Täglich mehr als 250.000 Abwicklungstransaktionen durchführen und über 300.000 national und international gehandelte Anleihen, Wertpapiere, Aktien und Investmentfonds verwahren – als zentraler Wertpapierverwahrer und Tochterunternehmen der Deutsche Börse Gruppe trägt Clearstream eine große Verantwortung: Im stark regulierten Umfeld wickelt das Unternehmen Prozesse pünktlich, präzise, transparent und sicher ab. In der Vergangenheit nutzte Clearstream dafür eine On-Premises-Datenplattform. Heute werden Daten durch den Einsatz von Microsoft Azure zentral bereitgestellt. Das sorgt für effizientere Prozesse und beschleunigt die Entwicklung neuer Services.
Die Herausforderung: Post-Trading-Prozesse mit Datensilos und lokalen Kopien
Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Börsenhandel wechseln Wertpapiere, Anleihen und Aktien den Besitzer. Im Rahmen der sogenannten Abwicklung übertragen Käufer und Verkäufer das rechtliche Eigentum an den gegen Bezahlung gehandelten Gütern. All dies zu managen, ist Aufgabe des Zentralverwahrers. Für die Gruppe Deutsche Börse übernimmt das die Tochtergesellschaft Clearstream für den deutschen, luxemburgischen und internationalen Markt. Clearstream gewährleistet den reibungslosen und vorgabenkonformen Ablauf und verantwortet gleichzeitig die sichere Verwahrung von bereits abgewickelten Wertpapieren.
Bei einem Gesamtvolumen von 400 Terabyte an täglich zu verarbeitenden Daten sind ein regelmäßiger Abgleich sowie eine kontinuierliche Pflege der Daten essenzielle Voraussetzungen, um Abwicklungsentscheidungen zu treffen und einen effizienten Betrieb zu gewährleisten. „Um auf zentralisierte Daten aus verschiedenen Datenquellen für effiziente Analysen zuzugreifen und Innovation und geschäftliche Agilität zu fördern, nutzen wir eine Datenplattform", sagt Priya Sharma. Sie ist Head of Client Connectivity & Data bei Clearstream. „Damit haben unsere Datenwissenschaftler*innen die Möglichkeit, Daten extrem schnell zu finden und zu sammeln.“
In der Vergangenheit erzeugte die lokal gehostete Datenplattform in der Anwendung immer wieder Silos und zahlreiche Datenkopien. „Die Einrichtung der Hardware war außerdem kostenintensiv und zeitaufwendig. Das führte zu einer längeren Time-to-Market für unsere Services“, berichtet Abed Shareef, Head of Big Data and Advanced Analytics bei Deutsche Börse. „Prozesse zu automatisieren und künstliche Intelligenz einzusetzen, war ohne einheitliche Datengrundlage nicht möglich.“ Im Rahmen der vor einiger Zeit gestarteten Cloud-Initiative hatte die Deutsche Börse Gruppe bereits das Potenzial und die hohe Integrationsfähigkeit von Microsoft Azure für Datenplattformen, Advanced Analytics und künstliche Intelligenz (KI) erkannt. „Mit dem umfassenden Ökosystem an Azure Services konnten wir direkt innovativ und schnell loslegen“, erklärt Michael Girg, Chief Cloud Officer bei Deutsche Börse. „Post-Trading-Prozesse und ihre Infrastruktur müssen schnell, performant und skalierbar sein sowie einen einfachen Datenaustausch ermöglichen – bei gleichzeitig hoher Sicherheit und dem Schutz unserer sensiblen Daten. Das gewährleistet uns Azure.“
Die Lösung: Azure bringt Tempo in Prozesse und in die Entwicklung von neuen Advanced Analytics-Services
Über 230 Daten-Pipelines sorgen heute dafür, dass alle Anwendungen und Kernsysteme an die neue technologische Basis angebunden sind. Mit einer einheitlichen Datengrundlage und einer umfassenden Integration der Prozesse gehören Silos der Vergangenheit an. In der neuen Databricks Lakehouse Architektur kommen dafür verschiedene Services zum Einsatz: Die Daten aus den Kernsystemen werden regelmäßig voll automatisiert an die Plattform gesendet – je nach Use Case täglich oder stündlich. Die Daten-Pipelines transportieren diese Daten direkt in den Azure Data Lake Storage, wo sie zentral gesammelt und gespeichert werden. Mithilfe von Azure Databricks werden sie anschließend analysiert, vereinheitlicht und in Tabellen, Berichte oder Power BI Dashboards eingefügt. Microsoft Purview ermöglicht dabei eine ganzheitliche Übersicht über die Datenlandschaft, erkennt die Daten automatisch und erleichtert so das Auffinden eben dieser Daten. Bei der Containerisierung der Daten unterstützt Azure Kubernetes Service, während Azure Functions bei serverlosen Applikationen zum Einsatz kommen.
