1 Folgen und Reihen

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Folgen und Reihen
1.1 Grundlegende Begriffe und Bezeichnungen
Wir stellen zunächst einige grundlegende Begriffe und Bezeichnungen zusammen
(eine ausführliche Darstellung findet man in [3]).
Mengen
Der Begriff Menge wird nicht definiert.
Ist A eine Menge und x ein Element von A, so schreibt man x ∈ A. Wenn das
Element x nicht in der Menge A liegt, schreibt man x ∈ A.
Sind A und B Mengen, so heißt A Teilmenge von B, wenn gilt: Ist x ∈ A, so folgt
x ∈ B; man schreibt dann A ⊂ B.
Für beliebige Mengen A und B bezeichnet man mit A ∩ B den Durchschnitt von A
und B; A ∩ B besteht aus allen Elementen, die sowohl zu A als auch zu B gehören,
also
A ∩ B := {x| x ∈ A, x ∈ B}.
Die Vereinigungsmenge A ∪ B besteht aus allen Elementen, die zu A oder zu B
gehören, also
A ∪ B := {x| x ∈ A oder x ∈ B}.
Für Mengen X, A, B mit A ⊂ X, B ⊂ X setzt man
A \ B := {x ∈ X| x ∈ A, x ∈
/ B}.
Mit A × B bezeichnet man die Menge aller Paare (a, b) mit a ∈ A, b ∈ B;
A × B := {(a, b)| a ∈ A, b ∈ B}.
Die leere Menge, die kein Element enthält, bezeichnet man mit ∅.
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1 Folgen und Reihen
Zahlen
Wichtige Mengen sind:
Die Menge N der natürlichen Zahlen 1, 2, 3, ...;
die Menge N0 der natürlichen Zahlen einschließlich Null 0, 1, 2, 3, ...;
die Menge Z der ganzen Zahlen 0, ±1, ±2, ±3, ...;
die Menge Q der rationalen Zahlen pq mit p ∈ Z, q ∈ N;
die Menge R der reellen Zahlen, die wir anschließend genauer behandeln werden,
sowie
die Menge C der komplexen Zahlen, die in 1.3.1 definiert wird. Es ist
N ⊂ N0 ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R ⊂ C.
Die Menge der positiven reellen Zahlen bezeichnen wir mit R+ , die der reellen
Zahlen = 0 mit R∗ und die komplexen Zahlen = 0 mit C∗ ; also
R+ := {x ∈ R| x > 0 },
R∗ := {x ∈ R| x = 0},
C∗ := {z ∈ C| z = 0}.
Abbildungen
Ein weiterer grundlegender Begriff ist der der Abbildung; auch dieser Begriff wird
nicht näher definiert. Sind A und B Mengen und ist f : A → B eine Abbildung,
so wird jedem x ∈ A ein eindeutig bestimmtes Element f (x) ∈ B zugeordnet. Die
Menge
Gf = {(x, y) ∈ A × B| y = f (x)}
bezeichnet man als den Graphen von f . Zu jedem x ∈ A existiert genau ein y ∈ B
mit (x, y) ∈ Gf ; nämlich y = f (x).
Ist f : A → B eine Abbildung, so heißt Bildf := f (A) := {f (x)| x ∈ A} das Bild
von f . Man bezeichnet A als Definitionsbereich und f (A) als Wertebereich.
Eine Abbildung f : A → B heißt surjektiv, wenn f (A) = B ist.
Sie heißt injektiv, wenn aus x, y ∈ A, x = y, immer f (x) = f (y) folgt.
Eine Abbildung, die sowohl injektiv als auch surjektiv ist, bezeichnet man als bijektiv.
f : A → B ist genau dann bijektiv, wenn zu jedem y ∈ B genau ein x ∈ A existiert
mit y = f (x).
Bei einer bijektiven Abildung f : A → B ist die Umkehrabbildung f −1 : B → A
definiert; für y ∈ B ist f −1 (y) das x ∈ A mit f (x) = y.
Ist f : A → B eine beliebige Abbildung, so definiert man das Urbild einer Menge
M ⊂ B durch
−1
f (M ) := {x ∈ A| f (x) ∈ M }.
Sind A, B, C Mengen und f : A → B, g : B → C Abbildungen, so definiert man
eine Abbildung
g ◦ f : A → C, x → g(f (x)),
also (g ◦ f )(x) := g(f (x)) für x ∈ A.
1.2 Die reellen Zahlen
3
Funktionen
Eine Abbildung f : A → R einer Menge A in die reellen Zahlen bezeichnet man als
(reelle) Funktion. Häufig hat man eine Teilmenge D ⊂ R und eine auf D definierte
Funktion f : D → R.
Ist f explizit gegeben, etwa f (x) = 2x + 3, so schreiben wir
f : D → R, x → 2x + 3.
Wenn f, g reelle Funktionen auf D sind mit f (x) > g(x) für alle x ∈ D, so schreiben wir: f > g.
Entsprechend ist f ≥ g definiert.
Eine Funktion f heißt gerade, wenn f (−x) = f (x) ist; sie heißt ungerade, wenn
f (−x) = −f (x) gilt.
Das Kronecker-Symbol (L EOPOLD K RONECKER (1823-1891)) ist definiert durch
1 für i = j
δij :=
0 für i = j
In gewissen Situationen, nämlich bei Übergang zum dualen Vektorraum, ist es
zweckmässig, δij an Stelle von δij zu schreiben.
1.2 Die reellen Zahlen
Grundlage der Mathematik sind die reellen und die komplexen Zahlen. Es dauerte
jedoch etwa 2500 Jahre, bis am Ende des 19. Jahrhunderts eine befriedigende Definition der reellen Zahlen R gelang. Die Schwierigkeit bestand vor allem in der
Präzisierung der Lückenlosigkeit der Zahlengeraden, die man benötigt, um Aussagen wie das Cauchysche Konvergenzkriterium oder den Zwischenwertsatz zu beweisen. Diese Entwicklung wird in [3] ausführlich dargestellt. Dort findet man auch
eine ausführliche Darstellung der Geschichte der komplexen Zahlen.
Wir nennen hier die Daten von Mathematikern, die wir noch mehrfach zitieren werden. Zuerst der princeps mathematicorum“
”
C ARL F RIEDRICH G AUSS (1777-1855)
und
B ERNHARD B OLZANO (1781-1848)
G EORG C ANTOR (1845-1918)
AUGUSTIN L OUIS C AUCHY (1789-1857)
R ICHARD D EDEKIND (1831-1916)
L EONHARD E ULER (1707-1783)
G OTTFRIED W ILHELM L EIBNIZ (1646-1716)
I SAAC N EWTON (1643-1727)
K ARL T HEODOR W ILHELM W EIERSTRASS (1815-1897).
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1 Folgen und Reihen
Einführung der reellen Zahlen
Man kann die reellen Zahlen definieren, indem man von den natürlichen Zahlen N
ausgeht, diese zum Ring Z der ganzen Zahlen und zum Körper Q der rationalen
Zahlen erweitert; durch Vervollständigung von Q erhält man R.
Eine andere Möglichkeit ist die axiomatische Charakterisierung; dabei wird die
Vollständigkeit durch Intervallschachtelungen oder Dedekindsche Schnitte oder
durch die Existenz des Supremums definiert.
Wir schildern letzteren Zugang und führen die reellen Zahlen R ein als angeordneten Körper, in dem das Vollständigkeitsaxiom gilt. Es gibt bis auf Isomorphie genau
einen angeordneten Körper, der vollständig ist; diesen bezeichnet man als Körper
der reellen Zahlen R (vgl. dazu [3]).
Körperaxiome
Definition 1.2.1 Es sei K eine nichtleere Menge, in der zwei Verknüpfungen +
und · definiert sind. Jedem Paar (x, y), x ∈ K, y ∈ K, wird also ein Element
x + y ∈ K und ein Element x · y ∈ K zugeordnet.
Die Menge K mit den Verknüpfungen + und · heißt ein Körper, wenn gilt:
x + (y + z) = (x + y) + z
x · (y · z) = (x · y) · z
x+y =y+x
x·y =y·x
es gibt ein Nullelement 0 ∈ K mit es gibt ein Einselement 1 ∈ K, 1 = 0, mit
0 + x = x für alle x ∈ K
1 · x = x für alle x ∈ K
zu x ∈ K existiert ein − x mit zu x ∈ K, x = 0, existiert ein x−1 ∈ K mit
−x + x = 0
x−1 x = 1
x · (y + z) = x · y + x · z
Bemerkungen. Man kann beweisen, dass es in einem Körper genau ein Nullelement
0 und genau ein Einselement 1 gibt. Auch das negative Element −x und das inverse
Element x−1 ist eindeutig bestimmt; man setzt y − x := y + (−x) und xy := x−1 y
falls x = 0.
Aus den Axiomen kann man nun Rechenregeln herleiten, etwa −(−x) = x oder
(−x) · (−y) = x · y; dies soll hier nicht ausgeführt werden.
Anordnungsaxiome
Definition 1.2.2 Ein Körper K heißt angeordnet, wenn eine Teilmenge K + von K
vorgegeben ist, so dass gilt:
für jedes x ∈ K ist entweder x ∈ K + oder − x ∈ K + oder x = 0
aus x, y ∈ K + folgt x + y ∈ K + und x · y ∈ K +
Statt x ∈ K + schreiben wir x > 0; dann besagen diese Axiome:
Für jedes x ∈ K ist entweder x > 0 oder −x > 0 oder x = 0;
aus x > 0 und y > 0 folgt x + y > 0 und x · y > 0.
