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altägyptischer Funerärtext Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das ägyptische Totenbuch (Titel im Alten Ägypten: prt m hrw „[Buch vom] Heraustreten in das Tageslicht“ oder „Herausgehen am Tage“) ist eine Sammlung von Zaubersprüchen, Beschwörungsformeln und liturgischen Anweisungen. Eine Zusammenstellung wurde 1842 von Karl Richard Lepsius als „Todtenbuch der alten Ägypter“ nach der großen ptolemäischen Handschrift aus Turin herausgegeben. Dieser Name wurde von Édouard Naville beibehalten, der 1883 eine Sammlung dieser Sprüche aus Handschriften des Neuen Reichs publizierte.
Im Gegensatz zu den Unterweltbüchern Amduat, Höhlen-, Grüfte- und Pfortenbuch bittet der Verstorbene als Ba-Seele um Einlass in die Unterwelt. Der Verstorbene befindet sich als „Angehöriger der nichtköniglichen Erdbewohner“ und Sohn des Osiris im Gefolge „des Stiers im Westen“. Die verschiedenen Tore dienen dem Schutz von Osiris, da nur jene Verstorbene in die Unterwelt eintreten dürfen, die „rein sind und die Namen der Tore kennen“.
Bevor sich die Ba-Seele mit seinem Leichnam (Mumie) in der Unterwelt vereinigen kann, müssen zahlreiche Prüfungen bestanden werden. Den Abschluss bildet das Totengericht, das über die erbrachten Leistungen im Leben urteilt und nach positiver Einschätzung die Ba-Seele des Verstorbenen in „das Gefolge des Sonnengottes Re“ übertreten lässt. In der 18. Dynastie entwickelte sich der Brauch, dieses Spruchgut auf Papyrusrollen zu schreiben und diese in den Sarg zu legen oder in die Mumie mit einzuwickeln.[1] In der Ptolemäerzeit endete die Tradierung des altägyptischen Totenbuches.
Bereits um 2500 v. Chr. in der 5. Dynastie und 6. Dynastie entstanden die ersten Sprüche dieser Art, sie sind auf den Innenwänden der Grabkammern der Pyramiden angebracht gewesen und werden deshalb als Pyramidentexte bezeichnet. Diese Sprüche waren also zuerst nur Pharaonen zugänglich. Gegen Ende des Alten Reiches kam es zu einem Umbruch. Die Sprüche und Rituale, die ehedem ausschließlich in den großen Einweihungszentren praktiziert wurden, waren von nun an auch anderen Menschen zugänglich.
Um 2000 v. Chr. wurden solche Texte deshalb verbreitet auch auf Särgen angebracht. Diese Texte werden, obwohl oftmals identisch mit den Pyramidentexten, als Sargtexte bezeichnet. In der 17. Dynastie wurden religiöse Texte bezüglich des Toten dann vereinzelt auch auf Leichentücher geschrieben. Seit der 18. Dynastie ist die Papyrusrolle das normale Medium für das Totenbuch.[2]
Die Entstehung des Totenbuchs als Sammlung von etwa 190 Sprüchen geht zu einem großen Teil auf diese Periode zurück. Wie wichtig die Rituale waren, zeigt ein Auszug aus einer Rubrik zu Kapitel 162 [3]. Es geht um einen Spruch, der auf einer Papyrusrolle unter den Kopf des Verstorbenen gelegt werden soll, um ihn Wärme im Jenseits empfinden zu lassen:
Dieser Spruch bedeutete für die alten Ägypter ein großes Mysterium. Niemand sollte ihn nach Ausfertigung jemals vor oder nach der Beerdigung des Verstorbenen erneut sehen, und im Glauben der Ägypter wäre es fürchterlich gewesen, wenn er allgemein bekannt geworden wäre. Deshalb galt es ihn vor der Beerdigung zu verbergen, da seine Bezeichnung auch lautete: „Der Spruch der verborgenen Wohnstätte“.
Das Ägyptische Totenbuch ist ein wichtiges Zeugnis der ägyptischen Mythologie. Es zeigt, dass der Tod nicht nur ein wichtiger Teil des alltäglichen Lebens war, sondern auch, dass die Menschen eine gänzlich andere Vorstellung vom Sterben hatten als heute. Viele der Sprüche sollen dem Toten helfen, göttlich zu werden, ein Leben im Jenseits wie vorher im Diesseits führen zu können und sogar in die Beziehungen zwischen Göttern einzugreifen (beispielsweise der Kampf Seth – Horus). Als Ziel des Toten gilt auch, im Jenseits Unsterblichkeit zu erlangen, was nicht selbstverständlich war, und sich in jedes beliebige Geschöpf verwandeln zu können – durch jeweilige Zaubersprüche. Die Sprüche sollten weiterhin den Verstorbenen:
Trotz grundlegender Verschiedenheiten zwischen den Vorstellungen der aktuellen Religionen vom Tod und den Altägyptischen gibt es Parallelen. Im ägyptischen Totenbuch kann unter anderem das „negative Sündenbekenntnis“ nachgelesen werden. Der Tote berichtet dabei den 42 Richtergöttern beim Totengericht, welche Freveltaten er „nicht“ begangen hat:[3]
Viele der Sprüche enthalten eine Rubrik, die ihren Zweck beschreibt und die Art, wie sie rezitiert werden sollen. Ein Beispiel aus Kapitel 135 [3]:
Insgesamt gab es 43 verschiedene Götter im Totengericht des ägyptischen Totenbuchs, die in der Halle der Vollständigen Wahrheit über die Verstorbenen richteten. Jede Gottheit besaß einen individuellen Namen und war für ein bestimmtes Verbrechen verantwortlich. Diese reichten von Mord und Habgier bis zu religiösen Übertretungen wie Gotteslästerung oder Beschädigung des Bildnisses eines Gottes. Außerdem war jeder Totenrichter nach einer geographischen Region oder einem anderen bestimmenden Merkmal aufgeführt. Manche Namen erinnerten auch an bekannte Götter, zum Beispiel „Du mit dem Schnabel […] aus Hermopolis“ (= Thot) oder „Weißzahn“ (= Sobek).[4]
Bereits in den Pyramidentexten wurden jenseitige Urteile möglicherweise durch ein Göttertribunal ausgesprochen (PT 317, PT 386). Eindeutige Hinweise gibt es allerdings erst seit den Sargtexten und im Totenbuch. Erst dort galt das gefällte Urteil als entscheidender Punkt beim Eintritt des Toten ins Jenseits. Im Spruch 125 musste der Verstorbene durch das negative Sündenbekenntnis vor jedem der 42 beisitzenden Totenrichter seine Unschuld beteuern.
Darstellungen der Totenrichter finden sich häufig auf Vignetten des 125. Totenbuchspruchs, wobei meist nur eine repräsentative Auswahl der Gottheiten gezeigt wird. Die Götter werden meist hockend als „sitzende Gottheit“ oder stehend dargestellt und tragen entweder Messer oder Maat-Federn als richterliche Symbole.[4]
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