Die neuen Motorräder für den nächsten Frühling
Während hierzulande Motorräder gerade eingemottet werden, debütieren auf der Messe EICMA in Mailand die Bikes für Saison 2015. Darunter sind viele, die auf der Intermot in Köln noch verschwiegen wurden.
Die Intermot in Köln oder die EICMA in Mailand? Zwischen diesen terminlich dicht beieinander liegenden Messen müssen sich die Motorradhersteller für die Präsentation ihrer wichtigsten Neuheiten entscheiden. In diesem Jahr liegt der Fall etwas anders: Die Schau in der Lombardei (6. bis 9. November) feiert 100. Geburtstag, was eine große Bühne verspricht. Alle renommierten Hersteller stehen mit einem oder sogar mehreren neuen Modellen in den Startlöchern.
Vor allem die italienischen Marken haben ihre Neuheiten 2015 bisher nur sehr sparsam ans Licht kommen lassen. Von Aprilia erwartet man, dass die Vierzylinder-Powerbikes mehr oder weniger starke Modellpflegeeinheiten erhalten, im Falle der unverkleideten Tuono gibt es Gerüchte über einen von 1000 auf 1100 Kubikzentimeter wachsenden V4-Motor.
Schon raus ist, dass Ducati einen neuen 1,2-Liter-Motor in L-Konfiguration zeigen wird, der durch eine variable Ventilsteuerung glänzt. Das soll Laufkultur und Leistung steigern und zugleich den Verbrauch senken. Den größten Effekt könnte die Marke aus Bologna wohl erzielen, wenn sie das Triebwerk in die nächste Generation des Tourenmotorrads Multistrada einbaut. Bereits kurze Zeit im Internet zu sehen war eine im Hubraum vergrößerte Version des Superbikes 1199 Panigale. Auf dem schnell wieder zurückgezogenen Foto, das offenbar auf einer Händlerpräsentation entstanden war, war die Typenbezeichnung 1299 zu lesen.
Moto Guzzi baut Modellreihe California weiter aus
Auch Moto Guzzi hat sich für Mailand einiges vorbehalten. Von Insidern der Marke war zu hören, dass die Tourenmaschinenmodellreihe California mit 1400 Kubik-Motor ausgebaut wird. Das ist recht wahrscheinlich, denn Andeutungen dazu hatte Chefdesigner Mario Galluzzi bereits im Juli gemacht.
Die Katze bereits aus dem Sack gelassen hat vergangene Woche die Marke für Lifestyle-Bikes made in Italy, MV Agusta. In Varese hat man das Naked Bike Brutale 800 und dessen Derivat im Streetfighter-Look, Brutale 800 Dragster, von 125 auf nunmehr 140 PS aufgerüstet. Erkennbar ist der Kraftzuwachs am Kürzel RR. Ein Hingucker erster Klasse ist die Dragster dank der extremen Linienführung, den Speichenrädern und der rot-weißen Farbkombination.
Dass die sportlichen Motorräder derzeit auch einen Hang zum Schrumpfen haben, ist am Yamaha-Stand zu sehen. Dort gibt es erstmals das Modell YZF-R3 mit einem nur 321 Kubikzentimeter Hubraum fassenden Zweizylinder-Reihenmotor zu sehen, der 42 PS abgibt. Ebenfalls präsentiert wird die Neuauflage der potenteren YZF-R1, deren technische Daten der japanische Hersteller noch geheim hält. Um den derzeitigen Platzhirsch im Segment, die vor vier Wochen in Köln vorgestellte neue BMW S 1000 RR mit 199 PS aus 999 Kubikzentimetern zu toppen, wird ein großer Wurf nötig sein.
Nachfolger der Honda Africa Twin ist längst überfällig
Ebenfalls im Supersportsegment angesiedelt ist die neue Kawasaki Ninja H2, deren nicht homologiertes Sondermodell ebenfalls schon auf der Intermot stand. Für Mailand hat die Marke die Vorstellung der zulassungsfähigen Version angekündigt, schweigt aber auch zu den technischen Daten. Für den neuen 1,0-Liter-Vierzylinder-Kompressormotor, der brillante Beschleunigungswerte ermöglichen soll, sind über 200 PS denkbar. Auch einen Mittelklasse-Cruiser bringt Kawasaki mit zur EICMA: Der Vulcan S soll illustrieren, wie solche Bikes zur gesteigerten Nutzerfreundlichkeit im Stadtverkehr gestaltet sein können.
Über ein neues Motorrad für ein ganz anderes Einsatzgebiet von Honda gibt es schon lange Gerüchte: ein Nachfolgemodell der Reiseenduro African Twin, das seit Jahren überfällig ist. Die seit Ende vergangenen Jahres verstärkten Anstrengungen Hondas im Rallyesport machen es wahrscheinlich, dass die Neuauflage auf der EICMA Premiere feiert. Gleiches dürfte für die nächste Generation der kleinen Reiseenduros von Triumph, die Modelle Tiger 800 und Tiger 800 XC, gelten.
Auch von KTM wird in dem Segment eine Maschine erwartet, die in einer leistungsreduzierten Version auch mit dem Führerschein A2 gefahren werden könnte. Und von BMW weiß man, dass eine Art „bayerischer Multistrada“ mit vier Zylindern in Arbeit ist, die einige Gene der Boxer-GS und des unverkleideten Roadsters S 1000R vereinen soll. Ob dieses Crossover-Modell tatsächlich schon in Mailand steht, ist unbekannt. Das zeigt, dass sich die Motorradhersteller immer noch gern in Schweigen hüllen. Daran ändert auch das runde EICMA-Jubiläum nichts.