Tauerngold

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Ruine des ehemaligen Hieronymus-Berghauses in Gastein, 1975 durch eine Lawine zerstört
Bergstation der ehemaligen Standseilbahn Radhausberg, die älteste Europas
Abdrucke eines Handmeißels, der ursprünglich im Dreimann-, später im Zweimannteam eingesetzt wurde

Das Tauerngold war eine der beiden Grundlagen[1] für den Reichtum der Salzburger Erzbischöfe.

Geschichte

Vor etwa 2 000 Jahren wurden höchst wahrscheinlich die ersten Goldvorkommen in den Hohen Tauern bei Fusch an der Großglocknerstraße, im Gasteinertal, bei Rauris und in Kärnten in Döllach sowie Heiligenblut entdeckt: das Tauerngold. Mehr als 130 Kilometer Stollen und Schächte wurden ab circa 1300 in die Berge getrieben, um zu diesem begehrten Edelmetall zu kommen. Den ersten konkreten Anhaltspunkt für eine Goldproduktion liefert die Gasteiner Bergordnung vom Jahr 1342. Später kam noch ein Goldvorkommen in Schellgaden im Lungau dazu, neben Waschgold, das man auch dort fand.

Als in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Salzburg nicht gemünzt wurde, ging die Edelmetallausbeute im Handel nach Venedig. Der Abbau war bis zur Wiederaufnahme der Salzburger Münze 1501 durch Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach in privaten Händen gewesen. Die Besitzer mussten eine Fronabgabe den Erzbischöfen und später den Fürsterzbischöfen abliefern. Außerdem machten die Salzburger Landesherren den regalrechtlich gesicherten Anspruch auf den sogenannten "Wechsel" geltend, der in seinen Auswirkungen einer Steuer gleichkam. Im Gegensatz zum 14. Jahrhundert kam es ab der Mitte des 15. Jahrhunderts (zumindest auf der Nordseite der Tauern-Reviere) zu keinen (!) Verpachtungen der Bergwerke. Die Goldvorkommen in den Hohen Tauern und im Lungau reichten für die landeseigene Münzprägung aus. Nur Silber musste manchmal aus dem Ausland zugekauft werden.

Die Gewerken machten mit dem sogenannten Pfennwerthandel gute Geschäfte. Dabei ging es darum, dass sie als die großen Montan-Unternehmer diverse Lebensmittel zum Teil aus dem Ausland (Schmalz aus Böhmen, Getreide aus Bayern) importierten und an die vor Ort arbeitenden Knappen als Bergarbeiter mit Gewinn verkauften. Besonders ertragreich war im Rahmen des "Pfennwerthandels" der Weinhandel. Was für die Wirte das Ungeld oder Umgeld war (eine Art Getränkesteuer für den ihnen zugesprochenen Verkauf alkoholischer Getränke, vor allem Wein), war bei den Gewerken ebenfalls das Umgeld, durchwegs in der Höhe von zehn Prozent des Verkaufspreises.

Bergbauhalden im Bockharttal
Bergbauspuren im Bockharttal

Der wirtschaftliche Höhepunkt wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts erreicht. Die drei einheimischen Großgewerkenfamilien Weitmoser, Zott und Strasser dominierten damals den Edelmetallbergbau in Gastein und in Rauris. 1557 berichten Aufzeichnungen des Erzbistums von 830 Kilogramm Gold (und 2 723 kg Silber). Ein halbes Jahrhundert später kam der Goldbergbau aber dann zum Erliegen. Nach rund 100 Jahren Wirtschaftspolitik der totalen Ausbeutung ohne kostspielige Suchstollen auf neue Erze lag die entscheidende Hauptursache in der Erschöpfung der bis dahin erschlossenen Erzgänge in den Hohen Tauern. Zu den extrem risikobelasteten Erschließungskosten für neue Erzmittel, die theoretisch möglich gewesen wären, kamen auch zunehmende technische Schwierigkeiten beim Bau in die Teufe. Die Gewerken als "große Herren" jener Zeit kehrten dem Bergbau den Rücken und reüssierten lieber als Großgrundbesitzer oder begaben sich in den "Herrendienst" eines Herrschers. Die oft genannten Gründe für den Niedergang, nämlich Protestantenvertreibung, Vorrücken der Gletscher und Edelmetallimporte aus Amerika sind allesamt nicht (!) stichhältig. Kein einziger aktiv Edelmetall produzierender Stollen musste wegen vorrückender Gletscher geschlossen werden.

