Die US-Wirtschaft steht hervorragend da. Ganz anders als die deutsche derzeit. Der neue US-Generalkonsul Brian Heath hält nichts von zu viel Pessimismus – trotz Donald Trump.
Die US-Wirtschaft hat sich zuletzt – trotz aller vergifteten Politik – blendend entwickelt: Die Inflation ist runter, das Wachstum hoch. Vor allem bei der Produktivität ist Amerika den anderen G-7-Staaten enteilt. Der Pro-Kopf-Output liegt in den USA um 30 Prozent über dem in Westeuropa und Kanada. Diese Lücke hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt. Der Grund: „Eine Kultur, die auf Innovation und Anpassungsfähigkeit beruht“, meint der neue US-Generalkonsul Brian Heath bei seinem Redaktionsbesuch.
Ruinöser Handelskonflikt
Ganz anders dagegen ist die Lage derzeit in Deutschland. Die Unternehmen ringen mit hohen Energiepreisen, sinkender Nachfrage und wachsender Konkurrenz aus China, einer nicht funktionierenden Regierung – und obendrein der Aussicht, mit der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus in ruinöse Handelskonflikte hineingezogen zu werden.
Der US-Berufsdiplomat mit viel Verwaltungserfahrung, zuletzt an der US-Botschaft in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, warnt aber vor zu viel Pessimismus. Die Bilanz der europäisch-amerikanischen Beziehungen, auch in Trumps erster Amtszeit, falle positiv aus: „Handel und Investitionen sind gewachsen“, so Heath.
Unberechenbarkeit als Taktik
Niemand weiß, Stand heute, was die neue Trump-Regierung wirklich vorhabe. „Wahlkampfrhetorik ist das eine, die harten Realitäten des Regierens das andere“, meint Heath. Die deutsche Reaktion auf Trump sei für ihn ein klarer Fall von „German Angst“, jener Mischung also aus überzogener Mutlosigkeit und Zukunftsängsten. Andere Experten warnen vor Trumps Taktik der Unberechenbarkeit: Einschüchtern und Einsammeln.
Für deutsche Unternehmen, zumal die aus Baden-Württemberg, steht allerdings viel auf dem Spiel: Die USA sind mit Abstand der größte Absatzmarkt. 2023 exportierte Deutschland dorthin Waren im Wert von 158 Milliarden Euro, rund 10 Prozent der deutschen Gesamtausfuhren. In Baden-Württemberg machte der Handel mit USA im vergangenen Jahr sogar fast 15 Prozent der Ausfuhren aus. Sie beliefen sich auf mehr als 36 Milliarden Euro. Nach Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts könnten deutsche Exporte um bis zu 15 Prozent einbrechen, wenn der neue Präsident bei seinen Plänen bliebe, auf alle Importe Zölle von 10 bis 20 Prozent zu erheben.
Sollten die Importe aus China aber mit Zöllen von 60 Prozent belegt werden, könnten Waren aus Deutschland, die mit chinesischen konkurrieren, profitieren. Diese könnten auch von einem stärker werdenden Dollar profitieren, mit dem viele Beobachter rechnen, wenn ein Trumpscher Strauß aus Zöllen und Steuersenkungen die Inflation anheizen und die Zinsen hoch halten würde.
US-Diplomat Heath zeigt sich höchst interessiert an hiesigen neuen Technologien. „Da steht Baden-Württemberg an der Spitze in Deutschland“, meint er, nennt beispielhaft das Cyber Valley, die Verwaltungs-KI F13 oder Klimatechnologien. Deshalb hätten auch Google und Microsoft in „The Länd“ investiert.
Mittelständler mit Chancen
Viele Firmen, darunter die Autobauer Mercedes-Benz, BMW oder Volkswagen, produzieren bereits in den USA. Auch sie wären vor Zöllen geschützt. Kleineren Mittelständlern – 90 Prozent der Mitglieder des Verbands der Maschinenbauer (VDMA) haben weniger als 250 Beschäftigte – würde es aber schwer fallen, eine Fabrik in den USA zu errichten. Südwest-VDMA-Geschäftsführer Dietrich Birk sieht aber nicht nur schwarz.
Er rechnet damit, dass Trumps zweite Amtszeit „die transatlantischen Handels- und Investitionsbeziehungen nochmals spürbar belastet“. Doch sieht er auch Chancen: „Unsere Unternehmen bieten die erforderlichen Produkte an, um die von Trump angestrebte Re-Industrialisierung der USA umzusetzen.“ Und US-Diplomat Heath beruhigt: Ein wirtschaftlich wieder erstarktes Europa sei im Interesse der USA. Vor allem Deutschland sei „einer unserer wichtigsten Verbündeten“ mit „ einer führenden Rolle in Europa“.