Mit einer spektakulären Materialschlacht endete die „heilige“ Ur-Trilogie
Am 9. Dezember 1983 startete „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ in den deutschen Kinos. Das mit Spannung erwartete Finale der originalen „Star Wars“-Trilogie bot große Schauwerte. Es war der (vorläufige) Showdown einer Filmreihe, die für ihren Schöpfer George Lucas ein enormer Kraftakt war.
Aller guten Dinge sind drei, und wenn es nach einigen Puristen unter den „Star Wars“-Fans geht, dann gilt dies auch für die großartigste „Space Opera“-Filmreihe aller Zeiten. Denn mit der „Rückkehr der Jedi-Ritter“ fand die originale Trilogie 1983 einen spektakulären Abschluss, der nach dem Cliffhanger-Ende des Vorgängerfilms „Das Imperium schlägt zurück“ (1980) alle relevanten inhaltlichen Fäden zusammenband und einen furiosen, opulenten Showdown aufbot.
Begonnen hatte die Saga im Jahr 1977: Mit dem ersten „Krieg der Sterne“-Film löste der aus Kalifornien stammende Autor und Regisseur George Lucas einen weltweiten Hype aus. Rund um den Globus standen Kinogänger Schlange, um den Film zu sehen, von dem jeder sprach und der sofort Eingang in die Popkultur fand. Lucas setzte neue Maßstäbe im „Blockbuster“-Genre, dessen moderne Ära Steven Spielberg 1974 mit „Der Weiße Hai“ eingeläutet hatte. Mit seinem Weltraum-Epos löste Lucas den Horrorthriller von Spielberg als bis dato erfolgreichsten Film aller Zeiten ab.
Gelungen war dies dem damals 33-Jährigen mit einer perfekten Mischung aus Tradition und Innovation, die den Nerv des Publikums mit Wucht traf und sich tief in die Herzen ganzer Generationen grub. Zum einen verwendete Lucas etliche Versatzstücke bestehender Geschichten und Mythologien. Er studierte Joseph Campbells Standardwerk „Der Heros in tausend Gestalten“, in welcher der US-Professor die Strukturen und Gemeinsamkeiten von Sagen und Erzählungen analysierte. Anhand dieser klassischen „Heldenreise“ strukturierte Lucas seine Geschichte über den jungen Luke Skywalker (Mark Hamill), der „vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis“ mit dem alten, weisen Jedi-Ritter Obi-Wan „Ben“ Kenobi (Alec Guinness) aufbricht, um die Prinzessin Leia (Carrie Fisher) zu retten.
Diese gehört zur Allianz der Rebellen, die gegen das böse Galaktische Imperium kämpft, und wird von dem ganz in Schwarz gehüllten Schurken Darth Vader (Dave Prowse) auf dem Todesstern festgehalten, einer furchterregenden neuen Raumstation, die ganze Planeten vernichten kann. Ben und Luke, mit den Roboter-Droiden C-3PO (Anthony Daniels) und R2-D2 (Kenny Baker) im Schlepptau, chartern das Raumschiff „Rasender Falke“ (im Original: Millennium Falcon) des charismatischen Schmugglers Han Solo (Harrison Ford) und dessen Co-Piloten, einem pelzigen Wookiee namens Chewbacca (Peter Mayhew).
Lucas machte zahlreiche Anleihen an Science-Fiction-Klassiker wie die „Flash Gordon“-Serials und Frank Herberts „Dune“-Romane, vermixte diese mit Motiven aus Western, Abenteuer- und Märchen-Filmen, griff zudem asiatische Einflüsse wie die Samurai-Epen Akira Kurosawas auf, insbesondere dessen Film „Die verborgene Festung“ (1958). Lucas kreierte daraus ein ganz neues Universum und eine eigene Mythologie, in der die „Macht“ eine zentrale Rolle spielt, eine unsichtbare Energie, die den Jedi ihre Kraft verleiht.
Kaum jemand glaubte an Lucas‘ Vision
All dies auf die Leinwand zu bringen, war ein enormer Kraftakt, der Lucas bis an den Rand der Erschöpfung brachte und nervlich stark beanspruchte. Bei den Studiobossen in Hollywood stieß er mit seinem Konzept auf Stirnrunzeln und Ablehnung. Da es ihnen an der nötigen Fantasie fehlte, um sich das „Star Wars“-Universum vorzustellen, ließ Lucas den Illustrator Ralph McQuarrie detaillierte Zeichnungen und Gemälde der fernen Planeten, Raumschiffe und Aliens anfertigen, die der Autor und Regisseur im Kopf hatte. Das überzeugte schließlich die Chefs bei „20th Century Fox“, die ein (allerdings überschaubares) Budget bereitstellten.
