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Mischung aus Sand, Schluff und Ton Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lehm (von mittelhochdeutsch leim, wie „Leim“, von mittelhochdeutsch līm, zu einer indogermanischen Wurzel *lei-, „schleimig, glitschiger Boden, über etwas hinstreichen“, gehörig[1]) ist eine Mischung aus Sand (Korngröße > 63 µm), Schluff (Korngröße > 2 µm) und Ton (Korngröße < 2 µm). Er entsteht entweder durch Verwitterung aus Fest- oder Lockergesteinen oder durch die unsortierte Ablagerung der genannten Bestandteile. Unterschieden werden je nach Entstehung Berglehm, Gehängelehm, Geschiebelehm (Gletscher), Lösslehm (Löss) und Auenlehm (aus Flussablagerungen). Lehm ist weit verbreitet und leicht verfügbar, er stellt (gebrannt oder ungebrannt) einen der ältesten Baustoffe dar.
Die Mischungsverhältnisse von Sand, Schluff und Ton können innerhalb definierter Grenzen schwanken. In geringerem Umfang können Kies und Bruchsteine enthalten sein. Lehm mit nennenswertem Gehalt an Kalk, etwa in Folge wenig fortgeschrittener Verwitterung oder bei der Entstehung durch Ablagerung kalkigen Materials, wird als Mergel bezeichnet. Lehm mit geringem Kalkgehalt wird auch Letten genannt. Tonreiche Lehme werden als fett bezeichnet (nicht im Sinne von fetthaltig), tonarme als mager.
Lehm ist nicht so plastisch und wasserundurchlässig wie reiner Ton, da er gröbere Bestandteile wie Sand und Schluff enthält. In feuchtem Zustand ist Lehm formbar, in trockenem Zustand fest. Bei Wasserzugabe quillt Lehm, beim Trocknen schwindet oder schrumpft er. Lehm wirkt als Puffer für die Luftfeuchtigkeit wie auch auf die Feuchtigkeit angrenzender Materialien.
Lehm ist auch bei einem Faseranteil bis 1 % unbrennbar und zu Brandschutzzwecken verwendbar. Er besitzt auch eine hohe Wärmekapazität, da er beim Erhitzen sein gebundenes Wasser abgibt. Lehm zählt wie auch Ziegel nach DIN 4102 Teil 4 (Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen) zur Baustoffklasse A1.
Natürliche Lehmansammlungen in Mitteleuropa sind meist eiszeitliche Ablagerungen durch Wind angewehten Feinmaterials aus der Steppentundra. Dieser Staub (Löss und Sand) resultierte aus Gletscher-Schleiftätigkeit, wurde von Flüssen verfrachtet und infolge saisonaler Austrocknung verweht.
Aufgrund des hohen Anteils verwitterbarer Minerale, die zudem von einer guten Speicherfähigkeit für Nährstoffe und Wasser begleitet wird, entstehen aus Lehm im Allgemeinen fruchtbare Böden.
Lehm ist das älteste im Bauwesen verwendete Bindemittel, neben Holz das älteste Baumaterial (Stampflehm) des Menschen und gehört mit Kalk – und seit Beginn des 20. Jahrhunderts Zement – zu den wichtigsten mineralischen Baustoffen. In Ziegeleien wird der aus Lehmgruben gewonnene Baustoff in verschiedene Ziegelformen gebracht und zur Erhöhung der Festigkeit gebrannt.
Lehm wird auch ungebrannt verwendet: Lehmbautechniken sind seit mehr als 9000 Jahren bekannt, und noch heute lebt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung in Lehmhäusern. Aus Lehm und Lehmziegeln wurden große Gebäude errichtet, so etwa die Große Moschee von Djenné in Mali oder die Zikkurat von Tschoga Zanbil im heutigen Iran.
In den meisten Gebäuden, die in kalkarmen Regionen Deutschlands vor 1950 errichtet wurden, findet sich Lehm, etwa in den Gefachen von Fachwerkhäusern (zumindest in den Innenwänden), als Lehmputz und teilweise in den Geschossdecken.
Lehmestrich wird in Kellerräumen, Tennen und Scheunen verwendet. Wegen seiner feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften wird er auch heute noch in Kellern zur Lagerung von Obst und Gemüse verwendet.
