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Ama-Derby: Polizei-Bosse beruhigen Hooligans

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München - Insgesamt verlief das kleine Derby zwischen Bayern II und 1860 II ruhig. Nur einzelne Böller und Pyrotechnik störten das Spiel. Nach dem Spiel knallte es doch noch.

Update vom Sonntag Abend:

Und dann musste es halt doch noch sein: Hardcorefans der Löwen haben nach Spielschluss Anhänger der kleinen Bayern mit Flaschen und Bechern beworfen. Bilanz: Bei 75 Personen wurden die Personalien festgehalten, 13 sogenannte Fußballanhänger wurden wegen des Verdachts auf Straftaten vorübergehend festgenommen. Verletzt wurde offenbar niemand.

Schauplatz

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bdeb1031-d09a-4d99-ac47-c686ebfdcbe7.jpg © Jantz

war am Sonntag Nachmittag die Freifläche vor einem Sportpub an der Martin-Luther-Straße, in dem sich hartgesottene Löwenfans gerne treffen. So war es auch am Sonntag, als Anhänger der kleinen Bayern dort vorbeiliefen. Nach den Ermittlungen der Polizei wurden sie mit Bechern und Flaschen beworfen. Als die Polizei aufmarschierte, verschanzten sich die Hooligans im Gastraum der Kneipe. Münchens Polizei-Vizepräsident Robert Kopp und Polizeisprecher Wolfgang Wenger, die beide in jungen Jahren Jugendbeamte gewesen waren und von dieser Zeit einige der Hooligans persönlich kennen, gelang es dann zusammen mit dem Chef des Polizei-Kommunikationsteams Josef Wimmer, die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen und die ganze Situation zu deeskalieren.

Bilder: Nach Derby flogen Flaschen - Großeinsatz für Polizei

Unter

Pressesprecher Wolfgang Wenger von der Münchner Polizei (l.) im Gespräch mit Michael Mende, dem Chef der Münchner Hells Angels
Pressesprecher Wolfgang Wenger von der Münchner Polizei (l.) im Gespräch mit Michael Mende, dem Chef der Münchner Hells Angels © Oliver Bendixen

den Löwen-Hooligans befanden sich übrigens auch fünf Mitglieder der Hells Angels, allen voran Michi Mende. Der 45-jährige Boss des Charters Deep South räumte dann aber ebenso das Feld wie seine vier Mitrocker. Mende war nach Informationen der tz erst vor Kurzem aus dem Knast gekommen. Er war zu einer Haftstrafe verurteilt worden, weil er in einer Tabledancebar einen Rocker der verfeindeten Bandidos ins Krankenhaus geprügelt hatte: Unter anderem zwei ausgeschlagene Zähne, drei Wackel-Zähne, ein gerissenes Ohr, Nase gebrochen, Gehirnerschütterung.

So lief der Tag des kleinen Derbys

Viel Rauch, wenig Ärger, keine Tore – das war das kleine Derby am Sonntag im Grünwalder Stadion zwischen dem FC Bayern und dem TSV 1860. Und endlich stand statt beängstigender Krawalle der Sport im Mittelpunkt.

Im Vorfeld hatte die Polizei bereits angekündigt, die Zahl der Einsatzkräfte auf rund 900 zu verringern und sich nach Möglichkeit zurückzuhalten. Eine Taktik, die die Fan-vertreter auf beiden Seiten bereits begrüßt hatten.

Der

Die Roten trafen sich in der Innenstadt zum Fanmarsch, um Stärke zu demonstrieren
Die Roten trafen sich in der Innenstadt zum Fanmarsch, um Stärke zu demonstrieren © Westermann

Derbytag begann um 10.15 Uhr mit dem Fanmarsch der rund 1500 Bayern-Fans vom Tal zum Sendlinger Tor. Ohne Pyrotechnik ging’s auch diesmal nicht. Viktualienmarkt und Oberanger verschwanden bald in rosaroten, giftig riechenden Rauchfahnen der bengalischen Feuer und Rauchtöpfe. Hinter den Fans, die zügig im U-Bahnhof verschwanden, blieb ein Scherbenmeer zurück.

Am Stadion erwarteten starke Polizeikräfte, Pferde und Hunde die strikt voneinander getrennten Fan-Gruppen. Bis auf einen kurzen Durchbruchsversuch, bei dem sich ein Polizist eine Handverletzung zuzog, blieb es bei den üblichen Schmähgesängen.

Freundliche

Die Löwen-Fans beim Eintreffen am Grünwalder Stadion.
Die Löwen-Fans beim Eintreffen am Grünwalder Stadion. © Westermann

Stimmung dann beim Kurvengespräch zwischen Polizei und Fanvertretern. Die Polizei dankte für die Einhaltung der abgesprochenen Regeln. Die Fanvertreter wiederum lobten den entspannten Umgangston – speziell den Sprecher eines Lautsprecherwagens, der die grölenden Löwen geradezu überschwänglich („Hallo, Ihr lieben Fußball-Fans...!“) zum Lachen gebracht hatte. Das Kurvengespräch wurde von einem Pyro-Knall im Bayern-Block unterbrochen – Auftakt für ein gefährliches Feuerwerk unmittelbar zum Anpfiff. Einzelne Pyros flogen aufs Spielfeld. Das Spiel wurde unterbrochen. Polizeivizepräsident Robert Kopp schickte umgehend die Antwort: Starke Einsatzkräfte direkt vor dem Fan-Block, die sich später zurückzogen. Alles blieb ruhig – auch beim Abmarsch der 11.300 Fans.

Die Polizei nahm sieben Fans fest wegen Landfriedensbruchs, Beleidigung und Flaschen- und Becherwürfen. Polizeisprecher Wolfgang Wenger zeigte sich dennoch hochzufrieden: „Es scheint so, als hätten die vielen Gespräche mit den Vereinen und dem Fanprojekt die Spirale der Gewalt unterbrochen. Wir sind auf einem guten Weg.“

Ticker: So lief das kleine Derby auf Giesings Höhen

Zum schlechten Schluss fliegen Flaschen

Dorita Plange, Daniel Neuberger, dop/mdu

Bilder: Amateurderby in München - Bayern II vs 1860 II

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