Man hat dann im 19. und 20. Jahrhundert, vor allem während des Zweiten Weltkriegs nochmals die Vorkommen untersucht, die Abbaukosten überstiegen jedoch den Ertrag um etwas das Zehnfache. Insgesamt ist zu wenig Erz mit ausreichenden Goldgehalten vorhanden, um einen wirtschaftlich tragfähigen Bergbau zu ermöglichen. Zudem kommt hinzu, dass die in Frage kommenden Gebiete stark touristisch genutzt werden. Der Einsatz von Zyankalilauge zur Goldgewinnung wäre schon aus psychologischen Gründen kaum vertretbar gewesen. Eine der herausragenden Persönlichkeiten dieser vorerst letzten Bergbauphase war der Begründer der Zweiten Gewerkschaft Radhausberg Oberbergrat h.c. Dipl. Ing. Dr. Karl Imhof. Von 1938 bis 1945 betrieb die Preuß-AG den Bergbau. Sie führte den Durchschlag des Imhofstollens nach Kolm-Saigurn aus und baute den nach dem zuständigen Referenten im damaligen Reichswirtschaftsministerium benannten "Pasel-Stollen", der heute als Gasteiner Heilstollen besser bekannt ist und als Therapiestation für Rheumakranke dient.

Die Gold- und Silberbaue bei Böckstein und im Raurisertal (Kolm-Saigurn) waren neben Edelmetallvorkommen am Monte Rosa im Valle Anzasca, Piemont, Italien, die höchst gelegenen in Europa. Zur Blütezeit des Bergbaues wurden zehn Prozent des Gold-Weltvorkommens in Gastein und Rauris gewonnen.

Geschichtliche Verbindung mit Nordtirol

Auf dem Rohrberg hoch über Zell am Ziller im Zillertal wurde 1630 ein reicher Goldfund gemacht, der den seit 1506 recht einträglichen Goldbergbau auf dem nahe gelegenen Hainzenberg weit zu übertreffen versprach.

Der alte Streit zwischen Salzburg und Innsbruck über die 1427 vereinbarte Halbe-Halbe-Teilung der Zillertaler Bergbaugewinne flammte neuerlich auf. Und aus Ärger darüber zerstörten angeblich Salzburger Knappen etliche Tiroler Schmelzanlagen im Raum von Zell am Ziller. Zudem unterstrich der hoch willkommene Goldfund auf dem Rohrberg eine alte strategische Schwäche. Das Zillertal gehörte (bis 1803) zum unabhängigen Erzbistum Salzburg. Doch die einzige befahrbare Strecke von Salzburg in das Zillertal führte durch bayerisches und tirolerisches "Ausland".

Dies alles waren Gründe, um mit Nachdruck eine "inländische" Verbindung von Salzburg in das Zillertal herzustellen. So rückten 1630 plötzlich wieder alte Pläne ins Blickfeld, den einsamen 30 km langen Saumpfad von Wald im Pinzgau über den Gerlospass nach Zell am Ziller zu einem nicht nur begeh-, sondern auch befahrbaren Weg auszubauen. Auf diesem könnte das Golderz von Rohrberg und Hainzenberg über den Gerlospoass zu den leistungsfähigen Schmelzen in Mühlbach bei Bramberg und in Lend gekarrt werden. Es entstand die alte Gerlosstraße.

Die Neuzeit

Durch den steigenden Goldpreis begann die Londoner Firma Alpine Metals und dessen Wiener Tochter ORD Resources im September 2007 in Rotgülden im Lungau mit Probebohrungen nach Gold. Beraten werden die Firmen durch den Salzburger Mineralogie-Professor Werner Paar, der sich seit 30 Jahren mit dem "Tauerngold" beschäftigt. Untersuchungen ergaben, dass ein Großteil des in den Tauern vorhandenen Goldes noch nicht abgebaut ist, sondern noch im Berg lagert. 2010 erwarb die Noricum Gold AT GmbH die Bergrechte für Rotgülden (Arsenbergwerk Rotgülden‎) und alle Schürfrechte.

Der bei den bisherigen Probebohrungen gefunden Goldgehalt des Gesteins beträgt zwischen einem und fast 30 Gramm pro Tonne. Die Wirtschaftlichkeit eines Abbaus liegt bei 10 Gramm pro Tonne und einer entsprechend großen Erzmenge. Rund 200.000 Unzen wären bei einem Preis von über € 610.-- (Februar 2008) durchaus wirtschaftlich. Im Sommer 2011 war der Goldpreis erstmals über US-Dollar 1 900 bzw. 1 300 Euro pro Feinunze (= 31,1 Gramm) gestiegen[2].

Seit 2006 hat man im Lungau rund 1,5 Millionen Euro investiert in bergmännische Arbeiten zur Wiedergewinnung von Gold. Aber nicht nur in Hintermuhr sucht man nach dem Tauerngold, in Vordermuhr schürft eine kanadische Firma danach. Darüber hinaus werden aber auch Nebenprodukte wie Kupfer und Silber gewonnen.

Am 24. August 2011 wurde mit Probebohrungen auf 1 700 m ü. A. im Rotgüldengebiet begonnen. Gearbeitet wird in zwei Schichten von 6 bis 22 Uhr. Die Bohrung soll bis in 300 Meter Tiefe geführt werden und das Gestein auf Silber, Kupfer, Blei und Zink untersucht werden. Täglich kann bis zu 25 Meter gebohrt werden[3].

Gewinnung

Man unterschied zwischen Untertagabbau im Gasteinertal und Rauriser Tal und der Waschgoldgewinnung, also aus Flüssen. Letztere war allerdings wenig ergiebig.

