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"Truth Social" Trump startet eigenes soziales Netzwerk und bringt es an die Börse

Ex-Präsident Donald Trump will ein alternatives soziales Netzwerk gründen. "Truth Social" soll via Spac an die Börse kommen und nach dem Rauswurf bei Twitter Trumps neues Sprachrohr werden.
Donald Trump: Von Twitter und Co. vor die Tür gesetzt, gründete der Ex-Präsident nun ein eigenes soziales Netzwerk und will mit einem eigenen Medienunternehmen an die Börse gehen

Donald Trump: Von Twitter und Co. vor die Tür gesetzt, gründete der Ex-Präsident nun ein eigenes soziales Netzwerk und will mit einem eigenen Medienunternehmen an die Börse gehen

Foto: AP/dpa

Der frühere US-Präsident Donald Trump will ein alternatives soziales Netzwerk gründen. "Truth Social" heißt die neue Plattform, kündigte Trump am Mittwochabend (Ortszeit) in einer Mitteilung eines dazu neu gegründeten Unternehmens an. Truth heißt auf Deutsch Wahrheit. Im November solle das Netzwerk für "geladene Gäste" starten, Anfang 2022 dann landesweit.

Netzwerke wie Twitter, Facebook und Youtube hatten Trumps Konten im Januar kurz vor Ende seiner Amtszeit gesperrt. Auslöser war die Erstürmung des US-Kapitols durch Anhänger Trumps - und dass er Sympathie für die Angreifer bekundete. Außerdem behauptet er nach wie vor ohne jegliche Belege, dass ihm der Sieg bei der Präsidentenwahl im November durch Betrug gestohlen worden sei. Damit heizte er die Stimmung im Land auf. Twitter, wo Trump mehr als 80 Millionen Nutzer folgten, war für ihn bis dahin die wichtigste Kommunikationsplattform.

Trump geniest unter vielen Amerikanern noch eine hohe Popularität und es wird ihm nachgesagt, im Jahr 2024 erneut als US-Präsident kandidieren zu wollen. Ein eigenes Medienunternehmen, das ihm als Sprachrohr dient, dürfte ihm dabei zweifelsohne hilfreich sein.

Trump will neues Medienunternehmen per Spac an die Börse bringen

Zugleich erklärte Trump, ein neues Medienunternehmen gegründet zu haben - die Trump Media & Technology Group (TMTG). TMTG soll mit der Digital World Acquisition, eine von Patrick Orlando gegründete Akquisitionsgesellschaft, verschmelzen und so an die Börse gelangen. Die "Financial Times"  beziffert den Wert des Unternehmens mit 875 Millionen Dollar.

Das neue Unternehmen solle ein Konkurrent für das "liberale Medienkonsortium" sein und sich gegen Techgrößen des Silicon Valley wehren, die ihre Macht dazu genutzt hätten, oppositionelle Stimmen in Amerika zum Schweigen zu bringen, heißt es in der Erklärung. Die neue App werde von der Trump Media & Technology Group kontrolliert, sagte der ehemalige US-Präsident.

Digital World hatte laut "FT" im September im Zuge des eigenen Börsengangs 293 Millionen Dollar an Barmitteln aufgenommen. Elf Hedgefonds, darunter DE Shaw und Saba Capital, die ausgerechnet von prominenten Spendern der Demokratischen Partei geleitet werden, beteiligten sich an dem Angebot.

Bis auf die Ankündigung ist von dem angekündigten Netzwerk noch nicht viel zu sehen. Es gibt eine Homepage truthsocial.com  mit einem Link zu einer iPhone-App, die man vorbestellen kann. In dem App-Store von Apple wird der 21. Februar 2022 als Startdatum genannt. Die App wird als "Amerikas 'Big Tent'-Plattform für soziale Medien beschrieben, die eine offene, freie und ehrliche globale Konversation fördert, ohne politische Ideologien zu diskriminieren".

Nach dem Rauswurf von Trump bei den wichtigsten sozialen Medien haben er und seine Unterstützer mehrere Anläufe unternommen, eine relevante Alternative zu Twitter & Co. aufzubauen. Im Mai ließ der Ex-Präsident ein Blog auf seiner Website einrichten. Dort beklagte er sich vor allem über angebliche Betrügereien bei den Präsidentschaftswahlen 2020. Nach einem Monat wurde der Blogbereich wieder geschlossen. Nach einem Bericht der "Washington Post" habe das Angebot nur wenig Besucher angezogen.

Gerüchte über eigenen TV-Sender bislang nicht bewahrheitet

In Washington kursieren seit Monaten unbestätigte Berichte, dass Trump eigene Medienunternehmen gründen möchte. Nicht bewahrheitet hat sich das Gerücht, Trump wolle eine Alternative zu seinem ehemaligen Lieblings-TV-Sender Fox News aufbauen. Auch bei der Etablierung einer Twitter-Alternative hat sich nicht viel getan. Ein enger Berater Trumps, Jason Miller, gründete eine konkurrierende Social-Media-Plattform namens Gettr. Aber Trump hat sich der Plattform bislang nicht angeschlossen.

"Wir konnten uns einfach nicht auf einen Deal einigen", begründet Miller gegenüber der "FT". Der ehemalige Berater Trumps beglückwünschte den Ex-Präsidenten zu der Ankündigung: "Jetzt werden Facebook und Twitter noch mehr Marktanteile verlieren", zeigte sich Miller überzeugt.

rei/dpa-afx