Sind x, y ∈ K, so setzt man y > x, wenn y − x > 0 ist; y ≥ x bedeutet: y > x oder
y = x. Statt y > x schreibt man auch x < y und statt y ≥ x schreibt man x ≤ y.
1.2 Die reellen Zahlen
5
Bemerkungen. Man müßte nun Aussagen für das Rechnen in angeordneten Körpern
herleiten. Zum Beispiel darf man Ungleichungen addieren“, d.h. aus y1 > x1 und
”
y2 > x2 folgt y1 + y2 > x1 + x2 . Darauf wollen wir nicht näher eingehen.
Das Vollständigkeitsaxiom
Um dieses Axiom formulieren zu können, benötigen wir einige Vorbereitungen:
Definition 1.2.3 Ist K ein angeordneter Körper und X eine nicht-leere Teilmenge
von K, so heißt ein Element t ∈ K eine obere Schranke von X, wenn für alle
x ∈ X gilt:
x ≤ t.
X heißt nach oben beschränkt, wenn es zu X eine obere Schranke gibt.
Die kleinste obere Schranke s von X wird, falls sie existiert, als Supremum von X
bezeichnet; man schreibt
s = sup X.
s ist also genau dann Supremum von X, wenn gilt:
(1) Für alle x ∈ X ist x ≤ s (d.h. s ist obere Schranke von X),
(2) Ist s ∈ K und s < s, so existiert ein x ∈ X mit s < x (d.h. es gibt keine
kleinere obere Schranke).
Analog dazu heißt t ∈ K untere Schranke einer Teilmenge X von K, wenn für alle
x ∈ X gilt: t ≤ x; die größte untere Schranke bezeichnet man als Infimum von X
und schreibt dafür inf x.
Das Vollständigkeitsaxiom lautet:
Jede nicht-leere nach oben beschränkte Teilmenge X von K besitzt ein Supremum.
Definition 1.2.4 Ein angeordneter Körper K heißt vollständig, wenn jede nichtleere nach oben beschränkte Teilmenge X von K ein Supremum besitzt.
Man kann zeigen, dass es bis auf Isomorphie genau einen vollständig angeordneten
Körper gibt (vgl. [3]); das bedeutet:
Sind K und K̃ vollständig angeordnete Körper, so existiert eine bijektive Abbldung
f : K → K̃, so dass für alle x, y ∈ K gilt:
f (x + y) = f (x) + f (y),
f (x · y) = f (x) · f (y).
Daher ist es gerechtfertigt, von dem Körper der reellen Zahlen zu sprechen. Nun
können wir definieren:
Definition 1.2.5 Ein vollständig angeordneter Körper heißt Körper der reellen
Zahlen; er wird mit R bezeichnet.
Wir können auf Einzelheiten nicht näher eingehen; eine ausführliche Darstellung
findet man in [3] und [17].
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1 Folgen und Reihen
Es soll noch skizziert werden, wie man die natürlichen Zahlen N, die ganzen Zahlen
Z und die rationalen Zahlen Q als Teilmengen von R erhält:
Die natürlichen Zahlen N bestehen aus den Elementen 1, 1 + 1, 1 + 1 + 1, . . . ;
genauer: es ist 1 ∈ N und wenn n ∈ N gilt, dann ist auch n + 1 ∈ N. Die Menge N
ist die kleinste Teilmenge von R, die diese beiden Eigenschaften besitzt.
Eine Zahl q ∈ R heißt ganze Zahl, wenn q ∈ N oder −q ∈ N oder q = 0 ist; die
Menge der ganzen Zahlen wird mit Z bezeichnet.
Eine Zahl r ∈ R heißt rational, wenn es ein q ∈ Z und ein p ∈ N gibt mit r = pq ;
die Menge der rationalen Zahlen bezeichnet man mit Q.
Man kann beweisen, dass Q und auch R \ Q dicht in R ist; in jedem Intervall ]a, b[,
a < b, liegen unendlich viele rationale und auch irrationale Zahlen.
Wir leiten nun aus den Axiomen eine Aussage her, die man als Satz des Archimedes
bezeichnet (A RCHIMEDES (um 285-212)):
Satz 1.2.6 (Satz von Archimedes) Die Menge N der natürlichen Zahlen ist nicht
nach oben beschränkt: Zu jeder reellen Zahl x existiert also eine natürliche Zahl n
mit n > x.
Beweis. Wir nehmen an, N wäre nach oben beschränkt; dann existiert nach dem
Vollständigkeitsaxiom das Supremum s := sup N. Es ist also n ≤ s für alle n ∈ N.
Weil s − 1 keine obere Schranke von N ist, existiert ein n ∈ N mit s − 1 < n. Dann
folgt s < n + 1, und wegen n + 1 ∈ N ist dies ein Widerspruch.
Äquivalent zum Satz von Archimedes ist der von Eudoxos (E UDOXOS (408 - 355)):
Satz 1.2.7 (Satz von Eudoxos) Zu jeder reellen Zahl ε > 0 existiert eine natürliche
Zahl n mit n1 < ε.
Beweis. Nach dem Satz des Archimedes existiert zu x :=
also n1 < ε.
1
ε
ein n ∈ N mit n > 1ε ,
Wir bringen noch einige grundlegende Begriffe und Bezeichnungen. Im angeordneten Körper R kann man den Betrag |x| definieren. Für x ∈ R setzt man
x falls x ≥ 0
|x| :=
−x falls x < 0.
Es gilt:
Satz 1.2.8 (1) Für alle x ∈ R ist |x| ≥ 0 und |x| = 0 gilt genau dann, wenn x = 0
ist.
(2) Für alle x, y ∈ R ist |x · y| = |x| · |y|.
(3) Für alle x, y ∈ R gilt die Dreiecksungleichung
|x + y| ≤ |x| + |y|.
Durch |x| wird in R eine Norm im Sinne von 7.9.11 definiert.
1.3 Die komplexen Zahlen
7
Beweis. Wir beweisen die Dreiecksungleichung. Nach Definition des Betrages ist
x ≤ |x|, −x ≤ |x| und y ≤ |y|, −y ≤ |y|. Daraus folgt x + y ≤ |x| + |y| und
−(x + y) ≤ |x| + |y|, also |x + y| ≤ |x| + |y|.
Setzt man in der Dreiecksungleichung y − x an Stelle von y ein, so erhält man
|x+(y−x)|
≤ |x|+|y−x|,
also
|y|−|x| ≤ |y−x|. Dann ist auch |x|−|y| ≤ |x−y|,
somit |y| − |x| ≤ y − x .
Nun kann man den Begriff der ε-Umgebung eines Punktes a ∈ R definieren:
Uε (a) := {x ∈ R| |x − a| < ε}.
Eine Teilmenge U von R heißt Umgebung von a ∈ R, wenn es ein ε > 0 gibt mit
Uε (a) ⊂ U.
Eine Teilmenge X von R heißt offen, wenn zu jedem x ∈ X ein ε > 0 existiert
mit Uε (x) ⊂ X. Wichtige Teilmengen von R sind die Intervalle. Für a, b ∈ R setzt
man
[a, b] := {x ∈ R| a ≤ x ≤ b}
]a, b[:= {x ∈ R| a < x < b}
[a, b[:= {x ∈ R|a ≤ x < b}
]a, b] := {x ∈ R|a < x ≤ b}
[a, b] heißt das abgeschlossene Intervall mit den Randpunkten a, b, das Intervall
]a, b[ bezeichnet man als offenes Intervall. Die Intervalle [a, b[ und ]a, b] heißen
halboffen. Es ist Uε (a) =]a − ε, a + ε[. Die folgenden Mengen bezeichnet man als
uneigentliche Intervalle:
[a, +∞[:= {x ∈ R| a ≤ x}
] − ∞, a] := {x ∈ R| x ≤ a}
]a, +∞[:= {x ∈ R| a < x}
] − ∞, a[:= {x ∈ R| x < a}.
1.3 Die komplexen Zahlen
Die Geschichte der komplexen Zahlen und deren Definition wird eingehend in [3]
dargestellt. Bei der Behandlung vieler mathematischer Probleme erweist es sich als
zweckmäßig, den Körper R der reellen Zahlen zu erweitern zum Körper C der komplexen Zahlen. Zum Beispiel ist es wichtig, die Nullstellen von Polynomen zu bestimmen; aber das einfache Beispiel des Polynoms x2 + 1 zeigt, dass es Polynome
gibt, die in R keine Nullstelle besitzen.
Beim Lösen von Gleichungen 2., 3. und 4. Grades treten Wurzeln auf und man
möchte auch Wurzeln aus negativen Zahlen bilden.
Daher versucht man, R so zu erweitern, dass ein Element i existiert mit i2 = −1.
Der Erweiterungskörper soll aus Elementen der Form x + iy mit x, y ∈ R bestehen.
Mit diesen Elementen will man so rechnen:
(x + iy) + (u + iv) = (x + u) + i(y + v)
(x + iy) · (u + iv) = xu + i(xv + yu) + i2 yv
8
1 Folgen und Reihen
und weil i2 = −1 sein soll, ergibt sich für die Multiplikation
(x + iy) · (u + iv) = (xu − yv) + i(xv + yu).
Um die Existenz eines derartigen Körpers C zu beweisen, betrachtet man statt x+iy
das Paar (x, y) reeller Zahlen; dies führt zu folgender Definition:
Definition 1.3.1 Unter dem Körper C der komplexen Zahlen versteht man die
Menge R2 der Paare reeller Zahlen zusammen mit folgenden Verknüpfungen:
(x, y) + (u, v) = (x + y , u + v)
(x, y) · (u, v) = (xu − yv , xv + yu).
