Eine einsame Teenagerin wird von ihren Mitschülerinnen gemobbt und ihrer Mutter gedemütigt – bis Carrie entdeckt, dass sie mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet ist und beschließt, sich an ihren Peinigerinnen zu rächen. Es ist der Auftakt zu einer der größten Erfolgsgeschichten der Gegenwartsliteratur. Geschrieben hat ihn Stephen King, mit dessen Namen, der auf dem Buch-Cover mittlerweile größer prangt als der Titel, so ziemlich jede*r etwas anfangen kann – selbst wenn man so gar nichts mit dem Genre gemein hat, für das King weltberühmt ist.
Doch Stephen King ist, neben Peter Straub, nicht nur der bekannteste Vertreter der Horror-Literatur, sondern auch einer der meistgelesenen Autor*innen überhaupt: Mit über 400 Millionen verkauften Büchern gehört King zu den 20 erfolgreichsten Schriftsteller*innen aller Zeiten. Sein Werk umfasst über 60 Romane, darunter die Welthits Shining und Es, dazu mehr als 100 Kurzgeschichten, etliche Novellen, Drehbücher, Gedichte, Essays und Sachbücher. Stephen King schreibt ununterbrochen, mindestens 1000 Wörter täglich – ans Aufhören denkt der chronische Bestseller-Autor noch lange nicht. Kings neues Buch nennt sich Ihr wollt es dunkler.
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Nur welche Werke des Horror-Meisters lohnen sich wirklich? Und was ist die richtige Reihenfolge, in der man sie lesen sollte – chronologisch, nach Genres oder Verkaufszahlen? Wir geben Ihnen eine Orientierung mit unserem Ranking. Nachfolgend die zehn besten Bücher von Stephen King. Buuuh!
Für King-Fans, die mit den Fantasy-Romanen um den Revolvermann Roland Deschain von Gilead bislang nicht warm geworden sind, ist es eine günstige Gelegenheit, in die achtbändigen Saga "reinzuschnuppern". Denn der vierte Band Glas bietet eine nahezu eigenständige Geschichte, wie man sie bei Der Dunkle Turm nur selten bekommt. Die Story, die direkt nach dem Ende von Tot einsetzt, lässt Roland in seine frühe Jugend zurückkehren, wartet mit wilden Saloon-Schießereien und Reiterangriffen sowie der ultimativen Hexe als Antagonistin auf und erzählt – teilweise etwas sehr kitschig – von der Liebe seines Lebens, Susan Delgado. Zugegeben, Romanzen sind nicht gerade Kings Stärke, aber Fans des Zyklus, den King selbst als sein wichtigstes Werk bezeichnet, bekommen ein stark gezeichnetes Porträt des Revolverhelden als junger Mann, voller jugendlicher Naivität, die in einer unvermeidlichen Tragödie mündet.
Der Buchtitel könnte, vor allem in Hinblick auf Sprache und Inhalt, auch ein Springsteen-Song sein, gemeint ist aber wiederum das Lied von Donovan, Atlantis, und eine Kartenrunde einer Studentenverbindung, die "Hearts" spielt. Der Band aus fünf zwischen 1960 und 1999 angesiedelten Geschichten, davon zwei längere und drei Novellen, ist Stephen Kings (persönliche) Auseinandersetzung mit den Sechzigerjahren, besonders politischen Katastrophen wie Vietnamkrieg, Kubakrise und Kennedy-Attentat sowie den daraus resultierenden Folgen für die "Lost Generation". King war zwar nie als Soldat in Vietnam, doch in diesem Buch brachte er den pseudoideologischen US-Amerikaner*innen von damals die schonungslose Wahrheit bei.
Low Men In Yellow Coats ist ein fesselndes übersinnliches Erzählwerk, das an den Mythos von Der Dunkle Turm erinnert, drei weitere Erzählungen befassen sich auf unterschiedliche Weise mit den Schrecken von Vietnam. Höhepunkt ist allerdings die Titelgeschichte, eine präzise Charakterstudie über die Strapazen des Colleges, die dadurch drohende Einberufung zum Militärdienst und eine zum Scheitern verurteilte Liebe. Bei Atlantis war Stephen King so weit weg vom Horror wie nie zuvor und danach. Mit seiner Prosa war der Autor literarisch jedoch derart gereift, dass er das ihm zu Unrecht aufgeklebte Genre-Etikett endgültig loswerden konnte.
