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Hauptform der Dichtung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Epos (altgriechisch ἔπος „Wort, Vers“, dann auch „die Erzählung, das Gedicht“; Mehrzahl: Epen), veraltet die Epopöie (von ἐποποιΐα epopoiïa „die Versschöpfung“), ist in der Antike neben Drama und Lyrik eine der drei grundlegenden Gattungen der Literatur. Erzählende Dichtung wird unter dem Begriff Epik zusammengefasst. In der Neuzeit wird unter Epos zunehmend eine weitläufige umfangreiche Erzählung verstanden. Ein epischer Text ist ein narrativer, fiktionaler Text, dessen Charakteristikum ein Erzähler ist. Die epische Geschichte kann dabei in Versform oder auch in Prosa abgefasst worden sein.[1][2][3]
Der Begriff stammt aus den antiken Poetiken, die Hesiods Theogonie sowie Homers Ilias und Odyssee zum Vorbild nahmen. Nach der Definition von Aristoteles’ Poetik erzählt das Epos, während das Drama nachahmt. Der Begriff Epos wurde stets auf umfangreiche Erzählungen in anderen, auch außereuropäischen Kulturen übertragen, was bis ins 20. Jahrhundert als unproblematisch galt, heute aber mit größerer Vorsicht gehandhabt wird.
Das Epos gehört zur Dichtung, ist im Unterschied zum jüngeren Roman aber nicht unbedingt Literatur, weil seine kulturelle Bedeutung den Umgang mit Texten und das Lesenkönnen nicht voraussetzt. Mit der mündlichen Verbreitung hängt die Versform des Epos zusammen, die als Gedankenstütze und Deklamationshilfe dient. Epen handeln von bedeutenden Ereignissen, bei denen oft Götter oder Helden im Mittelpunkt stehen (siehe Mythos). Antike und mittelalterliche Epen stammen nicht unbedingt von Autoren im modernen Sinne her, sind also keine individualistischen und eigenschöpferischen Werke. Im 18./19. Jahrhundert versuchte man sie auch als kollektive „Volksdichtungen“ zu verstehen, was jedoch nicht zutrifft.
Die antike Gattung Epos ist neben Umfang und Thematik bestimmt durch den „erhabenen“ Stil, das Versmaß des Hexameters, typische Handlungselemente (Rüstung, Zweikampf, Massenkampf, Bestattung, Götterversammlung, Mahl, Feste), Beschreibung von Gegenständen (Ekphrasis), Kataloge (Aufzählungen), sprachliche Formeln (teilweise aus der Tradition der mündlichen Überlieferung), schmückende Beiwörter (Epitheta ornantia), Vergleiche und eine unparteiisch-allwissende Erzählhaltung.
Die modernen Werke sind oft sehr dezidierte Gegenentwürfe, weshalb man dafür auch den Begriff „Antiepos“ geprägt hat. Goethe wendet mit Hermann und Dorothea das Thema ins Gegenwärtige und Bürgerliche und bei Joyces Ulysses wird das Epos zum Irrlauf eines Antihelden im Zeitraum eines Tages. Die Anlehnung an vormoderne Vorbilder gab es ebenfalls: Carl Spitteler erhielt für seine Erneuerung des Versepos 1919 den Nobelpreis für Literatur. Auch etwa Theodor Däubler und Albrecht Schaeffer haben beachtliche Vers-Epen verfasst.
Die Epen der griechischen und lateinischen Antike sind im Versmaß des Hexameters verfasst, der die Quantität der Silben zur Versstrukturierung nutzt und keinen Endreim kennt. Die Hauptform der altgermanischen Epik war der Stabreimvers (Beowulf, Heliand). Bei den mittelhochdeutschen und altfranzösischen Epen kommt aufgrund der andersartigen Metrik meist der paargereimte vierhebige Vers zur Anwendung, in dem auch die Romane gedichtet sind.
Die frühen Romane bis etwa zum 16. Jahrhundert sind noch überwiegend in Versform gehalten und wurden zum Teil noch mündlich überliefert, daher ist eine Abgrenzung vom Epos oft schwierig. Das Abschreiben und das Auswendiglernen hingen oft miteinander zusammen. Die Novelle grenzte sich durch ihre Aktualität und straffe Kürze vom Epos ab und wertete die Schriftform auf. Eine klare Trennung zwischen Epos und Roman schuf der Buchdruck mit seinen hohen Auflagen. Er machte die erzählerische Dichtung zu „Literatur“.
Der einflussreichste gattungstheoretische Ansatz dürfte die Romantheorie von Georg Lukács sein, die das Epos mit einem verlorenen Naturzustand in Verbindung bringt: Epos sei die Gestaltung einer „geschlossenen Lebenstotalität“ mit festen Lebens-, Wert- und Sozialordnungen und verbindlichem Weltverständnis, dagegen gelte der Roman als Ausdruck eines privaten Weltausschnitts und eines problematisch gewordenen Welt- und Ordnungsverständnisses.
Franz Borkenau hingegen bezeichnet das Epos als literarische Form der Selbstfindung nach barbarischen Zeitaltern (zum Beispiel nach der Völkerwanderung). Daher stammen aus seiner Sicht auch seine abenteuerlichen Handlungen. In der höfischen Literatur um 1200 lassen sich erstmals sowohl epostypische wie romantypische Elemente erkennen, sodass die höfische Epik (speziell der Artusroman) als eine Übergangserscheinung betrachtet werden könne, die zum Roman als „epischer Leitgattung“ der Neuzeit hinführe.
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