Panorama

Nachwuchs mit eigenem TV-Kanal Thailand frönt dem Panda-Kult

Panda-Nachwuchs in Gefangenschaft ist extrem selten, da die Tiere die Lust an der Paarung verlieren.

Panda-Nachwuchs in Gefangenschaft ist extrem selten, da die Tiere die Lust an der Paarung verlieren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schwere Geburt: Chuang Chuang und Lin Hui haben einfach keine Lust, sich fortzupflanzen. Selbst Panda-Pornos helfen nicht. So züchtet der Zoo von Chiang Mai ein Panda-Junges. Seitdem sind die Thailänder im Fieber.

Usa Limprasert ist Panda-Fan - und für diese Leidenschaft nimmt die Thailänderin auch Ärger mit ihrem Mann in Kauf. Denn Usa Limprasert verfolgt den Panda-Kanal, der jede Bewegung von Panda-Mädchen Linping sendet, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Und weil sich der phlegmatische Bär nicht so oft bewegt, fasst zwei Mal täglich eine Spezialsendung die aufregendsten Minuten zusammen.

"Mein Mann beschwert sich schon: 'Du schaust nur dem Panda zu, wie er schläft oder Bambus frisst', sagt Usa Limprasert. "Das nervt ihn manchmal. Aber wir haben jeder ein eigenes Fernsehgerät." Seit Linping als erstes in Thailand gezüchtetes Panda-Jungtier zur Welt kam, frönt das südostasiatische Land dem Panda-Kult.

Panda-Pornos fruchten nicht

Zuvor hatte der Zoo von Chiang Mai im Norden des Landes jahrelang erfolglos versucht, Panda-Nachwuchs zu bekommen. Alle Versuche, Linpings Eltern zu einer traditionellen Zeugung zu bewegen, waren gescheitert.

Gemütlich, bisweilen faul: Panda-Bären kann nichts so schnell aus der Ruhe bringen.

Gemütlich, bisweilen faul: Panda-Bären kann nichts so schnell aus der Ruhe bringen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Nachzucht der knuddeligen Bären im Zoo ist ausgesprochen schwierig, weil sie in Gefangenschaft nur wenig Lust zum Paaren haben. 2006 wurde Vaterbär Chuang Chuang gar eine kohlenhydratarme Diät zum Abspecken verordnet, um ihn fit zu machen für das Liebesspiel mit Partnerbärin Lin Hui. Danach bekam er Videoclips der erfolgreichen Paarungen von Artgenossen gezeigt. Doch auch die Panda-Pornos blieben ohne Ergebnis. Und auch nachdem das lustlose Paar vorübergehend in die Kälte verbannt worden war, reagierte es - zurück im Warmen - nicht mit der gewünschten heißen Leidenschaft.

Ein Panda-Mädchen wie ein Junge

Schließlich brachte die künstliche Befruchtung von Weibchen Lin Hui im zweiten Anlauf den ersehnten Nachwuchs. "Seit ihrer Geburt ist Linping ein Superstar. Sie macht die Leute einfach glücklich", sagt Chef-Pandapfleger Anuwong Wongwichian. "Sie ist verspielt und manchmal ein Dickkopf, hat einen Charakter wie ein Junge."

Wie in Deutschland der Eisbär Knut oder der verstorbene Orakel-Krake Paul ist Linping in Thailand Kult. An einem Preisausschreiben zur Namenssuche nahmen 22 Millionen Menschen teil. Der schließlich gewählte Namen Linping bedeutet im Chinesischen "Eiswald" und ist eine Verbindung des Namens von Mutter Linhui ("Schöner Wald") und des Ping-Fluss in Chiang Mai.

Gefahr aus China droht

Doch der Hype um das Panda-Mädchen könnte bald ein Ende haben. Linpings Eltern sind nämlich eine Leihgabe Chinas. Am zweiten Geburtsta g Linpings im Mai könnte China deshalb seinen Anspruch auf den Nachwuchs geltend machen. Der Zoo von Chiang Mai hofft, die Abreise von Linping hinauszögern zu können. "Bei einem Nein müssen wir nachhaken und alles versuchen, weil die Thailänder Linping so lieben", sagt der Leiter des Panda-Projektes, Prasertsak Boontrakulpoontawee. Für den Zoo sei das Bärchen ein Segen: Die Besucherzahlen sind seit Linpings Geburt um 30 bis 40 Prozent gestiegen.

Trotz der ungewissen Zukunft plant der Zoo weiter: Längerfristig soll ein weiteres Pandajunges gezüchtet und ein Forschungszentrum für Pandas eingerichtet werden. In der thailändischen Tierwelt hält sich die Begeisterung für Linping vermutlich dagegen in Grenzen: Als sich das Land nach ihrer Geburt im Panda-Rausch befand, griffen einige Witzbolde zum Pinsel. Kurzerhand wurden thailändische Elefanten und sogar ein paar Krokodile schwarz-weiß angestrichen.

Quelle: ntv.de, Kelly Macnamara, AFP

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