Neben Friedhof der Kuscheltiere präsentiert Stephen King hier womöglich den dunkelsten Horror ohne Hoffnung. Denn in der Lebensgeschichte von (Ex-)Junkie und E-Gitarren-Nerd Jamie Morton und dem Fernsehprediger Charles Jacobs scheint wahrlich keine Sonne. Zentrales Thema des Buches ist die Frage nach der Existenz von Glauben, Gott und dem Leben nach dem Tod, die Jacobs anhand grausamer Experimente zu ergründen versucht. Diese durchgeknallte Elektrowissenschaft gepaart mit Kings Anspielungen auf seine Idole Mary Shelley, Bram Stoker oder H. P. Lovecraft machen Revival zu einem modernen Frankenstein-Klassiker und einem von Stephen Kings düstersten und zugleich besten Romanen.
Wenn es nach Stephen King gegangen wäre, hätten die vier Novellen bereits deutlich früher erscheinen sollen. Doch für den Verlag war er schließlich der große Horror-Autor – und keiner, der sich mit irdischen Geschichten beschäftigt. Dabei ist Frühling, Sommer, Herbst und Tod nicht nur Kings beste Kurzgeschichtensammlung, sondern beinhaltet für nicht wenige auch einige der besten Texte seiner Karriere.
Der kulturelle Einfluss war zudem gigantisch: Sie enthält das Ausgangsmaterial für zwei der beliebtesten Filme aller Zeiten, das Gefängnis-Drama mit Happy End, Die Verurteilten, und die Coming-of-Age-Story à la John Steinbeck, The Body, aus dem Rob Reiner Die Leiche machte. Hinzu kommen Der Musterschüler, eine amoralische Nazi-Erzählung, sowie Atemtechnik, ein rührendes Gesellschafts-Dilemma. Mit Frühling, Sommer, Herbst und Tod hat King bewiesen, dass sich das Grauen nicht ausschließlich dann einschleicht, wenn die Begriffe Horror und Monster im Klappentext auftauchen.
Noch berühmter als Kings berühmtes Buch ist nur noch der gleichnamige Film von Stanley Kubrick, der drei Jahre später erschien. Und obwohl die Grundzüge der Handlung dieselben sind, hasste King die Adaption, weil der Regisseur in allen wichtigen Punkten (Charaktere, Atmosphäre, Tonfall) von der Vorlage abwich. So strich Kubrick das Thema Alkoholismus (King war damals selbst ein alkoholkranker Vater) nahezu komplett, die klassischen Horrorelemente blendete er ebenfalls weitgehend aus. Dazu setzte er den Schwerpunkt nicht auf das Böse des Overlook-Hotels, sondern den dem Wahnsinn verfallenden Jack Torrance, der in Persona von Jack Nicholson die gesamte Aufmerksamkeit – selbstverständlich – auf sich zieht. Am deutlichsten wird der subtile Kontrollverlust des Hauptdarstellers durch ein von Kubrick eingeführtes, überaus wirkungsvolles Element. Torrance tippt tagelang einen einzigen Satz auf seiner Schreibmaschine: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen."
Die oft vorgebrachte Kritik, King sei nicht in der Lage, seine Leser*innen originell zu erschrecken, greift hier zum ersten Mal. So beweist sich der US-amerikanische Autor zwar als sorgfältiger Storyteller, seine Gruselgeschichten in Shining jedoch sind nur teilweise als solche erfahrbar. Der wahre Horror darin ist keine gewalttätige Offenbarung, sondern vielmehr eine auf einem Spuk beruhende, langsam verlaufende menschliche Tragödie, die einen Schlüsselroman der übernatürlichen Literatur begründete.
Eigentlich sollte der Roman – wie bei Kings Publikationen ohne übernatürliche Elemente damals üblich – unter seinem langgeführten Pseudonym Richard Bachman erscheinen. Nachdem ihn der Buchhändler Stephen Brown jedoch entlarvt hatte, wurde Sie schließlich als offizielles Stephen-King-Buch veröffentlicht. Bereits der Originaltitel, der sowohl auf die vorkommende Romanfigur als auch das menschliche Leid verweist, könnte passender nicht sein.
