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Ultra HD auf der IFA
Bildschirme mit extremen Ansprüchen

Große und extrem hoch auflösende Bildschirme sind auch auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung ein Zugpferd. Um die gebogenen Bildschirme mit viermal so großer Pixel-Zahl wie derzeit bespielen zu können, braucht man den Ultra HD-Standard und Datenanschlüsse mit gewaltiger Bandbreite.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Silke Hahne |
    Mehrere leicht gebogene Fernsehschirme stehen auf einem Messestand.
    Curved TV ist einer der jüngsten Trends bei Fernsehgeräten. (picture alliance/dpa/Michael Nelson)
    Silke Hahne: Herr Kloiber, welche Entwicklung hat es denn bei HDTV gegeben und was sticht sonst noch heraus?
    Manfred Kloiber: Naja, rein augenscheinlich sind es eigentlich zwei Dinge. Erstens Curved TV und zweitens Ultra HD.
    Hahne: Curved TV, das sind Bildschirme, die nach außen hin gewölbt sind, so wie man das hin und wieder bei Cinemascope-Leinwänden im Kino sieht?
    Kloiber: Genau. Und um diesen Cinemascope-Effekt geht es ein bisschen auch dabei. Viele neue Fernsehgeräte haben nämlich auch ein neues Bildformat bekommen. Statt dem Seitenverhältnis 16:9 zeigen viele Displays jetzt 21:9 an, sie werden also breiter. Und auf dem monströs großen Bildschirm, das geht ja aktuell auf bis zu 110 Zoll oder umgerechnet 2,80 Meter Diagonale, da soll dann der Bild Eindruck oder das subjektive Feeling erzeugt werden, der Zuschauer soll ins Bild hineingezogen werden, indem der Bildschirm mit einem Radius von gut 40 Meter leicht gewölbt ist. Aber wichtiger für den Bildeindruck ist natürlich die Auflösung des Bildes. Und mit Ultra HD hat die Industrie hier einen neuen Standard geschaffen, der im Vergleich zum bekannten HDTV ein viermal besseres Bild auf das Display zaubern soll, nämlich 3340 × 2160 Punkte, also enorm viele Bildpunkte.
    Belastungsprobe für die Datennetze
    Hahne: Viermal bessere Bildqualität. Das heißt ja auch, dass rein rechnerisch viermal so viele Daten übertragen werden müssen. Sind die Fernsehsender denn darauf schon eingerichtet?
    Kloiber: Nein, sind sie nicht, und Ultra-HD-Programme werden wahrscheinlich auch gar nicht vom Fernsehen zuerst geliefert, sondern eher von den Internet-Videoportalen. Natürlich wurde auch an den Übertragungsverfahren für Ultra HD gearbeitet. HDTV wird ja bislang als Stream oder als Datei mit einer Videodatenkompression namens MPEG 4 übertragen. Für Ultra HD gibt es ein noch effizienteres Verfahren, nämlich HEVC, das doppelt so ergiebig ist wie MPEG 4, damit wäre also dann schon mal die Hälfte rausgeholt. Aber bei Ultra HD wird im zweiten Schritt dann auch noch die Bildfrequenz verdoppelten, und der Farbraum erweitert. Das alles kostet Bandbreite. Ein Spielfilm in Ultra HD benötigt im Moment immer noch eine Bandbreite von 30 MB. Ein gewöhnlicher Internetanschluss mit zum Beispiel 16 MB wäre da schlicht überfordert. Der Download eines Filmes könnte gut und gern die doppelte Spieldauer benötigen.
    Hahne: Wenn Sie sagen, dass die Internet Videoportale schon bereitstehen, um Ultra HD-Angebote zu machen, wird das ja auch zu einer Nagelprobe für das Netz?
    Kloiber: Ja mit Sicherheit, denn durch Ultra HD wird ja der Bandbreitenbedarf im Internet noch einmal dramatisch gesteigert. Schon jetzt, so die Schätzungen, braucht das beliebteste Videoportal in Europa etwa 30 Prozent der gesamten Internetkapazität. Mit Ultra HD würde auch dieser Anteil dann massiv ansteigen. Viele Experten gehen davon aus, dass es Ultra HD nicht als over the top Angebot geben wird, also als Angebot von irgendeiner Plattform im Internet zum Kunden, sondern nur als so genannter Managed Service, bei dem der Internetzugangsanbieter gegen Geld dafür sorgt, dass Ultra HD-Filme dann vorrangig transportiert werden. Also die Diskussion um die Netzneutralität und die Gleichbehandlung aller Datenpakete im Internet, wird durch die vielen Videoplattformen und auch durch Ultra HD mit Sicherheit wieder angeheizt werden.