Man rechnet nach, dass C ein Körper ist. Für alle x, u ∈ R gilt
(x, 0) + (u, 0) = (x + u, 0),
(x, 0) · (u, 0) = (xu, 0).
Identifiziert man die reelle Zahl x = x + i · 0 mit dem Paar (x, 0), so kann man R
als Teilmenge (und Unterkörper) von C auffassen.
Setzt man i := (0, 1), so ist i2 = (0, 1) · (0, 1) = (−1, 0) und da man (−1, 0) mit
−1 identifiziert, ist
i2 = −1.
Für jedes Paar z = (x, y) ∈ R2 ist z = (x, y) = (x, 0) + (0, y) = x + iy, damit
hat man die übliche Schreibweise. Man nennt x den Realteil und y den Imaginärteil
von z und schreibt: Re(x + iy) := x,
Im(x + iy) := y.
Ist z = x + iy eine komplexe Zahl, so nennt man
z := x − iy
die zu z konjugierte komplexe Zahl. Es gilt Re z =
Man kann leicht zeigen:
z+z
2 ,
Imz =
z−z
2i .
Hilfssatz 1.3.2 Für z, w ∈ C gilt
(1) z + w = z + w, z · w = z · w,
(2) z = z,
(3) z ist genau dann reell, wenn z = z ist.
Den Betrag einer komplexen Zahl z = x + iy definiert man so:
√
|z| := x2 + y 2 = zz.
Damit kann man für z = x + iy ∈ C, z = 0, die Zahl z1 darstellen (und die
Existenz von z1 beweisen): man erweitert mit z̄ und erhält im Nenner die reelle Zahl
z · z̄ = |z|2 :
1
z
x
y
=
= 2
−i 2
.
2
z
z·z
x +y
x + y2
Nützlich ist auch die Zahl z ∗ := z̄1 . In der Abbildung sind diese Zahlen und die
Addition komplexer Zahlen veranschaulicht.
1.3 Die komplexen Zahlen
z
z
w
9
z+w
∗
z
1/z
z̄
Für die Veranschaulichung der Multiplikation sind Polarkoordinaten erforderlich.
Jede komplexe Zahl z = 0 kann man durch
z = r · eiϕ = r(cos ϕ + i · sin ϕ)
darstellen; dabei ist r = |z|. Man nennt r, ϕ Polarkoordinaten von z; wenn man ϕ
so wählt, dass 0 ≤ ϕ < 2π gilt, dann ist ϕ eindeutig bestimmt; die Existenz wird in
4.3.19 hergeleitet.
Mit Hilfe von Polarkoordinaten kann man die Multiplikation komplexer Zahlen beschreiben: Ist
z = r · eiϕ und w = s · eiψ ,
so ist
z · w = (r · s)ei(ϕ+ψ) .
Das Produkt zweier komplexer Zahlen erhält man also, indem man die Beträge multipliziert und die Winkel addiert.
Bei z 2 verdoppelt sich der Winkel. Damit kann man sich die Potenzen z n veranschaulichen; in der folgenden Abbildung ist dies für |z| > 1, |ζ| = 1, |w| < 1
dargestellt.
z·w
w
z3
z
z2
ψ
w
ϕ
ζ9
z
2
w
z
ζ
w9
9
√
Beim Wurzelziehen halbiert sich der Winkel; sucht man etwa i, also die Lösungen
von z 2√= i, so liegt z auf der Winkelhalbierenden und hat den Betrag 1, also ist
z = ± 22 (1 + i).
10
1 Folgen und Reihen
1.4 Folgen
Im Mittelpunkt der Analysis steht der Begriff des Grenzwerts. Bevor wir den Begriff
des Grenzwerts einer Folge definieren, erläutern wir, was man unter einer Folge
versteht.
Man erhält zum Beispiel durch fortgesetztes Halbieren die Folge 1, 12 , 14 , 18 , . . .
oder man betrachtet die Folge der Quadratzahlen 1, 4, 9, 16, 25, . . . . Es ist also
jeder natürlichen Zahl n eine reelle oder komplexe Zahl an zugeordnet:
a1 , a2 , a3 , . . . ;
den Begriff der Folge kann man nun so präzisieren:
Definition 1.4.1 Unter einer Folge reeller oder komplexer Zahlen versteht man
eine Abbildung
N → R, n → an ,
oder
N → C, n → an .
Für diese Abbildung schreibt man
(an )n∈N
oder
(an )n
oder
(an ).
Wir werden auch Folgen a0 , a1 , a2 , . . . oder auch a5 , a6 , . . . betrachten. Nun
führen wir den Begriff des Grenzwertes einer Folge ein:
Definition 1.4.2 Eine Folge (an )n komplexer Zahlen heißt konvergent gegen
a ∈ C , wenn es zu jedem reellen ε > 0 eine natürliche Zahl N (ε) gibt, so dass für
alle n ∈ N mit n ≥ N (ε) gilt:
|an − a| < ε.
Man bezeichnet dann a als Grenzwert der Folge (an )n und schreibt:
lim an = a.
n→∞
Wir schreiben dafür auch an → a, n → ∞.
Eine Folge (an )n heißt konvergent, wenn es ein a ∈ C gibt, so dass (an )n gegen
a konvergiert. Andernfalls heißt sie divergent. Mit dem Begriff der ε-Umgebung
Uε (a) = {x ∈ C| |x − a| < ε} von a kann man die Konvergenz so formulieren:
(an )n konvergiert genau dann gegen a, wenn es zu jedem ε > 0 ein N (ε) gibt mit
an ∈ Uε (a) für n ≥ N (ε).
Jede beliebige Umgebung von a enthält eine ε-Umgebung; somit gilt lim an = a
n→∞
genau dann, wenn zu jeder Umgebung U von a ein Index N (U ) ∈ N existiert mit
an ∈ U für n ≥ N (U ).
1.4 Folgen
11
an
ε
an
a−ε
a
a
a+ε
Nun zeigen wir, dass eine Folge höchstens einen Grenzwert besitzt:
Hilfssatz 1.4.3 Wenn die Folge (an )n gegen a und gegen b konvergiert, so folgt
a = b.
Beweis. Wenn a = b ist, so setzen wir ε :=
N2 (ε) mit
|an − a| < ε für n ≥ N1 (ε),
|b−a|
2 ;
dann existiert ein N1 (ε) und ein
|an − b| < ε für n ≥ N2 (ε).
Für n = N1 (ε) + N2 (ε) ist dann
|b − a| = |(b − an ) + (an − a)| ≤ |bn − a| + |an − a| < ε + ε = |b − a|,
also wäre |b − a| < |b − a|.
Wir erläutern den Konvergenzbegriff an einigen Beispielen:
Beispiel 1.4.4 Es gilt
1
= 0.
n
Zum Beweis verwenden wir den Satz von Eudoxos 1.2.7 : Zu jedem ε > 0 existiert
ein N (ε) ∈ N mit N1(ε) < ε. Für n ≥ N (ε) ist dann 0 < n1 ≤ N1(ε) < ε .
lim
n→∞
Beispiel 1.4.5 Es ist
n+1
= 1,
n→∞
n
lim
1
denn | n+1
existiert zu ε > 0 ein
n − 1| = n und nach dem vorhergehenden
Beispiel
1
1
1
N (ε) mit N (ε) < ε; für n ≥ N (ε) ist dann n+1
n − 1 = n ≤ N (ε) < ε.
Beispiel 1.4.6 Die Folge ((−1)n ) ist divergent.
Denn aus der Konvergenz würde folgen, dass ein a ∈ R existiert, so dass es zu
ε = 12 ein N ( 12 ) gibt mit |(−1)n − a| < ε für alle n ≥ N ( 12 ). Für n ≥ N ( 12 ) wäre
dann
2 = |(−1)n+1 − (−1)n | ≤ |(−1)n+1 − a| + |(−1)n − a| <
Beispiel 1.4.7 Wenn man die Folge (an ) mit
an :=
8n2 − 2n + 5
3n2 + 7n + 1
1 1
+ = 1.
2 2
12
1 Folgen und Reihen
untersuchen will, wird man vielleicht auf die Idee kommen, an so umzuformen:
an =
8−
3+
2
n
7
n
+
+
5
n2
1
n2
.
Dann wird man vermuten, dass (an ) gegen 83 konvergiert; es dürfte aber nicht leicht
sein, zu jedem ε > 0 ein N (ε) explizit so anzugeben, dass für n ≥ N (ε) gilt:
2
8n − 2n + 5 8 3n2 + 7n + 1 − 3 < ε.
Es ist daher zweckmäßig, Rechenregeln für Grenzwerte herzuleiten. Es gilt:
Satz 1.4.8 (Rechenregeln) Es seien (an )n und (bn )n konvergente Folgen in C und
c ∈ C. Dann sind auch die Folgen (an + bn )n , (c · an )n , (an · bn )n konvergent und
es gilt:
lim (an + bn ) = lim an + lim bn
n→∞
n→∞
n→∞
lim (c · an ) = c · lim an
n→∞
n→∞
lim (an · bn ) = ( lim an ) · ( lim bn ).
n→∞
n→∞
n→∞
Wenn außerdem lim bn = 0 ist, dann existiert ein n0 ∈ N mit bn = 0 für n ≥ n0
n→∞
und es gilt:
lim an
an
lim
= n→∞ .
n→∞ bn
lim bn
n→∞
Beweis. Wir beweisen nur die erste Aussage: Sei a := lim an und b := lim bn .
