29.000 Menschen auf den Straßen: Massive Proteste gegen Serbiens Regierung
Ein eingestürztes Bahnhofsvordach, das 15 Menschen tötete, brachte das Fass zum Überlaufen: Die Serben gehen auf die Straße und laufen gegen ihre Regierung und den Präsidenten Sturm.
Mehr als sieben Wochen nach dem Unglück demonstrieren in Serbiens Hauptstadt Belgrad zehntausende Menschen und forderten eine Bestrafung der Verantwortlichen. Die Protestwelle geht von Studenten aus. Immer mehr Serben schließen sich ihnen an.
Auf dem Slavija-Platz, einem sonst viel befahrenen Kreisverkehr, begann die Kundgebung am Sonntag mit 15 Schweigeminuten zum Gedenken an die 15 Todesopfer des Unglücks. Dann sorgten die Demonstranten mit Pfeifen und Tröten für Lärm.
Nach Angaben des Innenministeriums nahmen bis zu 29.000 Menschen an der Demonstration teil. Mit dabei waren auch Bauern, bekannte Schauspieler und Menschen aus anderen Landesteilen.
Am 1. November war das Bahnhofsvordach des erst kürzlich renovierten Hauptbahnhofs von Novi Sad eingestürzt. 15 Menschen im Alter zwischen sechs und 74 Jahren kamen dabei ums Leben.
Schon kurz nach dem Unglück hatte es in Belgrad Demonstrationen gegeben, mittlerweile haben sich die Proteste auf das ganze Land ausgeweitet. Die Demonstranten fordern unter anderem, die Verantwortlichen für das Unglück nicht straflos davonkommen zu lassen. Zudem fordern sie den Rücktritt von Ministerpräsident Milos Vucevic sowie des Bürgermeisters von Novi Sad.
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić zeigte sich allerdings am Samstag unnachgiebig. „Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein. Es ist mir eigentlich egal. Sie können machen, was Sie wollen“, sagte er bei einer Pressekonferenz. Er habe „in der Politik gelernt, dass man unter Bedrängnis und Druck niemals aufgeben darf“, führte Vucic aus. „Und ich werde niemals aufgeben.“
Zugleich warb Vucic für staatliche Hilfen für junge Menschen beim Kauf von Wohnungen oder Häusern – was von vielen Beobachtern als Beschwichtigungsversuch gewertet wurde.
Die Studenten kündigten an, ihre Proteste fortzusetzen. Zuletzt hatten sich zudem immer mehr Organisationen und Menschen aus allen Gesellschaftsschichten den Protesten angeschlossen. Viele Menschen sehen in dem Unglück eine Folge der Vetternwirtschaft und Korruption in Serbien.