Susanne und Rainer Neus wohnen im Lüner Stadtteil Alstedde. Wer dort an den Häusern vorbeigeht, findet vor dem Haus der Eheleute in der Straße Am Kornfeld eine Parkuhr im Vorgarten vor. Darf man etwa nur gegen Gebühr vor dem Haus Neus parken? Platz für ein Auto wäre auf jeden Fall genug vorhanden.
Ein erster Blick verrät direkt: Die Parkuhr ist alt. Ziemlich alt sogar, denn sie nimmt immer noch Pfennigmünzen als Parkgebühr an. Die Scheiben sind etwas schmutzig und die Parkzeiten sind mittlerweile nur noch schwer zu lesen. In zerkratzten und abgeblätterten Buchstaben steht halbwegs erkennbar: „An Werktagen Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 8-16 Uhr“.
„Es gibt gar keinen besonderen Grund, warum die Parkuhr vor unserem Haus steht“, sagt Susanne Neus im Gespräch mit der Redaktion. „Wir haben sie vor etwa 20 Jahren auf Ebay gefunden und uns gedacht, dass das ganz lustig aussehen würde. Damals hat unsere Tochter den Führerschein gemacht“, erinnert sich Susanne Neus zurück. „Das war unter anderem Grund, warum wir uns entschieden haben, die Parkuhr hier hinzustellen. Einfach nur aus Spaß.“ Benutzt habe ihre Tochter die Parkuhr allerdings nie, fügt sie mit einem Lachen hinzu.
Dabei funktioniert die Parkuhr noch ausgezeichnet, wie Susanne Neus zeigt. Sie geht kurz in ihr Haus und sucht eine 50-Pfennig-Münze zur Demonstration.
Mit einer kleinen silbernen Münze kommt sie aus dem Haus und geht zur Parkuhr. Hinter der Scheibe, die etwas schmutzig und mit Kondenswasser beschlagen ist, kann man einen Schriftzug entziffern: „50 Pf – 30 Min.“ 50 Pfenning für eine halbe Stunde parken. Sie muss die Münze mit einem Stock etwas in den Schlitz schieben, weil die Parkuhr sich ein wenig nach vorne neigt. Dann ist die Münze verschwunden und Susanne Neus dreht den Griff. Das rote Schild mit der Aufschrift „ABGELAUFEN“ wechselt zu einer grünen Farbe, während auf der Rückseite ein Zeiger auf die 30-Minuten-Marke wandert und langsam abläuft. Parken ist Fremden trotzdem nicht erlaubt.
Die Parkuhr hat übrigens am 4. Januar ihren siebzigsten Geburtstag in Deutschland gefeiert. An diesem Tag im Jahr 1954 wurden in Duisburg als erste deutsche Stadt zwanzig Parkuhren installiert, die damals noch als „Parkographen“ bezeichnet wurden. Die Parkgebühren waren in dieser Zeit noch deutlich günstiger, sogar im Vergleich zur Parkuhr der Eheleute Neus. Einen Groschen hat eine halbe Stunde gekostet, umgerechnet rund zehn Pfennig.
Die Parkuhr in bei Familie Neus zieht regelmäßig neugierige Blicke auf sich, erzählt Susanne Neus. „Wir kriegen immer wieder mit, wie Kinder zur Parkuhr und gucken, ob und wie sie funktioniert.“ Das passende Kleingeld werden sie jedoch wahrscheinlich nicht dabei haben.