Aber damit begannen die Strapazen für Lucas erst. Um die Szenen zu drehen, die auf dem Wüstenplaneten Tatooine spielen, reiste er mit seiner Crew nach Tunesien, wo ihn etliche wetter- und logistikbedingte Widrigkeiten erwarteten. Die Innenaufnahmen des Todessterns entstanden in den englischen Elstree-Studios, wo es Lucas mit eher wenig motivierten britischen Mitarbeitern zu tun hatte, die sein Filmkonzept für Kokolores hielten. Dazu gab es immer wieder technische Pannen, von umfallenden Robotern bis zu klemmenden Schiebetüren und fehlgeleiteter Pyrotechnik. In Kalifornien hantierte derweil ein Heer von Mitarbeitern bei „Industrial Light and Magic“ (ILM) an Raumschiffmodellen, die zunächst nicht so funktionieren wollten wie vorgesehen. Lucas hatte das Special-Effects-Studio eigens gegründet, um Trick-Aufnahmen in zuvor ungekanntem Umfang und Realismus zu ermöglichen. Spezialisten wie John Dykstra und Dennis Muren leisteten zeitraubende Pionierarbeit, entwarfen neue Methoden mit modernen Kamerasystemen und revolutionierten die Effekt-Branche – all das unter Zeitdruck und mit begrenzten Mitteln.
Trotz aller Probleme gelang das Unterfangen. Einen weiteren entscheidenden Beitrag zu der schier überwältigenden Wirkung, die „Krieg der Sterne“ entfalten sollte, leistete der Komponist John Williams. Dieser hatte bereits den „Weißen Hai“ ungemein effektiv mit Musik untermalt, sodass Spielberg seinem Freund Lucas den Komponisten empfahl. Für seinen großen Soundtrack, der die exotischen Bilder auf der Leinwand mit klassischer symphonischer Musik „grundierte“, erhielt Williams einen von sieben Oscars, mit denen „Krieg der Sterne“ ausgezeichnet wurde. Ein weiteres akustisches Highlight waren originelle Soundeffekte von Ben Burtt, der ebenfalls mit einem Oscar geehrt wurde.
Bald darauf ging es an die Produktion des Sequels, das zwar durch den Erfolg des ersten Films eine bessere Ausgangsbasis mit höherem Budget und bereits vorhandener Technik hatte, Lucas aber dennoch erneut viel Kopfzerbrechen bereitete. Denn nun war alles eine Nummer größer: Der Film hatte eine komplexere Handlung, mehr Drehorte, mehr Special Effects. Die Regie gab Lucas dieses Mal an Irvin Kershner ab, fungierte selbst als Autor und Produzent. Etliche neue Widrigkeiten wie Schneestürme an norwegischen Drehorten (die für den Eisplaneten Hoth Pate standen) und zeitraubende, technisch schwierige Arbeiten etwa an Szenen, in denen Lukes neuer Lehrmeister Yoda von Puppenspieler Frank Oz dargestellt wurde, ließen die Mammut-Produktion in Verzug geraten. Erst in letzter Minute konnte Lucas weitere Geldgeber beschaffen, um einen Abbruch der Dreharbeiten zu verhindern.
„Das Imperium schlägt zurück“ wurde wie sein Vorgängerfilm ein Hit an der Kinokasse, begeisterte Kritiker und Zuschauer. Nicht wenige halten ihn bis heute für den besten aller „Star Wars“-Filme. Doch er war nur das zweite Kapitel einer Trilogie, nun fehlte noch das große, alles entscheidende Finale. Und mit diesem galt es, alles Vorherige noch einmal zu toppen.
Entsprechenden Aufwand betrieb Lucas für „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, nahm noch mehr Geld in die Hand und startete eine wahre Materialschlacht. Der Film, diesmal unter der Regie von Richard Marquand, wartete mit mehr und aufwendiger gestalteten Aliens auf, wie dem riesigen Gangsterboss Jabba the Hutt, in dessen Inneren mehrere Puppenspieler agierten. Der Showdown des Films fand an gleich drei Schauplätzen parallel statt: Am zweiten Todesstern bekriegten sich Rebellen und die imperiale Flotte mit hunderten Raumschiffen in einer gewaltigen Raumschlacht, während auf dem Waldmond Endor ein Kampf von Bodentruppen tobte. Luke und Vader lieferten sich zeitgleich im Angesicht des Imperators (Ian McDiarmid) im düsteren Thronsaal des Todessterns ein Duell mit Lichtschwertern.
