Sportstation2
Konsole soll Kinder in Wiens Schulen zu Bewegung animieren
Die neue „Sportstation2“ wird als Pilotprojekt in fünf Wiener Schulen eingeführt. Mit dieser technischen Hilfe soll die Bewegung der Kinder – auch abseits des Turnunterrichts – gefördert werden. Bei einer Präsentation testete unter anderem Fußballlegende Peter Stöger die Konsole aus.
WIEN/DONAUSTADT. In der Volksschule Attemsgasse in der Donaustadt sind Vertreter der Bildungsdirektion Wien, von der Sporthandelskette Hervis, der Bildungsstiftung Motion4kids und der Volksschule selbst zusammengekommen. Präsentiert wurde moderne Technik, die jetzt in fünf Schulen eingeführt wird.
Die „Sportstation2“ – in Anlehnung an die Spielkonsole Playstation wohl so genannt – ist eine innovative Sportkonsole. Das Trainingssystem sei leicht zu bedienen, was den unkomplizierten Einsatz in Schulen und Trainingszentren ermöglicht. Was kann sie? Bei der Konsole handelt es sich um einen „digitalen Sportanimateur“ – Leistungen werden digital erfasst und ausgewertet.
So wird etwa die Zeit bei Trainingsübungen gemessen und Verglichen. Die Bewertung erfolgt auf einem Display, etwa durch Sterne und dem Passieren von Levels. Ganz bewusst setzt man hier auf Signale aus der digitalen Spielwelt, welche die Kinder wohl schon von zu Hause aus kennen.
Das Gerät ist aber viel mehr als eine sportliche Unterhaltungskonsole. Das Einsatzgebiet ist breit, so verwenden etwa bereits Bundesligamannschaften solche Systeme im Training. Neben Trainings mit dem Ball können auch andere Übungen ausgeführt werden – etwa Intervallläufe. Damit wird ein breites, sportliches Anwendungsgebiet abgedeckt.
Ebenso innovativ soll der Ansatz sein, dass es bei den Übungen nicht wie gewohnt um die Schnellsten und Stärksten geht. So gibt es etwa Laufrennen, wo die Spielenden an eine bestimmte Zeit – beispielsweise neun Sekunden – herankommen müssen. Wer zu schnell oder zu langsam ist, ist im Bewerb schlechter. Das soll vor allem jene Schüler motivieren, die ansonsten keine Top-Leistungen im Sport erzielen oder körperlich eingeschränkt sind.
Aus Deutschland nach Österreich
In Deutschland gibt es das System bereits. Wolfgang Alexander Paes hat es entwickelt. Er selbst war ehemaliger Tennistrainer und entwickelt sportliche Bewegungsspiele. „Ich arbeite seit 20 Jahren an diesem System, was wir hier sehen. Ich habe 2002 mit Lichtschranken angefangen, um mit sensiblen Instrumenten genaue Bewegungsabläufe zu messen“, so Paes. Die „Sportstation2“ ist nun die Weiterentwicklung von seiner Arbeit in den letzten 20 Jahren.
Motion4kids hat das Projekt nach Österreich geholt. Die Bildungsstiftung versucht innovative Projekte für Kinder zu finden, diese mithilfe von Investoren zu verwirklichen und letztlich in den Bildungsbereich einbringen. Philip Newald, Stiftungsvorstand von Motion4kids, über das Schaffen der Stiftung: „Wir sind die Drehscheibe dafür, private Investoren zu finden, und gute Projekte für den Bildungsbereich zu entwickeln“.
Genau so einen Investor hat man für die „Sportstation2“ gefunden. Der Sportfachhändler Hervis war mit 40.000 Euro an Bord. „Es ist ganz einfach: Bewegung ist unsere Zukunft. Als Unternehmen Hervis sehen wir uns auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung, unseren Jüngsten diese näherzubringen“, so David Tews von Hervis.
