über Kinderarmut in Deutschland 2020: Sie fokussierte das 1. Mal eine Dimension von Kinderarmut, die häufig ignoriert wird. Gemeint ist damit die soziale und kulturelle Teilhabe.

Es geht nicht nur um materielle Fragen, sondern darum, wie sich Kinder und Jugendliche in Armut fühlen und dadurch im Leben eingeschränkt werden.

 

Zur sozialen Teilhabe zählen zum Beispiel:

  • Gesicherte und entsprechende Wohnverhältnisse, z.B. mit einem eigenen Zimmer für das Kind, in dem es lernen und sich zurückziehen kann.

  • Ausreichend Nahrung und vor allem eine ausgewogene Ernährung mit notwendigen Vital- und Nährstoffen (Stichwort: Hidden Hunger).

  • Grundlegende Konsumgüter & Ausstattung, z.B. Kleiderschrank, Computer mit Internetanschluss und dergleichen.

  • Soziale Unternehmungen in der Gruppe, z.B. mit Freunden ins Kino gehen oder Essen gehen.

  • Urlaubsreisen machen, zumindest einmal im Jahr für 1 Woche

2 von 3 Kindern aus armen Familien geben an, diese Dinge nicht zu haben oder solche Freizeitbeschäftigungen nicht machen zu können, weil schlichtweg das Geld fehlt.

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Vgl. auch: Kind hat keine Freunde im Kindergarten – Ursachen & Tipps

 

Existenzsicherheit verändert Eltern

Finanzielle Mittel helfen gegen Familien- und Kinderarmut. Das ist durch viele Studien belegt. Vorausgesetzt, den Menschen wird nicht vorgeschrieben, was sie brauchen und kaufen dürfen – Geld hilft gegen Armut

 

Gegen Kinderarmut etwas tun

Jeder Einzelne kann helfen

Es gibt viele Ursachen für Kinderarmut, die sich leider nur durch Politik und Gesellschaft verbessern lassen. Zum Beispiel faire Löhne, mehr Hilfen für Familien und mehr Betreuungsangebote, die auch für einkommensschwache Eltern bezahlbar sind. Allerdings kann auch jeder Einzelne direkt helfen.

Wir von der Kinderhilfe der Deutschen Lebensbrücke bieten zum Beispiel in vielen deutschen Städten Hilfsprogramme an. Insbesondere unsere Frühstücksklubs und Mittagstische für Schulkinder gibt es bereits seit vielen Jahren: dort erhalten sozial bedürftige Kinder nicht nur Frühstück oder eine warme Mahlzeit, sondern basteln, kochen, spielen, lernen, machen Musik und vieles mehr, das Spaß macht und gut tut. Auf diese Weise erhalten die Kids eine kindgerechte Förderung, erfahren Gemeinschaft und erleben ein Miteinander, wie sie es von Zuhause nicht kennen.

Wenn Sie helfen möchten, freuen wir uns über Ihre Spende für eines unserer Projekte gegen Kinderarmut in Deutschland.

Herzlichen Dank für Ihr Engagement! Nur durch Menschen wie Sie, konnten wir bereits vielen Kindern eine echte Hilfe sein.


Quellen:

1) Bertelsmann Stiftung : Factsheet Kinderarmut 2020
2) ARD Mediathek
3) Die Zeit: Artikel Kinderarmut
4) ZDF Mediathek

Tamara Niebler

Tamara ist studierte Philosophin (Mag. phil.) & freie Journalistin in München. Sie unterstützt unsere Redaktion mit jeder Menge Fachwissen und kritischen Denkanstößen. Tamaras Motto: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“ (Franz Kafka)

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