Dann gibt es zu ε > 0 ein N1 ( 2ε ) und N2 ( 2ε ) mit
n→∞
n→∞
ε
ε
ε
ε
für n ≥ N1 ( ),
|bn − b| < für n ≥ N2 ( ).
2
2
2
2
Setzt man N (ε) := max{N1 ( 2ε ), N2 ( 2ε )}, so ist für n ≥ N (ε):
|an − a| <
|(an + bn ) − (a + b)| ≤ |an − a| + |bn − b| <
ε ε
+ =ε
2 2
und damit ist gezeigt:
lim (an + bn ) = a + b.
n→∞
Insbesondere gilt:
Satz 1.4.9 Eine Folge komplexer Zahlen (zn )n , zn = xn + iyn , konvergiert genau
dann gegen c = a + ib ∈ C, wenn (xn )n gegen a und (yn )n gegen b konvergiert.
1.4 Folgen
13
Definition 1.4.10 Eine Folge (an ) heißt beschränkt, wenn eine reelle Zahl M existiert mit
|an | ≤ M für alle n ∈ N.
Hilfssatz 1.4.11 Jede konvergente Folge ist beschränkt.
Beweis. Sei (an ) konvergent, a := lim an . Dann existiert zu ε = 1 ein Index
n→∞
N (1) mit |an − a| < 1 für n ≥ N (1), also
|an | < |a| + 1 für n ≥ N (1).
Setzt man
M := max{|a1 |, . . . , |aN (1)−1 |, |a| + 1}
so folgt |an | ≤ M für alle n ∈ N.
Von grundlegender Bedeutung ist der Begriff der Cauchy-Folge (AUGUSTIN L OUIS
C AUCHY (1789-1857)):
Definition 1.4.12 Eine Folge (an )n in C heißt Cauchy-Folge, wenn es zu jedem
ε > 0 ein N (ε) ∈ N gibt, so dass für alle n, k ∈ N mit n ≥ N (ε), k ≥ N (ε) gilt:
|an − ak | < ε.
Zunächst zeigen wir:
Satz 1.4.13 Jede konvergente Folge ist eine Cauchy-Folge.
Beweis. Wenn (an ) gegen a konvergiert, so existiert zu ε > 0 ein N ( 2ε ) ∈ N mit
|an − a| < 2ε für n ≥ N ( 2ε ). Für n, k ≥ N ( 2ε ) ist dann
|an − ak | ≤ |an − a| + |ak − a| <
Nun behandeln wir Aussagen über reelle Folgen:
ε ε
+ = ε.
2 2
Satz 1.4.14 Es seien (an )n und (bn ) konvergente Folgen in R und es gelte an ≤ bn
für alle n ∈ N. Dann ist
lim an ≤ lim bn .
Beweis. Wir setzen a := limn→∞ an und b := limn→∞ bn und nehmen an, es sei
b < a. Zu ε := a−b
2 existiert dann ein n mit |an − a| < ε, |bn − b| < ε. Dann ist
bn < b + ε = a − ε < an , also bn < an ; dies widerspricht der Voraussetzung. Daraus folgt
Satz 1.4.15 Sei (xn )n eine konvergente Folge in R und a ≤ xn ≤ b für alle n ∈ N.
Dann gilt
a ≤ lim xn ≤ b.
n→∞
14
1 Folgen und Reihen
Konvergenzkriterien
Wir leiten zunächst Konvergenzkriterien für reelle Folgen her.
Wir benötigen nun den Begriff der monotonen Folge: Eine reelle Folge (an )n heißt
monoton wachsend, wenn für alle n ∈ N gilt:
an ≤ an+1
also a1 ≤ a2 ≤ a3 ≤ . . . ;
sie heißt streng monoton wachsend, wenn für alle n ∈ N gilt:
an < an+1 .
Analog heißt (an )n monoton fallend, falls an ≥ an+1 gilt; sie heißt streng monoton
fallend, falls an > an+1 ist (n ∈ N).
Eine Folge heißt monoton, wenn sie monoton wachsend oder monoton fallend ist.
Ist (an )n∈N eine Folge in R oder C und ist (nk )k∈N eine streng monoton wachsende
Folge natürlicher Zahlen, so heißt (ank )k∈N eine Teilfolge von (an )n .
Ist zum Beispiel nk := 2k, so erhält man die Teilfolge (a2k )k∈N , also die Folge
a2 , a4 , a6 . . . . Es gilt:
Hilfssatz 1.4.16 Jede reelle Folge (an )n enthält eine monotone Teilfolge.
Beweis. Wir nennen ein Folgenglied as eine Spitze, wenn as ≥ an für alle n ≥ s
ist. Wenn es unendlich viele Spitzen as1 , as2 , . . . gibt (s1 < s2 < . . .), so ist nach
Definition der Spitze
as1 ≥ as2 ≥ as3 ≥ . . .
und daher bildet die Folge der Spitzen eine monoton fallende Teilfolge. Wenn es
keine oder nur endlich viele Spitzen gibt, so existiert ein n1 ∈ N, so dass für n ≥ n1
kein an eine Spitze ist. Weil an1 keine Spitze ist, existiert ein n2 ∈ N mit n2 > n1
und an1 < an2 .
Weil an2 keine Spitze ist, gibt es ein n3 mit n3 > n2 und an2 < an3 ; auf diese Weise
erhält man eine streng monoton wachsende Teilfolge an1 < an2 < an3 < . . . . Nun beweisen wir ein erstes Konvergenzkriterium.
Satz 1.4.17 Jede beschränkte monotone Folge in R ist konvergent.
Beweis. Wir führen den Beweis für eine monoton wachsende Folge an ≤ an+1 .
Nach Voraussetzung ist die Menge {an |n ∈ N} beschränkt; aus dem Vollständigkeitsaxiom folgt, dass das Supremum
s := sup{an |n ∈ N}
existiert. Dann ist an ≤ s für alle n ∈ N. Ist ε > 0 vorgegeben, so ist s − ε keine
obere Schranke von {an |n ∈ N} und daher gibt es ein N ∈ N mit s − ε < aN .
Wegen der Monotonie der Folge ist aN ≤ an für n ≥ N und daher
s − ε < aN ≤ an ≤ s,
1.4 Folgen
15
also |an − s| < ε für n ≥ N . Somit ist gezeigt: limn→∞ an = s.
Aus 1.4.16 und 1.4.17 folgt der Satz von Bolzano-Weierstraß(B ERNARD B OLZA NO (1781-1848), K ARL W EIERSTRASS (1815-1897)):
Satz 1.4.18 (Satz von Bolzano-Weierstraß) Jede beschränkte Folge in R enthält
eine konvergente Teilfolge.
Wir behandeln nun wieder Folgen in C und zeigen, dass diese Aussage auch dafür
gilt:
Satz 1.4.19 (Satz von Bolzano-Weierstraß in C) Jede beschränkte Folge in C
enthält eine konvergente Teilfolge.
Beweis. Es sei (zn )n eine beschränkte Folge komplexer Zahlen zn = xn + iyn . Die
Folge (xn )n ist ebenfalls beschränkt und enthält somit eine konvergente Teilfolge
(xnk )k . Wählt man aus der beschränkten Folge (ynk )k eine konvergente Teilfolge
(ynkj )j aus, so erhält man eine konvergente Teilfolge (xnkj + iynkj )j von (zn )n .
Wenn eine Teilfolge von (zn )n gegen p konvergiert, so heißt p ein Häufungspunkt oder auch eine Häufungsstelle von (zn )n ; daher heißt dieser Satz auch das
Häufungsstellenprinzip von Bolzano-Weierstraß. Es gilt auch im Rn , aber nicht
mehr im Unendlich-dimensionalen.Wir gehen darauf in 15.6 ein.
Nun können wir das wichtige Cauchysche Konvergenzkriterium beweisen: Jede
Cauchy-Folge ist konvergent:
Satz 1.4.20 (Cauchysches Konvergenzkriterium) Eine (reelle oder komplexe)
Folge ist genau dann konvergent, wenn sie eine Cauchy-Folge ist.
Beweis. Es ist zu zeigen, dass jede Cauchy-Folge (an )n in C konvergent ist.
Zunächst zeigt man, dass jede Cauchy-Folge (an ) beschränkt ist. Es gibt nämlich
zu ε = 1 ein N (1) mit |an − ak | < 1 für alle n, k ≥ N (1), also ist |an − aN (1) | < 1
oder |an | < |aN (1) | + 1 für n ≥ N (1) und wie im Beweis von 1.4.11 folgt daraus
die Beschränktheit von (an ).
Nach 1.4.19 enthält (an )n eine Teilfolge (ank )k∈N , die gegen ein a konvergiert. Wir
zeigen, dass die Folge (an ) gegen a konvergiert. Sei ε > 0 vorgegeben; dann gibt
es, weil (an ) eine Cauchy-Folge ist, ein N ( 2ε ) mit |an − ak | < 2ε für n, k ≥ N ( 2ε ).
Wegen lim ank = a gibt es ein k mit nk ≥ N ( 2ε ) und |ank − a| < 2ε . Für alle n
k→∞
mit n ≥ N ( 2ε ) ist dann
|an − a| ≤ |an − ank | + |ank − a| <
ε ε
+ = ε.
2 2
Damit ist das Cauchysche Konvergenzkriterium bewiesen.
Wir behandeln noch ein Beispiel für eine konvergente
Folge;
dabei
ergibt
sich,
dass
√
für jede positive reelle Zahl a die Quadratwurzel a existiert.