Der Schriftsteller Paul Sheldon wird nach einem Unfall von Annie Wilkes, einem verrückten Hardcore-Fan, festgehalten und gequält, damit er seine literarischen Ambitionen aufgibt und zu den Büchern zurückkehrt, die ihn bekannt gemacht haben und die Annie so liebt. Doch der Autor weigert sich – ein brutales Psycho-Kammerspiel beginnt.
In dem Buch macht sich King Gedanken über seine wachsende Popularität als Autor, äußert aber auch seine Angst vor Kontrollverlust. Im Gegensatz zu Musik- und Filmstars waren Schriftsteller stets die schüchternen, unsichtbaren Künstler, die nie über dem eigenen Werk standen – bis zu Stephen King. Misery, 1990 mit Kathy Bates (Oscar als beste Hauptdarstellerin) verfilmt, ist vielleicht Kings verstörendster Roman und eine clevere Metapher für seine damalige Kokainsucht, wie er erst später feststellte.
Kings Kritiker*innen bemängeln häufig, sein Stil sei zu langatmig. Nun, einerseits schweift der Autor in seinem längsten Roman tatsächlich öfters ab, verzettelt sich und gerät ins Schwadronieren. Andererseits ist nur die komplette Fassung von The Stand die einzig wahre. Bei seiner Ersterscheinung im Jahr 1978 erschien das Buch um 400 Seiten gekürzt – King war dem Verlag (noch) nicht berühmt genug. Erst die 1990 veröffentlichte "Extended Version" mit 1152 Seiten wird dem Umfang der Geschichte gerecht.
Dadurch wird Captain Trips, ein vom Militär geschaffenes, tödliches Virus, weniger zur Hauptbedrohung als Mittel zum Zweck. Die in den USA grassierende Seuche hat nahezu die gesamte US-Bevölkerung ausgelöscht. Die wenigen Überlebenden finden sich in zwei Lagern zusammen und treten, Gut gegen Böse, zum "letzten Gefecht" an. Der mysteriöse, mit dunklen Mächten verbundene Randall Flagg verfolgt bei dem apokalyptischen Chaos seine ganz eigenen Pläne. Doch auch die anderen vielschichtigen Charaktere sind überaus gelungen dargestellt, leider teilweise mit etwas zu viel Humor an der falschen Stelle. The Stand ist ein unglaublich ehrgeiziges Buch, das King jedoch bemerkenswert umgesetzt hat – als überwältigendes amerikanisches Epos über Tod und Wiedergeburt.
Ein Mann soll in die Vergangenheit reisen, um das Attentat auf den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy durch den mutmaßlichen Fernschützen Lee Harvey Oswald zu verhindern. Ein beliebtes Gedankenspiel, das schon oft Gegenstand (kultur-)historischer Theorien zur nachträglichen Veränderung der Weltgeschichte war.
Die Idee zu diesem Zeitreise-Roman hatte King bereits seit seiner Jugend, genauer seit besagtem Attentat. Nach jahrzehntelanger Schreibarbeit, bei der Stephen King vor allem auf korrekte Details der Geschichte achten musste, präsentierte er mit Der Anschlag einen monumentalen, hochspannenden Thriller mit deutlicher Kritik an Staat, Polizei und Justiz sowie eine komplizierte Liebesgeschichte zwischen dem Zeitreisenden Jake Epping und der Schulbibliothekarin Sadie Dunhill. Das Ende des Romans (vielleicht Kings bestes) mag für viele nicht befriedigend sein, zwingend notwendig war es jedoch allemal.
In der bereits mehrfach verfilmten Story vereinte Stephen King alles, was ihn bis dato ausmachte: Ein liebevoll beschriebenes, semiprovinzielles Amerika der 1950er und -80er, eine Kinder verschlingende Kreatur und eine verstoßene Clique mit einem großen Glauben an die Macht von Freundschaft und Vorstellungskraft (siehe Stranger Things). So sind es diese detailliert erzählten Elemente, die Kings populärstes Werk auch heute noch begeistern lassen. Zudem besitzt Es viele schrecklich erschütternde Momente, besonders die finale Konfrontation des jeweiligen Teils (zwei Zeitlinien, 1958 und 1985) ist ein rasanter Ritt durch den King-Kosmos und der Twist der Handlung raffiniert.
