Frühgeschichte des Salzburger Medizinalwesens

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Dieser Artikel informiert über die Frühgeschichte des Salzburger Medizinalwesens.

Dissertatio inauguralis medico-politica continens historiae physico-medicae Ducatus Salisburgensis rhapsodias duas

Unter diesem Titel schrieb der "Vater der Salzburger Landeskunde", der Arzt und Historiker Dr. Franz Valentin Zillner (* 1816; † 1896) seine Dissertation. Zillner verwendete darin jedoch einen für heutige Begriffe teilweise romantisierenden, altertümlichen Schreibstil, wenn auch dem Wesen nach korrekt für seine Zeit. So schreibt er darin, dass in den Anfängen die Medizin in den Händen der Mönche lag. Ihre Ausübung erfolgte in Gebeten und Thaumaturgie (Wundertätigkeit, Beschwörungen) und anderen Ritualen. Er berichtet über die erste Synode, die der erste Erzbischof von Salzburg Arn für den 20. August 799 nach Reisbach in Niederbayern, Landkreis Dingolfing, einberufen hatte. Auf dieser Synode, so Zillner, gab es schon einige recht bemerkenswerte Weisungen und Wortmeldungen auf medizinischen Gebieten. So heißt es unter Absatz 8 gegen medizinische Gaukler und Quacksalber

... Zauberer, Senger [mit Hilfe des Feuers Ausbrennen von Wunden) und Wahrsager sollen sich entschuldigen (im ursprünglichen Sinn von "entschuldigen", eine Schuld los werden) mit einem glüenden Eysen und brennhaissen Wasser, so die das mit blossen Henden anrueren und darin greiffen. Wanns ihnen unschädlich ist, sollen sie entschuldiget seyn ...

Frühe heilkundliche Berufsgliederung

Nach dieser Synode klafft eine Lücke in der Geschichte der Entwicklung des Salzburger Medizinalwesens. Die Gründung der Wiener Universität 1365 und somit der Beginn wissenschaftlich fundierten Medizin änderte zunächst wenig an der damaligen heilkundlichen Berufsgliederung, die da wie folgt war.

Die Bader

Die Bader waren aus den römischen Bademeistern (balneatores) hervorgegangen. Im Mittelalter führten sie sehr beliebte Badestuben, in denen sie Gäste zur Ader ließen, Schröpfköpfe aufsetzen und purigierten. Man konnte das Badergewerbe handwerksmäßig erlernen und es war auch kaufbar. Die frühen "echten" Ärzte bescheinigten diesem Berufsstand oftmals "dickste Unwissenheit". Bader galten als unehrlich (wie Seiler, Abdecker und Scharfrichter), was sich erst unter Kaiser Wenzel 1406 änderte, der den Beruf der Bader als ehrlich einstufte.

Die Scherer

Scherer waren Vorläufer der Frisöre und existierten neben den Badern. Oft übten Bader diesen Beruf aus.

Die Wundärzte

Wundärzte haben ihre Wurzeln im Soldatenstand, wodurch sie viel Erfahrung in langwierigen Behandlungen von Wunden hatten. Aus ihnen gingen dann sehr viel später auf Universitätsbasis ausgebildete Chirurgen hervor.

Die Chirurgen

Das Wort Chirurg stammt vom griechischen cheír = die Hand, und érgon = die Tätigkeit.

Die Hebammen

Die Hebammen waren wie die Bader, Scherer, Wundärzte und Chirurgen im Gegensatz zu den akademisch ausgebildeten Ärzten in Zünften organisiert. Ihr Gewerbe war an die Bedingung geknüpft, dass sie Hausbesitz nachweisen konnten.

Die 'fahrenden Ärzte'

Das war eine schwer fassbare Gruppe, in der es auch akademisch graduierte Ärzte gab, wie beispielsweise Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus. Doch überwiegend stammten fahrende Ärzte aus einer der vier vorgenannten Gruppen. Sie übten die Tätigkeiten des Bruch- und Steinschnitts, Starstechens und "Zahnbrechens" (reißen) aus.

Quelle