Krankheit X

Warten auf neue Proben

Veröffentlicht am 15.12.2024Lesedauer: 3 Minuten
ARCHIV - 19.08.2024, Demokratische Republik Kongo, Munigi: Ein an Mpox erkranktes Kind wartet auf eine Behandlung in einer Klinik. (zu dpa: «Tropenmediziner: Reaktion auf «Krankheit X» zeigt Mangel auf») Foto: Moses Sawasawa/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Auch Patienten in der Demokratischen Republik Kongo müssen sich in Geduld üben, hier im Fall von MpoxQuelle: Moses Sawasawa/AP/dpa

Die mögliche „Krankheit X“ im Kongo gibt nach wie vor Rätsel auf. Zwar wurden Proben positiv auf Malaria getestet, doch ihre Qualität überzeugte die Experten nicht. Sie hoffen auf neues Testmaterial für eine sichere Diagnose.

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Ob im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo wirklich eine „Krankheit X“ kursiert oder dort zahlreiche Menschen wegen altbekannter Erreger wie Malaria krank sind, bleibt vorerst weiter unklar. Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC Africa erklärte jetzt, die Proben aus dem betroffenen Gebiet in Panzi seien in schlechtem Zustand gewesen. Deswegen gebe es noch keine weiteren Informationen.

CDC-Generaldirektor Jean Kaseya sagte, er stehe in Kontakt mit Placide Mbala, dem Leiter des Instituts für Epidemiologie in der Hauptstadt Kinshasa. Mbala zufolge seien vor Ort keine Abstriche aus dem Nasen- und Rachenraum von möglicherweise infizierten Menschen gemacht worden. In einer Nachricht erklärte Mbala: „Wir führen noch einige vorläufige Analysen durch, aber wir werden auf neue Proben warten, um festzustellen, was vor sich geht und um den Erreger möglicherweise zu identifizieren.“

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Ein multidisziplinäres Team der kongolesischen Gesundheitsbehörden, der CDC und der Weltgesundheitsorganisation WHO ist laut Kaseya unterwegs, um neue Proben zu beschaffen. „Aber wir sprechen über 700 Kilometer – man braucht drei Tage von Kinshasa nach Panzi“, wies er auf die schlechten Verbindungen in das abgelegene Gebiet in der Provinz Kwango nahe der Grenze zu Angola hin. „Derzeit machen wir keine offiziellen Angaben zu dieser Krankheit.“

Im Laufe der vergangenen Woche seien 147 neue Fälle und ein weiterer Todesfall verzeichnet worden, sagte Kaseya. Berichtet wurde über eine Krankheit mit grippeähnlichen Symptomen.

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Kinder besser schützen

Dieudonné Mwamba, Direktor des Instituts für nationale Gesundheit in Kinshasa, bestätigte, dass mehrere der untersuchten Proben positiv auf Malaria getestet worden seien. Ob die Patienten aber ausschließlich an Malaria oder doch auch an einer bisher unbekannten Krankheit erkrankt seien, könne erst nach weiteren Untersuchungen festgestellt werden.

Seit Ende Oktober wurden 527 Krankheitsfällen verzeichnet. Darunter sind 225 Kinder im Alter bis zu fünf Jahren, wie Kaseya sagte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von 31 Toten, die örtlichen Behörden von mehr als 130 Opfern.

Nach der nur langsamen Reaktion der lokalen Behörden auf die mysteriösen Todesfälle mahnte unter anderem ein deutscher Infektiologe künftig rascheres weltweites Handeln an. Ausbrüche von Krankheiten müssten auch in entlegenen Gebieten effektiv erkannt und eingedämmt werden, forderte Torsten Feldt, Zweiter Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit.

Die schlechte Anbindung der Region an Kommunikation und Verkehr haben die Reaktion erheblich erschwert. „Aber die Zeit, bis Maßnahmen eingeleitet wurden und bis Informationen verfügbar waren, war zu lang“, kritisierte Feldt. „So könnten bei bedrohlichen Ausbrüchen Möglichkeiten für eine Eindämmung verpasst werden.“ Erst am 29. November informierte das Gesundheitsministerium der DRK die WHO.

Weltweit müssten Behörden schneller reagieren können, sagte Feldt, der an der Universitätsklinik Düsseldorf Bereichsleiter für Tropenmedizin ist. „Zoonosen entstehen nicht selten in diesen entlegenen Gebieten, daher können wir diese bei unseren Überlegungen nicht ausblenden.“ Oft genug habe man gesehen, dass sich Erreger in kurzer Zeit über die Kontinente verbreiten.

Allerdings sollten in diesen Regionen die Gesundheitssysteme generell gestärkt werden, „nicht nur der Schutz vor Ausbrüchen, die uns betreffen können“. In der abgelegenen Region Panzi in der Provinz Kwango, in der die Fälle auftraten, sind nach lokalen Angaben etwa 40 Prozent der Menschen unterernährt. Bei Kindern liege der Anteil sogar bei 60 Prozent. Die medizinische Versorgung dort ist schlecht, die Infrastruktur marode oder nicht vorhanden.

„Es gibt eine Reihe von effektiven Präventionsmaßnahmen, die vor allem Kinder schützen können“, erklärte Feldt. Dazu würden zum Beispiel mit Insektiziden imprägnierte Bettnetze gehören. Es brauche generell bessere Gesundheits- und Krankheitsüberwachungssysteme in vielen Ländern.

dpa/sk

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