- Nikolaikirche (Kiel)
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Die evangelische Nikolaikirche am Alten Markt ist die Hauptkirche von Kiel und das älteste erhaltene Gebäude der Stadt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der gotische Hallenbau der Nikolaikirche wurde um 1242 errichtet und 100 Jahre später nach dem Vorbild der Petrikirche in Lübeck umgebaut und mit einem langen Chor versehen als Backsteinhallenkirche fertig gestellt. In den Jahren 1877 bis 1884 bekam die Kirche eine neugotische Fassade und wurde mit Maschinenziegeln verblendet.
Nachdem die Kirche 1943 und 1944, im Zweiten Weltkrieg, stark zerstört wurde, erfolgte der Wiederaufbau 1950 durch den Architekten Gerhard Langmaack zu großen Teilen in neuzeitlichen Formen und Konstruktionen, wie beispielsweise Betonpfeilern und einer Stahlbetondecke. Die alten Gewölbe wurden nicht wieder errichtet, stattdessen erhielt der Außenbau ein schlichtes, alle drei Schiffe zusammenfassendes Satteldach. 1986 wurden die Innenräume durch Peter Kahlcke, Kiel, renoviert.
Ausstattung
- Erzväteraltar (1460)
- Bronze-Taufbecken von Hans Apengeter (1344)
- Triumphkreuz (1490)
- barocke Kanzel (1705)
Geistkämpfer
Der Geistkämpfer wurde von Ernst Barlach im Auftrag der Stadt Kiel geschaffen und war die erste Großplastik des expressionistischen Bildhauers und Grafikers. In dem schwerttragenden Engel auf dem wolfsähnlichen Wesen wird die Erhabenheit und der Sieg des Geistes über das Böse dargestellt.
Die Bronzeplastik wurde 1928 an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern "Geistkämpfer" genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. 1937 entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden. Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand 1954 seinen Platz an der Nikolaikirche.
Ein weiterer Abguss der Skulptur steht vor dem Minneapolis Institute of Arts, in Minneapolis, Minnesota.
Orgeln
In der Nikolaikirche befinden sich drei Orgeln. Zum einen besitzt die Kirchengemeinde eine kleine Truhenorgel von der Orgelbaufirma Babel, die als Continuo-Orgel eingesetzt wird. [1]
Hauptorgel
Im Jahre 1965 schuf Detlef Kleuker (Brackwede) die heutige Hauptorgel mit drei Manualen und Pedal mit 45 Registern (Hauptwerk, Schwellwerk, Rückpositiv, Pedal). Das Instrument verfügt über Schleifladen, Normalkoppeln, eine mechanische Tontraktur, eine elektrische Registertraktur, elektrische Koppeln und vier freie Kombinationen. Die Windladen wurden nicht aus Holz, sondern aus Kunststoff gefertigt, was ebenso wie die Elektrifizierung zu technischen Mängeln führte, sodass die Orgel 1998 von Ulrich Babel (Gettorf) grundlegend renoviert werden musste. Eddy Ottes (Barcelona) hat die Orgel neu intoniert. Sie ist gleichschwebend temperiert gestimmt (a′ 440 Hz bei 18°C). Die Orgel hat 3288 Pfeifen. Der tiefste Ton mit 16,35 Hz ist »C« (das große C) im Register »Untersatz 32′«, der höchste Ton mit 12,54 kHz ist g′′′ (das dreigestrichene g) im Register »Oktave 1′«.
Chororgel von Mutin
Im Seitenschiff befindet sich eine zweimanualige Orgel von Charles Mutin, dem Nachfolger des berühmten Aristide Cavaillé-Coll. Sie weist 17 klingende Register auf und wurde im Jahr 2003 erworben, nachdem die Kirche im nordfranzösischen Tourcoing 1995 profaniert wurde. Das seitenspielige Werk mit mechanischer Traktur kann zudem von der Hauptorgel elektrisch angespielt werden.[2]
I Grand Orgue C– 1. Bourdon 16’ 2. Montre 8’ 3. Bourdon 8’ 4. Préstant 4’ 5. Doublette 2’ 6. Plein Jeu IV Tremolo II Récit expressif C– 7. Cor de nuit 8’ 8. Salicional 8’ 9. Voix céleste 8’ 10. Flûte octaviante 4’ 11. Octavin 2’ 12. Trompette harm. 8’ 13. Basson-Hautbois 8’ 14. Voix humaine 8’ Pédale C–1 15. Sousbasse 16’ 16. Bourdon 8’ 17. Basses 4’ - Koppeln
- Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
- Suboktavkoppeln: II/I, II/II
- Spielhilfe: Zungen-Kollektivzug
Sagen
In der Sagensammlung von Karl Viktor Müllenhoff findet sich: „In der Kieler Nikolaikirche spielten während der Predigt die Chorknaben in einem Winkel hinter der Orgel Karten; einer fluchte sogar dabei. Da ist der Teufel gekommen und hat ihm den Hals umgedreht (oder ihm so an die Ohren geschlagen), daß das Blut an die Wand spritzte, und darauf ist er mit ihm zum Fenster hinausgefahren. Der Blutfleck ist noch zu sehen und durch kein Übertünchen wegzubringen. Das Fenster kann auch nicht wieder eingesetzt werden; denn gleich ist es wieder entzwei.“ [3]
Anmerkungen
- ↑ Homepage der Kirchengemeinde (siehe unter Raum > Orgeln), gesehen am 29. November 2010.
- ↑ Zur Disposition der Mutin-Orgel, gesehen 29. März 2011.
- ↑ Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 158.
Weblinks
Commons: Nikolaikirche (Kiel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien54.32281710.14Koordinaten: 54° 19′ 22″ N, 10° 8′ 24″ OKategorien:- Kirchengebäude in Kiel
- Kirchengebäude des Kirchenkreises Altholstein
- Nikolaikirche
- Disposition einer Orgel
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