Stechmückenjahr verhindern: Im Südwesten werden Larven vom Helikopter aus bekämpft
Ob ein stechmückenreiches Jahr bevorsteht, lässt sich nicht sagen - aber: es werden immer mehr Tigermücken gemeldet.
Quelle: Ennio Leanza/Keystone/dpa
Speyer. Sind Grillabende in diesem Jahr ein Fest für Mücken? Muss man beim Public Viewing der Fußball-EM in sechs Wochen verstärkt mit kleinen Blutsaugern rechnen? Kurz: Wird es ein Stechmückenjahr? Das können die in einem Verband organisierten Stechmückenjäger am Oberrhein derzeit weder ausschließen noch prophezeien.
„Ob ein stechmückenreiches Jahr bevorsteht, lässt sich nicht sagen“, teilte die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) in Speyer mit - in Teilen Süddeutschlands werden Stechmücken auch Schnaken genannt. „Wie viele Larven schlüpfen, hängt von Überschwemmungsereignissen ab.“ Bei einem nassen Sommer treten solche Ereignisse häufiger auf als in einem trockenen Sommer.
Bekämpfung per Hubschrauber
„Außerdem leben Stechmückenweibchen sechs bis acht Wochen. Die nun geschlüpften Exemplare entscheiden also noch nicht darüber, wie es aussehen wird.“ Aktuell bekämpfen die Fachleute die Stechmücken wieder mit dem Wirkstoff Bti, der Larven tötet. „Verlaufen die derzeitigen Einsätze problemlos, ist in naher Zukunft mit einer starken Stechbelästigung durch Auwaldstechmücken in den Rheinauen und der Umgebung nicht zu rechnen.“
Tigermücke breitet sich in Deutschland aus
Gerade einmal 8 Millimeter misst das tödlichste Tier der Welt, das sich gerade in Europa und Deutschland ausbreitet.
Quelle: RND
Zuletzt war das Rheinwasser durch Regenfälle gestiegen. „Die kleine Hochwasserspitze hat niedrige Bereiche in den Rheinauen geflutet, und die Kabs übernahm zwischen Rastatt und Ludwigshafen auf beiden Seiten des Rheins Hubschrauberflüge zur Behandlung größerer Areale“, sagte eine Sprecherin. „Es gab auch kurze Flüge in Rheinhessen und dem südlichen Hessen.“ Weitere Einsätze könnten stetig anfallen.
Zur Verbreitung der Tigermücke sagte die Sprecherin, die Kabs beobachte, dass „in jedem Sommer immer mehr Tigermücken gemeldet werden und immer mehr Kommunen mit dem Thema konfrontiert“ seien. „Im vergangenen Jahr waren mehr als 50 neue Gemeinden oder Städte in wärmebegünstigten Regionen Südwestdeutschlands betroffen, allen voran die Oberrheinebene.“ Aufgrund der hohen Zahl brauche es kein „Einschleppungsereignis“ aus dem Ausland mehr. Tigermücken können Krankheitserreger wie Dengue- oder Zika-Viren übertragen.
Tigermücke breitet sich aus
„Nachbarkommunen können sich inzwischen gegenseitig mit Tigermücken versorgen, wenn sich eine Person mit einem Fahrzeug von einem Ort zum anderen bewegt. Sollte der Sommer wieder so heiß werden wie die letzten, wird sich dieser Trend wohl fortsetzen“, meinte die Sprecherin.
In der Kabs - einem eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Verein - haben sich mehr als 90 Kommunen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Ihre Aufgabe ist es, die Vermehrung der Blutsauger - einschließlich derer, die Krankheiten übertragen - einzudämmen, um eine Plage zu verhindern.
Die Arbeit der Fachleute mit dem Wirkstoff Bti, der Larven tötet, ist aufwendig: Am Boden schlagen sie sich für die Bekämpfung der Auwaldstechmücken durchs Dickicht, aber viele Brutstätten müssen aus der Luft vernichtet werden. Hier werden Helikopter eingesetzt.
RND/dpa