Tschechien steht schon länger auf so mancher Bucketlist. Allein Prag wird jährlich von mehreren Millionen Touristen besucht. Dabei hat das Land so viel mehr zu bieten als seine Hauptstadt. Wir nehmen euch mit auf eine kleine Reise durch sieben tschechische Städte, die ihr unbedingt besuchen solltet.
Inhaltsverzeichnis:
- Karlovy Vary (Karlsbad)
- Praha (Prag)
- České Budějovice (Budweis)
- Český Krumlov (Krumau an der Moldau)
- Brno (Brünn)
- Hradec Králové (Königgrätz)
- Ostrava (Ostrau)
Zur besseren Orientierung haben wir euch unsere sieben Top-Favoriten der schönsten tschechischen Städte in dieser Karte markiert:
1. Karlovy Vary (Karlsbad): Zwischen Thermalquellen und Casino Royale
Der erste Stopp unserer Reise befindet sich nur ca. 50 Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt, in Karlsbad. Über den Grenzübergang in Schirnding (bei Eger) führt die Schnellstraße D6 ans Ziel (bis dahin ist die Autobahn mautfrei). Der Name sagt euch etwas?
Bestimmt, denn neben den leckeren Karlsbader Oblaten kommt auch der berühmte Kräuterschnaps Becherovka aus dieser Stadt. Mitten in der City steht das alt-ehrwürdige Grandhotel Pupp, wo im Sommer 1812 schon Ludwig van Beethoven residierte. Und falls ihr euch wundert, woher ihr dieses Gebäude kennt: Es diente schon öfter als Filmkulisse und wurde vor allem durch den Film „James Bond – Casino Royale“ bekannt.
Wenn ihr schon da seid, hüpft doch eben in die Seilbahn und fahrt zu einem der berühmten Aussichtspunkte. Der Blick über die Stadt ist gerade bei Sonnenuntergang bezaubernd. Entspannen könnt ihr in Karlsbad wie nirgendwo in Tschechien, schließlich ist der Ort dank seiner Thermal- und Heilquellen einer der bekanntesten Kurorte der Welt.
– Mühlenkolonnade
– Becherovka Museum
– Grandhotel Pupp
2. Praha (Prag): Die goldene Stadt
Sie ist eine der atemberaubendsten Städte der Welt und gilt als Magnet für Menschen aus aller Herren Länder. Die tschechische Hauptstadt im Herzen Europas könnte kontrastreicher gar nicht sein. Zwischen den vielen Türmen aus Sandstein (die der Stadt den Spitznamen „goldene Stadt“ verliehen) befinden sich jede Menge Bauwerke aus Zeiten, in denen Prag eine kaiserliche Residenzstadt war.
Über der Stadt thront die Prager Burg, das heute noch größte, geschlossene Burgareal weltweit. Unternehmt unbedingt einen Spaziergang vom Pražský hrad (wie die Burg in Landessprache heißt), vorbei am Palais Lobkowitz (auf dessen Balkon Hans Dietrich Genscher 1989 mehreren Tausend Flüchtlingen aus der DDR die Ausreisegenehmigung in die BRD verkündet hat) zur Malá Strana. Dort wohnte über Jahrhunderte hinweg der Prager Adel, was ihr unschwer an den prächtigen Palästen erkennen könnt.
Unten angekommen verbindet die weltberühmte und schöne Karlsbrücke die Prager Kleinseite mit der Altstadt, die von der Moldau getrennt sind. In der Altstadt findet ihr das alte Rathaus mit der gotischen Rathausuhr, die 1410 erbaut wurde, ein wahres Meisterwerk der Wissenschaft und Technik.
Aber in Prag ist nicht nur Geschichte zuhause. Die Metropole entwickelte sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem Anziehungspunkt für Künstler und Kreative. Beispiel dafür sind nicht nur die Filmstudios Barrandov, eines der größten und ältesten seiner Art in Europa. Wenn es dunkel wird über der tschechischen Hauptstadt, treffen sich die jungen und neugierigen Prager im Stadtteil Žižkov, östlich vom Hauptbahnhof. Dort findet das heitere Leben in eingesessenen Kneipen statt.
Einen schönen Blick auf die Altstadt habt ihr ein wenig weiter südlich von den Weinbergen im Stadtteil Vinohrady. Ganz generell ist Prag eine Stadt, in der ihr es sicherlich mehrere Tage aushalten könnt, ohne euch zu langweilen.
Von Frankfurt oder München aus könnt ihr den Vaclav Havel Flughafen anfliegen. Aus der bayerischen Landeshauptstadt, gibt es mehrmals eine direkte Zugverbindung in die tschechische Hauptstadt. Die Autobahn A6 verbindet Deutschland direkt mit Prag. Hamburg, Berlin und Dresden sind durch EuroCity-Strecken angebunden.
