BMW M3 Touring vs. Audi RS4 Avant und AMG C 43 T-Modell

M3 Touring vs Audi RS4 Avant und AMG C 43 T-Modell
Wer ist Sport-Kombi-König?

Es liegen viele Wortspiele auf der Zunge: Launige Lastesel, Feurige Familienautos, Kofferraum-Knallbüchsen, Kraft-Kombis – sicher fallen Ihnen noch ein paar mehr ein. Doch wie sagte schon George Orwell – "Always avoid alliterations". Also klemmen wir uns das und werfen einen Blick auf den neuen BMW M3 Touring im Konkurrenzumfeld von Audi und Mercedes-AMG. Das Genre der sportlichen Kombis haben die Münchener schließlich nicht neu erfunden, auch wenn der M3 Touring mit großem Hallo präsentiert wurde. Ein erster Datenvergleich dürfte dabei helfen, den Neuling in die bestehende Riege einzusortieren. Dabei sind neben der Performance eben auch Praktikabilität und Platzangebot spannend. Nach jedem Kapitel ziehen wir ein kurzes Zwischenfazit.

Maße und Raumangebot

BMW M3 Touring: Wir beginnen die einzelnen Abschnitte mit dem Neuling. Der M3 Touring misst 4.794 mm / 1.903 mm / 1.436 mm (Länge / Breite / Höhe), hinter die Ladeklappe passen 500 bis 1.510 Liter Gepäck, was dem Normalo-3er-Touring entspricht. Im Kombi-Segment insgesamt sind das zwar keine Bestwerte, im Alltag aber dennoch gut zu gebrauchen. Das Leergewicht gibt BMW mit 1.865 kg (DIN) an, 505 kg dürfen zugeladen werden. Weil der M3 Touring ausschließlich als besonders potente Competition-Variante angeboten wird, passen die Carbon-Schalensitze (4.500 Euro) gut ins Bild. Natürlich fasst das sportliche Gestühl Fahrer und Beifahrer etwas enger ein, ausreichend Restkomfort bleibt aber bestehen. Kein Grund zur Beanstandung haben Fond-Passagiere, denen ein Radstand von 2.857 Millimetern ausreichend Beinfreiheit beschert.

Audi RS4 Avant: Der dienstälteste Sportkombi innerhalb dieses Trios kommt aus Ingolstadt. Mit einer Länge von 4,78 Metern, einer Breite von 1,87 Metern und einer Höhe von 1,41 Metern fällt er in alle Richtungen kompakter aus, als der M3 Touring. Das schlägt sich auch im Platzangebot nieder – allerdings nur minimal. Ins Heck des RS4 Avant passen 495 bis 1.495 Liter Gepäck, höchstens 530 Kilo dürfen zugeladen werden. Dann ist nämlich das zulässige Gesamtgewicht von 2.350 kg erreicht; leer bringt der sportliche Audi 1.820 Kilo auf die Waage und ist damit etwas schmaler um die Hüften als die Konkurrenz aus dem eigenen Bundesland. Die Sportsitze vorn fallen nicht ganz so kompromisslos aus wie im M3 und lassen Fahrer und Beifahrer etwas mehr Raum. Im Fond wiederum geht es einen Tick enger zu, mit einem Radstand von 2,82 Metern fehlen dem Audi etwas mehr als drei Zentimeter auf den BWW.

Sport-Kombi Kaltvergleich BMW M3 Touring Audi RS4 Mercedes C 43 AMG
Hersteller / Patrick Lang