16
1 Folgen und Reihen
√
Beispiel 1.4.21 Sei a > 0; wir geben eine Folge (xn ) an, die gegen a konvergiert.
Wir wählen x0 > 0 beliebig, setzen x1 := 12 (x0 + xa0 ), x2 := 12 (x1 + xa1 ) und,
wenn xn bereits definiert ist, sei
xn+1 :=
1
a
(xn +
).
2
xn
Wir beweisen, dass die Folge (xn ) gegen eine positive reelle Zahl b mit
b2 = a
konvergiert. Dazu zeigen wir zuerst die Monotonie: Für alle n ∈ N ist xn > 0 und
x2n − a =
2
−a=
xn−1
2
= 14 x2n−1 − 2a + x2a
=
1
4
xn−1 +
a
n−1
2
x2n−1 + 2a + x2a − 4a =
2n−1
1
a
−
≥ 0,
x
n−1
4
xn−1
1
4
daher x2n − a ≥ 0 und xn − xn+1 = xn − 12 (xn +
a
xn )
=
1
2
2xn (xn
− a) ≥ 0; somit
xn ≥ xn+1 .
Die Folge (xn ) ist also monoton fallend und somit ist ( xan ) monoton wachsend. Aus
a ≤ x2n folgt xan ≤ xn , somit
a
a
≤ ... ≤
≤ xn ≤ ... ≤ x1 .
x1
xn
Für alle n ∈ N ist 0 <
a
x1
≤ xn , daher existiert
b := lim xn
n→∞
und es gilt b > 0. Aus den Rechenregeln 1.4.8 folgt
b = lim xn+1 = lim
n→∞
n→∞
1
a
a
1
(xn +
) = (b + ),
2
xn
2
b
somit b = 12 (b + ab ) also 2b2 = b2 + a und b2 = a.
Damit ist gezeigt: Zu jedem a > 0 existiert ein b > 0 mit b2 = a. Die Zahl b ist
eindeutig bestimmt, denn aus c > 0, c2 = a, folgt
0 = b2 − c2 = (b + c) · (b − c)
und wegen b + c > 0 ist b − c = 0, also b = c.
Zu a ≥ 0 existiert also genau ein b ≥ 0 mit b2 = a und man definiert nun
√
a := b,
√
a heißt die Quadratwurzel von a.
Dies läßt sich verallgemeinern:
Ist k ∈ N und a > 0, so existiert genau ein b > 0
√
mit bk = a und man setzt k a := b.
1.5 Reihen
17
1.5 Reihen
Bei der Behandlung mathematischer Probleme stößt man häufig auf Ausdrücke der
Form
a0 + a1 + a2 + . . . ,
etwa
1+
1 1
1
+ + ... + + ...
2 3
n
oder
1+
1 1
1
+ + ... + n + ... .
2 4
2
Derartige Ausdrücke bezeichnet man als Reihen (reeller oder komplexer Zahlen).
Man führt die Theorie der Reihen zurück auf die der Folgen und fasst den Ausdruck
a0 + a1 + a2 + . . . auf als Folge der Partialsummen“
”
a0 ,
a0 + a1 ,
a0 + a1 + a2 ,
...
(Wir betrachten häufig Reihen, die mit a0 beginnen). Dies wird folgendermaßen
präzisiert: Es sei (an )n eine Folge komplexer Zahlen, n ∈ N0 , dann heißt
sn :=
n
ak = a0 + a1 + . . . + an
k=0
die zu (an )n gehörende n-te Partialsumme.
Die Folge der Partialsummen (sn )n heißt die durch (an )n gegebene Reihe; man
bezeichnet die Folge (sn )n mit
∞
an .
n=0
Definition 1.5.1 Eine Reihe
∞
an mit an ∈ C heißt konvergent, wenn die Folge
n=0
(sn )n konvergiert; den Grenzwert von (sn )n bezeichnet man ebenfalls mit
∞
an :
n=0
∞
n=0
Es gilt also
∞
an := lim sn .
n→∞
an = s genau dann, wenn es zu jedem ε > 0 ein N (ε) gibt mit
n=0
|a0 + . . . + an − s| < ε für n ≥ N (ε).
Aus dem Cauchyschen Konvergenzkriterium für Folgen leiten wir nun ein entsprechendes Kriterium für Reihen her. Man bezeichnet eine Reihe als Cauchyreihe,
wenn die Folge ihrer Partialsummen eine Cauchyfolge ist.
18
1 Folgen und Reihen
∞
Satz 1.5.2 (Cauchysches Konvergenzkriterium) Eine Reihe
an komplexer
n=0
Zahlen ist genau dann konvergent, wenn es zu jedem ε > 0 ein N (ε) gibt, so dass
für alle n, m ∈ N mit n ≥ m ≥ N (ε) gilt:
|
n
ak | < ε.
k=m
Beweis. Die Folge (sn )n ist genau dann konvergent, wenn es zu ε > 0 ein N (ε) gibt,
so dass für alle Indizes n, m ≥ N (ε) gilt: |sn − sm | < ε. Für n ≥ m ≥ N (ε) + 1
ist dann |sn − sm−1 | < ε und aus
sn − sm−1 =
n
ak
k=m
folgt die Behauptung.
n
Für n = m ist
ak = an und somit ergibt sich
k=n
Satz 1.5.3 Wenn die Reihe
∞
an konvergiert, dann gilt
n=0
lim an = 0.
n→∞
Aus den Rechenregeln für Folgen erhält man Rechenregeln für Reihen:
∞
∞
an und
bn konvergent, und ist c ∈ C, so
Satz 1.5.4 (Rechenregeln) Sind
sind auch die Reihen
∞
n=0
n=0
∞
n=0
can konvergent und
n=0
(an + bn ) =
n=0
∞
(an + bn ) und
∞
an +
n=0
∞
bb ,
n=0
∞
c · an = c ·
n=0
∞
an .
n=0
Wir behandeln nun ein besonders wichtiges Beispiel:
Die geometrische Reihe
∞
zn.
n=0
Zuerst zeigen wir
Hilfssatz 1.5.5 Ist z ∈ C , |z| < 1, so gilt lim z n = 0.
n→∞
. Die Folge (|z|n )n ist also monoton fallend und beBeweis. Es ist |z| ≥ |z|
schränkt und daher konvergent. Sei a := lim |z|n . Es gilt
n
n+1
n→∞
a = lim |z|n = lim |z|n+1 = |z| · lim |z|n = |z| · a
n→∞
n→∞
und aus a = |z| · a und |z| < 1 folgt a = 0.
Nun können wir beweisen:
n→∞
1.5 Reihen
19
Satz 1.5.6 (Geometrische Reihe) Für z ∈ C, |z| < 1, konvergiert die geometri∞
sche Reihe
z n und es gilt
n=0
∞
zn =
n=0
Für |z| ≥ 1 divergiert
∞
1
.
1−z
zn.
n=0
n
Beweis. Setzt man sn :=
z k , so ist
k=0
n
(1 − z)sn =
zk −
k=0
Für z = 1 ist daher
n
und für |z| < 1 ist lim z
n→∞
∞
z k = 1 − z n+1 .
k=1
zk =
k=0
n+1
n+1
1 − z n+1
1−z
= 0, also
1
1 − z n+1
=
.
n→∞
1−z
1−z
z n = lim sn = lim
n=0
n→∞
Für |z| ≥ 1 ist |z n | ≥ 1 und daher ist (z n )n keine Nullfolge, also ist nach 1.5.3 die
∞
z n für |z| ≥ 1 divergent.
Reihe
n=0
Wir notieren noch:
Satz 1.5.7 Für |z| < 1 ist
∞
n=1
zn =
z
.
1−z
Beispiel 1.5.8 Setzt man in der geometrischen Reihe z = 12 , so ergibt sich
∞
1
=2
2n
n=0
also
1+
1 1 1
+ + + ... = 2
2 4 8
Wir führen nun einen schärferen Konvergenzbegriff ein:
20
1 Folgen und Reihen
Definition 1.5.9 Eine Reihe
die Reihe
∞
∞
an , an ∈ C, heißt absolut konvergent, wenn
n=0
|an | konvergiert.
n=0
Aus dem Cauchyschen Konvergenzkriterium ergibt sich, dass jede absolut konvergente Reihe auch konvergiert.
Wir geben nun weitere wichtige Konvergenzkriterien an:
∞
∞
an und
bn Reihen; wenn für
Satz 1.5.10 (Majorantenkriterium) Es seien
∞
alle n ∈ N gilt: |an | ≤ bn und wenn
n=0
n=0
bn konvergiert, dann konvergiert
n=0
absolut.
∞
an
n=0
Beweis.
Zu ε > 0 existiert nach
so dass für n ≥ m ≥ N (ε) gilt:
n
n 1.5.2 ein N
(ε),
n
| k=m bk | < ε und aus | k=m ak | ≤ k=m |bk | < ε für n ≥ m ≥ N (ε)
folgt mit 1.5.2 die Behauptung.
∞
Eine Reihe
bn mit den angegebenen Eigenschaften nennt man Majorante zu
∞
n=0
an . Daraus ergibt sich ein weiteres Konvergenzkriterium:
n=0
Satz 1.5.11 (Quotientenkriterium) Es sei
∞
an eine Reihe mit an = 0 für alle
n=0
n ∈ N. Wenn ein q ∈ R existiert mit 0 < q < 1 und
an+1 an ≤ q
für alle n ∈ N, dann konvergiert
∞
an absolut.
n=0
Beweis. Es ist |a1 | ≤ |a0 | · q, |a2 | ≤ |a1 | · q ≤ |a0 | · q 2 und
|an+1 | ≤ |an | · q ≤ . . . ≤ |a0 | · q n+1 .
