Alte fürsterzbischöfliche Hofapotheke
Die Alte fürsterzbischöfliche Hofapotheke am Alten Markt Nr. 6 ist die älteste bestehende Apotheke in der Stadt Salzburg.
Allgemeines
Heute selten anzutreffen und deshalb sehr sehenswert ist das heute noch authentische Erscheinungsbild einer Apotheke des 18. und 19. Jahrhunderts, obwohl die Apotheke natürlich den Anforderungen von heute entspricht. Sanitätsrechtlich interessant ist, dass die alte f.e. Hofapotheke eine der wenigen "Realapotheken" iSd § 1 Apothekengesetzes ist. Das heißt, sie bestand als Einrichtung der Gesundheitsversorgung schon, bevor die österreichischen Gesetze (1770 Generalsanitätsnormativum; 1907 Apothekengesetz) den Betrieb von Apotheken an besondere Anforderungen und Bedingungen, insbesondere unter den Vorbehalt einer staatlichen Konzession stellten. Die Apotheke samt das Gebäude zählen zu den denkmalgeschützten Objekte in der Stadt Salzburg.
Geschichte
Mindestens drei verschiedene Standorte sind für diese Apotheke bekannt. Ende des 16. Jahrhunderts noch in der Getreidegasse Nr. 9 - heute besser bekannt als Mozarts Geburtshaus - beheimatet, stieg ihr Besitzer Chunrad Fröschlmoser 1588 zum Hoflieferanten auf und durfte dadurch fortan den Titel "Hofapotheke" im Namen verwenden.
1591 erwarb Heinrich Merody die Apotheke und verlegte sie in in das am Markt gegenüber der Residenz. Nur vier Jahre später zog sich Merody wegen seines hohen Alters aus dem Geschäft zurück und verkaufte die Apotheke an Onophrius Mony. Mony war ein enger Freund von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, dem er auch nach dessen Gefangensetzung auf Festung Hohensalzburg treu blieb. Seine öffentliche Kritik an Fürsterzbischof Markus Sittikus brachte dann Mony einen zeitweiligen Gefängnisaufenthalt ein, aber die Hofapotheke blieb ihm.
Nach einer wechselvollen Geschichte wurde die Apotheke um 1875 von Dr. Wenzel Sedlitzky erworben. 1903 verlegte Dr. Sedlitzky die Apotheke an ihren gegenwärtigen Standort in das Nachbarhaus, heute Alter Markt 6. Dieses Gebäude hatte seine klassizistische Fassade im 19. Jahrhundert nach Zeichnungen von Johann Georg Laschensky im sogenannten Wiener Plattenstil erhalten.
1923 erwarb die Familie der heutigen Eigentümer einen Anteil an der Hofapotheke. Mag. pharm. Leo Biskup gab seinen Besitz in Gödig (Mähren) auf und zog nach Salzburg. 1936 erwarb er die restlichen Anteile und wurde Alleinbesitzer. Sein Sohn Lorenz Biskup übernahm 1951 die Apotheke und seit 1981 führt Leo Biskups Enkelin, Mag.a[1] pharm. Marina Gaertner die Alte fürsterzbischöfliche Hofapotheke. Ihre Töchter Mag.a pharm. Barbara Madner und Mag.a pharm. Franziska Kühberger-Gaertner sind nun die neunte Generationen.
Alchemistische Zeichen
Kulturklauberin Daniele Pabinger geht in ihrem Beitrag in den Salzburger Nachrichten vom 15. November 2019 alchemistischen Zeichen in der Apotheke nach. Auf dem Nischenbogen sieht man das alte Wappen des Fürsterzbistums Salzburg mit dem aufrechten, schwarzen Löwen und dem silbernen Balken im Rot. Daneben sind allerlei Geheimzeichen zu sehen, allesamt alchemistische Symbole, die über Jahrhunderte verwendet wurden, vielen dürften sie heute nicht mehr geläufig sein. Die vier Dreiecke stellen die Gesamtheit der vier Elemente dar - Wasser, Luft, Feuer und Erde. Den Planetenzeichen sind Metalle zugeordnet: Der Halbmond steht für Silber, das Sonnenzeichen für Gold, das Venuszeichen für Kupfer. Sie sind in einem Bildfeld zusammengefasst, im nächsten folgt das Merkurzeichen (Quecksilber), danach Mars (Eisen), Jupiter (Zinn) und Saturn (Blei). Ergänzt werden sie mit den Zeichen für Schwefel und Phosphor. Im untersten Feld des Nischenbogens sind die Symbole des alten Apothekergewichts Pfund, Unze, Drachme und Skrupel sichtbar.
Liste der Hofapotheker
Als Hofapotheker, bzw. Besitzer der Hofapotheke, in Salzburg werden angegeben[2]:
- Chunrad Fröschlmoser, Hofapotheker 1588–1591;
- Heinrich Merode, Hofapotheker 1591–1595;
- Onophrius Mony, Hofapotheker ab 1595;
- [… Mony]
- Christof Mony († 4. Oktober 1645), dessen Witwe Katharina geborene Gutrater († 3. Jänner 1695) den Christof (I.) Mayr heiratete;
- Christof (I.) Mayr (* um 1614/1615; † 4. November 1672) Hofapotheker ab 1647;
- Christof (II.) Mayr (* 8. Juni 1648; † 10. November 1709), Sohn des Vorigen; 1672 Hofapotheker und hochfürstlicher Kammerdiener ;
- Josef Christof Mayr (* 9. April 1681; † 17. November 1747), Sohn des Vorigen; 1709 Hofapotheker (und 1704 hochfürstlicher Kammerdiener);
- Johann Kilian Ruprecht († 29. Mai 1754 mit 46 Jahren), Schwiegersohn des Vorigen; Hofapotheker und hochfürstlicher Kammerdiener;
- Anton Ruprecht Mayr († 25. Mai 1806 mit 58 Jahren), Sohn des Vorigen; in erster Ehe verheiratet mit Maria Antonia geborene Gschwendtner (* 1748; † 1785), Tochter des Eisenhändlers Johann Markus Gschwendtner und der Anna Katharina Rauchenbichler, in zweiter Ehe (1782 oder 1786) mit Maria Katharina geborene Schöpfer von Klarenbrunn aus Lana (Südtirol);[3]
- Karl Hilz (* 4. August 1800 Bludenz, Vorarlberg; † 1. April 1872), Hofapotheker 1827, verheiratet mit Franziska geborene Schöpfer von Klarenbrunn (* 28. Mai 1804; † 3. Jänner 1869), einer Nichte der vorgenannten Hofapothekersgattin Maria Katharina Ruprecht geborene Schöpfer von Klarenbrunn;
- Dr. chem. Alexander Petter (* 1832; † 1905), 1869 bis 1874 Hofapotheker; Sohn des Militärjuristen Alois Petter und der Anna geborene Schöpfer von Klarenbrunn, einer weiteren Nichte der Hofapothekersgattin Maria Katharina Ruprecht, geborene Schöpfer von Klarenbrunn;
- Dr. Wenzel Sedlitzky, 1875 bis 1912?;
- Dr. Neumann, Besitzer im Jahr 1912;
- Mag. pharm. Franz Willvonseder (* 1871; † 1954) 1913 bis 1936;
- Mag. pharm. Leo Biskup, 1923 Mit-, 1936 Alleineigentümer;
- Mag. pharm. Lorenz Biskup († 1977), 1951 bis 1977;
- Mag. pharm. Marina Gaertner (Enkelin Leo Biskups), seit 1981.
Adresse
- Alter Markt 6
- 5020 Salzburg
- Telefon: (06 62) 84 36 23
- E-Mail: salzburg@hofapotheke.at
Öffnungszeiten
- Montag bis Freitag von 08
- 00 bis 18:00 Uhr
- Samstag von 08
- 00 bis 12:00 Uhr
In der f.e. Apotheke ist das Fotografieren nicht gestattet.
Weblinks
→ Für nähere Informationen zu "Alte fürsterzbischöfliche Hofapotheke" siehe auch den Originalartikel von Kulturklauberin Daniele Pabinger auf SN.at.
Quellen
- www.hofapotheke.at Geschichte
- Österreichische Apothekerzeitung
- Kronland Salzburg, historische Fotografien von 1850 bis 1918, Salzburger Museum Carolino Augusteum, Wolfram Morath (Herausgeber), 2000, ISBN 3-901014-68-3
- § 1 Apothekengesetz / Geltende Fassung / Rechtsinformationssystem
Einzelnachweise
- ↑ Bis 2006 war "Magister" (männlich) bzw. (seit 1993) "Magistra" (weiblich) der übliche akademische Grad für die meisten Studien auf Master-Niveau. "Mag." ist die gesetzliche (§55 Universitätsgesetz 2002) Abkürzung sowohl für "Magister" als auch für "Magistra", wohingegen aber auch (aus gleichstellungspolitischen Motiven) die Abkürzung "Mag.a" für "Magistra" propagiert und verwendet wird.
- ↑ Quellen der Liste der Hofapotheker bzw. Besitzer der Hofapotheke:
- Für 1588–1591 und 1875: Salzburger Altstadtbote Jg. 1 (2007/08) Nr. 1 S. 4;
- Für 1591–1645 und ab 1903: Webauftritt der Alten f. e. Hofapotheke > Geschichte;
- Für 1647–1874: Franz Martin: Beiträge zur Salzburger Familiengeschichte: 64. Mayr (Hofapotheker), in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 79 (1939) S. 73 f mit Corrigendum 84/85 (1944/45) S. 69] = Franz Martin: Hundert Salzburger Familien (Verlag der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1946) S. 221 f.
- ↑ Eine Nichte der Anna Katharina Gschwendtner geborene Rauchenbichler war Katharina Eva Rauchenbichler (* 1733; † 1777), welche (siehe den Artikel "Rauchenbichler") den aus Lana (Südtirol) gebürtigen Handelsmann Johann Baptist Schöpfer von Klarenbrunn heiratete.