– Karlsbrücke
– Prager Burg
– Veitsdom
– Prager Rathausuhr
3. České Budějovice (Budweis): Biergenuss auf Weltniveau
Unweit der österreichischen Grenze, etwa 150 Kilometer südlich von Prag, befindet sich Budweis, die Stadt, die weltweit wie keine andere für gutes Essen und vor allem gutes Bier steht. Gerade im Sommer solltet ihr den Rathausplatz besuchen. Der pittoreske, quadratische Platz bildet das Herz der Kleinstadt. Viele kleine Cafés, Restaurants und Bierstuben bieten vor allem bei gutem Wetter die Möglichkeit draußen zu sitzen und das quirlige Treiben zu genießen.
Probieren müsst ihr unbedingt die böhmische Küche. Hier dreht sich das meiste um den Knödel. Aus Hefeteig, Kartoffelteig, Semmeln oder gefüllt (süß oder salzig) – Freunde deftigen Essens kommen hier sicher auf ihre Kosten. Wenn ihr dann ordentlich gegessen habt, empfiehlt sich ein kleiner Spaziergang auf den schwarzen Turm, das wohl markanteste Bauwerk in Budweis.
Nach 225 Stufen erreicht ihr die Aussichtsplattform und könnt die Stadt aus der Vogelperspektive bestaunen. Das eigentliche Highlight ist jedoch die Budweiser Brauerei. 1895 als „Tschechische Aktienbrauerei“ gegründet, ist das leckere Bier heute weltweit bekannt. Das Braurecht hat die Stadt übrigens seit dem 13. Jahrhundert, damit besteht eine über 700 Jahre alte Brautradition.
Die Brauerei bietet Besichtigungen an, die etwa eine Stunde dauern. Am besten ihr reserviert vorher online. Mit dem Zug aus Prag erreicht ihr Budweis im 2-Stunden-Takt, oder mit dem Auto über die E65 (Fahrtdauer etwa zwei Stunden).
– Schwarzer Turn
– Samsonbrunnen
– Südböhmisches Museum
4. Český Krumlov (Krumau an der Moldau): Perle des Böhmerwaldes
Wenn ihr schon in Budweis seid, dann fahrt noch ein Stückchen südlicher, etwa 25 Kilometer über die Landstraße. Einen Steinwurf von der tschechisch-österreichischen Grenze entfernt befindet sich Krumlov, eine der schönsten Städte Tschechiens (manch einer sagt sogar hinter hervorgehaltener Hand, hier sei es schöner als in Prag).
Klein, schnuckelig und absolut magisch, so würden wir das kleine Städtchen an der Moldau beschreiben. Das Schloss Český Krumlov ist nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien, der etwa zehn Hektar umfasst. Und auch sonst fühlt es sich an, als wäre man im Mittelalter angekommen, wenn man durch die engen Gassen der Altstadt flaniert.
Besonders schön sind die Komplexe von Bürgerhäusern, die sich vor der Kulisse des Schlosses oberhalb der Moldau-Krümmung präsentieren. Bei 300 denkmalgeschützten Gebäuden in der Stadt und dem ältesten Barocktheater der Welt kann euch gar nicht langweilig werden. Gönnt euch ein Bierchen in einem der zahlreichen Cafés der Stadt und genießt die Atmosphäre in historischer Kulisse.
– Schloss Český Krumlov
– Egon Schiele Art Centrum
– Schlossgarten
5. Brno (Brünn): Hauptstadt Mährens
Wenn ihr von Prag aus gen Südosten fahrt, kommt ihr nach Brno, der zweitgrößten Stadt der Tschechischen Republik. Die Hauptstadt Mährens gilt als echter Geheimtipp in Tschechien. Eine Stadt mit kosmopolitischem Flair voller kultureller Events, Clubs, Bars und jede Menge Museen und Theatern. Das Reduda Theater ist das älteste Theatergebäude in Mitteleuropa und das Mahen Theater das erste, welches mit den damals von Thomas Edison neu erfundenen Glühbirnen beleuchtet wurde.
Imposant thront auch die Kathedrale St. Peter und Paul über der Stadt und gilt als Wahrzeichen der südmährischen Metropole. Für die Nachtschwärmer unter euch ist Brno ein Paradies. Etwa 85.000 Studenten wohnen in der Stadt und die mischen sie nach Sonnenuntergang ordentlich auf. Von kleinen, gemütlichen Bierkneipen über Clubs und Vinotheken, die gerne mährischen Wein ausschenken (ja, ihr habt richtig gelesen, es gibt Wein aus Tschechien), ist für jeden etwas dabei.
