Bingen statt googeln: Microsoft macht plötzlich Druck auf Google – konkurriert um Samsung, Mozilla und Co

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Für den Großteil aller Nutzer ist Google DIE Suchmaschine, für die es keine Alternative benötigt und von der viele nicht einmal wissen, dass es überhaupt Alternativen gibt. Diese für Google sehr vorteilhafte Position ist aktuell aber nicht mehr in Stein gemeißelt und Microsoft als derzeit aufstrebender Konkurrent setzt alles daran, um diese weiter bröckeln zu lassen. Eine vermutlich einmalige Chance, die Google sehr teuer zu stehen kommen dürfte.


google bing

Microsoft war schon im Suchmaschinen-Business tätig, als die Google-Gründer noch studierten und das Produkt maximal in ihrer Fantasie existierte. Doch egal ob MSN Websuche, Live Search oder die Bing Websuche – so richtig erfolgreich war Microsoft im Suchmaschinen-Bereich noch nie. Damals sah man wohl wenig Potenzial und kaufte die Suchergebnisse von Yahoo!, doch spätestens mit der beginnenden Google-Dominanz bemerkte man dies und wollte der Suchmaschine mit dem bunten Logo den Kampf ansagen.

Nach sehr vielen Jahren und eher geringen Achtungserfolgen hat man seit einigen Monaten endlich einen Trumpf in der Hand, den man nun an allen Stellen ausspielt: Der in der Bing Websuche integrierte ChatBot sorgt für Aufmerksamkeit, wachsende Marktanteile und ist erstmals etwas, mit dem man Google tatsächlich vorführen kann. Das wird nicht lange so bleiben, denn Google wirft derzeit mit KI-Funktionen um sich und hat bereits die erste KI-Integration in der Websuche freigeschaltet. Dennoch kann Microsoft noch einige Monate davon zehren, der erste Anbieter in diesem Markt gewesen zu sein.

Doch die KI-Integration bringt Bing nicht nur steigende Marktanteile, sondern auch Aufmerksamkeit und vielleicht eine gewisse Akzeptanz in den Köpfen der Nutzer. Plötzlich ist da ein Google-Konkurrent, der eigentlich gar nicht so schlecht ist und dann auch noch bessere Ergebnisse (= in Form der aufbereiteten KI-Inhalte) liefert. Statt also reflexartig die Suchmaschine zu wechseln, kann man sie ja einmal ausprobieren.



Microsoft konkurriert um Plätze als Standardsuchmaschine
Diese neue Akzeptanz sorgt nun dafür, dass Microsoft wohl ernsthaft um die Plätze als Standardsuchmaschine in den begehrten digitalen Lagen mitbietet. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Samsung zu Bing wechseln könnte und die Microsoft-Suchmaschine somit den Platz als Standardsuchmaschine auf den Samsung-Smartphones übernehmen könnte. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Microsoft zur Standardsuchmaschine im Firefox werden möchte.

Beides sind nicht nur sehr begehrte Plätze, sondern waren über viele Jahre eindeutiges Google-Terrain. Zwar zahlt Google Jahr für Jahr viele Millionen Dollar an Samsung und Mozilla, doch eigentlich war Google für beide Partner alternativlos. Natürlich hätten sie irgendeine Suchmaschine integrieren können, aber das wäre der Nutzerzufriedenheit nicht unbedingt zuträglich. Doch weil es jetzt plötzlich eine akzeptierte Alternative gibt, werden diese Verhandlungen interessanter.

Google saß stets am längeren Hebel, wohlwissend, dass die Partner den Deal sowohl finanziell als auch strategisch benötigen. Jetzt haben sie eine Alternative und das Pendel schwingt damit in eine ganz andere Richtung. Selbst wenn Samsung und Mozilla nicht ernsthaft an einem Microsoft-Deal interessiert wären, können sie den Preis deutlich nach oben treiben. Samsung soll mittlerweile nicht mehr interessiert sein, bei Mozilla lässt es sich schwer einschätzen. Auch Microsoft darf sich freuen, denn man hat nichts zu verlieren. Im Optimalfall gewinnt man den Platz und erhält neue Nutzermassen. Geht man leer aus, hat man dem ungeliebten Konkurrenten finanziell geschadet und dessen TAC (Traffic-Einkaufskosten) nach oben getrieben.

Microsoft nutzt die einmalige Chance
Auch bei Microsoft dürfte man sich darüber im Klaren sein, dass dies eine vermutlich einmalige Chance ist. Was hat man in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht alles aufgefahren, um Google Marktanteile wegzunehmen – fast immer ohne echten Erfolg. Auch der KI-Vorsprung hat die Marktanteile nur marginal verändert, aber dafür die Suchmaschine in eine bessere Ausgangsposition gebracht. Kann man nun tatsächlich einen der beiden Deals, oder gleichwertige Deals an anderen Stellen, für sich gewinnen, könnte man das Momentum zumindest länger halten.

Realistisch betrachtet sehe ich keine Chance, dass Microsoft Bing für Google eine ernsthafte Gefahr wird, aber man soll niemals nie sagen. Keine Dominanz ist für die Ewigkeit und auch Google wird eines Tages abgelöst werden. Aber vermutlich nicht von Microsoft.



Der heilige Apple-Deal
Ich würde davon ausgehen, dass selbst ein Wechsel von Samsung und/oder Microsoft nur temporäre Auswirkungen hätte. Denn Samsung Smartphone-Nutzer sind Google-Nutzer. Diese werden die Standardsuchmaschine schneller zu Google zurückstellen, als es Microsoft lieb wäre – und Google wird ihnen liebend gern dabei helfen und sicherlich mit Tools und Anleitungen um sich werfen. Und unter Firefox-Nutzern dürfte Google ebenfalls beliebter sein als Microsoft. Anders sieht es bei Apple aus.

Der Apple-Deal für die Standardsuchmaschine auf dem iPhone, dem iPad und anderen Apple-Geräten gilt als heilige Kuh und für Google als enorm wichtig. Ein absolutes Must-win. Zwar könnte Apple eines Tages eine eigene Suchmaschine starten, aber bis es soweit ist, kommt Google um diese Deal nicht herum. Sollte Microsoft wirklich ernsthafte Ambitionen mit Bing hegen, sollte man daher bei Apple vorstellig werden und viele Milliarden Dollar im Koffer haben. Denn DAS wäre meiner Meinung nach der einzige Deal, der Google sehr ernsthaft schaden und auch langfristige Auswirkungen haben könnte. Wenn nicht jetzt, wann dann?


Wir dürfen auf die nächsten Monate gespannt sein, ob es tatsächlich Verschiebungen in diesem Bereich gibt oder schlussendlich alles beim alten bleibt. Ich gehe davon aus, dass Google durch das KI-Verschlafen zwar vorerst an Ansehen, aber mittelfristig nicht an Bedeutung oder Marktanteilen verlieren wird.




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