Untertagabbau

Goldbergbau im Gasteinertal

Am Radhausberg bei Böckstein wurden Gold- und Silbervorkommen ausgebeutet.

Goldbergbau im Rauriser Tal

Neben Gold wurde im Raurisertal am Hohen Goldberg bei Kolm-Saigurn auch Silber geschürft.

Ignaz Rojacher war einer der Goldbergwerksbesitzer. Er war auch der Erbauer des Observatorium Sonnblick am Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern.

Weitere Goldvorkommen

Waschgoldgewinnung

verfallenes Goldwäscherhaus in der Thalgauer Ortschaft Holzing

Diese Art der Goldgewinnung begann schon vor etwa 1 300 Jahren an den Sandbänken der Salzach. Zur Zeit von Rupert von Worms, also etwa 700 n. Chr. ist sie schon nachgewiesen.

909 wurde vom Königshof Salzburghofen, dem heutigen Freilassing, an Salzburg geschenkt. Es wurde der Goldzins gewährt, der aus dem Schwemmland der Salzach und Saalach stammen musste.

Im Pongau und Pinzgau sagt man den Bauern das Goldwaschen als Nebenerwerb nach. So wissen wir zum Beispiel, dass es im 13. und 14. Jahrhundert in Werfen und in der Umgebung von St. Veit im Pongau mehr als 100 solche Goldwäschereien gab. Ein Jahrhundert danach begann man auch entlang der Mur im Gebiet von St. Michael im Lungau und Ramingstein mit der Goldwäscherei.

Der Goldzins musste an den Besitzer des Grundes abgeliefert werden. Was darüber hinaus gewaschen wurde, musste an den Landesherren, also die Salzburger Erzbischöfe, abgeführt werden. Natürlich erhielten die Wäscher nie den wirklichen Marktpreis für das Gold. Daher lieferten viele auch nicht alles bei den Ämtern ab, sondern verkauften das Gold trotz strengen Strafen heimlich.

Die Konzessionen für das Goldwaschen wurden hauptsächlich als Nebenerwerb für Bauern oder auch an arme, mittellose Leute vergeben, die mit den kargen Einkommen ihr Leben fristeten. Die Zahl der Konzessionen ging jedoch stetig zurück und im 20. Jahrhundert hörte die Goldwäscherei gänzlich auf. Grund dafür war, dass das Geschiebe der Fließgewässer als Zubringer aus den Hohen Tauern immer weniger von dem Edelmetall mit transportierte.

Siehe auch

Literaturhinweise

  • Gruber, Fritz: Die Gründe für den Niedergang des Edelmetallbergbaues in den Hohen Tauern, 1560-1600, in: res montanarum 56 (Jubiläums-Festschrift zum 50-jährigen Bestand des Montanhistorischen Vereins für Österreich), Leoben 2012, S. 245 bis S. 282.
  • Gruber, Fritz: Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung. Bergbau - Badewesen - Bauwerke - Ortsnamen - Biografien - Chronologie, Bad Gastein 2012, gut ein Drittel des 528 Seiten starken Buches befasst sich mit der Geschichte des Goldbergbaues in den Hohen Tauern.
  • Gruber, Fritz: Freispruch für die Gletscher: Unschuldig am Niedergang des Goldbergbaues in den Hohen Tauern, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 150, Salzburg 2010, S. 227 bis S. 260.
  • Gruber, Fritz: Das Raurisertal. Gold und Silber. Bergbaugeschichte., Rauris 2004, im Eigenverlag der Gemeinde Rauris, 255 Seiten.
  • Gruber, Fritz; Ludwig, Karl-Heinz: XXIV/3 Der Metallbergbau, in: Dopsch, Heinz; Spatzenegger, Hans (Hrg.): Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Band II, 4. Teil, Salzburg 1991, S. 2595 bis S. 2629.
  • Ludwig, Karl-Heinz; Gruber, Fritz: Edelmetallbergbau im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Das Salzburger Revier von Gastein und Rauris, Böhlau Wien - Köln 1978, 400 Seiten.
  • Gruber, Fritz; Ludwig, Karl-Heinz: Salzburger Bergbaugeschichte, Pustet Salzburg - München 1982, 140 Seiten.
  • Schatzkammer Hohe Tauern, Verlag Anton Pustet, Sonderpublikation der Schriftenreihe des Landespressebüros, Herausgeber Wilhelm Günther und Werner Paar mit Beiträgen von Fritz Gruber und Volker Höck
  • Paar, Werner; Günther, Wilhelm; Gruber, Fritz: Das Buch vom Tauerngold, Verlag Anton Pustet Salzburg 2006, 568 Seiten. Es handelt sich um eine stark erweiterte Neuauflage des Buches "Schatzkammer Hohe Tauern" und enthält zusätzliche Beiträge von Slupetzky, Heinz; Stocker, Erich; Höck, Volker;

Quellen

Einzelnachweise

  1. die zweite Grundlage war das Salz
  2. "Salzburger Nachrichten", 24. August 2011
  3. "Salzburger Nachrichten", 25. August 2011