Am Ende lohnt sich immer ein Besuch auf der Burg Spielberg, wo sich das Museum der Stadt befindet. Aber noch interessanter ist das architektonische Meisterwerk von Mies van der Rohe, die Villa Tugendhat. Obwohl zwischen 1928 und 1930 gebaut sieht das UNESCO-Welterbe aus wie aus den 1960er-Jahren. Aber am schönsten ist Brno an einem lauen Sommerabend. Dann holt man sich einfach ein Bier und setzt sich auf das Jakubské náměstí, den Platz vor der Sankt-Jakobs-Kirche, und genießt das bunte Treiben in Tschechiens heimlicher Hauptstadt.
– Haus Tugendhat
– Festung Spielberg
– Kathedrale St. Peter und Paul
6. Hradec Králové (Königgrätz): Im Salon der Republik
Königgrätz befindet sich etwa 120 Kilometer östlich von Prag und ist per Auto oder Bahn schnell erreichbar. “Salon der Republik” wird die Stadt auch genannt. Nicht wegen der alten Bauten aus der Renaissance oder dem Barock, sondern wegen all der modernen Architektur, die zur Zeit der Gründung der Tschechoslowakischen Republik 1918 hier standen. Gerade für die Architekturliebhaber unter euch ist die Stadt ein Muss.
Das Elbkraftwerk oder die Bank im Jugendstil, in der sich die Galerie der modernen Künste befindet, sind echte Eye Catcher. Das Wahrzeichen der Stadt ist der weiße Turm, der exakt in der Mitte der Stadt steht. Vom 72 Meter hohen Gebäude seht ihr nicht nur über die ganze Stadt, sondern auch auf die Gipfel des Riesen- und des Adlergebirges. Solltet ihr zufällig eure Wanderschuhe dabei haben, lässt es sich dort übrigens wunderbar wandern.
Ihr könnt das Städtchen auch auf dem Fluss erkunden: Es gibt eine Erlebnisschifffahrt auf der Elbe mit einem Raddampfer, die knapp eine Stunde dauert. Sie führt vom Kai Smetanovo nábřeží, am Museum Ostböhmens vorbei, bis zum erbaulichen Sander-Wasserkraftwerk. Solltet ihr also auf Durchreise sein, lohnt sich ein Stopp in Hradec Králové allemal.
– Schloss Hrádek u Nechanic
– Weißer Turm
– Ostböhmisches Museum
7. Ostrava (Ostrau): Die Stadt mit dem Herz aus Stahl
Am östlichsten Punkt der Tschechischen Republik befindet sich nahe der Grenze zu Polen Ostrava, die drittgrößte Stadt der Republik. Der schnellste Weg führt tatsächlich über Brünn, da es in Tschechien keine Autobahn gibt, die das Land auf gerader Linie quert. Knapp dreieinhalb Stunden ist man von der Hauptstadt unterwegs nach Ostrau, mit dem Zug dauert es in etwa genauso lange. Was den Deutschen das Ruhrgebiet, ist den Tschechen eben Ostrau (und seine Umgebung).
Die Arbeiterstadt, die durch Bergbau und Hüttenwesen groß wurde, hat sich viele der alten Industriebauten zu eigen gemacht und sie zu interessanten Kulturstätten umgebaut. Lasst euch nicht von den Türmen der Hochöfen und Kohlgruben abschrecken. Hinter diesen verbergen sich heute die angesagtesten Clubs und Szenelocations.
In der Stadt hat sich inzwischen das Studentenleben breitgemacht. Hier könnt ihr am besten erleben, was das tschechische Savoir vivre ist: Ab mittags füllen sich bei gutem wie bei schlechtem Wetter die Biergärten mit lebensfrohen, jungen Menschen, die sich lokale Köstlichkeiten, wozu auch hier das Bier gehört, schmecken lassen. Abends geht es dann in die Stodolní-Straße, wo sich das Ostrauer Nachtleben abspielt.
Wenn ihr gerne Konzerte besucht, solltet ihr unbedingt im Juli zum „Colours of Ostrava“-Festival. Es ist das größte Kulturevent in der Tschechischen Republik und vereint auf einem riesigen Industriegelände internationale Künstler aller Musikrichtungen sowie der Filmbranche. Ostrau ist eine junge, pulsierende Stadt, wo das Leben zwischen stählernen und sozialistischen Industriemonumenten stattfindet.
– Witkowitzer Eisenwerke
– Bergbaumuseum Landeck
– Stodolní
Habt keine Berührungsängste mit unseren östlichen Nachbarn, denn die Tschechen bieten neben wunderschönen Landschaften, viel Geschichte, Kultur, sensationelles Essen und leckeres, süffiges Bier. Die Menschen dort sind nett, neugierig und erfinden sich immer wieder neu, wie es schon nach den Weltkriegen und dem Sozialismus war. Und bedenkt: Es ist für Reisende jeden Alters etwas dabei! In diesem Sinne: na shledanou v České republice!