Medizin-Nobelpreis: Das sind die Favoriten in diesem Jahr
Am Montag wird der Nobelpreis für Medizin bekannt gegeben.
Quelle: Angela Weiss/Pool/dpa
Wer gewinnt den Medizin-Nobelpreis? Bis zur Verkündung am Montag bleibt das ein wohlgehütetes Geheimnis. Doch wie jedes Jahr stellt der Datenkonzern Clarivate eigene Vermutungen an, wer die besten Chancen auf den Nobelpreis hat. Er schaut sich dafür Publikations- und Zitationsdaten wissenschaftlicher Arbeiten an. Demnach sieht Clarivate dieses Jahr vor allem folgende Forschende weit vorne:
- Jonathan Cohen und Helen Hobbs
- Ann Graybiel, Okihide Hikosaka und Wolfram Schultz
- Davor Solter und Azim Surani
Jonathan Cohen und Helen Hobbs
Jonathan Cohen und Helen Hobbs sind Genetiker vom US-amerikanischen University of Texas Southwestern Medical Center. Sie könnten den Medizin-Nobelpreis für ihre Forschung zur Genetik des Fettstoffwechsels bekommen. Die beiden Forschenden beschäftigen sich vor allem mit der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung, eine der häufigsten Formen der Fettleber weltweit.
Bei einer Fettleber befindet sich zu viel Fett in den Leberzellen – meist bedingt durch Übergewicht oder einen hohen Alkoholkonsum. Dadurch steigt das Risiko von Leberentzündungen und Leberkrebs. Meist gehen mit einer Fettleber auch Bluthochdruck sowie Herz- und Gefäßkrankheiten einher.
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Bei der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung kommt es ebenfalls zur Verfettung der Leberzellen – aber nicht durch einen hohen Alkoholkonsum. Risikofaktoren sind hier starkes Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes mellitus. „Die nicht alkoholische Fettlebererkrankung ist ein wachsendes Gesundheitsproblem, von dem in den Industrieländern ein Drittel der Erwachsenen und eine zunehmende Zahl von Kindern betroffen sind“, schrieben Cohen und Hobbs 2011 in einer ihrer Forschungsarbeiten.
Ann Graybiel, Okihide Hikosaka und Wolfram Schultz
Anders als Cohen und Hobbs arbeiten diese drei Forschenden nicht zusammen. Die US-amerikanische Neurologin Ann Graybiel ist am McGovern Institute for Brain Research des Massachusetts Institutes of Technology tätig. Okihide Hikosaka leitet die Abteilung für neuronale Netzwerke des Laboratory of Sensorimotor Research am US-amerikanischen National Eye Institute. Und Wolfram Schultz ist ein deutsch-britischer Neurowissenschaftler an der University of Cambridge.
Die drei Forschenden eint jedoch ihre Forschung zu Basalganglien. Diese Strukturen des Vorderhirns sind maßgeblich an Bewegungsabläufen beteiligt, genauso wie an Lernprozessen. Sie stehen außerdem mit neurologischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen, Depressionen und Sucht in Verbindung. Ann Graybiel erforschte in einer Arbeit etwa, wie wir Gewohnheiten entwickeln und brechen können – und stieß dabei auf die Bedeutung der Basalganglien.
Davor Solter und Azim Surani
Auch einen deutschen Anwärter auf den Medizin-Nobelpreis gibt es: Davor Solter, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg. Genau wie sein Kollege Azim Surani, Entwicklungsbiologe von der britischen University of Cambridge, hat er sich mit der genetischen Prägung beschäftigt.
Bis vor einigen Jahrzehnten kursierte in der Medizin die Annahme, dass ein gesundes Kind 23 Chromosomen von der Mutter und 23 vom Vater erbt. Das würde bedeuten, dass eine ausgewogene Mischung mütterlicher und väterlicher Eigenschaften beim Nachwuchs zum Tragen kommt. Das konnten Solter und Surani jedoch widerlegen. Sie zeigten: Einige Gene werden exprimiert, andere inaktiviert – je nachdem, ob sie von der Mutter oder dem Vater vererbt wurden.
Mit der Entdeckung der genetischen Prägung haben die beiden Forscher dazu beigetragen, die Entwicklung von Säugetieren besser zu verstehen. „Die Arbeiten von Solter und Surani wirken sich weiterhin auf die Bereiche Genetik und Epigenetik aus, indem sie den Weg für neue Forschungen und therapeutische Ansätze ebnen“, erklärt das Max-Planck-Institut für Immunologie und Epigenetik.