Die wichtigsten Eigenschaften, die an das System gestellt werden waren: Es muss digital sein, Kinder trotzdem von den Handys wegbringen und zur Bewegung animieren. All das würde mit der „Sportstation2“ ermöglicht. „Es ist ein Teil, was alle Kinder miteinander verbindet. Egal, ob man gern mit dem Ball spielt oder eher Läufer ist. Hier geht es auch um Inklusion für Kindern, um das Teilnehmen jener Jüngeren, die sich im Sportunterricht sonst eher etwas zurückhalten“, so Tews.
Pilotprojekt an fünf Schulen
Jakob Calice, Vorstand der Innovationsstiftung für Bildung – diese kommt aus dem öffentlichen Bereich – spricht von einer guten Sache für die Bildung: „Ein besonders spannendes Projekt für alle Schüler“. In einem ersten Pilotprojekt wird die „Sportstation2“ jetzt einmal in fünf Schulen im Bezirk Donaustadt eingesetzt:
- VS Attemsgasse
- VS Georg-Bilgeri-Straße
- VS-Meißnergasse
- VS Natorpgasse
- VS Prandaugasse
Sonja Spendelhofer, Fachinspektorin der Bildungsdirektion Wien, weiß die Vorteile ebenso: „Wir als Bildungsdirektion sind natürlich in erster Linie die Nutznießer dieser Projekte. Aber ich glaube, wir alle als Gesellschaft sind Nutznießer, da die Bewegung gefördert wird. Und wie man weiß, ist Bewegung essenziell für ein gesundes Leben“. Die „Sportstation2“ soll die Lehrenden dabei unterstützen, mehr Bewegung im Schulalltag einzubringen. Sie sei eine „großartige Maßnahme, um Kinder in Pausen und der Freizeit höchst zu motivieren, sich zu bewegen“, so Spendelhofer.
Test mit Peter Stöger und Kindern
Auch die österreichische Fußballlegende Peter Stöger war als Botschafter von Motion4kids zum Test gekommen. Stöger, der für Österreich als Spieler insgesamt 65-mal am Platz stand, hätte sich eine solche Konsole für seine Trainings gewünscht. „Das Digitale ist auch im Spitzensport heutzutage nicht mehr wegzudenken. In meiner Karriere habe ich es mit vielen Generationen zu tun gehabt. Es ist wichtig, dass man die Kombination aus Digitalem und Sport findet“, so Stöger.
Denn heute gäbe es andere Wege der Kommunikation. „Früher bist du zur Unterhaltung nach dem Essen eine Runde um den Fußballplatz gelaufen. Heute ist das anders. Ich sehe es bei mir selbst, wie viel Zeit ich im digitalen Bereich verbrauche. Ein Mix aus Digitalem und Sport kann hier die Lösung sein“. Stöger ist übrigens ohne Sponsoring oder Ähnlichem, sondern aus Überzeugung für die Projekte bei Motion4kids.
Investoren für Österreich gesucht
Ein gesamter Koffer mit zwei Konsolen und Equipment kostet derzeit rund 7.500 Euro, ein Gerät kostest 3.750 Euro, erklärt Entwickler Paes. 800 Stück wurden davon in Deutschland bereits verkauft. Nun wurden die ersten Geräte in der Donaustadt als Pilotprojekt an die Volksschulen übergeben, sollten sich weitere Unternehmen zur Investition finden, möchte man die "Sportstation2" nach Möglichkeit österreichweit in den Schulen unterbringen.
Es war wohl auch ein glücklicher Zufall, dass bei der Präsentation Anton Sabo, der Leiter der Fakultät Life Science Engineering der FH Technikum Wien anwesend war. Er ließ sich nach dem Testlauf von der Konsole offensichtlich überzeugen – und bot Entwickler Paes und Motion4kids spontan an, bei der Investorensuche zu helfen: "Unzählige Studenten machen bei uns ihre Abschlüsse. Für gewisse Bachelor- und Diplomarbeiten könnten wir die Konsole einsetzen und so eine Verbindung zu interessierten Unternehmen schaffen."
Video von Johannes Reiterits/RMW
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