Klassiker-Neuverfilmung: "Homeland" mit Echolot
Free-TV-Premiere im ZDF "Das Boot" im Schnellcheck
Das Szenario:
Der Feind in meinem Boot: Der junge "Kaleu" Hoffmann (Rick Okon) sticht vom französischen La Rochelle mit U-612 zum Atlantikkrieg in See, doch die Gegner sitzen nicht nur in den britischen Schiffen - sondern auch mit an Bord. Der ehrgeizige Oberleutnant (August Wittgenstein) arbeitet gegen den Kommandanten, der Funkmaat (Leonard Scheicher) ist mit dem französischen Widerstand an Land verbandelt. In dieser unübersichtlichen Lage erhält das U-Boot auch noch einen Spezialauftrag.
Das Bild:
Maschinen pumpen, Befehle dröhnen, Wasserbomben explodieren, Stahlwände vibrieren, aus der Bordtoilette springt ein Soldat mit heruntergelassener Hose und blankem Hintern: Gleich in den ersten fünf Minuten sieht das Publikum, wie ein U-Boot mit Mann und Maus absäuft. Das Intro ist zugleich Hommage und Abgesang auf U-96, das Ur-"Boot" von Wolfgang Petersen.
Der Clou:
Das Szenario aus Petersens Vorlage mit Männern, die im U-Boot-Bauch abgeschottet von der Restwelt sind und dort wie in einem Uterus in Maschinenöl und Körperausdünstungen treiben, wird in ein transatlantisches Szenario mit weiblicher Perspektive geweitet: In La Rochelle verüben die Frauen der Résistence (u.a. Vicky Krieps) Sabotageakte, und "Kaleu" Hoffmann muss einen US-Industriellen an Bord nehmen, der offenbar an der Seite der Deutschen vom Kriegsgeschäft profitiert.
Zum Serienstart bei Sky - "Hier werden die Helden gleich am Anfang schuldig":
Die Kritik:
Die "Boot"-Neuauflage wurde von dem deutsch-englischen Autorenteam nach Art zeitgenössischer Thriller-Serien als komplexer Verschwörungsplot angelegt. Gut und Böse sind hier oft nicht so leicht voneinander zu unterscheiden. Aber wie weit darf man ein historisches Ereignis wie den U-Boot-Krieg auf dem Atlantik fiktional ausspinnen? Kritiker monieren, dass ausgerechnet ein US-Industrieller, der Reichsanleihen von Hitler gekauft hat, den Vernichtungskrieg zur See mit vorantreibt. Amerikanische Kapitalisten als Kriegstreiberverein - ist das noch kreative Freiheit oder schon Geschichtsklitterei?
Klassiker-Neuverfilmung: "Homeland" mit Echolot
Die Kosten:
Das von Bavaria Fiction und Sky produzierte Serienprojekt, das jetzt zur Free-TV-Auswertung ans ZDF verkauft wurde, soll nach Bavaria-Angaben 26,5 Millionen Euro verschlungen haben. In Kosten pro Sendeminute gerechnet ist "Das Boot" demnach teurer als die Mammut-Produktion "Babylon Berlin" (3. Staffel ab dem 24. Januar bei Sky). Die Kosten dürften sich inzwischen amortisiert haben, die Serie wurde in über hundert Länder verkauft.
Die Zukunft:
Zurzeit wird an der zweiten Staffel von "Das Boot" gearbeitet, sie soll noch in diesem Jahr ausgestrahlt werden. Einen Teil der Finanzierung übernimmt jetzt das neu gegründete, in London ansässige Unternehmen Sky Studios, das sich als europäischer Serienlieferant in Position bringt. Von hier aus will man den großen US-Streaminganbietern, die sich für den internationalen Verdrängungswettbewerb rüsten, Paroli bieten. So wird "Das Boot" zur Waffe in den Streaming Wars von Netflix, Amazon, Apple und Co.
Das Fazit:
Das Re-Boot ist ein so gewagter wie bildgewaltiger Achtteiler, der das Kriegsepos nach den Regeln aktueller Highendserien erzählt - "Homeland" mit Echolot.
Die ausführliche Analyse: