2500 US-Amerikaner wollen sich freiwillig Kakerlaken ins Haus holen
Rotbraun, flugfähig und vier Zentimeter lang: Die Amerikanische Großschabe ist in den USA eine Plage. Wessen Wohnung nicht vom Schädling befallen ist, hat Glück. Aber warum holen sich jetzt ausgerechnet Nichtbetroffene die Kakerlaken freiwillig ins Haus?
Was würdest du für 2000 US-Dollar (etwa 1900 Euro) tun? Fragen wie diese offenbaren schnell, wo die persönlichen Grenzen liegen. Vielleicht würdest du für 2000 Dollar deine Haare neongrün färben lassen oder nackt die Straße entlang rennen. Aber würdest du für so viel Geld auch deine Wohnung mit 100 Kakerlaken teilen?
Dieses Angebot hat die Medien- und Schädlingsbekämpfungsfirma „The Pest Informer“ Hausbewohnern in den USA gemacht. Das im Bundesstaat North Carolina ansässige Unternehmen sucht nach Freiwilligen für eine 30-tägige Studie, bei der in mehreren Wohnungen ungefähr 100 Amerikanische Großschaben freigesetzt werden sollen.
Was genau dahintersteckt, verraten wir dir gleich. Zunächst wollen wir aber deine eigene Schaben-Bereitschaft ermitteln!
„Wir wissen, wie man Schädlinge loswird“
Das verspricht „The Pest Informer“ in der Studienausschreibung auf seiner Website. Die Mitarbeiter hätten mehr als 20 Jahre Industrieerfahrung und seien „immer auf der Suche nach den neusten und besten Methoden, Schädlinge (insbesondere Kakerlaken) loszuwerden“. Bei der Studie wolle das Unternehmen deshalb kostengünstige Mittel zur Schaben-Bekämpfung testen, die Bewohner auch selber anwenden können – zum Beispiel Essigmixturen, Bleichmittel oder Mehl.
Den Ablauf des Experiments beschreibt das „Pest Informer“-Team wie folgt: In fünf bis sieben Haushalten sollen mehrere Dutzend Amerikanische Großschaben ausgesetzt und anschließend mit alternativen Methoden bekämpft werden. Das Experiment solle gefilmt werden und circa einen Monat dauern. Anschließend würden die Kammerjäger mehrmals vorbeikommen, um sicherzustellen, dass die Insekten wirklich weg sind.
Dass die Studie nicht besonders attraktiv klingt, ahnten die Schädlingsbekämpfer im Voraus
„Leider ist es bei solchen Studien schwierig, Menschen zu finden, die bereit sind, Kakerlaken zu ertragen und die uns erlauben, verschiedene Techniken zu testen“, sagte Firmeninhaber David Floyd dem US-Rundfunk-Syndikat NPR. „Einige dieser Techniken sind zudem vielleicht nicht besonders effektiv, wir müssen sie aber trotzdem testen.“ Das Unternehmen beschloss deswegen, 2000 US-Dollar als Entschädigung anzubieten und Bewerbungen bis Ende Juli 2022 zu sammeln.
Wie wirksam der Geldbetrag sein würde, stellte sich schnell heraus. Den US-Amerikanern schien das Kakerlaken-Angebot wohl offenbar zu schön, um wahr zu sein. Innerhalb der ersten Woche erhielt das Unternehmen laut Floyd mehr als 2500 Bewerbungen:
Wir hatten mit einer Handvoll Antworten gerechnet, aber über Nacht hat sich das Ganze explosionsartig entwickelt und jetzt tun wir uns schwer, mit den Bewerbungen mitzuhalten.
Für die Kakerlaken-Studie gibt es strikte Auflagen
So müssen Bewerber mindestens 21 Jahre alt sein, auf dem US-amerikanischen Festland wohnen sowie die jeweilige Wohnung besitzen oder eine schriftliche Genehmigung des Eigentümers vorlegen können. Falls die Kandidaten inmitten des Experiments merken, dass ihnen die Kakerlaken-Plage doch zu viel wird, dürfen sie zudem keine eigenen Maßnahmen ergreifen, um die Schädlinge loszuwerden.
Dafür garantiert das „Pest Informer“, die Wohnungen nach Ablauf des Experiments Kakerlaken-frei zu hinterlassen. „Sollte der Schabenbefall am Ende der Studie nicht beseitigt sein, werden wir kostenfrei herkömmliche Kakerlaken-Bekämpfungsmaßnahmen ergreifen“, heißt es in der Anzeige.
In den Vereinigten Staaten stellen Küchenschaben ein großes Problem dar. Die Insekten können Keime wie Kolibakterien, Salmonellen und Darmparasiten übertragen. Vielerorts versuchen Menschen und Behörden, Kakerlaken mit Insektensprays und Pestiziden zu bekämpfen. Forscher der US-amerikanischen Purdue University stellten im Jahr 2019 jedoch fest, dass manche Kakerlaken-Arten wie etwa die Deutsche Schabe eine Resistenz gegen viele der herkömmlichen Insektizide entwickelt haben.
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