„Dank Cloud und Automatisierung sind Daten heute nur noch einen Knopfdruck entfernt und Prozesse dauern statt mehrerer Tage nur noch wenige Minuten bis Stunden – je nach Umfang der Daten und Use Case. Daten sind einheitlich und zentral an einem Ort abrufbar, auch für Nutzergruppen ohne technisches Wissen“, sagt Abed Shareef. „Workflows werden zudem intelligenter, integrierter und agiler. So können wir Daten schneller verarbeiten, um bessere Erkenntnisse zu gewinnen und Entscheidungen zu treffen.“ Seine Kollegin Priya Sharma ergänzt: „Für einen Überblick über Kunden und Business musste man früher eine Excel Tabelle erstellen. Heute können wir die zentralen Kennzahlen der Kunden auf unserer Omnia Plattform auf Basis von Power BI einsehen: vom Innertages-Transaktionsvolumen, über die Abwicklungseffizienz im Laufe der Zeit, ausstehende verpfändete Sicherheiten, die Kreditvergabe, Portfolioauslastung und Leistungsüberwachung bis hin zu Kontoinformationen.“ Wichtige Erkenntnisse sind jetzt auf Knopfdruck verfügbar. Ein zusätzliches Dashboard in Omnia gibt Aufschluss über die verwahrten Vermögenswerte, die Durchschnittsveränderung der Bestandswerte oder Einblicke in die Kreditanalyse. „Wenn beispielsweise Volumen oder Kreditauslastung bei Kunden sinken, kann man unmittelbar reagieren. Das erleichtert proaktive Gespräche mit den Kunden“, berichtet Priya Sharma.
Die IT von Clearstream konnte den Aufwand für Betrieb, Verwaltung und Wartung deutlich reduzieren. Kapazitäten sind flexibel und je nach Bedarf skalierbar. Und Anwendungen lassen sich dank der Automatisierung agil aufbauen, testen und wieder abbauen. Dies führt zu enormen Kosteneinsparungen. Einer der größten Vorteile: die parallele Entwicklung neuer Services mit Vorhersage-Elementen. „Wir achten sehr genau darauf, wie Abwicklungsvorgänge scheitern können, da dies zu hohen Strafen für die Marktteilnehmer führen kann“, erklärt Priya Sharma. „Hierfür haben wir ein eigenes Tool entwickelt, das unseren Kunden zwei Tage im Voraus die Wahrscheinlichkeit eines Abwicklungsfehlschlags und den möglichen Grund dafür anzeigt – und das für bis zu 1.000 Transaktionen innerhalb von Sekunden. So vermeiden unsere Kunden Fehlschläge bereits im Vorfeld.“
In Zukunft werden auch die Kunden von einem eigenen Kunden-Dashboard profitieren: Auf diesem können sie beispielsweise sehen, wie effizient ihre Abwicklungen sind. So wird der Vergleich mit anderen Unternehmen über Märkte, verschiedene Währungen und Vermögenswerttypen hinweg möglich. Diese nutzerfreundlichen Tools liefern nun Analysen und Einblicke wie nie zuvor. Und durch die automatisierte Erstellung von Berichten sinkt für Kunden zudem das Risiko für Strafzahlungen aufgrund fehlender Informationen.
Um noch mehr Mehrwerte für die Kunden, für Clearstream und die Deutsche Börse Gruppe zu generieren, wird die neue Lösung auf Basis von Microsoft Azure kontinuierlich ausgebaut, sodass Daten künftig in Echtzeit analysiert und eingesehen sowie in den kommenden Monaten weitere Anwendungsfälle im Bereich Advanced Analytics entwickelt werden können. „Dank Azure als Basis können wir unsere Services schneller entwickeln und noch weitere Advanced Analytics-Elemente integrieren“, fasst Priya Sharma zusammen.
“Dank Cloud und Automatisierung sind Daten heute nur noch einen Knopfdruck entfernt und Prozesse dauern statt mehrerer Tage nur noch wenige Minuten bis Stunden – je nach Umfang der Daten und Use Case. Daten sind einheitlich und zentral an einem Ort abrufbar, auch für Nutzergruppen ohne technisches Wissen.”
Abed Shareef, Head of Big Data and Advanced Analytics, Deutsche Börse
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