Daher ist |a0 | ·
∞
q n eine konvergente Majorante zu
n=0
∞
an .
n=0
Wir beweisen noch das Leibnizsche Konvergenzkriterium für alternierende Reihen
(G OTTFRIED W ILHELM L EIBNIZ (1646-1716))
a0 − a1 + a2 − a3 + a4 − . . .
Satz 1.5.12 (Leibnizsches Konvergenzkriterium) Es sei (an )n eine monoton fallende Folge in R mit an ≥ 0 für alle n ∈ N0 und lim an = 0. Dann konvergiert
n→∞
die Reihe
∞
(−1)n an
n=0
1.5 Reihen
21
und es gilt
|
∞
k
(−1)n an −
n=0
(−1)n an | ≤ ak+1 .
n=0
Man kann also den Fehler, der entsteht, wenn man die Reihe bei ak abbricht, durch
ak+1 abschätzen.
k
Beweis Wir setzen sk :=
n=0
(−1)n an ; dann ist s2k+2 ≥ s2k+1 ,
s2k+2 − s2k = a2k+2 − a2k+1 ≤ 0;
s2k+1 − s2k−1 = −a2k+1 + a2k ≥ 0.
Daher ist
s1 ≤ s3 ≤ . . . ≤ s2k−1 ≤ s2k+1 ≤ s2k+2 ≤ s2k ≤ . . . ≤ s2 ≤ s0 .
Die Folgen (s2k+1 )k und (s2k )k sind also monoton und beschränkt und daher konvergent; wegen s2k+2 − s2k+1 = a2k+2 und lim an = 0 konvergieren sie gegen den gleichen Grenzwert s und s liegt zwischen sk+1 und sk . Daraus folgt
|s − sk | ≤ ak+1 .
Es soll noch kurz die Multiplikation zweier Reihen behandelt werden. Dazu erinnern
wir daran, dass man Summen so ausmultipliziert:
(a0 + a1 + a2 + . . . + am ) · (b0 + b1 + b2 + . . . + br ) =
= a0 b0 + (a0 b1 + a1 b0 ) + (a0 b2 + a1 b1 + a2 b0 ) + . . . + am br .
Für Reihen gilt der folgende Satz, den wir ohne Beweis angeben (ein Beweis findet
sich in [6],[24]):
∞
∞
an und
bn seien absolut konvergent. Setzt man
Satz 1.5.13 Die Reihen
n=0
cn :=
n
n=0
ak bn−k = a0 bn + a1 bn−1 + . . . + an b0 ,
k=0
so konvergiert die Reihe
∞
cn ebenfalls absolut und es gilt:
n=0
(
∞
an ) · (
n=0
∞
n=0
bn ) =
∞
cn .
n=0
Bei Konvergenzuntersuchungen sollte man beachten, dass es das Konvergenzverhalten einer Folge oder Reihe nicht beeinflusst, wenn man endlich viele Glieder
abändert. Daher kann man zum Beispiel das Quotientenkriterium verallgemeinern:
∞
Wenn zu einer Reihe
an ein q mit 0 < q < 1 und ein m ∈ N existiert mit
n=0
an = 0 für n ≥ m und | aan+1
| ≤ q für n ≥ m, so konvergiert
n
Wir erläutern dies an einem Beispiel:
∞
n=0
an .
22
1 Folgen und Reihen
Beispiel 1.5.14 Für z ∈ C, |z| < 1, ist
∞
nz n−1
n=1
konvergent. Dies ergibt sich so: Sei 0 < |z| < 1; dann wählt man ein q ∈ R mit
|z| < q < 1. Nun wenden wir das Quotientenkriterium auf an := nz n−1 an. Es ist
an+1 n + 1
1
an = n · |z| = (1 + n ) · |z|.
Weil
q
|z|
> 1 ist, gibt es ein m ∈ N mit 1 +
1
m
≤
q
|z| .
Daher ist für n ≥ m
an+1 1
an = (1 + n ) · |z| ≤ q
und daraus folgt die Konvergenz von
∞
nz n−1 . Den Grenzwert können wir noch
n=1
nicht berechnen; in 4.1.3 zeigen wir, dass man konvergente Potenzreihen gliedweise
differenzieren darf. Damit ergibt sich:
∞
nz n−1 =
n=1
∞
1
d n
d
1
z =
.
=
dz n=0
dz 1 − z
(1 − z)2
Wir behandeln nun weitere wichtige Beispiele. Zunächst eine Definition: Es sei
0! := 1 und für n ∈ N setzt man
n! := 1 · 2 · 3 · . . . · n.
Beispiel 1.5.15 Die Reihe
∞
z2
z3
zn
=1+z+
+
+ ...
n!
2
2·3
n=0
konvergiert für alle z ∈ C. Dies beweist man mit dem Quotientenkriterium 1.5.11.
n
Es sei z ∈ C; z = 0; setzt man an := zn! , so ist
an+1 z n+1 · n! |z|
=
an (n + 1)! · z n = n + 1 .
Wählt man ein k ∈ N mit k ≥ 2 · |z|, so ist für n ≥ k:
an+1 |z|
|z|
1
an = n + 1 ≤ k ≤ 2
1.5 Reihen
und nach dem Quotientenkriterium konvergiert
Reihe
∞
n=0
∞
n=k
zn
n!
zn
n!
und daher auch
∞
n=0
23
zn
n! .
Die
heißt die Exponentialreihe, man bezeichnet sie mit ez oder exp(z):
exp(z) := ez :=
∞
zn
.
n!
n=0
Die Exponentialfunktion z → ez untersuchen wir in 4.2.
Beispiel 1.5.16 Die sogenannte harmonische Reihe
∞
1
n
n=1
k
ist divergent. Um dies zu zeigen, schätzen wir die Partialsummen sk := n=1
so ab:
s2 = 1 + 12 ,
≥ s2 + ( 14 + 14 )
= s2 + 12 = 1 + 22 ,
s4 = s2 + ( 13 + 14 )
1
1
1
1
s8 = s4 + ( 5 + . . . + 8 ) ≥ s4 + ( 8 + . . . + 8 ) = s4 + 12 = 1 + 32 ,
1
1
1
) ≥ s8 + ( 16
+ . . . + 16
) = s8 + 12 = 1 + 42 .
s16 = s8 + ( 19 + . . . + 16
1
n
Auf diese Weise zeigt man
s2k ≥ 1 +
k
,
2
daher ist die Folge (sk ) divergent, somit divergiert auch
∞
n=1
1
n.
Beispiel 1.5.17 Die alternierende harmonische Reihe
∞
(−1)n−1
n=1
1 1 1
1
= 1 − + − + ...
n
2 3 4
ist nach dem Leibniz-Kriterium 1.5.12 konvergent. Den Grenzwert können wir noch
nicht ausrechnen; in 6.2.10 werden wir zeigen, dass diese Reihe gegen ln 2 konvergiert.
sn
ln 2
1 2 3 4
6
8
10
n
24
1 Folgen und Reihen
Beispiel 1.5.18 Die Reihe
∞
1
n2
n=1
ist konvergent; um dies zu zeigen, geben wir eine konvergente Majorante an: Für
n ≥ 2 ist
1
1
<
2
n
n(n − 1)
und die k-te Partialsumme (k ≥ 2)
sk =
k
1
n(n
− 1)
n=2
lässt sich folgendermaßen berechnen: Für n ≥ 2 ist
1
1
1
− =
n−1 n
n · (n − 1)
und daher
sk =
k
n=2
= (1 +
k
k
k
1
1
1
1
1
=
− )=
−
(
n(n − 1) n=2 n − 1 n
n
−
1
n
n=2
n=2
1
1
1
1
1
1
+ ... +
) − ( + ... +
+ )=1− .
2
k−1
2
k−1 k
k
Daher ist
lim sk = lim (1 −
k→∞
also
k→∞
1
) = 1,
k
∞
1
= 1.
n(n − 1)
n=2
Daher ist diese Reihe eine konvergente Majorante von
jorantenkriterium konvergiert
∞
n=1
∞
n=1
1
n2 .
1
n2
und nach dem Ma-
Aus dem Majorantenkriterium folgt weiter,
dass für jedes s ∈ N mit s ≥ 2 die Reihe
∞
1
ns
n=1
konvergent ist. Es ist ziemlich schwierig, den Grenzwert von
∞
n=1
1
ns
zu bestimmen;
für ungerades s ist keine Formel bekannt; für gerades s werden wir in 14.11.9 den
Grenzwert bestimmen.
1.6 Vollständige Induktion
25
1.6 Vollständige Induktion
Für jedes n ∈ N sei A(n) eine Aussage. Wenn man zeigen will, dass A(n) für
alle n ∈ N richtig ist, geht man häufig so vor: Man zeigt, dass A(1) richtig ist und
dass aus A(1) die Aussage A(2) folgt. Dann zeigt man: Aus A(2) folgt A(3) und
”
so weiter“, d.h. aus A(n) folgt A(n + 1). Diese Schlussweise wird präzisiert im
Beweisprinzip der vollständigen Induktion:
Satz 1.6.1 (Vollständige Induktion) Für n ∈ N sei A(n) eine Aussage; es gelte:
(1) A(1) ist richtig.
(2) Für alle n ∈ N gelte: wenn A(n) richtig ist, dann auch A(n + 1);
dann ist A(n) für alle n ∈ N richtig.
