Toyota Yaris Hybrid: Sparsam und bescheiden
Autogramm Toyota Yaris Hybrid Stromanschluss für alle
DER ERSTE EINDRUCK: Gut sieht sie aus, die Hybridversion des Toyota Yaris. Zwar haben die Japaner im Vergleich zum konventionell angetriebenen Modell nur Frontschürze, Scheinwerfer und Rückleuchten geändert, doch so wird aus langweiliger Massenware ein Kleinwagen im dezenten Hightech-Look, der den normalen Modellen auch ganz gut täte.
Das gilt erst recht für den Innenraum, wo jetzt einige himmelblaue Konsolen das graue Einerlei auflockern. Warum es allerdings nicht für einen ordentlichen Schaltknauf gereicht hat und der Knüppel der Automatik dünn ist wie eine alte Auto-Antenne, das muss man nicht verstehen...
DAS SAGT DER HERSTELLER: Toyota will mit dem Yaris endlich auch in Deutschland den Hybrid-Durchbruch erzwingen. Ein Normverbrauch von 3,5 Liter und ein CO2-Ausstoß von 79 Gramm je Kilometer soll auch die hierzulande so populären Dieselmodelle ausstechen. Die Japaner erwarten einen Verkaufsanteil von mindestens 20 Prozent. In diesem Jahr sollen es noch 5000, im nächsten dann mehr als 7000 Yaris-Hybrid-Zulassungen werden. Und der Wagen ist für Toyota nicht der einzige Pfeil im Köcher: In ein paar Wochen folgt der Prius+ als erster Van mit Hybridantrieb.
Mittelfristig werde es bei Toyota fast jede Baureihe auch als Teilzeitstromer geben, deuten die Manager an und nennen als nächste Kandidaten den Kompakt-SUV RAV-4 und das Mittelklasse-Modell Avensis. Um den Dieselantrieb dagegen kümmert sich bei Toyota kaum jemand mehr. Was an Selbstzündern noch gebraucht wird, übernimmt Toyota künftig aus der Kooperation mit BMW.
DAS IST UNS AUFGEFALLEN: Dass der Yaris mit einer Systemleistung von 100 PS zwar nicht so spritzig ist, wie es Toyota behauptet, dass er dafür aber tatsächlich sehr sparsam fährt. Weil eine Akkuladung bei Tempo 50 im besten Fall für zwei Kilometer rein elektrisches Fahren reicht und der E-Motor zudem beim Anfahren hilft, fällt die Verbrauchsanzeige schnell unter fünf Liter.
Beeindruckend ist dabei immer wieder, wie der Innenraum im E-Betrieb zu einer Oase der Ruhe wird und man nichts hört außer der Klimaanlage und dem Radio. Wer diesen Genuss maximieren möchte, der drückt die EV-Taste und zwingt den Benziner so lange zum Schweigen, bis der Akku leer ist. Und wer den Verbrauch optimieren möchte, drückt auf den ECO-Schalter. Der bremst den Elan des Yaris dann allerdings derart, dass man nun wirklich nicht mehr von einem Stadtflitzer sprechen kann.
Auch jenseits des Ortschilds ist es mit der Dynamik nicht weit her. Wer kräftig aufs Gas tritt und damit das stufenlose Getriebe zum Drehzahlrausch verleitet, denkt unwillkürlich an Shakespeares "Viel Lärm um Nichts". Bei Beschleunigen auf Tempo 100 vergehen 11,8 Sekunden und erst mit viel Anlauf wird die Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h erreicht. Aber wie heißt es so schön: Man kann nicht alles haben. Und für die Langstrecke gibt es ohnehin bessere Autos als einen Kleinwagen - egal mit welchem Antrieb.
DAS MUSS MAN WISSEN: Um den Durchbruch zu schaffen, hat Toyota einen Kampfpreis kalkuliert. Für 16.950 Euro ist der Yaris Hybrid nicht nur gut 2000 Euro billiger als der andere Hybrid-Kleinwagen Honda Jazz, sondern er kostet zudem 6000 Euro weniger als die Hybridvariante des Auris und liegt 10.000 Euro unter dem Prius. Selbst den Vergleich mit den konventionellen Motorvarianten muss er nicht scheuen. Zwar sind die Benziner- und Diesel-Varianten billiger. Doch dafür ist das Hybridmodell besser ausgestattet, nämlich mit Navigationssystem, Automatik und Klimaanlage.
Technisch ist der Yaris Hybrid ein geschrumpfter Prius. Dessen Antriebstrang haben die Ingenieure für den Einsatz im Yaris deutlich verkleinert und auf 201 Kilo abgespeckt. Der 74 PS starke Benziner hat 1,5 statt 1,8 Liter Hubraum und bringt 17 Kilo weniger auf die Waage. Die Leistungsverzweigung, die wie eine stufenlose Automatik wirkt und das Zusammenspiel mit der maximal 61 PS starken E-Maschine regelt, ist um elf Kilo leichter. Und der 120 Zellen große Akku wiegt ebenfalls elf Kilo weniger. Platziert ist der Stromspeicher unter der umklappbaren Rückbank und schmälert daher nicht den Kofferraum mit 286 Liter Volumen.
DAS WERDEN WIR NICHT VERGESSEN: Die 4,4 Liter, die der Bordrechner am Ende unserer zweistündigen Testfahrt durch die Stadt und über Land anzeigte. Das ist ein Praxiswert, den man mit manchem weniger leistungsstarken Diesel nicht so leicht schafft. Leider ist auch der Sound nicht viel angenehmer als bei manch einem Diesel. Und ganz egal mit welchem Antrieb man unterwegs ist - für einen Stadtwagen würden wir uns einen kleineren Wendekreis wünschen.