Mercedes-AMG C 43 T-Modell: Mercedes hat den sportlichesten Ableger (C63) der neuen C-Klasse noch nicht wieder und den zweitsportlichsten ganz neu im Angebot. Als AMG C 43 misst das T-Modell 4,79 Meter Länge, 1,82 Meter Breite und 1,47 Meter Höhe – und fällt damit schmaler und höher als die Kontrahenten aus. Das serienmäßig elektrisch öffnende Ladeabteil fasst 490 bis 1.510 Liter, maximal dürfen 515 Kilo zugeladen werden. Fahrfertig bringt die AMG-C-Klasse 1.810 kg auf die Waage und ist damit das leichteste Auto in diesem Vergleich, rollt aber aus Termingründen auch mit einem Leistungshandicap an. Wer in der ersten Reihe bequeme Platzverhältnisse wünscht, belässt es bei den serienmäßigen Sportsitzen. Ist eine eingefasstere Sitzposition gefragt, bietet AMG alternativ Performance-Sitze an. Mit 2,87 Metern Radstand sitzen Mitfahrer im Fond besonders komfortabel und mit mehr Platz zur Beinauflage als bei Audi oder BMW.

Zwischenfazit: Einen ausgewachsenen Kombi vom Schlage des Skoda Superb (4,86 Meter lang, 660 bis 1.950 Liter Ladevolumen) schlagen alle drei nicht. Doch diese Bemerkung nur für Ihren inneren Benchmark-Katalog. In puncto Zuladung landet der M3 Touring im Sportkombi-Vergleich auf dem letzten Platz. Dafür passt mehr in den Kofferraum als bei RS4 oder C 43. Der Mercedes wiederum verwöhnt die Passagiere mit dem großzügigsten Raumangebot innen und ist zudem der leichteste des Trios.

Antrieb und Performance

BMW M3 Touring: Wie bereits erwähnt, bietet BMW den M3 Touring ausschließlich in der Competition-Variante mit xDrive an. Damit gehen 510 PS und 650 Newtonmeter maximales Drehmoment aus dem doppelt aufgeladenen Reihensechser der Generation S58 einher. Derartig befeuert sprintet der Allrad-Kombi in 3,6 Sekunden auf 100 km/h. Bei 250 km/h schiebt die Elektronik den Riegel vor, es sei denn, das optionale M Driver's Package erlaubt die Anhebung auf 280 km/h. Eine Achtgang-Automatik sortiert den Vortrieb, über Schaltwippen kann der Fahrer das Regiment übernehmen. Unter dem Strich sichert sich BMW mit dem M3 Touring direkt zum Einstand den prestigeträchtigen Nordschleifen-Rekord für Serien-Kombis und umrundet den Kurs in 7:35 Minuten.

Audi RS4 Avant: Auch die Ingolstädter setzen auf die Kraft aus doppelter Aufladung und sechs Zylindern, ordnen diese jedoch in V-Form an. Der 2,9-Liter-V6 schickt 450 PS und 600 Newtonmeter an alle vier Räder und auch im Audi kommt eine Achtgang-Automatik zum Einsatz. Der Hersteller selbst gibt die Sprintzeit mit 4,1 Sekunden an, auf unserer Teststrecke messen wir allerdings 3,8 Sekunden. Dem M3 kann er so oder so nicht ganz das längsdynamische Wasser reichen. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit herrscht Gleichstand. Wer Audi zusätzlich 1.500 Euro überweist, darf 280 statt 250 km/h schnell unterwegs sein.

Mercedes-AMG C 43 T-Modell: AMG schickt als einziger Hersteller einen Vierzylinder ins Rennen- das wird selbst im kommenden C63 so bleiben. Der schöpft im C 43 stattliche 408 PS aus zwei Litern Hubraum und wird von Mercedes mit 14 Boost-PS aus dem riemengetriebenen Starter-Generator und einem E-Turbo garniert. Im Sprint bleibt die AMG-C-Klasse trotzdem weit hinter Audi und BMW zurück. 4,7 Sekunden gibt der Hersteller für den glaunchten Start bis 100 km/ an. Wie beim M3 Touring lässt sich die serienmäßige Vmax von 250 km/h per Driver's Package anheben. Im C 43 allerdings "nur" bis auf 265 km/h. Dafür bietet das 9G-Tronic-Getriebe eine Fahrstufe mehr als bei Audi und BMW.

Zwischenfazit: Was die schiere Leistung angeht, macht dem BMW M3 Touring hier niemand etwas vor. Kein Wunder – schließlich hält der Sportkombi-Neuling direkt mal den Nordschleifen-Rekord in seinem Segment. Der AMG C 43 kann in diesem Vergleich mit seinem Zweiliter-Vierzylinder keinen Stich setzen und kommt in Sachen Performance nicht am zweitplatzierten – Audi RS4 – vorbei, der wie der BMW auf sechs Zylinder setzt.

Alltagstauglichkeit

BMW M3 Touring: Für den automobilen Alltag zeigt sich der M3 Touring gut gerüstet. Praktische Extras wie die einzeln aufklappbare Heckscheibe, moderne Online-Navigation, Kindersitzhalterungen im Fond und gängige Assistenzsysteme lassen den BMW auch abseits der Rennstrecke eine gute Figur machen. Apropos Kindersitze: Damit die lieben Kleinen keine Kratzer in die Carbon-Schalensitze ziehen, bietet BMW extra einen Lehnenschutz und eine Kindersitzunterlage für den M3 Touring an. Was es nicht gibt, ist eine Anhängerkupplung. Wer gesteigerten Platzbedarf hat, muss auf eine Dachbox ausweichen, in der bis zu 75 Kilo Gepäck verstaut werden dürfen. Für den Transport von sperrigem Gut lässt sich die Rücksitzlehne außerdem im Verhältnis 40:20:40 umlegen.

Audi RS4 Avant: Schon ab Werk öffnet die Heckklappe des RS4 Avant elektrisch und auch im Audi lässt sich die Rückbank im Verhältnis 40:20:40 umlegen. Isofix-Halterungen auf den äußeren beiden Fond-Plätzen gibt es ebenfalls, zudem legen die Ingolstädter gratis Verbandskasten, Warndreieck und Warnwesten bei, was keine Selbstverständlichkeit ist (allerdings selbstverständlich sein sollte). Anders als für den M3 Touring bietet Audi für den RS4 Avant eine Anhängerkupplung an. Bis zu 2,1 Tonnen (gebremst) darf der sportliche Ingolstädter an den Haken nehmen.

Mercedes-AMG C 43 T-Modell: Das performante Infotainmentsystem MBUX leistet im Alltag gute Dienste und überzeugt in der Handhabung. Serienmäßig spendiert Mercedes zudem das Ablagen-Paket, das neben diversen Fächern im Innenraum auch ein Gummispannband im Kofferraum, eine Klappbox unter dem Ladeboden, Doppelcupholder in der Mittelkonsole und einen zusäzlichen Taschenhaken beinhaltet. Die Heckklappe öffnet auch im AMG elektrisch, optional lassen sich zudem die Rücksitze elektrisch umlegen, in jedem Fall aber ebenso im Verhältnis 40:20:40. Dazu kommt ein umfassendes Angebot an werkseitigen Umbaumaßnahmen für Menschen mit körperlicher Behinderung. Wie Audi gibt auch Mercedes den kombinierten Spritverbrauch nach WLTP auf 100 Kilometer mit 8,8 Litern an. Zum Vergleich: BMW veranschlagt mindestens 10,1 Liter.

Sport-Kombi Kaltvergleich BMW M3 Touring Audi RS4 Mercedes C 43 AMG
Hersteller / Patrick Lang

Zwischenfazit: Über beliebte Kombi-Qualitäten wie elektrische Heckklappen, geteilt umlegbare Rücksitze und Isofix-Halterungen verfügen alle drei. Egal ob ein M-, ein RS- oder ein AMG-Label an der Karosserie prangt, die Autos in diesem Vergleich entstammen klassischen Volumenmodellen der jeweiligen Hersteller. Entsprechend vielfältig sind die Optionskataloge zur individuellen Optimierung. Einen nicht unerheblichen Vorteil kann Audi für sich verbuchen: Nur für den RS4 Avant gibt es eine Anhängerkupplung, was das Einsatzgebiet des Kombis ausdehnt.

