Bräunlingen erlebte am Mittwochnachmittag einen historischen Spatenstich. Auf dem Gelände der ehemaligen Kammgarnspinnerei Coats Mez an der Stadteinfahrt von Hüfingen kommend setzten die Verantwortlichen der Firmengruppe Straub den Spatenstich für eine neue Lager- und Produktionshalle.
40 bis 50 Millionen Euro werden investiert
Mit 40 bis 50 Millionen Euro sei dies die bisher größte Einzelinvestition in der bisher 200-jährigen Firmengeschichte am Standort Bräunlingen, sagte Geschäftsführer Steffen Würth. Er leitet die Geschicke der Firmengruppe zusammen mit seinen beiden Vettern Alexander Würth und Volker Würth.
Damit werde die Unternehmensgruppe mehr als 250 Millionen Euro investiert haben, das Meiste aus Eigenmitteln. Die Maschinen für die neue Halle seien dabei noch gar nicht mit eingerechnet.
Die achte Generation steht bereit
Historisch war der Spatenstich aus zwei weiteren Gründen: „Es ist das letzte Projekt unserer Generation in der Geschäftsführung“ sagte Steffen Würth mit Blick auf Alexander und Volker Würth. Außerdem wird mit diesem Projekt der Wechsel an die achte Generation der Familie Straub-Würth in der Zähringerstadt eingeleitet.
Mit Lisa Würth, Sebastian und Johannes Würth waren am Mittwoch drei der vier Kinder der Geschäftsführer anwesend. Alle drei engagieren sich bereits im Familienunternehmen. Lisa Würth als Teilzeitkraft in den Bereichen Personal, Corporate Identity und Social Media. Dazu ist sie selbstständige Kleinunternehmerin für Möbel aus Wellpappe wie Tische.
Sebastian Würth ist in der Betriebsleitung von Wellstar-Packaging, Johannes Würth arbeitet in der Vertriebsleitung von Straub Verpackungen. Vierter der achten Generation ist Frederic Würth, der derzeit an der Universität Wien seinen Master in Umwelt und Nachhaltigkeit absolviert.
Steffen Würth, der für die gesamte Geschäftsführung sprach, machte daher deutlich: „Wir sind sehr traditionsbezogen und traditionsbewusst.“ In zwei Jahren feiere die Unternehmerfamilie Straub, die von der Eulemühle bei Unadingen stamme, bereits ihr 400-jähriges Familienjubiläum. Die erfolgreiche Familiengeschichte erfülle sie mit Stolz und gebe ihnen Mut, mit Optimismus in die Zukunft zu schauen, erklärte er.
Bereits in den 1990er Jahren konnten sie einen ersten Teil des Grundstücks von Coats Mez erwerben, sagte Würth, im Jahr 2012 dann den übrigen, größeren Teil des Areals. Wie groß die Grundfläche tatsächlich ist, sei ihm erst nach Abriss der ehemaligen Gebäude bewusst geworden.
Als die Geschäftsführung sich in der Hochkonjunkturphase 2020/21 zu diesem Projekt entschloss, hätten sie ob des großen Arbeitsaufkommens etwas sorgenvoll in die Zukunft geschaut. Mit fünf Tagen á 24 Stunden, Samstagsarbeit und drei Schichten habe auf den Mitarbeitern in den Werken viel Druck gelastet. Mit der neuen Halle könnten die drei Betriebe entlastet werden.
Steffen Würth kritisiert Bundesregierung
Die Gesellschafter seien ebenfalls der Meinung, dass es Sinn mache, in Bräunlingen zu investieren. Sorgen bereiten den Verantwortlichen der Unternehmensgruppe die Entwicklung des Wirtschafts-Standorts Deutschlands. Er habe an Qualität und Attraktivität spürbar verloren, machte Steffen Würth deutlich.
Die Politik der derzeitigen Bundesregierung sei unternehmensunfreundlich, ja sogar unternehmensfeindlich, klagte Geschäftsführer Steffen Würth. Er weiß auch in seiner Funktion als einer der Vizepräsidenten der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, wie es in anderen Betrieben aussieht. Trotzdem „sehen wir auch voller Optimismus in die Zukunft, für die achte Generation“.
Abschließend dankte Steffen Würth den Beschäftigten der Unternehmensgruppe, den Gesellschaftern, dem Architektenbüro Schneider aus St. Georgen, der Bräunlinger Baufirma Volz sowie Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle und dessen Vorgänger für die stets wohlwollende Unterstützung.
Klares Standortbekenntnis
Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle dankte der Geschäftsführung und dem Unternehmen für das klare Standortbekenntnis zu Bräunlingen. In seinen bisher fünf Amtsjahren sei dies bereits der zweite Spatenstich der Firma, an dem er teilnehmen dürfe.
Nach dem offiziellen Teil folgte ein Umtrunk mit Glühwein, an den sich dann die Rentner- und Jubilarfeier der Unternehmensgruppe Straub anschloss. Die Verbundenheit zu Straub ist groß, viele, zum Teil schon jahrelange Rentner, kamen. Steffen Würth konnte alle namentlich begrüßen.