Der Aufwand zahlte sich aus: Auch der dritte „Star Wars“-Film wurde ein Hit an der Kinokasse, und viele feierten ihn als würdigen Abschluss der Trilogie. Lucas, der ursprünglich noch mehr Filme geplant hatte, gab an, aufgrund der technischen Beschränkungen, durch die er trotz Millionen-Aufwands seine Visionen nicht ohne Kompromisse auf die Leinwand bringen konnte, keine weiteren Episoden mehr zu realisieren. Und manche begrüßten dies, denn die Geschichte über das Drama der Skywalkers und den Kampf der Rebellen gegen das Imperium schien ihnen auserzählt und nicht mehr zu toppen. Ein „heiliges“ filmisches Monument, an dem man fortan besser nicht rühren sollte. Aller guten Dinge sind drei, und wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Doch es kam anders.
Denn in den 1990er-Jahren wurden Computer so leistungsstark, dass sie völlig neue Dimensionen im Hinblick auf Special Effects ermöglichten. Mit Computeranimationen statt praktischen Effekten wurden Bilder machbar, von denen pannengeplagte Real-Filmemacher zuvor nur träumen konnten. Ein Meilenstein war dabei Spielbergs „Jurassic Park“ (1993), mit Computereffekten von ILM.
Das bewog Lucas, nun doch weitere „Star Wars“-Filme anzugehen und 1997 zunächst die originale Trilogie erneut ins Kino zu bringen – in überarbeiteten Versionen, bei denen er einige computeranimierte Effekte einfügen ließ. Das erfreute viele, aber manche Puristen störten sich an einer derartigen „Verschlimmbesserung“ der Filme, die sie in ihrer ursprünglichen Fassung so lieb gewonnen hatten, zumal es jetzt nicht nur visuelle, sondern auch inhaltliche Änderungen gab – ein „Sakrileg“. Hatten bisher nur die an Teddybären erinnernden Ewoks in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ manche irritiert, begann sich das zuvor recht homogen begeisterte „Star Wars“-Fandom nun zu entzweien.
Das setzte sich bei der Prequel-Trilogie fort, in der Lucas 1999 bis 2005 die Vorgeschichte zur Ur-Trilogie erzählte. Viele Fans fanden dies spannend, aufschlussreich und unterhaltsam. Andere monierten holprig erzählte, nachträglich herbeikonstruierte Handlungsstränge, hölzerne Dialoge und künstlich wirkende Computereffekte. Die Streitereien frustrierten auch Lucas, der noch die TV-Animationsserie „The Clone Wars“ produzieren ließ, sich aber dann schließlich zurückzog und seine Firma Lucasfilm mitsamt der „Star Wars“-Rechte an den Disney-Konzern verkaufte.
In der Folge brachte das Mouse-House eine Sequel-Trilogie (2015 bis 2019), zwei weitere Filme und etliche Streaming-Serien auf den Markt; weiterer Content ist in Arbeit. Lucas‘ Story-Entwürfe, die er an Disney übergeben hatte, verwarf man dabei (sehr zu seinem Missfallen). Und das, was die neuen Macher unter der neuen Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy stattdessen zum „Star Wars“-Universum dazuerfanden, spaltete die Fans endgültig. Die einen mögen oder lieben auch das neue Disney-„Star Wars“, die anderen finden in den neuen Werken nur wenige Lichtblicke, lehnen das Ganze ab oder hassen es gar. Zahllos sind die Scharmützel, die seither auf Social Media und Youtube deswegen ausgetragen werden – und bei denen es oft heftiger knallt als bei jeder „Star Wars“-Raumschlacht auf der Leinwand.
Martin Klemrath ist Managing Editor bei WELTGeschichte. Zu seinen Themenschwerpunkten zählen die Geschichte der USA, Technikgeschichte, Kulturgeschichte und Zeitgeschichte. „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ sah er zu seiner großen Freude als Kind mit seinem Vater im (inzwischen längst abgerissenen) Kino Royal Palast in Berlin.