Preis und Ausstattung

BMW M3 Touring: Die Preise für den M3 Touring starten bei 97.800 Euro. Dafür sind serienmäßig LED-Scheinwerfer, das BMW Live Cockpit Plus mit Curved Display, beheizte Sportsitze, eine Ambientebeleuchtung, eine Drei-Zonen-Klimaautomatik, ein adaptives Fahrwerk, eine Sportabgasanlage, Leichtmetallfelgen (18 Zoll vorne, 19 Zoll hinten), ein adaptiver Tempomat und eine Einparkhilfe (vorn und hinten) an Bord. Extras wie die Keramikbremse (8.800 Euro), Carbon-Dekor innen und außen, Laserlicht und die Vmax-Anhebung kosten Aufpreis. Anders als bei der M3 Limousine gibt es übrigens kein Carbon-Dach für den Kombi.

Sport-Kombi Kaltvergleich BMW M3 Touring Audi RS4 Mercedes C 43 AMG
Hersteller / Patrick Lang

Audi RS4 Avant: Audi spendiert dem RS4 Avant ab Werk lediglich eine Ein-Zonen-Klimaautomatik, dafür können die elektrisch verstellbaren Sitze auch mit einer Massagefunktion aufwarten. Für den Basispreis von rund 87.000 Euro legt Audi noch elektrische Außenspiegel inklusive Heizung, ein beheiztes Lenkrad, einen Totwinkelwarner, einen Tempomaten (nicht adaptiv) und eine Einparkhilfe mit drauf. Viel genutzte Extras wie Navigation, Smartphone-Anbindung, Verkehrszeichenerkennung, ein adaptives Fahrwerk und so gut wie alle Assistenten kosten bei Audi Aufpreis. Kleines Fun Fact noch nebenbei: Der RS4 Avant ist das einzige Auto in diesem Vergleich, das serienmäßig mit analogen Instrumenten vorfährt. Bei BMW und Mercedes gibt es die schon gar nicht mehr. Hier merkt man, dass die aktuelle A4-Generation grundsätzlich noch aus dem Jahr 2015 stammt.

Mercedes-AMG C 43 T-Modell: Mit einem Basispreis von 73.250 Euro ist der Mercedes-AMG C 43 hier der günstigste Sportkombi. Resultiert das in einer mageren Serienausstattung? Absolut nicht. Neben dem Infotainmentsystem MBUX sind unter anderem das digitale Cockpit, aktive Brems- und Spurhalte-Assistenten, Verkehrszeichenerkennung, ein adaptives Fahrwerk mit Verstelldämpfung, ein adaptiver Fernlichtassistent, Hinterachslenkung, Keyless-Go, Ambientebeleuchtung und ein Nappe-Lederlenkrad standardmäßig im Preis inbegriffen. Der Optionskatalog liefert dann so gut wie alles, was man bei Mercedes für Geld kaufen kann. Abgesehen von Luxus-Optionen wie dem Drive Pilot (autonom nach Level 3 fahren), der aktuell EQS und S-Klasse vorbehalten bleibt.

Zwischenfazit: Der M3 Touring kommt wie auch der AMG C 43 in einer umfassenden Serienausstattung daher. Der Punkt geht hier dennoch an die Stuttgarter, weil sie mit der sportlichen C-Klasse das günstigste Auto ins Rennen schicken. Wer die Preis-Differenz zwischen M3 und C 43 (rund 25.000 Euro) mit Extras aus der Optionsliste auffüllt, hat am Ende ein ziemlich voll ausgestattetes Auto. Etwas enttäuschend ist der Blick nach Ingolstadt. Einige hochwertige Komfort-Extras spendiert Audi zwar ab Werk, doch viele wichtige Extras müssen teuer nachgekauft werden. Etwas uncharmant bei einem Preis von mindestens 87.000 Euro.