Konjunktur

Deutsche Wirtschaft schrumpft – Frankreich legt zu

Veröffentlicht am 15.02.2012Lesedauer: 4 Minuten

Die deutsche Konjunktur hat zum Jahresende 2011 einen Dämpfer erhalten. Frankreich schaffte dagegen überraschend ein Wachstum.

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Die deutsche Wirtschaft ist zum Jahresende 2011 wie erwartet geschrumpft. Insbesondere die Unsicherheiten infolge der Euro-Schuldenkrise und der weltweite Konjunkturabschwung bescherten der Wirtschaft einen Dämpfer.

Allerdings fiel das Minus der Wirtschaftsleistung etwas geringer aus als ursprünglich erwartet. Im vierten Quartal 2011 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

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In einer ersten Schätzung vom Januar hatten die Statistiker noch einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,25 Prozent erwartet. Für das Gesamtjahr 2011 bestätigte das Statistische Bundesamt das BIP-Wachstum von 3,0 Prozent. Die positiven Impulse im Schlussquartal kamen den Angaben zufolge ausschließlich von den Investitionen.

Vor allem der Bausektor habe deutlich mehr investiert als im Vorquartal. Hingegen wirkte sich der Außenhandel insgesamt negativ auf das BIP-Wachstum aus, und auch die zuletzt starken Konsumausgaben waren leicht rückläufig. Im Vorjahresvergleich habe sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft zum Jahresende zwar abgeschwächt. Dennoch habe die Wirtschaftsleistung auch im zweiten Jahr nach der tiefen Krise in allen Quartalen klar über dem Niveau des Vorjahres gelegen, betonten die Statistiker. Von Oktober bis Dezember 2011 war das BIP nach den Angaben um 1,5 Prozent höher als im Schlussvierteljahr 2010.

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Ökonomen blicken aber trotz des schwachen Schlussquartals 2011 zuversichtlich auf das Jahr 2012. „Die Krise im Euro-Raum bremst das Wachstum in Deutschland voraussichtlich nur vorübergehend. Schon ab der Jahresmitte ist – auch aufgrund von Nachholeffekten – wieder mit kräftigen Zuwächsen zu rechnen“, sagte der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner.

Auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ist zuversichtlich, dass sich die deutsche Wirtschaft im Lauf des Jahres wieder fängt. Nach dem leichten Rückgang werde sie wieder zu einem höheren Wachstum zurückfinden, sagte der FDP-Politiker. Darauf deute auch die Stabilisierung aktueller Konjunkturindikatoren hin. Die Wirtschaftspolitik müsse daher das Wachstumspotenzial stärken.

Frankreichs Wirtschaft wächst

Frankreichs Wirtschaft ist dagegen Ende 2011 überraschend gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte im Zeitraum von Oktober bis Dezember im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent zu, wie das nationale Statistikamt Insee mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hingegen hatten im Schnitt mit einem Rückgang um 0,1 Prozent gerechnet.

Im zweiten Quartal 2011 war die französische Wirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpft, im dritten mit 0,3 Prozent aber schon wieder gewachsen. Deutschlands Wirtschaft hatte im zweiten und dritten Quartal 2011 Wachstumsraten von 0,3 und 0,6 Prozent zu verzeichnen.

Frankreichs Finanzminister Francois Baroin sieht die Wirtschaft seines Landes auf gutem Weg, 2012 das von der Regierung erwartete Wachstum von 0,5 Prozent zu schaffen. „Jeder der drei Hauptbereiche der Wirtschaft – Außenhandel, privater Konsum und Investitionen – sorgte im letzten Quartal 2011 für einen positiven Beitrag“, erklärte Baroin.

Große Unterschiede in Europa

Auch Ungarns Wirtschaft ist Ende 2011 stärker als erwartet gewachsen. Wie die Statistikbehörde mitteilte, stieg das BIP gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,4 Prozent. Volkswirte hatten zuvor mit einem Zuwachs von nur 0,8 Prozent gerechnet. Gegenüber dem Vorquartal erhöhte sich die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent. Ursache der unerwartet positiven Entwicklung war nach Angaben der Statistiker, dass die ungarische Bauwirtschaft ihre seit fünf Jahren andauernde Talfahrt beendet zu haben scheint.

Die österreichische Wirtschaft ist Ende 2011 dagegen ebenso wie die deutsche geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt ging von Oktober bis Dezember gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurück, nachdem es von Juli bis September noch um 0,2 Prozent zugelegt hatte, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) mitteilte. Grund dafür war vor allem die Wirtschaftsflaute, die die Nachfrage nach Produkten „Made in Austria“ im Ausland sinken ließ.

Zwar konsumierten die Österreicher selbst mehr und auch Unternehmen fuhren ihre Investitionen hoch – konnten den Rückgang durch die sinkenden Exporte aber nicht auffangen. Im gesamten Jahr 2011 legte die Wirtschaft dank des Booms in der ersten Jahreshälfte um 3,1 Prozent zu.

Auch die niederländische Wirtschaft ist im Schlussquartal 2011 kräftig geschrumpft. Wie die Statistikbehörde mitteilte, sank das BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent und lag auch um 0,7 Prozent unter dem im Vorjahresquartal verzeichneten Niveau. Dabei unterschritt der Privatkonsum sein Vorjahresniveau um 1,8 Prozent. Im Gesamtjahr 2011 wuchs die Wirtschaft des Landes damit unter dem Strich um 1,2 Prozent.

Noch härter traf es Italiens Unternehmen: Die Wirtschaft des Landes hat ihre Talfahrt Ende 2011 beschleunigt und steckt in der Rezession . Die Summe aller produzierten Waren und Dienstleistungen schrumpfte zwischen Oktober und Dezember um 0,7 Prozent zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt mitteilte.

Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,5 Prozent gerechnet. Binnen Jahresfrist sank die Wirtschaftskraft um 0,5 Prozent und damit ebenfalls stärker als erwartet.

Reuters/dpa/dapd/cat

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