Bemerkung. Man kann die Bedingung (2) auch ersetzen durch
(2’) Für alle n ∈ N gelte: wenn A(j) für alle j ≤ n richtig ist, dann auch A(n + 1).
Das Beweisprinzip der vollständigen Induktion folgt aus einer grundlegenden Eigenschaft der natürlichen Zahlen: Wenn für eine Teilmenge M von N gilt: 1 ∈ M
und aus n ∈ M folgt: n + 1 ∈ M, so ist M = N.
Wir erläutern die vollständige Induktion zunächst an einem einfachen Beispiel; anschließend beweisen wir mit Hilfe der vollständigen Induktion den binomischen
Lehrsatz.
Beispiel 1.6.2 Wir beweisen mit vollständiger Induktion die Formel
1 + 3 + 5 + 7 + 9 + . . . + (2n − 1) = n2 .
Für n ∈ N sei A(n) die Aussage
n
(2k − 1) = n2 .
k=1
Für n = 1 steht auf der linken Seite dieser Formel
1
(2k − 1) = 1 und rechts
k=1 n
12 = 1; also ist A(1) richtig. Nun sei A(n) richtig, also k=1 (2k − 1)
n+1
zeigen ist, dass auch A(n + 1) richtig ist, nämlich k=1 (2k − 1) = (n
= n2 . Zu
+ 1)2 . Es
gilt:
n+1
k=1
(2k − 1) =
n
(2k − 1) + (2(n + 1) − 1) = n2 + 2n + 1 = (n + 1)2 .
k=1
Damit ist A(n + 1) hergeleitet und aus 1.6.1 folgt, dass A(n) für alle n richtig ist.
26
1 Folgen und Reihen
Um die vollständige Induktion zu erläutern, behandeln wir zuerst den binomischen
Lehrsatz und anschließend Polynome.
Der binomische Lehrsatz
Bekannt sind die Formeln
(x + y)2 = x2 + 2xy + y 2
(x + y)3 = x3 + 3x2 y + 3xy 2 + y 3 .
Wir suchen eine allgemeine Formel für (x + y)n , n ∈ N. Dazu definiert man:
Definition 1.6.3 Für n ∈ N0 und k ∈ N0 mit 0 ≤ k ≤ n sei
n
n · (n − 1) · . . . · (n − k + 1)
n!
=
.
:=
k
k!(n − k)!
1 · 2 · ... · k
Die Zahlen nk heißen Binomialkoeffizienten.
Wir zeigen zuerst
Hilfssatz 1.6.4 Für n ∈ N, n ≥ 1 und k = 1, ..., n − 1 gilt
n
n−1
n−1
=
+
.
k
k−1
k
Außerdem ist
n
n
= 1,
= 1.
0
n
Beweis. Es ist
n−1 n−1
=
k−1 +
k
=
(n−1)!·k
k!(n−k)!
+
(n−1)!
(k−1)!(n−k)!
(n−1)!·(n−k)
k!(n−k)!
=
+
(n−1)!
k!(n−k−1)!
(n−1)!
k!(n−k)!
=
· (k + n − k) =
n!
k!(n−k)!
=
n
k .
Auf die Bedeutung dieses Hilfssatzes gehen wir später ein. Nun zeigen wir:
Satz 1.6.5 (Binomischer Lehrsatz) Für alle n ∈ N und x, y ∈ C gilt:
(x + y)n =
n n
k=0
k
xn−k y k
Beweis. Wir führen den Beweis durch vollständige Induktion. Der Induktionsanfang
1
1
(x + y)1 =
x+
y
0
1
1.6 Vollständige Induktion
27
ist offensichtlich richtig. Nun setzen wir voraus, dass
n−1
(x + y)
=
n−1
k=0
n − 1 n−1−k k
y
x
k
gilt. Multipliziert man diese Gleichung mit x + y, so erhält man
(x + y) ·
(x + y)n =
=
x·
n−1
k=0
n−1
=
k=0
n−1
=
k=0
=
n−1
0
n−1
k=0
n−1
k
n−1
k
n−1
k
n−1−k k
x
y
xn−1−k y k
n−k k
x
y
+
=
y·
n−1
k=0
n−1
+
k=0
n−1
k
n−1
k
xn−1−k y k
n−(k+1) k+1
x
y
=
n n−k k
n−1 n−l l
x
y
+
y
l−1 x
l=1
n−1
n−k k
n−1
+ n−1
x
+
y
+
k
k−1
n−1
k
xn
=
k=1
=
n−1
n−1
yn .
= 1 = n0 und n−1
= 1 = nn ; der erste Summand ist also n0 xn
Es ist n−1
0
n−1
und der letzte ist nn y n . Für die in der Mitte stehende Summe ist nach Hilfssatz
1.6.4
n−1
n−1
n
+
=
;
k
k−1
k
und daher ergibt sich
(x + y)n =
n−1 n n n n n−k k
n n n n−k k
x +
y +
y =
y .
x
x
0
n
k
k
k=1
k=0
Damit ist der binomische Lehrsatz bewiesen.
Nun soll gezeigt werden, wie man Hilfssatz 1.6.4 zur Berechnung der Binomialkoeffizienten verwenden kann.
Wählt man eine natürliche Zahl n > 1 und schreibt die zu n − 1 gehörenden Binomialkoeffizienten in eine
erhält
man durch Addition
so
n der nebeneinander
Zeile,
n−1
+
den
Koeffizienten
stehenden Koeffizienten n−1
k−1
k
k :
n−1 n−1
0
1
...
n−1 n−1
k−1
k
n
...
n−1
n−1
k
0
Beginnt man mit 0 = 1, so ist die nächste Zeile 10 = 1, 11 = 1, und man erhält
auf diese Weise das Pascalsche Dreieck (B LAISE PASCAL (1623-1662)):
28
1 Folgen und Reihen
1
1
1
1
1
1
1
3
4
5
6
1
2
6
10
15
1
3
1
4
10
20
1
5
15
1
6
1
Die vorletzte Zeile liefert z.B. die Formel
(x + y)5 = x5 + 5x4 y + 10x3 y 2 + 10x2 y 3 + 5xy 4 + y 5 .
Wir zeigen noch:
Satz 1.6.6 Für n, k ∈ N0 , 0 ≤ k ≤ n gilt:
Die Anzahl der k-elementigen Teilmengen einer n-elementigen Menge M ist nk .
Beweis. Wir beweisen die Aussage durch Induktion über n. Der Induktionsanfang
n = 0 ist klar; für n = 0 ist M = ∅.
Nun sei n ∈ N und die Aussage sei für n − 1 richtig. Ist dann M eine Menge mit n
Elementen, so wählen wir ein p ∈ M .
Die Anzahl der k-elementigen Teilmengen
/ A ist wegen A ⊂
A ⊂ M mit p ∈
.
M \ {p} nach Induktionsannahme gleich n−1
k
Alle k-elementigen Teilmengen A von M mit p ∈ A erhält man so: man wählt eine
(k-1)-elementige Teilmenge von M \ {p}undfügt p hinzu; die Anzahl der (k-1)elementigen Teilmengen von M \ {p} ist n−1
k−1 .
Die Anzahl aller k-elementigen Teilmengen von M ist also n−1
+ n−1
k
k−1 , und
n
dies ist nach 1.6.4 gleich k .
Polynome
Ist
p(X) = an X n + an−1 X n−1 + . . . + a1 X + a0
ein Polynom mit Koeffizienten an . . . , a0 ∈ C, und ist an = 0, so ist gr(p) := n
der Grad von p. Es gilt gr(p · q) = gr(p)gr(q).
Nun zeigen wir:
Satz 1.6.7 Ist p ein Polynom n-ten Grades , n > 1, und ist c eine Nullstelle von p,
so existiert ein Polynom q vom Grad (n − 1) mit
p(X) = (X − c)q(X).
Beweis. Zunächst sei p(c) beliebig; wir zeigen, dass p(X)−p(c) durch X −c teilbar
ist. Für den Spezialfall p(X) = X n ist dies klar: Setzt man g1 (X) := 1 und
gn (X) := X n−1 + cX n−2 + . . . + cn−2 X + cn−1
für n ≥ 2,
1.6 Vollständige Induktion
29
so gilt (X − c)gn (X) = X n − cn .
Ist nun p(X) = an X n + an−1 X n−1 + . . . + a1 X + a0 , so ist
p(X) − p(c) =
n
ak (X − c ) = (X − c)
k
k
k=1
n
ak gk (X) = (X − c)q(X)
k=1
mit q(X) :=
n
ak gk (X).
k=1
Falls p(c) = 0 ist, folgt die Aussage des Satzes.
Die Koeffizienten bk von q(X) = bn−1 X n−1 + bn−2 X n−2 + . . . + b1 X + b0 und
p(c) erhält man folgendermaßen: Aus
an X n + . . . + a0 − p(c) = (X − c)(bn−1 X n−1 + . . . + b0 )
folgt an = bn−1 , an−1 = bn−2 − cbn−1 , . . . , a1 = b0 − cb1 , a0 − p(c) = −cb0 ,
also bn−1 = an , bn−2 = an−1 + cbn−1 , . . . , b0 = a1 + cb1 , p(c) = a0 + cb0
Das Hornersche Schema
Die Berechnung von bn−1 , . . . , b0 und p(c) geschieht nach dem Hornerschen Schema (W ILLIAM H ORNER (1786-1837)):
Man schreibt die an , . . . , a0 in die erste Zeile; es ist bn−1 = an ; dies multipliziert man mit c , addiert es zu an−1 und erhält bn−2 . Dann multipliziert man bn−2
mit c, addiert c · bn−2 zu an−2 und erhält bn−3 . Auf diese Weise errechnet man
bn−1 , . . . , b0 und zuletzt p(c).
an
an−1
c · bn−1
an−2
c · bn−2
an−3 . . .
c · bn−3 . . .
a1
c · b1
a0
c · b0
bn−1
bn−2
bn−3
bn−4
b0
p(c)
...
