Zugegeben: Rheinland-Pfalz war schon immer ein blinder Fleck auf meiner Landkarte. Ich hatte das Bundesland stets im Süd-Westen der Republik verortet – aber wusstet Ihr, dass der nördlichste Zipfel von Rheinland-Pfalz ungefähr auf dem selben Breitengrad wie Köln liegt? Auf jeden Fall aber nördlicher als Bonn? Und genau in diesem Zipfel von Rheinland-Pfalz liegt die kleine Stadt Hachenburg mitten im Westerwald. Dort wohnt ein Freund unserer syrischen Schützlinge, der uns schon einige Male in Minden besucht hatte. Da wir unseren Kurzurlaub im Sauerland nur knapp eine Autostunde von Hachenburg entfernt verbracht hatten, bot sich endlich die Gelegenheit, unserem Syrer aus dem Westerwald einen Gegenbesuch abzustatten!
Hachenburg: Wochenendurlaub im Westerwald
Der Westerwald macht seinem Namen alle Ehre: Die Route nach Hachenburg führt tatsächlich durch extrem viel Wald, kurz vor Hachenburg aber vor allem über grüne Hügel. Eine Landschaft, die mich an die Welt der Teletubbies erinnerte! Nur eines gibt es hier nicht: Größere Städte! Auf dem Weg von Frankenberg nach Hachenburg fuhren wir gleich durch zwei der entlegendsten Regionen mitten in Deutschland – das Sauerland und den Westerwald.
Hachenburg selbst liegt auf einer Bergkuppe und ist mit einer Fläche von nur 21.42 Quadratkilometern der zweitgrößte Ort im Westerwaldkreis. Die Stadt hat zwar nur knapp 6000 Einwohner, aber eine überraschend große Ansammlung bedeutender und hochklassiger Bauwerke. Für eine Stadt dieser geringen Größe bietet Hachenburg ein beeindruckende Auswahl ganzer Ensembles und Denkmäler. Die meisten Gebäude der Innenstadt sind ohne größere Zerstörungen bis heute erhalten geblieben. Außerdem wurden viele Häuser in den letzen Jahrzehnten aufwendig saniert. Leider fand am Tag unseres Besuches das sogenannte Löwenfest in der Stadt statt, weswegen die kleine Fußgängerzone und der Alte Markt mit dem Löwenbrunnen voller Menschen und Buden waren – dafür wurden wir jedoch mit einem tiefblauen, geradezu unwirklich blauem Himmel entschädigt.
Der geschichtsträchtige Alte Markt ist das Zentrum und die „gute Stube“ von Hachenburg. Hier treffen sich die Einheimischen in den schönen Cafés und genießen bei Kaffee und Kuchen die Atmosphäre der historischen Stätten. Der Platz ist rechteckig neben dem Schloss angelegt. Mit der Evangelischen Schlosskirche (St. Katharinenkirche) und der Katholischen Kirche (ehem. Franziskanerkirche) befinden sich hier auch zwei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der kleinen Stadt im Westerwald.
Hachenburg bietet viele architektonische Höhepunkte
Da uns der Trubel auf dem Marktplatz und der Wilhelmstraße zu groß war, bummelten wir durch eine Seitenstraße (die Friedrichstraße) den Schlossberg wieder hinab. Abseits der Haupteinkaufsstraße fanden wir einige der schönsten Fachwerkhäuser von Hachenburg. In den Gassen befinden sich auch noch kleine Läden, Restaurants und sogar ein Boutiquehotel.
Nach dem Stadtbummel ging es dann wieder zurück zu unserem Freund. Bevor wir uns auf den Heimweg machten, wurde uns noch ein syrisches Festmahl serviert. Und natürlich haben wir noch zusammen eine Shisha geraucht.
Auch wenn unser Aufenthalt in Hachenburg nur wenige Stunden dauerte, haben wir einen guten Eindruck von der Kleinstadt im Westerwald bekommen. Dass ausgerechnet an diesem Tag das Löwenfest stattfand, war Fluch und Segen zugleich: Zwar sprüht die Innenstadt aufgrund des verkaufsoffenen Sonntages und den vielen Ständen vor leben – was in dieser entlegenen Region vermutlich nicht häufig der Fall ist. Jedoch hätte ich gerne eine ruhige Auszeit in einem der Cafés auf dem Marktplatz genossen, was an diesem Tag aufgrund der vielen Stände und Imbissbuden leider nicht möglich war.
Doch solange unser Freund in Hachenburg wohnt, wird es sicher nicht unser letzter Ausflug in die Perle des Westerwaldes gewesen sein. Wir kommen gerne wieder!