Kurt Demmler

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Datei:Bundesarchiv Bild 183-1989-1104-053, Berlin, Demonstration; Kurt Demmler.jpg
Demmler singt bei der Berliner Großdemonstration am 4. November 1989

Kurt Demmler (* 12. September 1943 in Posen; † 3. Februar 2009 in Berlin) war ein deutscher Liedermacher und Texter vieler DDR-Rockbands.

Leben

Als Sohn eines Ärzteehepaars[1][2] wuchs er in Cottbus auf und wohnte ab 1956 in Klingenthal.[3] Demmler absolvierte von 1962 bis 1963 ein Praktikum als Hilfskrankenpfleger im Krankenhaus Schöneck und studierte von 1964 bis 1969 Medizin an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Im Jahre 1969 erhielt er seine Approbation als Arzt und arbeitete bis 1976 in einer Leipziger Poliklinik. Danach war er freischaffend.

Demmler trat 1965 mit ersten eigenen Liedern auf. Zeitweilig durfte er in der Öffentlichkeit nicht mehr auftreten.[4] Er konnte zeitweise nur im Louis-Fürnberg-Ensemble der Universität Leipzig auftreten[5] und wurde 1967 dann Mitglied im Oktoberklub, danach in einem Leipziger Singeklub. 1971 erschien seine erste LP Kurt Demmler – Lieder, der weitere folgten. Er war in den 1970er- und 1980er-Jahren der erfolgreichste Songtexter der DDR und schrieb für fast alle wichtigen Musiker und Bands (Auflistung siehe unten), aber auch für einige westdeutsche und nichtdeutsche Künstler. Insgesamt hat Demmler mehr als 10 000 Liedtexte geschrieben.[6][7]

1976 gehörte er zu den Mitunterzeichnern der Protestresolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR. Der 1983 entstandene Zyklus Die Lieder des kleinen Prinzen nach Der kleine Prinz von Saint-Exupéry erschien 1985 als LP. 1985 erhielt er den Nationalpreis der DDR.

Demmler gehörte zu den Mitunterzeichnern der Resolution der Rockmusiker und Liedermacher für Demokratisierung und Medienfreiheit in der DDR vom 18. September 1989 und trat bei der Großdemonstration in Ost-Berlin am 4. November 1989 auf, wo er eine Rede hielt und mit seiner Gitarre das Lied Irgendeiner ist immer dabei präsentierte – eine ironische Attacke auf die allgegenwärtige Überwachung durch Stasi-Spitzel.

Im nach dem Anschluss der DDR an die BRD neu geordneten Musikgeschäft hatte Demmler kaum noch Erfolg. Sein Vorhaben, in den 1990er Jahren eine Mädchenband aufzubauen, schlug fehl.[6][7]

Strafverfahren

Am 4. August 2008 wurde Demmler wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern verhaftet.[8] Im November 2008 erhob die Berliner Staatsanwaltschaft Anklage.[9] Dem Musiker wurde vorgeworfen, zwischen August 1995 und November 1999 insgesamt sechs Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Insgesamt legte ihm die Staatsanwaltschaft 212 Einzelfälle zur Last. Demmler bestritt die Vorwürfe. Die Hauptverhandlung gegen Demmler begann am 22. Januar 2009 am Berliner Landgericht. Dort äußerte sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen.[6] Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war gegen den Liedermacher wegen eines ähnlichen Falls bereits 2002 eine Geldstrafe verhängt worden.

Am frühen Morgen des 3. Februar 2009 wurde Demmler erhängt in seiner Zelle in der Untersuchungshaftanstalt Moabit aufgefunden. Der Suizid erfolgte in der Nacht vor dem zweiten Verhandlungstag. Nach seinem Tod wurde das Verfahren formell eingestellt.[10][11] Demmler hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Diskografie

  • 1971 Kurt Demmler – Lieder (Amiga)
  • 1974 Verse auf sex Beinen (Amiga)
  • 1979 Komm in mein Gitarrenboot (Amiga)
  • 1982 Jeder Mensch kann jeden lieben (Amiga)
  • 1985 Die Lieder des kleinen Prinzen (Amiga)
  • 1989 Kerzenlieder 1989 (Amiga)
  • 1990 Windsandundsternenlieder (DSB)
  • 2001 Mein Herz muss barfuß gehn (Unionton)

Bekannte Lieder für andere Musiker

  • Du hast den Farbfilm vergessen und viele weitere für Nina Hagen
  • Wer die Rose ehrt, Nach der Schlacht, Ermutigung und viele weitere für Renft
  • König der Welt und viele weitere für Karat
  • Kleiner Planet, Neue Helden und viele weitere für die Puhdys
  • Der Kampf um den Südpol, Weißes Gold und viele weitere für Stern-Combo Meißen
  • Die Sixtinische Madonna, Tritt ein in den Dom und viele weitere für electra
  • Wasser und Wein für Lift und die Puhdys
  • Tanzt keiner Boogie, Bluejeans und weitere für Silly
  • No Bomb und viele weitere für Berluc

Außerdem schrieb Kurt Demmler Song-Texte für Karussell, Veronika Fischer, 4 PS, Wir, Uschi Brüning, Dean Reed, Rote Gitarren, Karel Gott, Ralf Bursy, Wolfgang Lippert, Prinzip, SET, Gaby Rückert, Chris Doerk, Babylon, Frank Schöbel, Inka Bause, Dialog, Omega, Kreis, Oktoberklub, Monika Hauff & Klaus-Dieter Henkler, Pankow, Dagmar Frederic, Express, Drei, Meridian, Thomas Natschinski, Petra Zieger, Katja Ebstein, Reinhard Fißler, Winni II, Aurora Lacasa, Cantus-Chor, Gunther Emmerlich und viele weitere.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Müller Enbergs et al., Wer war wer in der DDR?, Augsburg 2003, S. 146
  2. bei Günter Albrecht et al., Schriftsteller der DDR, Leipzig 1975, S. 113 Sohn eines Arbeiters
  3. Günter Albrecht ebenda
  4. Gabriele Baumgartner, Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945-1990, München 1996, S. 116-177
  5. http://www.ostmusik.de/demmler_presse.htm
  6. a b c Berliner Zeitung vom 20. Januar 2009
  7. a b Tagesspiegel vom 3. Februar 2009
  8. Berliner Zeitung vom 7. August 2008
  9. Spiegel Online vom 4. November 2008
  10. Kurt Demmler tot in der Zelle aufgefunden
  11. DDR-Liedermacher Kurt Demmler tot in seiner Zelle aufgefunden. Spiegel Online, 3. Februar 2009.