Beispiel 1.6.8 Es sei p(X) = X 4 − X 3 − 2X − 4 und c = 2. Man erhält
1
−1
2
0
2
−2
4
−4
4
1
1
2
2
0
Es ergibt sich q(X) = X 3 + X 2 + 2X + 2.
Daraus folgt:
Satz 1.6.9 Ein Polynom vom Grad n ≥ 1 hat höchstens n Nullstellen.
30
1 Folgen und Reihen
Beweis. Wir beweisen den Satz mit vollständiger Induktion.
Für n = 1 ist p(X) = a1 X +a0 mit a1 = 0 und dafür ist die Aussage offensichtlich
richtig. Nun sei n ≥ 2 und der Satz sei für Polynome vom Grad ≤ (n − 1) richtig.
Ist dann p ein Polynom vom Grad n und ist c eine Nullstelle von p, so hat man
p(X) = (X − c)q(X) mit grq = n − 1. Aus p(c ) = 0 und c = c folgt q(c ) = 0.
Weil q höchstens n − 1 Nullstellen hat, folgt: p hat höchstens n Nullstellen.
In 14.7.3 zeigen wir, dass in C jedes Polynom mindestens eine Nullstelle besitzt;
durch Induktion ergibt sich daraus:
Satz 1.6.10 (Fundamentalsatz der Algebra) Ist
p(X) = an X n + an−1 X n−1 + . . . + a1 X + a0
ein Polynom vom Grad n ≥ 1 mit an , . . . , a0 ∈ C; an = 0, so existieren
c1 , . . . , cn ∈ C mit
p(X) = an · (X − c1 ) · . . . · (X − cn )
Mit paarweise verschiedenen Nullstellen c1 . . . , cm ist
p(X) = an (X − c1 )r1 · . . . · (X − cm )rm
dabei ist rk ∈ N die Vielfachheit der Nullstelle ck .
Beweis Der Induktionsanfang n = 1 ist klar; nun sei n ≥ 2 und der Satz sei für
Polynome vom Grad ≤ n−1 richtig. Ist dann p ein Polynom vom Grad n, so existiert
nach 14.7.3 ein c1 ∈ C mit p(c1 ) = 0. Dann ist p(X) = (X − c1 )q(X) und nach
Induktionsannahme gibt es c2 , . . . , cn ∈ C mit q(X) = an ·(X −c2 )·. . .·(X −cn ),
also p(X) = an · (X − c1 ) · (X − c2 ) · . . . · (X − cn ).
Polynome 3. Grades
Die Nullstellen eines Polynoms 2. Grades aX 2 + bX + c kann man bekanntlich
durch
√
−b ± b2 − 4ac
2a
darstellen.
Schon vor 500 Jahren beschäftigten sich Mathematiker wie S CIPIONE DEL F ER RO (1465-1526), N ICOLO TARTAGLIA (1499/1500-1557), G IROLAMO C ARDANO
(1501-1576) mit der Lösung von Gleichungen 3. Grades. Dies soll kurz geschildert
werden; eine ausführliche Darstellung findet man in [9].
Zunächst bringt man X 3 +a2 X 2 +a1 X +a0 , durch die Substitution X̃ = X + a32 ,
auf die Form
X 3 + pX + q.
Nun macht man für die Nullstellen den Ansatz x = u + v;
es ist x3 = u3 + v 3 + 3uv(u + v) und daher
x3 + px + q = (u3 + v 3 + q) + (3uv + p)(u + v).
1.6 Vollständige Induktion
31
Man sucht nun u, v so, dass
u3 + v 3 = −q,
ist. Es ist
also
u3 + v 3
2
q 2
2
2
−
−
3uv = −p
u3 − v 3
2
u3 − v 3
2
Setzt man
d :=
q 2
2
so ergibt sich
q
u3 + v 3
=− ,
2
2
Daraus rechnet man u, v aus:
q √
u = 3 − + d,
2
2
2
= u3 v 3
p 3
= −
.
3
p 3
+
3
,
√
u3 − v 3
= d.
2
v=
3
q √
− − d,
2
√
dabei wählt man die 3. Wurzeln so, dass uv = − p3 ist. Nun sei = − 12 + 2i 3 eine
3. Einheitswurzel; dann sind die Lösungen von x3 + px + q = 0 :
u + v;
u + 2 v,
2 u + v.
Damit ergibt sich eine Formel, die nach C ARDANO benannt ist:
Satz 1.6.11 (Formel von Cardano) Die Nullstellen von x3 + px + q sind
3
2
3
q
q 2 p 3
q
p
q
3
− +
+
+
− −
+
;
2
2
3
2
2
3
dabei sind die 3. Wurzeln so zu wählen, dass ihr Produkt − p3 ist.
Auch für Polynome 4. Grades gibt es eine Formel für die Nullstellen. Dagegen hat
N IELS H ENRIK A BEL (1802-1829) im Jahr 1826 gezeigt, dass man die Nullstellen
eines allgemeinen Polynoms 5. und höheren Grades nicht durch Radikale darstellen
kann.
Beispiel 1.6.12 Wir bringen ein Beispiel, das bereits von R AFFAEL B OMBELLI
(1526-1572) behandelt wurde; es sollen die Nullstellen von
x3 − 15x − 4
berechnet werden.
32
1 Folgen und Reihen
Es ist
q
p
= −2,
= −5, d = −121.
2
3
Die Formel von Cardano liefert für die Nullstellen
√
√
√
√
3
3
2 + −121 + 2 − −121 = 3 2 + 11i + 3 2 − 11i.
Es ist (2 ± i)3 = 2 ± 11i und daher erhält man eine Nullstelle x1 so:
x1 = (2 + i) + (2 − i) = 4.
Die anderen Nullstellen
von Cardano:
√ sind nach der Formel√
x2 = (2 + i)(− 12 + 2i 3) + (2 − i)(− 12 − 2i 3) =
√
√
√
√
√
= 12 (−2 − 3 + i(−1 + 2 3)) + 12 (−2 − 3 + i(1 − 2 3)) = −2 − 3,
√
x3 = −2 + 3.
(Natürlich kann man, wenn man die Nullstelle x1 = 4 kennt, x2 , x3 auch als Nullstellen von (x3 − 15x − 4) : (x − 4) = x2 + 4x + 1 ausrechnen.)
x3 − 15x − 4
30
x2
x3
x
1
x1 = 4
Man erhält also bei Anwendung der Formel von
√ Cardano die drei reellen Nullstellen
nur, wenn man mit komplexen Zahlen wie −121 = 11i rechnet. Die Tatsache,
dass man bei der Berechnung reeller Nullstellen komplexe Zahlen benötigt, hat bei
der Einführung komplexer Zahlen eine große Rolle gespielt.
Aufgaben
1.1. Zeigen Sie: Für x, y ∈ R gilt:
max(x, y) =
1
(x + y + |x − y|);
2
1.2. Zeigen Sie
lim
n→∞
min(x, y) =
1
(x + y − |x − y|).
2
√
√
1
= 0 und lim ( n + 1 − n) = 0.
n→∞
n
(Hinweis: (x − y)(x + y) = x2 − y 2 )
1.6 Vollständige Induktion
1.3. Sei (an )n eine Folge mit an ∈ {0, 1, 2, . . . , 8, 9}; dann heißt
∞
33
an · 10−n ein Dezi-
n=1
malbruch; zeigen Sie, dass jeder Dezimalbruch konvergiert.
Sei an = 3 für ungerade n und an = 7 für gerade n; berechnen Sie den zugehörigen Dezimalbruch.
1.4. Konvergiert die Reihe
∞
n3
?
3n
n=1
1.5. Berechnen Sie
∞
n=2
1
.
n2 − 1
1.6. Zeigen Sie, dass für n ∈ N gilt:
1 + 2 + ... + n =
1
n(n + 1),
2
(1 + 2 + . . . + n)2 = 13 + 23 + . . . + n3 .
1.7. Zeigen Sie für m ∈ N:
m
n2 =
n=1
1.8. Zeigen Sie für n ∈ N:
1
m(m + 1)(2m + 1).
6
n
k=1
n
= 2n .
k
1.9. Geben Sie die folgenden komplexen Zahlen in der Form x + iy mit x, y ∈ R an:
√
1
1+i
−1 + i 3 30
,
,
(
) .
3 + 2i
1−i
2
1.10. Berechnen Sie alle komplexen Nullstellen von x5 − x4 + 2x3 − 2x2 + x − 1.
1.11. Bestimmen Sie mit dem Ansatz p(X) = c0 + c1 x + c2 x(x − 1) + c3 x(x − 1)(x − 2)
ein Polynom p mit
p(0) = 2,
p(1) = 0,
p(2) = −2,
p(3) = 2.
1.12. Für n ∈ N sei
an :=
2n
1
,
k
k=n
bn :=
2n
1
,
k
k=n+1
cn :=
n
(−1)k+1 ·
k=1
1
.
k
Zeigen Sie, dass die Folgen (an ), (bn ), (cn ) konvergent sind und den gleichen Grenzwert
L besitzen. (In Aufgabe 5.7 und Beispiel 6.2.10 wird L berechnet.)
http://www.springer.com/978-3-540-72479-7