Eine Bande aus sieben Kindern ("Klub der Verlierer") – nicht ohne das ein oder andere Klischee – muss in der fiktiven kleinen Stadt Derry nicht nur gegen eine andere Gang, sondern auch gegen ein grausames Monster kämpfen. "Es" ist ein Außerirdischer, der die Erde vor Jahrtausenden mit einem Kometen betrat, in Tiefschlaf verfallen ist und alle 27 Jahre als Gestaltwandler sein Unwesen treibt. Die Formen, die Pennywise annimmt, haben die Logik von Albträumen. "Es" verkörpert die Angst der Kinder, die, da sie ihrer Fantasie entspringt, auch nur von der Fantasie besiegt werden kann. Allerdings übertreibt es King mit seinen Monstern, die zum einen in ihrer Erscheinung zu gewöhnlich sind (Werwölfe, Frankenstein, weißer Hai) und zum anderen zu oft an zu offensichtlicher Stelle auftauchen. Bei all dem Blutrausch: Die besten Stellen sind die, in denen King den romantisierten Mythos des Sommers seiner Kindheit in Maine beschreibt – und am Ende eine bittere Pointe setzt: Aus den Kindern sind Erwachsene geworden, deren Erinnerungen an sich nach und nach verblassen und die vergessen haben, dass "Es" jemals existiert hat.
Mit dem Clown und Kinderfresser Pennywise hat King wohl sein ikonischstes Monster geschaffen (wer fürchtet sich heute nicht vor Clowns?), das so brutal, riesig und umfangreich erscheint, wie der über 1000 Seiten dicke Roman selbst – allein der Titel ist genial. Doch wie bei den besten Stephen-King-Büchern geht es auch hier in Wirklichkeit um die Liebe, die einem hilft, gegen die Dunkelheit zu bestehen.
Stephen Kings Ehefrau Tabitha beschrieb Friedhof der Kuscheltiere einmal als "schrecklich, aber zu gut, um nicht gelesen zu werden". Bis heute gilt es als Kings kommerziell erfolgreichstes Werk, obwohl oder eben gerade, weil es sein gruseligstes ist. King, der das Buch nur widerwillig veröffentlichte, da er es selbst zu krass fand, hat damit in der Tat pechschwarze Abgründe entworfen.
Er erzählt von einer jungen Familie, die ins ländliche Maine zieht. Eine viel befahrene Straße nahe dem Haus ist der vermeintliche Anfang vom Ende einer tragischen Vater-Sohn-Beziehung, als dort nach der Katze auch der fünfjährige Gage von einem Lastwagen getötet wird. Beide werden auf einer Lichtung im Wald hinter dem Haus begraben, wo bereits Generationen von Kindern ihre Haustiere beerdigt haben – wobei nicht alle dort bleiben. Und das wahre Grauen kommt erst noch, dahinter, auf der versteckten Indianer-Grabstätte.
Die Untoten, die dem höllengleichen Friedhof entspringen, jagen einem mehr Schrecken ein als jede andere, übernatürliche Kreatur aus Kings Büchern, und auch Louis Creeds einsame Trauer ist nur schwer auszuhalten. Doch unter all den Bildern von Tod und Verfall ist es eine Bestattungsszene in der Mitte des Romans, die das meiste Unbehagen hervorruft – eine allgegenwärtige Erfahrung im Leben der Menschen, in der das größte Potenzial für wahren Horror steckt. "Manchmal ist es besser, tot zu sein", heißt es an einer Stelle, und es fällt beim Lesen schwer, dem zu widersprechen. Man kann die Vergangenheit nicht ändern. Man sollte sie nicht ändern.
Anmerkung: Die Auflistung ist keine universelle und endgültige Bestenliste, sondern lediglich eine subjektive Einordnung des Redakteurs, die sich an bestimmten Maßstäben orientiert und als Empfehlung für Interessierte dienen soll.