In manchen Dörfern finden sich noch alte Lehmgruben, aus denen früher der Lehm abgebaut wurde. Zu fetter Lehm (mit hohem Tonanteil) wird mit scharfem Sand abgemagert. Verschiedene einfache Prüfverfahren geben Aufschluss darüber, ob der Lehm eine geeignete Konsistenz hat:
Seit Anfang der 1980er Jahre wird Lehm als umweltfreundlicher und gesunder Baustoff wie auch als ein hauptsächlich im Innenbereich eingesetztes Gestaltungsmittel (Lehmputze, Lehmfarben) wieder vermehrt eingesetzt.
Da Lehm nur physikalisch aushärtet (und nicht wie die meisten anderen Baustoffe chemisch abbindet), wird er in Nord- und Mitteleuropa im Außenbereich meist witterungsgeschützt eingesetzt.
Lehme, die sich zum Brennen eignen, sind im Allgemeinen sandige Tone, etwa Ziegellehm als Ausgangsmaterial für das Brennen von Ziegeln.
Lehm kann für den Bau von Lehmöfen oder für das Einputzen von Boden- und Wandheizungen verwendet werden, da Lehm wie die meisten schweren Baustoffe gute Wärmespeichereigenschaften besitzt und an heißen Bauteilen eingesetzt werden kann. In energetisch effizienten Gebäuden mit ökologischem Anspruch, werden Wandheizungen unter Lehmputz in Kombination mit solarer Thermie verwendet.
Im Gießereiwesen dient Lehm als Formgrundstoff zur Herstellung von Gussformen. Mit der Entwicklung der Eisengießerei um 1300 war das Formen in Lehm eines der ersten Formverfahren. Modelleinrichtungen in kompletter Lehmformtechnologie werden nur noch in speziellen Fällen verwendet. Vor allem das Formen mittels Schablonenmodellen wird noch in der Glockengießerei angewendet. Bedeutsam bei diesem Formverfahren sind bestimmte Formstoffzusätze, welche die negativen Erscheinungen bei der Formtrocknung mildern und später Möglichkeiten zur Abgabe der Gießgase schaffen, während das Metall in die Formen gegossen wird.
Ebenso werden aus einem Gemisch aus Lehm und Stroh traditionell Rennöfen gebaut.
Ab einer Temperatur von 300 °C beginnt Lehm zu erhärten und wird dann auch als Hüttenlehm bezeichnet.
Im Tierreich bauen beispielsweise die Lehmwespen ihre Nester vorwiegend mit oder im Lehm. Die lehmigen Ufer von Bächen oder Flüssen bevorzugen einige Vogelarten als Bauplatz für ihre Bruthöhlen, so etwa die Uferschwalbe. Zahlreiche Insekten, sowie manche Spinnenarten, bauen ihre Wohnhöhlen in Lehm, ebenso manche Schnecken.
Durch seine wasserstauenden Eigenschaften ist Lehm der Untergrund vieler Feuchtbiotope, wie sie etwa in zahlreichen Flussauen auftreten. Die Existenz etlicher Moore ist an das Vorkommen tonigen Lehms gebunden, so etwa im Hohen Venn.
In Terrarien, speziell bei Wüsten- und Trockenterrarien, wird Lehm zu folgenden Zwecken eingesetzt:
Neben dem natürlichen Erscheinungsbild wirkt Lehm wie auch im Lehmbau feuchtigkeitspuffernd. Dadurch gelingt es besser, das oft erforderliche trockene Klima aufrechtzuerhalten.
Lehm wird in Form von Heilerde innerlich (Einnahme) und äußerlich (Bäder, Wickel, Reinigung) angewendet. Die Wirksamkeit der Heilerde wurde bislang nicht durch ausreichende wissenschaftliche Studien bestätigt.
Fundorte für Lehm waren teilweise namensgebend, so im Münchener Raum für die Orte Berg am Laim und Laim, alle hangaufwärts entlang der Isar, wo eiszeitliche Winde den Lössstaub der Isarebene deponierten. In Günterstal gibt es einen Leimeweg, im benachbarten Horben das Gewann Leimgrube bzw. einen Leimiweg.
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